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Tagebuch - Versuch 1 (dem Monster in mir kein Futter geben, heute nicht!)
#1
So.

Mir hilft es vielleicht gerade, einfach hier was zu tippen.

Ich bin um die 30. Arbeite im Einzelhandel. Es ist ein netter Job.

Habe bis heute Abend gearbeitet. Es ist Samstagabend. Keine Verabredung. Keinen Plan. Auch für morgen nicht.

Gefährliche Situation!

Mein Muster wäre jetzt:

man könnte ja ein, zwei Clips anschauen. ...

Dann säße ich jetzt in meinem Zimmer, würde bestimmte Seiten ansteuern - und erst in ein paar Stunden ermattet wieder zu mir finden.

Ich habe dazu gerade tatsächlich ziemlich starke Lust. Obwohl ich weiß, dass es mir schadet. Weil ich mich dadurch in einen Zombie verwandle. Ein Geschöpf, das scheinlebendig ist.

Meine Horrorvorstellung: ich sitze 50 Jahre später im Altenwohnheim. Und ich denke an all die nutzlosen Tage zurück in meiner Jugend und als junger Mann. Na schön, dann setze ich halt meine Virtual-Reality-Brille auf und flüchte ein wenig aus dem Altenwohnheim und vor den schmerzenden Erinnerungen...


Back 2017:

Was ich jetzt gerne tun würde, ist: nicht alleine hier hocken.

Mit jemandem draußen unterwegs sein.

Oder in Ruhe lesen. Das wäre auch schön.

Was kochen / backen könnte ich auch.

Jemanden anrufen?

Auch wichtig: keinen Alkohol trinken. Ich bin nicht Alkoholiker. Aber eine gewisse Gefährdung sehe ich da schon bei mir.

(Hätte ich ein perfektes Leben: würde ich jetzt ein, zwei kleine Kinder zu Bett bringen.

Oder mit Freunden im Theater sein. Oder auf der Tanzfläche sein. Oder mit meiner Freundin kuschelnd einen Woody-Allen-Film schauen. Oder mit ihr in einer Bar sitzen und über die vergangene Woche quatschen und über unsere Zukunftspläne...)

Bringt doch alles nichts, diese Träume von einem anderen Leben...

Daher. Etwas konkretes!

Einen Plan für morgen fassen!!!

Ich könnte morgen meinen Bruder anrufen, was ich aufschiebe seit längerer Zeit.

Könnte xy fragen, ob spontan Lust zum Essengehen.

Könnte meine Eltern besuchen.

Könnte ins Fußballstadion gehen.

Könnte zu einem Tanzkurs gehen.

Könnte ins Kino gehen.

Könnte eine Bewerbung schreiben.

Wichtig dabei: wenigstens eine Interaktion mit anderen Menschen, die über das Kaufen einer Kinokarte hinausgeht.
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#2
So ist es, Pläne schmieden! Nicht darin versinken was man alles verpasst hat, was man alles nicht machen sollte - das spielt keine Rolle! Du scheinst eine ziemlich klare Vorstellung davon zu haben, wie dein idealer Lebensstil aussehen würde.

Überleg dir, wie du das erreichen kannst. Langsam, Schritt für Schritt. Und dann arbeite daran. Jeden Tag. Von morgens bis abends! Es gibt nichts Wichtigeres in diesem einen, einzigen Leben!
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#3
Schritt für Schritt, fang mit dem Kalten Duschen an das hilft dir auch mehr offener im Leben zu werden, spontaner, glücklicher, männlicher, SUPERMAN !
Big Grin
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=15483]
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#4
Tolle Beschreibung Rock n Roll Alien. Bringst es auf den Punkt. Du schaffst es Mann. Freue mich deine Entwicklung zu verfolgen.
Die Sucht ist ein Teil von mir aber ich bin nicht die Sucht. Ich bin viel mehr!
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=15262]
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#5
Ich verstehe sehr gut, was du gerade durchmachst. Geht mir ähnlich. Wir schaffen das!!!!

Gesendet von meinem FRD-L09 mit Tapatalk
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#6
Nach langer Zeit: Danke für eure aufmunternden Beiträge!

Ich habe es nicht ganz geschafft. Aber immerhin den Konsum vorerst auf ein halbwegs erträgliches Maß beschränken können. Ich bin gestern zwei Stunden abgestürzt. Aber dann hab ich mich aufgerafft und bin rausgegangen. Zwei Stunden pro Woche würde ich noch als erträglich empfinden. 

