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Hat es eine Wurzel?
#1
Guten Abend Kämpfer tapfere Krieger,

ich stellte mir irgendwann die Frage, "Was ist die Wurzel meiner ständig wiederkehrenden Sucht?".

Erstaunlicherweise sind es keine Pornos, die mich zum Süchtigen machten! Vermutlich mag ich hier dann falsch sein aber so falsch kann es nicht sein, denn die Ausprägung der Sucht war ebenfalls die Masturbation, - die Auswirkung eine Depression, die sich durch Angstzustände sowie Schweißausbrüche beim Gedanken an Aufgaben, die noch zu erledigen sind, innere Müdigkeit, Lustlosigkeit und Wutausbrüchen bemerkbar gemacht hat.

Doch was war es, wenn nicht Pornos?
Ich mochte Pornos nie, weil dort andere Penisse zu sehen sind (Lesbenpornos ließen mich kalt). Ich kann, denke ich an den Fingern abzählen, wie oft ich Pornos gesehen habe. Mich reizte eine andere Sache viel mehr. Es war der Reiz Nacktfotos von Mädchen zu bekommen. Das war viel realer und für mich geheimnissvoller. Also machte ich mich auf den Weg diesem Hang nachzugehen, meldete mich auf sämtlichen Chatseiten an und begann mit Pseudo-Accounts Mädchen und Frauen anzuschreiben. Nach kurzem kennenlernen und den üblichen blöden Fragen "Wie gehts? Was machst du?" und der darauf folgenden Antwort in der Form "ich muss gleich duschen, willst du mit?", in der Hoffnung (und fast schon mit einer Überzeugung), dass die Dame am anderen Ende grade auch so Lust hat und auf diese taktlose "Anmache" anspringen würde, ging es dann in einen privateren Chat. (damals ICQ, MSN, heute Whatsapp, Skype)

Blöderweise, oder in dem Moment glücklicherweise, taten es auch einige. Nach einigen Jahren entwickelte sich ein Muster von leichter Beute. Es waren oft die seelisch und sozial schwachen. Woran ich das erkannte? Übung macht den Meister (Dieses Sprichwort hätte ich gern für mein Klavierspielen angewandt). Nach einigen Jahren und vielen Stunden jeden Tag wusste ich genau, wer auf meine Anmachen anspringt würde und welche Frau wirklich nur zum Chatten auf der Seite ist.

Noch reizender war es, Mädchen aus meinem unmittelbaren Umfeld anzuschreiben,-unter einem Decknamen natürlich. Ich wollte ja mein wahres Gesicht eines freundlichen, zielstrebigen und konsequenten jungen Mannes bewahren.

Nach dem ersten "ausquetschen" von Informationen ("wie oft Masturbierst du? hast du heute, etc".) und auch in einigen Fällen an Nacktbildern, habe ich die für mich höchste Form des virtuellen Reizes herausgefunden.

Und so ging es viele viele Jahre. Mit 11 hatte ich meinen eigenen PC und seit dem begann das Dilemma. 13 Jahre sind es bisher.

Das reale Leben wurde zur Nebensache. Sobald ich zu Hause war, ging es an den PC und los gehts. Im selben Zimmer, wo ich noch 2-3 Jahre vorher Legotechnik gespielt habe und keinerlei Gedanken an Sexualität verschwendet habe.


Warum wurde ich plötzlich vom "Legotechnik-spielenden Jungen" zum "sex-suchenden Unmenschen?"
Viele Auswirkungen unserer Person im Entwicklungs- oder auch im Erwachsenenalter, haben ihren Ursprung in der Kindheit. Schon früh, als kleiner Junge habe ich beim Versteckspiel mit Nachbarinnen, Cousinen oder Klassenkameradinen gemerkt, welcher Typ Mädchen sich zu allem anstiften lassen würde. Es waren die Mädchen, die "Verstecken spielen mit anfassen spielen wollten". Es war einfach diese Mädchen als "Gruppenführer" bei irgendwelchen Spielen für sich zu gewinnen. Erst später habe ich gemerkt, was all diese Mädchen gemeinsam hatten,- die meisten von ihnen waren Mädchen, die mehr oder weniger allein gelassen wurden von ihren Eltern oder es waren Scheidungskinder. Die Eltern mochten zwar anwesend gewesen sein und auch alles äußerliche für das Kind gemacht haben, jedoch haben sie vermutlich den großen Teil der Anerkennung und Liebe vernachlässigt. Das Resultat: Ein Mädchen, welches sich auf Anmachen und Lüste eines Mannes schnell einlässt, ohne groß nachzudenken.

Nun denn, also hat sich schon im frühen Kindesalter ein "Beuteschema" entwickelt und in den meisten Fällen lag ich später auch mit meiner Suche sehr richtig. Ich wusste, beim anschauen eines Profilbilds oder einer Galerie, durch die Bekleidung, den Blick, die Art der Fotos, ob sie nachgeben wird und mir Nacktfotos schickt oder nicht. Sehr oft passte meine Einschätzung. Dennoch wollte ich immer mehr und immer andere Mädchen und mehr Nacktfotos.

Was ist denn nun die Wurzel?
Eins habe ich konkret gemerkt: Immer dann, wenn zu Hause disharmonie herrschte, suchte ich mein eigenes Zimmer auf und verkroch mich in meine Nacktfotos-suchende Welt. So bin ich Konflikten aus dem Weg gegangen. Konfliktunfähigkeit und ein verzerrtes Bild von Harmonie, waren die Folge.

Aber es war zu spät, auch wenn ich Wurzel und Ursprünge gesehen habe, es ging weiter und weiter. Durch mein Studium, die Wohnung und das eigene Auto, wurde es weniger. Ich hatte Verpflichtungen, denen ich Gegenüberstand.

