Schluss mit lustig – lasst uns Tacheles reden!

Meine Erfahrungen

Zum Anfang möchte ich kurz den Grund für meinen Erfahrungsbericht erläutern: Nachdem ich nun seit einem Jahr kämpfe, Pornoschauen zu beenden, habe ich jetzt den Resetknopf gedrückt, mit all seinen Konsequenzen.
JEDER kann aufhören pornosüchtig zu werden, wenn ich es auch kann.

Meine Vergangenheit:

Ich war ein ruhiger Junge, der sich schon als Kind viele Gedanken machte über alles und jeden. Das ist bekanntlich Fluch und Segen zugleich. Nichtsdestotrotz hatte ich im Kindergarten und in der Schule viele Freunde und war auch bei den Lehrern wegen meiner Art beliebt, obwohl ich im Gymnasium bei all den pubertierenden Jugendlichen eher unterging.
Ich will euch nicht mit irgendwelchen Geschichten langweilen, darum komm ich gleich auf den Punkt. Ich hatte meinen ersten Kuss in einer nahegelegenen Disko. Da war ich 16 oder 17. Ich habe mir ihre Nummer geben lassen und so schrieben wir die nächsten zwei Wochen immer mal wieder. Doch es kam nie zu einem Treffen, geschweige denn zum Sex.

Ich konsumierte Pornos zum ersten Mal mit 14. Da war es nur ein Bild. Doch schnell wurden es Filme und auch da gibt es, wie ihr wisst, Abstufungen bezüglich der Perversität etc. Schnell wurde mir klar, dass ich ein Faible für Ärsche hatte. Und deshalb war meine persönliche „Belohnung“ beim PMO eine Szene, die etwas mit Anal zu tun hatte. Das gehörte seit zwei/drei Jahren zu meinem normalen Ablauf dazu.

In den nächsten Jahren hatte ich noch zwei Mädels, mit denen ich rumgeknutscht habe. Das wären die Momente gewesen in denen es zum Sex hätte kommen müssen, vor allem bei der letzten. Während meines jetzigen Studiums gab es in fast jeder Vorlesung eine, die mich immer wieder anschaute, es war mir manchmal echt peinlich wenn sie sich zu mir umdrehte, ich aber nie den Mut hatte sie auch nur anzuschauen.
Ich sehe für einen Mann wirklich gut aus, das ist keine verschobene Realitätswahrnehmung, und bin sehr selbstbewusst geworden, also nichts mehr mit ruhiger schüchterner Junge.
Aber genug geschwafelt. Ich bin 22 Jahre alt und noch Jungfrau. Fast alle meine Freunde haben eine Freundin, auch wenn ich ehrlich bin, dass ich die nicht als Freundin haben wollte (optisch gesehen). Meiner Mutter fällt es natürlich auf, dass ich noch nie ein Mädchen nachhause gebracht habe. Sie hat mich darauf schon mehrmals angesprochen, jedes Mal war ich verlegen. Die Pornos nahmen mir mein dazugewonnenes Selbstbewusstsein.
Hätte ich eine Freundin würde ich nie so einen Bericht schreiben, sondern weiter PMO nebenher betreiben.

Aber sind wir mal ehrlich: Wer auf dieser Seite hier surft, hat ein ernsthaftes Problem, dessen Wurzel nicht das „abwixxen“ auf Filme ist, sondern viel tiefer verankert ist. Man versucht mit einer „Sucht“ oder einer außer Kontrolle geratenen Gewohnheit etwas zu überkompensieren, bei mir beispielsweise eine Angst die ich selber nicht näher definieren kann. Vielleicht vor menschlicher Nähe, vor verwundbar sein oder was weiß ich.
Ja ich hätte in den Puff gehen und eine osteuropäische Schlampe knallen können. Aber so viel Selbstachtung habe ich noch, dass ich das noch nicht getan habe. Oder ist es wieder Angst? Ich glaube beides…

Meine Gegenwart:

