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Normale Version: Nun...ich bin mal wieder soweit
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Hallo an Alle,

nun wo soll ich anfangen? ich bin 36 und würde selbst sagen ich bin süchtig seit ich ein Teenager war. Wirklich erkannt habe ich mein Problem zum ersten Mal mit 28 oder so. Da wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst dass ich keinen gesteigerten Sexualtrieb habe sondern einfach süchtig bin. Ich habe damals ziemlich radikal reagiert und quasi von heute auf morgen aufgeräumt und beschlossen nie wieder Pornos zu schauen. Das hat ca 3 Wochen lang funktioniert und ich durchlebte damals eine ziemlich unglaubliche Zeit. Zwar hatte ich extreme Entzugserscheinungen aber auf der anderen Seite fühlte ich mich so gut wie fast noch nie. Es war wie verliebt sein, nur sogar nochmal etwas stärker. Ich fühlte mich gesund, auf dem richtigen Weg zu sein, stark, selbstbewusst etc. Es war wie ein extrem guter Drogenrausch - aber komplett nüchtern. Es kam zu einem Punkt wo ich mich so stark und selbstsicher fühlte dass ich überzeugt war die Pornosucht im Griff zu haben und mal probieren wollte wieder was zu schauen und das habe ich dann auch getan. Es war (leider) unglaublich gut und ich habe es dann geschafft eine zeitlang meinen Konsum wirklich auf ein geregeltes Maß zu rezudieren, aber wie viele von euch das wsl kennen, ist das irgendwann wieder aus dem Ruder gelaufen.

Ich bin komplett rückfällig geworden, ja im Grunde wurde es schlimmer als davor. Weitere Versuche aufzuhören führten nicht mehr zu diesem "Höhenflug" den ich beim ersten Mal erlebt hatte. Im Gegenteil, wenn ich aufhörte fühlte ich mich überhaupt nicht besser und mein Körper hat ALLES unternommen damit ich wieder nachgebe. Ich habe dann in gewisser Weise irgendwann aufgegeben und seitdem gelernt mit meiner Sucht zu leben. Wie man bei den Alkoholikern sagt würde ich mich selbst als extremen aber funktionierenden Süchtigen bezeichnen. Ich gehe Arbeiten, ich habe eine Frau/Familie, etc. Ich zahle meine Steuern, ich bin nicht verschuldet und mache mit Pornos auch keine Schulden (das ist eine Grenze die ich bis dato nicht überschritten habe) und niemand in meinem Leben weiß etwas davon (nur ich).

Ich bin zudem selbst Teil meiner Porn-Community geworden. Da ich über spezifisches IT Wissen verfüge (mach ich auch Hauptberuflich) biete ich diese Dienstleistungen schon seit Jahren in der Porn-Community an und habe Kunden. Ich gebe nicht nur Geld für Porn aus sondern ich habe eine Basis geschaffen wo ich sogar Geld damit verdiene und gar nicht wenig. Zudem nutze ich mein Wissen um meine Umwelt völlig davon fernzuhalten. Jeder kann mein Smartphone in die Hand nehmen oder sich vor meinen PC setzen und er/sie wird absolut nichts finden. Alles ist gesichert und mit Benutzername/Passwort versehen. Nur wenn man weiss wie, kommt man zu dem Stoff und ich habe das alles so eingerichtet dass es extrem unwahrscheinlich ist dass jemand versehentlich etwas öffnet - und selbst wenn - wird es Benutzername/Passwort erfordern.

Ich bin somit in einer ziemlich prikären Lage. Da ich, selbst wenn ich wieder einen Schlussstrich ziehen würde, nicht einfach gehen kann. Ich habe Kunden die von mir abhängig sind. Ich habe Freundschaften entwickelt, Beziehungen, etc. Ein großteil meines Lebens drent sich quasi darum und wenn ich gehen würde, würde ich ziemlich gute Freunde im Stich lassen. Zudem ich mein Wissen über Internet & Co nicht einfach loswerden kann und zudem hauptberuflich davon lebe (nicht von Porn).

Aber ich will da eigentlich raus, weil ich merke wie fertig mich die Sucht eigentlich macht. Ein Teil in mir hat in gewisser Weise die Schnauze voll und ein anderer Teil kann einfach nicht genug bekommen. Ich habe so viele Hobbys und Projekte die ich eigentlich gern machen würde, aber die Sucht hält mich davon ab. Ich weiss nicht wieviele Stunden ich pro Woche mit Porn verbringe, aber es dürfte zumindest an einen Halbzeit bis Vollzeitjob rankommen. Der Rest ist normales Leben und dem gehe ich nach wie vor nach und ich funktioniere. Aber ich fürchte dass das auf Dauer irgendwann nicht mehr tragbar sein wird, weil mein Körper einfach nicht mehr kann. 

