Vibratoren und andere „Appetizer“- nur ein bisschen spielen?

Autopilot

Das Pornogeschäft boomt und die Sexfilme überschwemmen das Internet. Das war natürlich nicht immer der Fall. Was dennoch in „Offline—Zeiten“ existierte, waren Sexspielzeuge. Öffentlich nicht thematisiert, waren sie jedoch immer wieder im einen oder anderen deutschen Schlafzimmer vorhanden. Weniger vebreitet sind die Hilfsmittel zur privaten Vergnügung heute keinesfalls.

Doch hinzu kommt jetzt die Sexualisierung unserer Gesellschaft durch den so einfachen Zugang zu Pornos. Viele Männer und Frauen haben diese Verführungen unter Kontrolle und genießen in Dosen. Die meisten Suchttypen sind aber so strukturiert, das sie den Dingen zunehmend verfallen.Man sieht es schließlich auch am allgemeinen Drogenmissbrauch. Wären die Verlockungen nicht meistens stärker als die Disziplin, würden die Genussmittel nicht so ein großes Problem darstellen.

Das Märchen vom kontrollierten Konsum

Immer wieder wird der Fehler begangen, dass man sich und seine Kontrollfähigkeit überschätzt. Oft geschieht dies aus der Neigung heraus, die Gefahr des Genussmittels zu unterschätzen. Wie oben bereits erwähnt, hängt es aber vom jeweiligen Suchttyp ab, wie gefährdet man ist. Viele Leute sind besonders anfällig aufgrund ihrer genetischen Disposition oder traumatischen Erfahrungen.

Andere haben den Konsum jeglicher Genussmittel bestens unter Kontrolle. Natürlich kommt es auch darauf an, mit welcher Stimulation man sein Gehirn vollpumpt. Das große Problem bei der Pornosucht und der Nutzung von Vibratoren und anderen Sexspielzeugen ist die drohende Desensibilisierung. Wir reagieren demzufolge immer weniger auf sexuelle Reize. Dies hat zur Folge, dass der „Input“ immer extremer und intensiver werden muss.

Eine beispielhafte Geschichte stammt von einer Userin aus dem amerikanischen Forum, welches sich mit der Thematik von Pornosucht und der Gier nach Sexspielzeugen beschäftigt.

„Ich war so so sensibel wie ein Stein“

Der Bericht der Frau ist erschreckend. Sie beschreibt, wie Sie durch die Nutzung des Vibrators und durch Internet-Pornos komplett desensibilisiert wurde für sexuelle Reize. Zu Universitätszeiten begann sie demnach, mithilfe des Vibrators zu masturbieren. Sie fühlte sich so als moderne, sexuell energische Frau. Der Vibrator „erledigte seinen Job sehr effektiv“, sagt sie. Ein schneller, intensiver Orgasmus und schon war man befriedigt. Weder ihr Freund, noch ihre eigene Hand waren danach in der Lage, sie so zu befriedigen. Glücklicherweise reagierte sie schnell auf dieses Problem; der Vibrator wanderte direkt in den Müll. In der Zeit hatte sie auch zunehmende Pornos reagiert. Diesem Laster schwörte sie ebenfalls ab.

„Diese Sachen sind einfach zu stimulierend. Ich wusste nicht, wie schnell man süchtig wird.“

Diese Geschichte ist keinefalls als Einzelfall abzutun. Aus einer Studie ging in diesem Jahr hervor, dass beinahe die Hälfte der Teilnehmerinnen besorgt waren, abhängig von der übernatürlichen Stimulation des Vibrators zu werden.

„Übernatürlich“ bedeutet in dem Fall, dass der Reiz übermäßig viele Neurotransmitter im Belohnungszentrum des Gehirns freisetzt. Die Stimulation durch Geräte und Reize übertrifft um ein Vielfaches dem, was unsere Vorfahren über Jahrtausende erfuhren. Unser Gehirn ist es schlichtweg nicht gewohnt, so übermäßig stimuliert zu werden. Es gefällt dem Körper und er will mehr davon.

Auch in der Tierwelt gibt es Experimente, die das belegen. Weibliche Vögel hüteten gefälschte, übermäßig große Eier, statt ihre eigenen. Männliche Schmetterlinge reagierten stimulierter auf einen riesigen, sich drehenden Zylinder, der aussah wie ein Weibchen, als auf echte Weibchen der eigenen Spezies. Entgegen der Annahme sind also auch Frauen nicht immun gegen die Gefahren der sexuellen Hilfsmittel.

Den natürlichen Bogen überspannen

Wir können unser Gehirn in vielerlei Hinsicht überreizen , aber Essen und Sex sind besonders verlockend. Im Gegensatz zu Drogen, sind beide Dinge bereits in unseren Belohnungssystem im Gehirn bereits als notwendig für die Existenz codiert. Darum reagieren viele Menschen so heftig auf superstimulierende Versionen von Essen und Sex, auch wenn sie keine Probleme mit anderen Verlockungen haben. 79% der Amerikaner sind übergewichtig, und die Hälfte fettleibig. Das Land der Extreme scheint noch größere Probleme mit diesen Verführungen zu haben als Deutschland. Da unser Kulturkreis aber eng mit dem der Amerikaner verbunden ist, ist es offensichtlich, dass wir auch sehr gefährdet sind. Männchen wie Weibchen sollte sich hierzulande einen gewissen Grad an Obacht und Bewusstsein aneignen, um nicht in die überall ausgelegten Sexfallen der Sex- und Pornoindustrie zu tappen.