Ich hörte letztes Jahr um die Zeit auf, PMO täglich zu betreiben. Da stieß ich auf diese Bewegung. Und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt war mein Malle-Urlaub. Ich hatte  keine Morgenlatte mehr und fühlte mich wie in einer Depression. Ich war am Ballermann mit einem Kumpel und einer Freundin von ihm (die beiden wurden nach dem Urlaub ein Paar) und deren Freundin. Diese hatte einen Freund, war zum damaligen Zeitpunkt aber nicht mehr so glücklich mit ihm.
Normalerweise hätte man bei ihr landen können. Ich aber durch meine Angst und meinem „Entzug“ psychisch völlig labil, habe die Chance nicht genutzt. Sie hat mit keinem anderen in Malle geschlafen, aber ich hatte meine Chance und hab sie gnadenlos vergeigt. Das ist eine Reue meine Freunde, die mich nach dem Urlaub zum Weinen brachte…Ich nahm in dieser Woche fünf Kilo ab, weil wir nur gesoffen und dazu fast nichts mehr gegessen haben. Danach lag ich fast drei Wochen krank im Bett, und schrieb diesem Mädchen NACH dem Urlaub (oh Gott steh mir bei, was bin ich für ein Looser) wie toll ich doch den Urlaub fand und auch mit ihr.
Sie fühlte sich schon geschmeichelt aber man kann eine Frau natürlich nicht rational rumkriegen und emotional hatte ich keine Vorarbeit geleistet…
Das ganze restliche Jahre über gab es Phasen, in denen ich für 50 Tage am Stück nicht masturbierte und noch viel länger keine Pornos sah, aber als das jetzige Semester zu Ende ging und die Prüfungen kamen, hatte ich immer noch keinen Sex. Aus Frust dessen zog ich mir wieder Pornos rein, aber nur einen pro Woche.

Ich hatte trotzdem Konzentrationsschwierigkeiten beim Lernen, weil ich in mir die Lust wieder geweckt habe nach mehr Pornos. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen, denn ich war dauergeil, und büßte es am nächsten Tag sehr beim Lernen.
Ich sagte mir: entweder NoFap oder kontrolliert masturbieren. Rückblickend gesehen ist das erste gut, das zweite hat mich dazu gebracht diesen Bericht über meine Geschichte zu schreiben. Ich masturbierte anfangs alle paar Tage, schnell wurde es aber wieder ein-, zweimal täglich. Und ich fing wieder an Filme täglich zu schauen, diesmal aber perverse und das ist noch untertrieben. Normalerweise würde ich davon erbrechen müssen, aber ich fühlte nichts mehr beim Schauen dieser Filme und auch der Orgasmus war KEINE Erlösung mehr.

Vor drei Tagen als es zu krass geworden war und ich mich selber nicht mehr erkannte, installierte ich auf meinem Handy zwei Applocker- Apps, die eigentlich dazu gedacht sind, dass andere Menschen nicht einfach so deine Apps öffnen können.
Ich benutze sie aber dazu, dass ICH nicht mehr auf Browser wie Google Chrome zugreifen kann, weil diese Apps nur deaktiviert werden können und ich jederzeit wieder ins Internet hätte gehen können. Ich merkte mir die PIN nicht und kann somit nicht mehr mit meinem Handy ins Internet gehen. Zweitens verschloss ich den Google Play Store mit einer langen PIN, sodass ich mir nicht einfach einen neuen Browser runterladen kann. Auf meinem Laptop habe ich bereits die meisten Pornoseiten deaktiviert, sodass ich auch da nicht mehr darauf zugreifen kann.

Meine Zukunft:

Ich kämpfe seit einem Jahr mit dem Aufhören von PMO. Es hat sich vieles verbessert, aber weil ich nie den Mut aufbrachte eine Frau anzusprechen, besserte sich bis heute nichts… Der letzte Monat war der schlimmste in jetzt fast acht Jahren wegen den widerlichsten Pornos, die mich von mir total entfremdeten, weil eklig hoch hundert… Ich saß auf meinem Bett und klickte ein Video nach dem anderen. Ich sagte mir beim Schauen, dass ich aufhören soll, weil es mir nicht guttäte. Aber ich brachte nicht mehr die Willenskraft auf, das zu beenden.
Mein Gehirn hat sich an sexuelle Vorlieben gewöhnt, obwohl ich noch nie Sex hatte. Heute ist Tag vier ohne masturbieren. Ich brauche diesen

Resetknopf: Kein Internet mehr am Handy, kein Zocken mehr von Videospielen. Normalerweise habe ich mit meinen Kumpels gezockt, aber das fällt nun weg. Vielleicht endet sogar die ein oder andere Freundschaft. Denn ich sage mir, wenn sich jetzt nichts ändert, wird sich bis zu meinem Tod nichts ändern. In diesem Sinne: Wenn ihr, wie ich, ganz unten angekommen seid verzweifelt nicht, sondern steht auf und drückt den Resetknopf. Ganz oder gar nicht, muss das Motto lauten.

IHR SCHAFFT DAS!!