Anhaltender Konsum – Die fehlende Notbremse

SuchtartenEine gefährliche Eigenschaft von Süchten ist, dass sie in der Regel langfristig bestehen und schwer zu bekämpfen sind. Das abstinent bleiben fällt schwer, denn das kurzzeitige „High“ durch den Genuss des Suchtmittels genießt eine hohe Priorität.

Dies führt dazu, das alles getan wird, um weiter zu konsumieren- es sei denn, man kann den Schalter selbst umlegen. Doch da der Berg noch immer nicht zum Propheten kommt, ist Eigeninitiative gefragt. Es ist nicht zu erwarten, dass man aus dem Nichts den Absprung schafft. Um den so wichtigen Stopp-Schalter zu finden, ist ein Bewusstsein über den anhaltenden Konsum von Nöten.

Anhaltend, gesund und schädlich

Um herauszufinden, ob man ein anhaltender Konsument ist, muss man erst mal wissen, was „anhaltend“ bedeutet. Treffender wäre hier das Wort „Missbrauch“. Dies beschreibt die tatsächliche Konsumform, die als dysfunktional oder schädigend bezeichnet werden kann. Bei den üblichen Substanzen, die offensichtlich der Gesundheit schaden, ist dies leicht zu definieren.

Wer jeden Tag 2 Flaschen Wein trinkt oder zwei Gramm Haschisch raucht, hat eindeutig ein Problem mit dem Drogenmissbrauch. Bei Pornos ist die Sache etwas komplizierter. Die grundsätzliche Frage muss lauten, ob es überhaupt ein gesundes Maß an Pornokonsum gibt. Eventuell kann man feststellen, dass der Pornokonsum zur Anregung der normalen, echten Sexualität nicht unbedingt verwerflich ist.

Trotzdem gibt es gewisse Maßstäbe, die auf anhaltenden Konsum bzw. Sucht schließen lassen. So ist z.B. der tägliche Konsum von mind. 1 Film schon bedenklich. Wer gar keine Klarheit über seinen aktuellen Zustand hat, kann sich auch die ICD-10 Kriterien noch einmal vor Augen halten (oder den Test dieser Seite verwenden). Diese werden in diesem Artikel ausführlicher behandelt.

Das eigene Verhalten beobachten und studieren

Ein achtsamer Umgang ist im Allgemeinen immer anzuraten im Kontakt mit Suchtmitteln. Manchmal sind gewisse Hilfsmittel ratsam, um den anhaltenden Konsum richtig zu observieren. Es kann unter Anderem dienlich sein, ein Tagebuch über den Konsum zu führen (mehr dazu auch im 3-Tages-Kurs). Wann wird konsumiert? Wie oft passiert es, dass ich in einer Woche auf Pornos zurück greife? Diese beiden Fragen sollten dabei beantwortet werden.

Dies schafft einen persönlichen Zugang zu dem anhaltenden Konsum; der Süchtige lernt etwas über das eigen Verhalten, was therapeutisch sehr relevant ist. „Kenne deinen Feind und probiere ihn mit dem erlangten Wissen zu schlagen“– so könnte man diese Methode zusammenfassen.

Den anhaltenden Konsum analysieren

Nachdem die Fragen „Wann?“ und „Wie?“ beantwortet wurden, kann man nach dem „Warum?“ schauen. Die Gründe für das Anfangen mit dem Schauen von Pornos können natürlich sehr komplex sein. Neugier, „Geilheit“ oder Gruppenzwang sind typische Gründe für den Erstkonsum. Doch darum geht es hier nicht unbedingt. Die Vergangenheit ist abgehakt: Es wurde konsumiert, die Sucht ist entstanden und das Problem liegt vor einem. Viel eher sollte man sich mit der Frage beschäftigen, warum der Konsum noch immer anhält.

Zwei beliebte Methoden sind hier erwähnenswert:

Zum einen wäre da die klassische „Kosten-Nutzen Rechnung“. Hier wird werden schlicht und einfach Vor- und Nachteile des anhaltenden Pornokonsums aufgeschrieben. So kommt es üblicherweise dazu, dass die Nachteile gegenüber den Vorteilen deutlich überwiegen. Manche Menschen kommen erst zur Suchterkenntnis, wenn Sie es ganz deutlich schwarz auf weiß stehen haben. Und auf diese Art und Weise kommt die Problematik und der alternative Lebensstil ohne Pornos deutlich zur Geltung.

Daneben gibt es noch die etwas komplexere, in der Psychotherapie oft verwandte „Verhaltensanalyse“. Dort geht es um die Konsequenzen des eigenen Verhaltens. Einerseits werden die kurzfristigen, positiven Konsequenzen ausgearbeitet. Diese können u.a. die schnelle Befriedigung, der „Kick“ oder Entspannung sein. Andererseits werden die zahlreichen langfristigen, negativen Konsequenzen auf Papier gebracht.

Auf unserer Seite werden diese zur Genüge genannt (Depressionen, soziale Probleme, körperliche Schäden etc.). Hier hat man die Möglichkeit, ein wenig zu experimentieren und ist flexibler als bei der Kosten-Nutzen Rechnung. Man kann nämlich gleich schauen, welche „Ersatzhandlung“ (z.B. Sport) passender wäre für das schädliche Verhalten (Pornos schauen) und letztendlich zu einem höheren Wohlbefinden führt (mehr dazu auch im 3-Tages-Kurs). Für gewöhnlich ist der Aha-Effekt größer als bei der erstgenannten Methode, denn sie ist praktisch durchführbar und der Süchtige lernt eine Menge über sich und die mögliche Verbesserung der aktuellen Situation.