Und doch gab es dann immer wieder alle paar Wochen des Absturzes. Mit dem Zeitalter Whatsapp + der ins Smartphone installierten Kamera ging das mit den Nacktfotos nun noch schneller und praktischer. Wenn eine Zeit des Absturzes kam, konnte ich für mehrere Wochen untertauchen. Dann gab es wieder die Zeit in der ich exestierte und funktionierte und teilweise auch Freude empfinden konnte,- mit dem ständigen Begleiter "Angst", der mir sagte..."bald habe ich dich wieder." und so geschah es.

Und nun meine ich an meinem Tiefpunkt angekommen zu sein, der sich in absoluter Lustlosigkeit, Distanz zu Menschen, Überwindungsschwirigkeiten, Wut und Aggressionen, mangelnder bis gar keiner Disziplin, Selbstverachtung, mangelnder Konzetration, schwäche am logischen Denken und ausgeprägten Emotionsschwankungen äußert.

Mein Ansatz da rauszukommen:
Ich kenne die Wurzel meiner Sucht und setze dort an. Ich will verstehen, warum ich Angst vor Disharmonie hatte und mich in mein Zimmer verkrochen habe. Ich will innerlich den Menschen vergeben, die womöglich Auslöser dafür waren, dass ich mich verzogen habe.
Und ich möchte meine Schuld / mein Eigenverschulden an entsprechender Stelle ablegen und sowohl Vergebung empfangen als auch mir selbst vergeben.

Kernaussage: Die Wurzel der Sucht zu finden ist wichtig, um von der Sucht loszukommen.

Die Wurzel kann der Umgang innerhalb der Familie sein

- ständiger Streit zwischen den Eltern
- Missachtung der Männlichkeit als Junge (Vater: "Gib mir den Hammer, du kannst das nicht!")
- falsches Bild von Männlichkeit seitens des Vaters (Nur am TV sitzend oder mangelnde Beschäftigung mit
- dem Sohn.
- eine herrische Mutter, die den Vater nur unterdrückt hat
- und viele weitere Punkte


Ein Letztes noch: sich Männlichkeit von einer Frau zurückzuholen durch Bestätigung, sei es durch Pornos oder Frauen im realen Leben, funktioniert nicht.

Eine Frau kann nur Weiblichkeit geben. Nur ein Mann kann Männlichkeit weitergeben. Bei fehlender Männlichkeit (sprich der Hang zum Versagen, Nachgeben bei Sucht) , kann man sich männliche Freunde suchen, die einen motivieren, Mut zusprechen, gemeinsame Aktivitäten starten oder noch viel besser, man bemüht sich das Verhältnis zum eigenen Vater erneut aufzubauen.


Ich schätze die Wenigsten haben bis hierher gelesen aber es wäre schon eine großartige Sache, wenn auch nur vielleicht einem durch meine Gedanken geholfen werden kann, denn dann habe ich was Gutes getan.

Nun wünsche ich allen Kämpfern gegen die Sucht die nötige Kraft für den Moment, die Ausdauer und den Weitblick schon bald wieder ein richtiger Mann zu sein, - so wie man geboren und gewollt wurde!

See you in Freedom!
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#2
Hallo und herzlich willkommen. Danke für deine offenen Worte, die mich ehrlich gesagt in gewisser Weise berührt haben. Danke für diesen aufschlussreichen und ausfühlichen Text. Es ist immer gut, sich diese Dinger immer wieder bewusst zu machen. Auch dir viel Kraft auf deinem weiteren Weg. ;-)
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#3
Hallo freedom,

danke für den ausführlichen Beitrag! Ich habs auch gelesen. Die Frage nach den Wurzeln meiner Probleme stelle ich mir auch schon länger. Eigentlich länger als ich mir meiner Pornosucht bewusst bin. Vergeben ist auch gerade mein Thema. Mit dem Vater wird es langsam besser. Mit der Mutter ist es noch ein Weg.

Willkommen im Forum! Viel Kraft!
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#4
(06.10.2015, 11:25)Christian schrieb: Hallo und herzlich willkommen. Danke für deine offenen Worte, die mich ehrlich gesagt in gewisser Weise berührt haben. Danke für diesen aufschlussreichen und ausfühlichen Text. Es ist immer gut, sich diese Dinger immer wieder bewusst zu machen. Auch dir viel Kraft auf deinem weiteren Weg. ;-)

Danke, Christian, dass du dir das durchgelesen hast.

Sich gute Dinge oder auch Risiken bewusst machen, sind die Leitplanken / Schutzplanken rechts und links auf dem Weg.

Mir hilft es auch immer wieder.

(06.10.2015, 13:20)eleasar schrieb: Hallo freedom,

danke für den ausführlichen Beitrag! Ich habs auch gelesen. Die Frage nach den Wurzeln meiner Probleme stelle ich mir auch schon länger. Eigentlich länger als ich mir meiner Pornosucht bewusst bin. Vergeben ist auch gerade mein Thema. Mit dem Vater wird es langsam besser. Mit der Mutter ist es noch ein Weg.

Willkommen im Forum! Viel Kraft!

Danke auch Dir eleasar für dein Statement.

Dein Vers da unten gibt schon sehr gute Hoffnung:
Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. (Ez 36,26)


Für die "neue" Beziegung zwischen Dir und Deiner Mutter wünsche ich Dir für den richtigen Moment die richtigen Worte oder das nötige Schweigen. Vor allen Dingen aber die Weisheit diese Beiden voneinander zu unterscheiden. Mir hat es geholfen im richtigen Moment das Richtige zu sagen oder im richtigen Moment ruhig zu sein, um einen nicht zielführenden Konflikt zu unterbinden.
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