Das ist schon mal etwas.

Und vielleicht schaffe ich es ja, den Konsum noch weiter einzuschränken. 

Mir persönlich hilft nur eines: Struktur in den Tag bringen, unter Leute gehen. Versuche generell mehr meine freien Tage zu planen. So entstehen auch keine Löcher, die ich dann mit dem uns allen bekannten Unsinn fülle.

Zudem trinke ich keinen Kaffee mehr, nur noch Tee. Könnte auch eine Auswirkung haben. Kaffee bringt die Hormone irgendwie durcheinander (sachlich betrachtet vermutlich total falsch - aber ich empfinde das so). Tee ist milder.

Was einfach nicht mehr passieren darf: ganze Tage mit diesem Kram wegwerfen. Selbst wenn es "nur" drei, vier Tage im Monat sein sollten.
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#7
Mir ist mit einigem Schrecken aufgefallen, dass ich mich beim Thread-Titel verschrieben habe. 


Also dann: "DEM Monster in mir kein Futter geben, heute nicht!"


So... Nachdem das geklärt wäre...


Meine Beziehung und Einstellung zu den Ps verändert sich ständig. Mal geht es wunderbar gut und ich verschwende kaum einen Gedanken. Und dann ist der Gedanke urplötzlich wieder da und ich hänge drin im Schlamassel... 


Vielleicht dokumentiere ich hier einfach meine "Rückfälle" und warum die geschehen sind. In der Hoffnung, dass ich Kontrolle darüber gewinne, indem ich darüber schreibe und reflektiere. 


Wann ist es zuletzt passiert? 


2. Weihnachtstag. Da komme ich recht spät nach Hause. Weihnachten war nicht so toll und harmonisch wie erhofft. Meine Einsamkeit und Sehnsucht nach einer Partnerin wurde mir sehr deutlich. Und ich fühlte mich sehr aufgekratzt. Dann die Aussicht am nächsten Tag wieder arbeiten zu müssen - und da hatte ich keine Lust zu. Und ich wollte den Moment, schlafen zu gehen, aufschieben. 


Also hing ich zwei, drei Stunden vor dem Kasten. Es wurde irrsinnig spät. Und der nächste Arbeitstag war dementsprechend schwierig. 


Prinzipiell war der Dezember - was den P-Konsum angeht - allerdings noch halbwegs vertretbar. Also keine ganzen Tage und Nächte, die verschleudert wurden. 




Mich würde aber auch mal interessieren, wie "normaler" P-Konsum aussieht. Wie machen das andere Leute? Schauen die im Monat 10 bis 20 Minuten ein kleines Filmchen und gut ist? Fühlen die sich "danach" tatsächlich befriedigt? 

Ich denke da mal wieder an die Volksdroge Nummer 1: Alkohol. Vielen reicht ja mal ein kleines Bierchen. Ein paar Unglückliche können nach dem kleinen Bierchen aber nicht mehr stoppen und brauchen immer mehr. 

Kann man beides überhaupt vergleichen? 

Ps sprechen ja einen ganz wichtigen Trieb im Menschen an. Sexualität ausleben ist ja an sich etwas Wichtiges und Gutes. Alkohol dagegen ist nichts, was Menschen bräuchten. 
Ich schreibe wieder, wenn "es" wieder passiert ist. Hoffentlich dauert es bis dahin noch etwas... Vielleicht schreibe ich ja nie wieder etwas... 
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#8
Alles was stark stimuliert und Probleme sofort überdeckt, kann zu einer Droge werden. Pornos, Alkohol, Cannabis, Zucker sind schnell verfügbar und sofort ein Feuerwerk fürs Belohnungssystem. Das merkt sich eine traurige Seele. Wenn es ihr schlecht geht, dann erinnert sie sich zuerst an den starken Kick und schreit um Hilfe: "gib mir diesen Porn, den Schnaps, die Schokolade...". Manche trainieren sich die Sucht auch an, durch eine Gewohnheit, die schwer auszurotten ist. Wer ein gutes Leben hat, keine Probleme, ein gutes Selbstwertgefühl, ist immun gegen Porno, Alkohol und Co.
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#9
Habe längere Zeit nichts geschrieben. Eigentlich ging es mir auch relativ gut die letzten Wochen.

