16.03.2016, 11:41
Hallo ihr Heldinnen und Helden,
nach 2 Monaten Schreibpause möchte ich wieder mal schreiben und einen kleinen
(durchwegs positiven) Zwischenbericht mit euch teilen:
Vor 19 Monaten habe ich mich auf einen neuen Weg begeben, als ich nach Ende einer Beziehung
anderen Menschen meine Pornosucht mitgeteilt und einen Freund um Hilfe gebeten habe.
Vor 10 Monaten habe ich dieses Forum entdeckt und meinen Pornokonsum als Sucht erkannt.
Meine erste Euphorie, diese Sucht rasch überwinden zu können, ist der Einsicht gewichen, dass es ein langer Weg wird.
Aus einem 100 m Sprint ist ein Marathonlauf geworden. Wie ihr meinem Zähler entnehmen könnt, liegt mein
letzter Rückfall keine 2 Wochen zurück. Was hat sich also konkret getan?
Derzeit lebe ich zuhause ohne Internet. Ein schmerzhafter aber notwendiger Einschnitt als letzte Selbsterziehungsmaßnahme.
Filtersoftware hat bei mir nur temporär geholfen. Das kindliche Sucht-Ich in mir nutzt die Intelligenz des Erwachsenen Ichs,
um seine ungesunden Bedürfnisse zu befriedigen.
Die gute Nachricht: Die Frequenz und Dauer der Rückfälle ist drastisch zurückgegangen!!! Jeder Rückfall hat Konsequenzen. Bis zum Internetentzug.
Dadurch vermeide ich eine Abwärtsspirale der Selbstbemitleidung und weitere Rückfälle.
Da ich in der Arbeit den ganzen Tag am Computer mit Internet sitze, lässt sich die zeitweise Abstinenz verschmerzen.
Neben der äußerlichen Selbsterziehung versuche ich, die dahinter liegenden tieferen Ursachen zu erkennen und wenn möglich zu heilen.
Ich nutze dazu u.a. die Youtube-Videos von Jerry Wise. Er ist seit 35 Jahren professionieller Therapeut und Berater und verfolgt den Ansatz,
dass unsere eigenen familiären Erfahrungen in der Vergangenheit sich massiv auf unsere Entscheidungen und Verhalten heute auswirken.
Seine Videos haben mir schon das eine oder andere "Aha-Erlebnis" beschert. Nach zwei nicht zufriedenstellenden Therapie-Versuchen ein Lichtblick.
Durch ihn bin ich auch auf die Gruppe "Adult Children of Alcoholics and dysfunctional families" (ACOA oder ACA) gestoßen. Diese 1978 entstandene
Bewegung entstand aus den Anonymen Alkoholikern (AA). Ähnlich wie bei den AA gibt es auch für ACA ein 12-Stufen-Programm zu innerer Heilung.
In ihr finden sich hauptsächlich Kinder und Enkelkinder aus Familien mit Alkohol- oder Suchtproblemen, sowie aus anderen "gestörten"
und vielleicht auch völlig suchtfreien Familien. Ich zähle mich selbst zu den "Erwachsenen Kindern einer gestörten Familie". Mein Großvater war
Zigaretten- und Alkoholsüchtig und meine Eltern haben nie über Gefühle oder wichtige Themen gesprochen. Mein Familien- und Beziehungsbild
und auch mein Selbstbild ist dadurch einigermaßen beschädigt.
Einen Anhaltspunkt, ob man zu dieser Gruppierung zählt, bietet die "Schmutzige-Wäsche-Liste" mit
14 Charakterzügen, die auf eine beschädigte Ursprungsfamilie rückschließen lassen. Diese Liste findet ihr im Anhang.
Ich lese gerade das große rote Buch (leider nur auf englisch) und noch ein anderes Buch zu dieser Thematik.
Neben all dieser kopflastigen Auseinandersetzung ist auch eine besondere Dame in meinem Leben.
