Wie Pornos unsere Wahrnehumung verzerren

Es wurde bereits eine Menge dazu geschrieben, wie sehr Pornografie unsere Gedanken durchwirbeln kann. Dabei ging es vor allem darum, wie sich die Pornosucht auf unser Sexualleben auswirkt. Der Coolidge Effekt lässt uns weniger Freude beim herkömmlichen Sex empfinden, die unrealistische Darbietung von Sexualität in Pornos führt zur Entstehung von Fetischen.

Schlimm genug, dass die schönste Nebensache der Welt so in Mitleidenschaft gezogen wird. Es scheint, als könne der echte Sexualpartner den fremden Darstellern kaum noch Paroli bieten. Doch ist es wirklich „nur“ die Sexualität, die unter der immer größer werdenden Verbreitung der Pornosucht leidet? Viele Erfahrungsberichte und wissenschaftliche Studien deuten an, dass auch andere Lebensaspekte und Verhaltensweisen durch die Sucht beeinträchtigt werden. Dieser Artikel probiert zu beschreiben, wie die durch die sexualisierte Welt verursachten Probleme sich einschleichen und was sie bewirken.

Die heimlichen Auswirkungen der Pornosucht – meine Probleme und ich

Kann häufiges Schauen von Pornos die Wahrnehmung der Nutzer auf unerwartete Weise verändern? Nach einem ein- oder zweimonatigen Stoppen des Pornokonsums berichten ehemalige Nutzer in einem Internet-Forum von gesteigerter Konzentration und neuem Optimismus. Sie erzählen davon, nun weniger Unzufriedenheit mit ihrem Leben zu sein. Sie sehen demzufolge auch Frauen und Beziehungen anders in der Zeit „Post Porno“. Es kann sein, dass Effekte von Pornos allgemein etwas subtiler und weniger bekannt als jene von diversen Drogen sind. Aber sind die Berichte deshalb zweifelhaft?

Die negativen Konsequenzen der Pornosucht sind für informierte Leser unserer Seite hinreichend bekannt. Wir haben des Öfteren davon berichtet, wie unsere gesamte Wahrnehmung dadurch aus den Fugen geraten kann. Diese Konsequenzen sind real und finden Unterstützung in der Wissenschaft

Wie bereits erwähnt sind die Folgen oft subtil und schleichen sich langsam in unseren Alltag ein. Während der Pornosucht sind sie kaum bewusst spürbar. Deswegen ist es oft so, dass ehemals Süchtige erst nach dem Neustart merken, was eigentlich nicht mehr normal „funktionierte“. Das gleiche Phänomen ist übrigens auch bei Drogensüchtigen oft zu beobachten. Sie merken nach dem Entzug, wie sie sämtliche Lebensaspekte während der Abhängigkeit vernachlässigt haben.

Wie äußert sich die verzerrte Wahrnehmung?

Stressed and overworked businessman under pressure.Durch die Art und Weise, wie unser Gehirn funktioniert, ist es so, dass chronische Überreizung dem Menschen         niemals gut tut. Sie führt viel mehr dazu, dass die Person fast unersättlich wird. In der Pornosucht kann sich das z.B. dadurch äußern, dass man sich beim Anblick einer jeden Frau fragt:“Wow, wie ist die wohl im Bett?“. Will heißen: Die Chance auf Sex steht absolut zentral und bestimmt die Gedanken. Logisch, dass in der Folge der Kontakt von Beginn an belastet ist und eine normale Interaktion kaum statt finden kann.

Auch jeder Groll, der aus der Diskrepanz zwischen der virtuellen „Realität“ und der tatsächlichen physischen Realität entsteht, erhöht möglicherweise Zweifel an der (potenziellen) Partnerin. Keine Silikonbrüste, keine aufgespritzen Lippen und keine eindeutigen sexuellen Angebote, die einem nach 2 Minuten Unterhaltung bereits gesendet werden. Denn so und nicht anders geschieht es in dem Großteil der Pornos. In den Filmen, die das reale Sexualverhalten zunehmend ersetzen und unsere Wahrnehmung auf dieser Art pervertieren.

Selbst wenn man sich dazu entscheidet, abstinent zu werden und den Neustart zu wagen, kann es unangenehme Monate brauchen, bis wir wieder zu einem angenehmen und gesunden Empfinden zurückkommen. Wenn sich aber dann diese Auffassungen und Gefühle, die wir in der Sucht erlernt haben, wieder abschwächen, fällt es uns wieder leichter, zu genießen und die wahren glücklichen Momente innerhalb und außerhalb unseres Sexuallebens wertzuschätzen.