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Gesamtgesellschaftliche Auswirkungen der Pornographie
#1
Hallo Leute,

bin grade dabei, meine eigene Pornosucht zu bekämpfen und beschäftige mich immer wieder mit folgender Frage:

Welche Auswirkungen hat es auf die gesamte Gesellschaft, wenn eine ganze Generation von Jungs mit ständig verfügbaren Pornos aufwächst?
Aber nicht nur die Pornographie scheint ein Problem zu sein. Auch die Nutzung von sozialen Medien und Smartphones könnte ein riesiges Problem werden. Ich arbeite mit Jugendlichen und mir scheint als hätten diese keine sonderlich große Aufmerksamkeitsspanne mehr. Eine richtige, etwas tiefergehende Kommunikation ist irgendwie kaum möglich.

Ich nehme an, wir bekommens mit einer riesigen Masse von Jungs zu tun, die eine völlig verzerrte Wahrnehmung haben, im Denken und lernen negativ beeinflusst sind und ein schlechtes Sozialverhalten an den Tag legen.

Das Thema Pornosucht findet in der Öffentlichkeit auch fast gar keine Beachtung. Im 100-seitigen Drogenbericht der Bundesregierung findet man lediglich folgenden Satz: "Andere Formen problematischer Computernutzung, etwa bezüglich sozialer Netzwerke oder Onlinepornografie, gelten demnach zum jetzigen Zeitpunkt als noch nicht hinreichend untersucht."

Ich hatte es in meinem Leben ja schon mit mehreren Süchten zu tun (u.a. jahrelang Cannabis konsumiert), aber nichts hat mich derart süchtig gemacht wie Pornographie. Die tatsächlichen Auswirkungen werden glaub ich ganz schön unterschätzt und ich halte es für wichtig, das Thema mehr in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken.

Bin gespannt auf eure Gedanken zu dem Thema

Beste Grüße
Rousseau
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#2
Meiner Meinung nach kann man die Gesamtgesellschaftliche Auswirkung doch teilweiße schon beobachten.

Viele Mütter sind heute doch in einem Alter in dem wir damals noch nichtmal an Sex gedacht hätten; in dem Alter haben wir vielleicht gerade das gemeinsame Onanieren o.ä. entdeckt.
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=14235]
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#3
Ja, so sehe ich das ähnlich. Obwohl ich da sagen möchte, dass es da Abgrenzunge gibt.

In meiner Kindheit haben wir das Thema Sex nicht unbedingt thematisiert, aber ich wusste, dass es was war, was man als Erwachsener tut. Ich wusste aber nichts genaues. Und das was ich mal zufällig in den Pornoheften gesehen habe, waren ja statische Bilder von nackten Männern mit ihrem steifen Penis und nackten Frauen deren Brüste oder Scheide in Szene gesetzt waren.

Dann kam die Zeit der "Doktorspiele" und "zeig mir deins, ich zeig dir meins". Aber ich finde, dass war alles harmlos und ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich meinen Penis in die Scheide meiner "Freundin" stecken müsste, wenn wir "Vater Mutter Kind" gespielt haben.

Heute ist das anders. Heute sind die Pornos eben "interaktiv" bzw. es ist Bewegung drin. Und dass wollen die Kids dann auch ausprobieren
[img=0x60]http://porno-sucht.com/forum/nfc.php?da=nu&nfc=11804[/img]

Seit 07.09.2016 ohne Pornos (275 Tage + Countertage)
Seit 09.06.2017 "Aufräumen" (Countertage)
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#4
Ich bin mir nicht sicher ob diese Argumentation so hält. Immerhin enthält sie wohl viel vom "Diese Generation taugt nix"-Denken, das jede Eltern- bzw Großelterngeneration hat und die wohl darauf beruht, dass unserer Generation (also in meinem Fall die der späten 80er und frühen 90er) und die Generation um das Jahr 2000 herum sich mit ganz anderen Problemen herumschlagen muss als unsere Eltern und Großeltern. Soziale Medien waren für die jetzt 50 Jährigen in ihrer Jugend nicht ein solches Problem. Auch haben sich die Werte in der Gesellschaft verändert, von den meisten wahrscheinlich auch mehr oder weniger unbemerkt. Ein gutes Beispiel, weil uns alle Betreffend, ist hier denke ich eine Definition der Männlichkeit. Bis in die mitte der 80er war eigentlich relativ klar was der Ideale Mann (dh der Hegemonialen Männlichkeit entsprechend, wer sich für das Konzept interessiert sollte die Bücher von Robert/Raewyn Conelly lesen) zu sein hatte: Familienvater, Ernährer, dh wirtschaftlich halbwegs erfolgreich, liebender Gatte, heterosexuell (dieser Punkt finde ich, war da immer ganz präsent), Alphamännchen.
Diese Definition, die ich hier leider auch nur unzureichend charakterisiert habe, hat sich siet etwa 2000 ziemlich aufgelöst. Ein Mann kann alles sein, was zwar gut ist, aber nicht viel Orientierung bietet, was wiederum einigen relativ patriarchalisch strukturierten Denkgemeinschaften (Ich will jetzt nicht auf bestimmte Gruppierungen religiöser oder ideologischer Natur eingehen) es erleichtert ihre überkommenen Ideen unter den orientierungslosen jungen Männern zu verbreiten.

Gut nun vom gefährlichen ins Alltägliche: Pornos schlagen hier genau in die selbe Kerbe wie die eben erwähnten Denkgemeinschaften und geben den Jungen eine Art Orientierung wie sie zumindest mit Frauen umzugehen haben oder zumindest zeigt es ihnen eine Art Sexualität die im wirklichen Leben kaum zu erreichen ist. Aber dazu gibt es soweit ich weiß bereits genug vorträge.

Worauf ich aber auch noch hinweisen wollte, lieber Rousseau, ist, dass du vermutlich aufgrund deiner Arbeit vor allem die Härtefälle zu sehen bekommst, was vermutlich auch den Blick leicht verzerrt. Vermutlich wird die große Masse der Jugendlichen gut mit diesen Herausforderungen die die Digitalisierung mit sich bringt fertig, und nur ein relativ kleiner Teil wird zum Problemfall. Aber dieses Phänomen gabs bei jeder größeren Umwälzung.

LG
Warli

[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=13013]
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#5
Hi Rousseau,

vielleicht ist die Kern-Frage gar nicht die der Verfügbarkeit von Pornos, Medien etc.
Schädliche Substanzen mit Sucht-Potential gab es schon immer, auch relativ leicht verfügbar (zb Alkohol).

Vielleicht ist die Kern-Frage die nach den fehlenden tragfähigen Beziehungen, immer weniger echte Freunde,
die Zunahme der Vereinzelung und Vereinsamung, Schwächung von familiären Strukturen, frühe Fremdbetreung etc.

Ich folge der Argumentation von Johann Hari und denke, dass starke liebevolle Bindungen der beste Schutz
vor allen Arten von Suchtmöglichkeiten sind.

Soweit in Kürze meine Gedanken...

Gruß, eleasar
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