Ich sehe sie fast täglich und sie fordert mich heraus, wie niemand sonst... Ich lerne zu reden. ZU REDEN!!! Zu sagen, was ich denke und fühle. Ehrlich zu sein.
Ich schreibe eigentlich lieber E-Mails, SMS und Texte, so wie gerade hier. Dadurch bleibe ich im Kopf und kann Gefühlen elegant ausweichen.
Die Dame akzeptiert das nicht, sie will reden und das ist gut für mich. Ohne echtes Gespräch ist keine echte Begegnung möglich.
Ich sehe darin einen Schlüssel zu mir selbst, zu Beziehung und Freundschaft überhaupt. Mich selbst mitteilen zu können, ohne Angst zu haben,
niedergemacht zu werden. Das ist mal was großes!! Eine Erfahrung, die verändern kann. Meine Sucht ist ja auch eine Art der Kommunikationsverweigerung.
Ich fühle mich unsicher und mies und flüchte in Pornos, anstatt darüber zu reden. Lange eingeübt, ein bewährter Weg zur Selbstzerstörung und absolute Isolation.
Mit diesem neuen Weg des Gespräches kann ich ganz anders auf Probleme und Herausforderungen zugehen. Schwierigkeiten sind dann nicht mehr so schlimm.
Sie gehören zum Leben, das ist ok. Ich muss nicht mehr davonlaufen.
Was mir noch hilft, ist mein Weg mit "Gott, dem barmherzigen Vater". Es war ein weiter Weg, um Gott als Vater erkennen und annehmen zu können.
Wobei er mehr auf mich zugelaufen ist, als ich auf ihn. Aber jetzt bin ich kein Waisenkind mehr, auch wenn es mit meinen eigenen Eltern nicht so läuft.
Dafür bin ich auch sehr dankbar.
Soweit ein doch etwas längerer Zwischenbericht auf meinem langen Weg zurück nachhause.
Ich schaue immer wieder mal vorbei und freue mich über jeden, der diesen Weg beschreitet!
Es gibt Hoffnung! Gutes Gehen!!
nach 2 Monaten Schreibpause möchte ich wieder mal schreiben und einen kleinen
(durchwegs positiven) Zwischenbericht mit euch teilen:
Vor 19 Monaten habe ich mich auf einen neuen Weg begeben, als ich nach Ende einer Beziehung
anderen Menschen meine Pornosucht mitgeteilt und einen Freund um Hilfe gebeten habe.
Zitat:Aus einem 100 m Sprint ist ein Marathonlauf geworden.
Vor 10 Monaten habe ich dieses Forum entdeckt und meinen Pornokonsum als Sucht erkannt.
Meine erste Euphorie, diese Sucht rasch überwinden zu können, ist der Einsicht gewichen, dass es ein langer Weg wird.
Aus einem 100 m Sprint ist ein Marathonlauf geworden. Wie ihr meinem Zähler entnehmen könnt, liegt mein
letzter Rückfall keine 2 Wochen zurück. Was hat sich also konkret getan?
Derzeit lebe ich zuhause ohne Internet. Ein schmerzhafter aber notwendiger Einschnitt als letzte Selbsterziehungsmaßnahme.
Filtersoftware hat bei mir nur temporär geholfen. Das kindliche Sucht-Ich in mir nutzt die Intelligenz des Erwachsenen Ichs,
um seine ungesunden Bedürfnisse zu befriedigen.
Die gute Nachricht: Die Frequenz und Dauer der Rückfälle ist drastisch zurückgegangen!!! Jeder Rückfall hat Konsequenzen. Bis zum Internetentzug.
Dadurch vermeide ich eine Abwärtsspirale der Selbstbemitleidung und weitere Rückfälle.
Da ich in der Arbeit den ganzen Tag am Computer mit Internet sitze, lässt sich die zeitweise Abstinenz verschmerzen.
Neben der äußerlichen Selbsterziehung versuche ich, die dahinter liegenden tieferen Ursachen zu erkennen und wenn möglich zu heilen.
