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Ich feiere 90 Tage ohne Porno
#1
Hallo Forum,

nun, wo soll man anfangen? Wie offensichtlich ist, bin ich ein Mann der sich entschlossen hat mit dem Pornokonsum aufzuhören. Ich habe nun 90 Tage hinter mir, an welchen ich keine Pornografie konsumiert habe. Ich denke es würde mir vielleicht gut tun, wenn ich mich mit anderen Menschen über die Thematik austausche. Ich habe zwar überhaupt nicht das Gefühl, dass ich wieder rückfällig werden könnte. Ich hab mich wirklich entschlossen: das wars mit Pornokonsum! Da ich unter einer ich würde mal sagen leichten ED leide, fühle ich mich halt etwas verunsichert und würde mich gerne austauschen. Ich wollte mir den Hardmode nicht wirklich antun und ich bezweifle in meinem Fall auch die Sinnhaftigkeit desselben. Ich verzichte jedoch weitestgehend auf Masturbation. In diesen 90 Tagen habe ich 5 mal onaniert und hatte 7 Mal Sex. Ich lebe seit ca 2 Jahren in einer polyamoren Beziehung.

Meine Geschichte

Ich bin 38 Jahre alt und hatte meine erste Erfahrung mit einem Mädchen zum Glück noch vor der Highspeed Internet Welle. Ich war damals 14 Jahre alt und durfte erleben was es bedeutet, sich ganz langsam und einfühlsam gegenseitig zu entdecken. Den ersten "richtigen" Sex (was man halt so drunter versteht mit Penetration und oraler Stimulation so im sinne von "volles Programm") hatte ich dann mit 18. Genau dort machte ich das erste Mal bekanntschaft mit meinem streikenden Penis, was aber ganz klar dem deutlich zu hohen Alkoholpegel und der imensen Nervosität geschuldet war. Als ich es dann irgendwie schaffte hart zu bleiben, kam ich dann natürlich auch noch viel zu schnell. Aber ich vermute sehr, dass ich nicht der einzige Mann auf dem Planeten bin, bei dem sein erstes Mal nicht ganz optimal verlaufen ist. Trotzdem hat mich dieses Erlebnis irgendwie nachhaltig geprägt und ich hatte seither immerwieder etwas Mühe eine Erektion aufrecht zu erhalten, wenn ich neue Partnerinnen hatte. Auch Alkohol war oftmals wieder mit im Spiel. Einzig in meinen festen Beziehungen, hatte ich selten derartige Probleme.

Mein Pornokonsum war eigentlich nie sehr ausschweifend. Er hat sich eher latent präsent gehalten. Es gab durchaus Phasen, wo ich täglich auch mehrmals konsumiert habe. In retrospektive sind mir aber einige Dinge aufgefallen:
- Wenn ich am selben Tag PMO hatte, verging mir jeweils die Lust auf meine Partnerinnen
- Ich musste je länger je mehr auf Phantasien zurückgreifen bei realem Sex um zu kommen
- Immer wenn ich eine neue Freundin hatte, wollte ich eigentlich mit dem Pornokonsum aufhören, wurde aber nach ein zwei Monaten Rückfällig und die reale Action im Bett mit der Freundin ging drastisch zurück.

Im allgemeinen, konnte ich mich noch nie über mein Sexleben beschweren. Ich hatte sehr viele verschiedene aufgeschlossene Sexpartnerinnen und man könnte meinen, das sei etwas erstrebenswertes. Vielleicht werde ich noch darauf eingehen warum dem nicht so ist, falls es jemanden von euch interessieren sollte.
Nach meiner letzten festen Beziehung, welche ich zwischen 33 und 34 hatte, war ich sehr frustriert mit meinem Beziehungsleben. Irgendwie schien es nie wirklich zu klappen mit einer langfristigen, stabilen monogamen Beziehung. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendwo wirklich angekommen bin. Irgendwie musste immer wieder "was neues" her. Ich nachhinein ist mir klar, dass Porno seinen Beitrag zu diesem Gefühl geleistet hat.