Tatsächlich glaube ich nicht, dass bei mir in dem Sinne eine Art von Sucht bei mir vorliegt.

Trotzdem tut es mir einfach nicht gut, mir Pornos anzuschauen.

Mir ist das heute und vorgestern wieder passiert. Immerhin nicht stundenlang, wie es mir früher schon so häufig passiert ist. Konnte mich noch ganz gut stoppen. Bzw. konnte mich aufraffen, rausgehen, mich mit Leuten treffen. Das war wichtig.

Dennoch habe ich immer nach dem Porno-Konsum das Gefühl, dass ein paar Gehirnzellen mehr bei mir abgestorben sind.

Es ist so hirnverbrannt, sich diese Sachen anzugucken. Null Erotik, keine Gefühle. Es hat überhaupt keinen Mehrwert. Es bringt mich nicht in meiner Entwicklung weiter.

Damit das nicht wieder vermehrt auftritt bei mir: ich muss halt echt darauf achten, dass ich keinen Tag in der Woche habe, der ohne Termine auskommt. Wenn ich an meinen freien Tag einfach so in den Tag hineinlebe, geschieht es ziemlich schnell, dass ich wieder dieses Zeugs mir anschaue.
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#10
Hallo,
Deine Einsicht ist schon gut und weit. Pornos haben keine Erotik und keinen Wert.
Du hast im vorletzten Beitrag gefragt, wie "normaler" Pornokonsum aussieht. Ich persönlich kenne sowas nicht. Ganz oder gar nicht. In meinen Pornozeiten konnte auch mal eine Woche ohne dazwischen sein - aus Zufall. Aber an anderen Tagen war auch 3x möglich, stundenlang.
Das Schlimmste war diese Erkenntnis: Da hat mich was im Griff und steuert mich, und ich selbst darf gar nicht mehr mitentscheiden. Ich glaube auch, dass ich bei den einzelnen Porno-Absichten nie wirklich eine Entscheidungsfreiheit hatte, denn vor dem Rechner dann laufende Suchfenster zuzumachen - das war mir so gut wie unmöglich, da war es halt zu spät und ich schon "mittendrin im Rausch".

Die einzige Möglichkeit war für mich die "Gesamtentscheidung". Und dabei geht es um nichts anderes als eine Veränderung der Lebensgewohnheiten: Wie verarbeite ich Langeweile, Freude, Einsamkeit, Frust? Wie verarbeite ich sexuell geladene Medieninhalte und Bilder, die mich dann zum Pornokonsum bringen? Warum muss ich als Mann eigentlich die Unterwäscheseiten in der Kik-Werbung ansehen? Usw. :-)

Knall dir nicht nur deinen Kalender mit Terminen voll. Eine gewisse Menge ist sicher gut. Aber schau auch nach anderen Alternativen:

Erstens für die Zeit, die Du bisher vor Pornoseiten verbracht hast. Da helfen Beschäftigungen jeder Art.

Zweitens für den Kick, den Pornos Dir geben. Kalte Dusche ist das Einfachste, um "etwas zu erleben". Aber ein schönes, sinnfreie Hobby tuts auch. Alles mit dem Unterschied, dass der Dopaminkick länger braucht, aber meistens dafür auch länger anhält :-) Viele hier machen gute Erfahrungen mit Sport.

Drittens für die Gründe, die Dich zum Pornoschauen bringen. Nicht nur die sexuelle Aufladung, die durch TV, Printmedien, Handy, Werbung usw. passiert. Sondern auch Deine ganz persönlichen Triggersituationen. Welches Defizit sollen Pornos bei Dir ausgleichen? Das sieht bei jedem unterschiedlich aus. Und ich habe lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass auch ich Pornos schaue, weil sie mir bei etwas "helfen", das ich nie gelernt habe, anders zu lösen. Bei mir vor allem Langeweile, Einsamkeit und Frust. Vielleicht ist es bei Dir was anderes?

Gut ist es auf jeden Fall, die Augen hier offenzuhalten und zu beginnen, knallhart mit sich selbst ehrlich zu sein.

Du bist auf einem guten Weg!
Bleib drauf!

Gruß
Thomas
4 Reboots: 210 / 110 / 121 / 139+ Tage pornofrei. Ziel: Freiheit ohne Rückfälle.
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=8463]
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