Sind Pornoplattformen moderne Reizkatalysatoren?

Als für manche der normale Kokainkonsum nicht mehr ausreichte, kam Crack auf den Markt. Der Konsum durch die Pfeife entpuppte sich als noch intensiver bezüglich seiner Wirkung, der Kick kam noch unmittelbarer im Gehirn an. Raucher, die sich nach ähnlicher Steigerung sehnen, kaufen Zigaretten ohne Filter, Kaffeetrinker einen doppelten Espresso anstatt den Milchkaffee.
Es scheint in allen Konsumfacetten vorzukommen: Menschen neigen immer wieder dazu, ihren Verbrauch zu steigern, um den gewünschten Effekt noch extremer wahrnehmen zu können.

Und plötzlich ist alles immer verfügbar

Sie haben es schon einmal gelesen, nicht wahr? „Pornografie gibt es in gewissser Weise schon seit der Antike und Internet-Pornografie ist grundsätzlich nicht anders.“
Einige Pornokonsumenten erzählen jedoch eine andere Geschichte. Und es ist eine, die eine Menge Therapeuten sich von Pornosüchtigen anhören müssen. Drei kurze Ausschnitte aus Erfahrungsberichten, die uns erreichten, veranschaulichen, dass die hohe Verfügbarkeit von Pornos keinesfalls harmlos ist.

  „Ich entdeckte Tube Sites im Jahr 2006. Ich erinnere mich noch genau. Es war wie Pornos schauen auf Steroiden, eine phänomenale Zeit. Ich meine, es war viel geiler als die lästige Suche nach diesen 15-Sekunden-Clips, bei denen man erst auf den Donwload warten musste, bevor es weiterging . “

„Es war vor ein paar Jahren, als ich Tube-Sites entdeckte, und ich denke mittlerweile, das ist die verheerendste Möglichkeit, um sein Gehirn und dessen sexuelle Empfindung komplett umzukrempeln.“

„Diese Tube Sites haben alles verschlimmert. Sie verändern garantiert die Geschichte der Pornos.“

Das Pornoleben davor- ewig warten, spät starten

Mitte des Jahres 2006 erfuhr die Welt der Pornos einen radikalen Wandel. Die wichtigsten Akteure (PornoTube / RedTube / YouPorn) der Streaming-Szene wurden allesamt eingeführt und begannen, im YouTube-Style Videos zu streamen. Doch wie lief es bis dahin?

Vor dieser Revolution digitaler Pornografie musste der User noch extra das Video herunterladen, welches er sich anschauen wollte. Wenn er es schließlich öffnen wollte, riskierte er zudem noch einen Virus.
Manchmal war die richtige Software nicht vorhanden oder andere technische Probleme traten auf, die dem Pornokonsum Steine in den Weg legten.

Viel Zeit wurde damit verbracht, die richtigen Filme zu finden, sie ohne Risiko anzuschaffen und sie schlussendlich auch genießen zu können. Über diese ganzen Maßnahmen kann der heutige Pornokonsument nur müde lächeln. Die Auswahl ist immens, das Angebot scheinbar unendlich.

Was sind diese Tube-Seiten genau und was macht sie gefährlich?

Heute haben sich regelrechte Video-Galerien im Netz gebildet. Die etlichen Tube-Seiten sortieren die Filme, verlinken sich gegenseitig und präsentieren unentwegt neue Inhalte. Die Seiten sind so auf den Konsumenten Overworked businessmanzugeschnitten, dass diesem es extrem einfach gemacht wird, alles zu bekommen, was er will. Keine Wartezeiten, keine Rätsel über die ungefährliche Beschaffung. Dank der so genannten „Thumbnails“ kriegt der User zudem schon vorher einen schnellen Eindruck von dem, was ihn in dem Porno erwartet.

Klar, dass die Betreiber der Seiten nur auf Hits aus sind. Sie arbeiten teilweise zusammen oder gehören gar zum selben Imperium. Man kommt von einer Seite zur anderen und klickt von einem gerade geöffneten Video auf ein Nächstes, welches noch geiler erscheint. Schließlich findet man sich mit 20 geöffneten Tabs wieder.

Die unendlichen Möglichkeiten und die extreme Konfrontation mit pornografischen inhalten ist Gift für unser Gehirn. Unser Belohnungszentrum wird durch die sexuellen Stimuli überreizt und muss danach die Konsequenzen auslöffeln. Der ständige, grenzenlose Kick ist immer verfügbar. Es ist so, als würde man einen Alkoholiker alleine in der Schnapsbrennerei lassen. Es wird immer schwieriger, sich auf solchen Seite selbst zu zügeln. Darum kann die emotionale und sexuelle Verwahrlosung schnell voranschreiten, ohne das wir es merken.