Wie ich vollends in die Sackgasse geriet

Während meiner letzten "normalen" Beziehung entwickelte ich einen ziemlich heftigen Drang, mich "auszuleben". Der Sex mit der Freundin war leider im Vergleich mit anderen Frauen die ich kannte sehr langweilig und guter Sex ist für mich durchaus einer der Faktoren für eine erfüllte Beziehung. Natürlich spielten auch weitere Faktoren noch eine Rolle dass es zur Trennung kam. Während dieser Zeit konsumierte ich natürlich auch Pornos. Ich hatte auch bereits schon einige speziellere Vorlieben beim Konsum entwickelt, welche sicher nicht mehr als "vanilla" zu bezeichnen sind! Zudem surfte ich auch seit einiger Zeit schon auf Seiten, wo sich Prostituierte anbieten. Ich fantasierte sehr gerne über den schnellen käuflichen Sex und die Umsetzung der Pornofantasien im richtigen Leben. Es kam wie es kommen musste: irgendwann gab ich der Versuchung nach und betrog meine Freundin indem ich zu einer Prostituierten gieng. Kurz nach dieser ersten Begegnung mit einer Prostituierten, beendeten wir auch die Beziehung. Was danach folgte, war die sehr rasante Fahrt in die oben erwähnte Sackgasse. Ich fasse der Einfachheit halber kurz zusammen: drei bis vier Accounts auf Sexdating Plattformen, Camsex, Tinder, dutzende Prostituierte. Ich hatte drei Jahre lang soviel Sex wie nie zuvor in meinem Leben und mein Pornokonsum war inzwischen regelmässig! Ich verschleuderte Tonnenweise Geld. Schon sehr früh wurde mir bewusst, dass dies nicht gut für mich ist und ich versuchte mehrere Male mich einzuschränken. Vergeblich! Nachdem ich mich aus medizinischen Gründen Beschneiden lassen musste, liess ich mir von meinem Urologen Potenzpillen verschreiben. Nach der OP war ich erstmal so verunsichert, dass sich eine ED anfieng abzuzeichnen. Ich hatte aber auch zuvor schon irendwie das Gefühl ihn nicht mehr so recht hochzubekommen in gewissen Situationen und gab diese Verunsicherung wohl auch etwas als Vorwand an um was verschrieben zu bekommen. Auch hier kurz zusammengefasst: seither bin ich auf dem Zeug hängengeblieben (hab mir nachher zweimal was im Internet bestellt). Ohne Erektionssorgen vögelte ich mich durch die Puffs bis ich eines Tages feststellte, dass ich enorme Angst entwickelt hatte, ohne eine Pille Sex zu haben. Da war alles schon zu spät. Mir dämmerte langsam, dass ich einen sehr radikalen Schnitt machen muss. Danke Internet, ich hab die no-fap Bewegung entdeckt!
Es gäbe noch sehr viel mehr Details zu erwähnen. Trotz des schon sehr langen Texts habe ich das Gefühl, nicht alle Faktoren genau beleuchten zu können. Seht es wirklich einfach als grobe Zusammenfassung. Ich habe mich sehr intensiv mit mir auseinandergesetzt und bin mir sehr klar darüber geworden, wie all dies zustande kam.

Nun, nach 90 Tagen

Auf Pornos zu verzichten fiel mir nicht ganz so schwer. Viel schwerer war der Drang zu kontrollieren, wieder zu einer Prostituierten zu gehen! Ich musste es mir wirklich in meinen Kopf reinhämmern: "ich werde nie wieder zu einer Prostituierten gehen und darum werde ich auch niemehr eine Seite besuchen, wo sich welche anbieten!" Das war am Anfang lange mein Mantra. Es wurde zweimal recht knapp, da der Drang so stark wurde. Das waren Momente, wo ich mir dann doch erlaubte zu ejakulieren. Der Druck war nachher weg. Masturbation hat mich so vor schlimmerem bewahrt. Ich verzichtete aber bewusst darauf, mich zu einer Fantasie zu befriedigen. Auch der Sex hat mir geholfen, den Druck unter Kontrolle zu halten. Heute habe ich eigentlich kein Verlangen mehr nach den alten Mustern. Darüber bin ich schonmal ziemlich froh. Die bange Frage welche ich mir stelle ist halt einfach diese: wann wird meine natürliche Erektion endlich wieder zuverlässig und ohne Angst funktionieren? Ich erwarte sicherlich keine Wunder und schon gar nicht von heute auf Morgen. Aber natürlich möchte man, dass alles so schnell wie möglich wieder gut wird, rsp. sich der neue Lebenstil vollends positiv bemerkbar macht. Ich bin guten Mutes, habe aber auch immer mal wieder meinen Frust!

Hier noch eine Liste mit Dingen, welche ich aktiv unternehme um an mir zu arbeiten. Nicht nur in Bezug auf die Sex/Pornosucht, sondern auch im Sinne eines ausgeglichenen zufriedenen Lebens:
- Ich beschäftige mich mit Tao Yoga (Stichwort Multiple Orgasmen und Orgasmen ohne Ejakulation)
- Ich meditiere fast täglich (Taoistische Übungen)
- Ich praktiziere die Wim Hof Methode (kalte Duschen und Atemtechnik)
- Ich treibe in der Regel mindestens dreimal in der Woche Sport
- Ich ernähre mich grösstenteils bewusst und gesund (Und rauche und saufe ebenso gerne, haha)
- Ich informiere mich über alles im Zusammenhang mit Beziehungen/verschiedene Beziehungsformen, Liebe, Sex, no-fap etc.
- Ich kommuniziere nach aussen, dass ich keine Pornos mehr konsumiere (auch wenn ich nicht bis ins letzte Detail meine Gründe dafür nenne. Dafür schäme ich mich zu sehr)


Ich könnt noch sehr viel mehr schreiben. Aber wie ihr seht, werde ich jetzt schon etwas gar umfänglich. Wer mehr wissen möchte trete doch hier einfach in persönlichen Kontakt. Ich würde mich über einen Austausch freuen und die Diskussion erweitern und auch etwas über euch erfahren.
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