Ich nutze dazu u.a. die Youtube-Videos von Jerry Wise. Er ist seit 35 Jahren professionieller Therapeut und Berater und verfolgt den Ansatz,
dass unsere eigenen familiären Erfahrungen in der Vergangenheit sich massiv auf unsere Entscheidungen und Verhalten heute auswirken.
Seine Videos haben mir schon das eine oder andere "Aha-Erlebnis" beschert. Nach zwei nicht zufriedenstellenden Therapie-Versuchen ein Lichtblick.
Durch ihn bin ich auch auf die Gruppe "Adult Children of Alcoholics and dysfunctional families" (ACOA oder ACA) gestoßen. Diese 1978 entstandene
Bewegung entstand aus den Anonymen Alkoholikern (AA). Ähnlich wie bei den AA gibt es auch für ACA ein 12-Stufen-Programm zu innerer Heilung.
In ihr finden sich hauptsächlich Kinder und Enkelkinder aus Familien mit Alkohol- oder Suchtproblemen, sowie aus anderen "gestörten"
und vielleicht auch völlig suchtfreien Familien. Ich zähle mich selbst zu den "Erwachsenen Kindern einer gestörten Familie". Mein Großvater war
Zigaretten- und Alkoholsüchtig und meine Eltern haben nie über Gefühle oder wichtige Themen gesprochen. Mein Familien- und Beziehungsbild
und auch mein Selbstbild ist dadurch einigermaßen beschädigt.
Einen Anhaltspunkt, ob man zu dieser Gruppierung zählt, bietet die "Schmutzige-Wäsche-Liste" mit
14 Charakterzügen, die auf eine beschädigte Ursprungsfamilie rückschließen lassen. Diese Liste findet ihr im Anhang.
Ich lese gerade das große rote Buch (leider nur auf englisch) und noch ein anderes Buch zu dieser Thematik.
Zitat:Ich lerne zu reden!
Neben all dieser kopflastigen Auseinandersetzung ist auch eine besondere Dame in meinem Leben.
Ich sehe sie fast täglich und sie fordert mich heraus, wie niemand sonst... Ich lerne zu reden. ZU REDEN!!! Zu sagen, was ich denke und fühle. Ehrlich zu sein.
Ich schreibe eigentlich lieber E-Mails, SMS und Texte, so wie gerade hier. Dadurch bleibe ich im Kopf und kann Gefühlen elegant ausweichen.
Die Dame akzeptiert das nicht, sie will reden und das ist gut für mich. Ohne echtes Gespräch ist keine echte Begegnung möglich.
Ich sehe darin einen Schlüssel zu mir selbst, zu Beziehung und Freundschaft überhaupt. Mich selbst mitteilen zu können, ohne Angst zu haben,
niedergemacht zu werden. Das ist mal was großes!! Eine Erfahrung, die verändern kann. Meine Sucht ist ja auch eine Art der Kommunikationsverweigerung.
Ich fühle mich unsicher und mies und flüchte in Pornos, anstatt darüber zu reden. Lange eingeübt, ein bewährter Weg zur Selbstzerstörung und absolute Isolation.
Mit diesem neuen Weg des Gespräches kann ich ganz anders auf Probleme und Herausforderungen zugehen. Schwierigkeiten sind dann nicht mehr so schlimm.
Sie gehören zum Leben, das ist ok. Ich muss nicht mehr davonlaufen.
Was mir noch hilft, ist mein Weg mit "Gott, dem barmherzigen Vater". Es war ein weiter Weg, um Gott als Vater erkennen und annehmen zu können.
Wobei er mehr auf mich zugelaufen ist, als ich auf ihn. Aber jetzt bin ich kein Waisenkind mehr, auch wenn es mit meinen eigenen Eltern nicht so läuft.
Dafür bin ich auch sehr dankbar.
Soweit ein doch etwas längerer Zwischenbericht auf meinem langen Weg zurück nachhause.
Ich schaue immer wieder mal vorbei und freue mich über jeden, der diesen Weg beschreitet!
Es gibt Hoffnung! Gutes Gehen!!