Im Bann der Cybersexualität – können Pixel unsere evolutionäre Sehnsucht lindern?

Als es Mitte der 2000er einen Hype gab um die Online-Simulation „Second Life“, war in vielen Teilen des Landes ein lauter Aufschrei zu hören. Es könne nicht sein, dass eine virtuelle Welt das echte Leben ablöst. Es wurden Häuser gebaut, Kinder dort erzogen, reale Firmen horchten auf und wurden auf das werbetechnische Potenzial dieser neuen Welt aufmerksam.

Mittlerweile ist der Hype um „Second Life“ etwas abgeflacht, doch virtuelle Welten gibt es nach wie vor- und genügend Menschen, die diesen verfallen. Nur weil Pornos in der Regel keine animierten Avatare beinhalten, bedeutet das nicht, dass sie viel mehr mit dem echten Leben zu tun hätten. Auch sie sind ein großer, wenn nicht der einflussreichste Teil der neuen, virtuellen Welt der Emotionen.

Wenn sich der virtuelle Schweinehund einschleicht

Sobald Sex und Ehe in der simulierten Welt besser werden als ihre realen Pendants, dürfte es gefährlich werden. Verführerisch ist es ja allemal: keine Unkosten, kein Stress oder Unannehmlichkeiten im Bezug auf die Partnerin. Generell muss weniger Mühe aufgebracht werden, um „zum Schuss“ zu kommen.

Der Mensch wird nicht immer empfänglicher für positive Emotionen, doch das Internet macht immer mehr Leute süchtig. Für einige Leute ist es heutzutage bereits schwer, Eindrücke aus dem Netz und dem echten Leben zu unterscheiden. Da das Internet lernt, die Handlungen des Nutzers zu antizipieren und seinen Wünschen mit zunehmender Genauigkeit entgegen zu kommen, wird quasi alles daran gesetzt, die Sucht zu vertiefen.

Die Erkenntnis, abhängig von virtueller Sexualität zu sein, kommt nicht plötzlich von dem einen auf den anderen Tag. Es ist ein schleichender Prozess und bevor man es sich eingesteht, ist man bereits mitten in der Pornosucht angelangt.

Im Wald voller verbotener Früchte

Für viele (oft junge) User entpuppt sich die heutige Cyber-Erotik als weit anregender als Fantasien über die Mädchen in engen Tops, die neben ihnen im Mathematik-Unterricht sitzen. Doch sind simulierter und echter Sex wirklich problemlos austauschbar ?

Wahrscheinlich nicht, wenn man bedenkt, wie das pubertierende Hirn sich normalerweise entwickelt. In der Geschichte der Menschheit war es bisher so, dass bereits harmlose sexuelle Reize ein riesiges Digitale Revolution- menschliche EvolutionStimulationspotenzial für Jugendliche annehmen konnten. Wen diese sich aber nur noch ausschließlich für synthetische sexuelle Stimulation interessieren, dann ist eine Pervertierung des normalen Entwicklungsprozesses vorprogrammiert.

Schließlich wird man ab der Pubertät eigentlich langsam an die Welt der Sexualität herangeführt. Extremer Pornokosum ist für Menschen, die sich nach echtem Sex sehnen, Ausdauertraining für den komplett falschen Sport. Eine große Schere entwickelt sich zwischen dem, was die Person von Sex erwartet, und dem, was dabei tatsächlich vor sich geht.

Warum ist Cybersex so schädlich?

Auf den ersten Blick ist es nur schwer nachzuvollziehen, warum Pornos und Cybersex so problematisch sind. Schließlich sind es doch nur Filme, oder? Nachdem man sich alle Teile von „Saw“ angeschaut hat, wird man doch schließlich auch nicht zum psychopathischen Massenmörder.

Diese Schlussfolgerung erscheint viel zu einfach, wenn man etwas tiefer in der Wissenschaft um Pornosucht gräbt. Das Problem ist, dass der Mensch bei all seinen Eindrücken dazu neigt, Bewertungen und Vergleiche anzustellen. Pornosternchen übertrumpfen oft die Otto-Normal-Frau in Punkto Erscheinung, das ist leider oft nicht zu leugnen. Dumm nur, dass es sich dabei um eine realitätsferne Glitzerwelt handelt.

Das Gehirn erinnert sich in der Welt der echten Frauen also gerne an die Highlights aller Erfahrungen. An die heißesten Frauen, die man also in dem Fall im Porno begutachten durfte. Der Süchtige baut sich somit einen Maßstab, an den er sich im echten Leben kaum halten kann. Dies fürt zu Enttäuschung, innerer Unzufriedenheit und gar zu verminderter Potenz. Die Überstimulation und die hohe Erwartungshaltung an Frauen sind zwei wichtige Komponenten, wenn man das Phänomen Pornosucht verstehen will.