Ich bin noch nicht vollends verzweifelt. Ich führe eigentlich ein ziemlich gutes Leben würde ich sagen. Aber die Sucht ist ein ständiger begleiter und es gibt einfach nie Ruhe und davon habe ich in gewisser Weise genug. Vielleicht gibt es heir Leute denen es ähnlich geht oder ergangen ist und die vielleicht Ratschläge für mich haben. Einfach aufhören funktioniert definitiv nicht. Es braucht weit mehr. Es muss wohl ein langfristiges Ziel sein an dem man über Jahre arbeiten muss. Zumindest in meinem Fall sehe ich das so.

Wer auch immer das liest und bis zu diesem Punkt gekommen ist - Danke für deine Zeit. Ich freue mich auf interessante Gespräche und Erfahrungsaustausch.

lg

Alex
Lieber Alex,

berührend zu lesen, mich beeindruckt deine Analyse.... Schafer Verstand in der Betrachtung dessen, was trotzdem schwer zu ändern ist.... Ich hatte meine erste Einsicht so um 29, nämlich dass es eine Sucht ist... Bin damals eher aus beruflichen Gründen zur Supervision gegangen, das war aber auch ein sehr guter Therapeut, da kam nach und nach einiges auf/hoch.... Bin dann auch in eine Selbsthilfegruppe gegangen (die gibt es in großen Städten tatsächlich zu dem Thema), das hat mir erstmals ziemlich gut raus geholfen.... Prinzipiell halte ich schon viel davon zu versuchen, die Wurzeln zu finden, warum man sich in eine, diese Sucht wirft.... Muss zugeben, ich hatte und habe es bis heute nicht ganz verstanden, warum ich eine Zeitlang so tief drinnen war, trotzdem war eine therapeutische Begleitung tröstend, ab und an erkenntnisreich und schön... Wenn man in einer guten, tiefen Partnerschaft lebt dann halte ich auch viel davon "mit der Partnerin zu gehen", sich Schritt für Schritt zu öffnen um vielleicht auch den gemeinsamen Sex weiter zu entwickeln... Einen relativ langen Umschwung habe ich erreicht, als ich einen Autor gefunden hat, der aus meiner Sicht das Leben "hochgepriesen hat" (Tom Robbins aus den 80ern) - er lebte auch seinen Sex in den Büchern aus, zugleich kam so schön heraus, was es noch alles sonst so gibt: nämlich unglaublich viel (Zugang zu Kunst, Natur, Spaß am Miteinander...., ) .... Eine Erkenntnis der Umkehr war die Einsicht, dass ich nach intensivem P. Konsum die Frauen um mich herum (eigene Beziehung inklusive) tendenziell auf einmal nicht mehr attraktiv fand, die Fehler (und nicht mehr die Schönheit) sah, mich eingeschlossen... Das lässt nach sobald man die Finger vom P läßt.... Und Sport hilft sowieso über die grauen, P gefährlichen Tage hinweg..... Eine Zeitlang hatte ich mir gedacht, das meine Sucht lösen könnte indem man eben einer wird, der ständig versucht Frauen zu bekommen, aufzugabeln.... Bin ich völlig gescheitert (obwohl angeblich recht attraktiv), Problem war dabei, dass ich Sex und alles was dazu gehört als so aufregend, attraktiv empfinde, dass Verlieben immer sofort dabei war.... Insofern war Porno auch die klassische Flucht vor den eigenen Gefühlen, vor denen ich immer Angst hatte.... Naja.... Erstmals alles gute, Schritt für Schritt.... a bissl Strategie hilft schon auch weiter...
Hallo Alobar,

nun ich finde dass sich meine Sucht zumindest verändert hat seit ich mir dessen bewusst geworden bin. Auch wenn ich in meinen Post geschrieben habe es wurde schlimmer als davor - Ich gehe in gewisser Weise trotzdem nicht mehr so verantwortungslos damit um wie vor meiner Erkenntnis. Zu wissen und zu erkennen das man süchtig ist, ist denke ich einer der wichtigsten Schritte am Anfang.

Es hilft mir u.a. zb. wenn ich Pausen machen will. Wenn dann die Cravings einsetzen ist man sich eben bewusst warum das jetzt so ist und das hilft in gewisser Weise sie durchzustehen. 

Ich habe mich vor Jahren bei meiner Frau geoutet und ihr das alles erzählt, aber ich denke sie hat das nicht als so schlimm empfunden bzw. nicht als ernste Sache eingestuft. Es stört sie nicht wenn ich Pornos schaue, solange ich sie nicht zu sehr vernachlässige. Meine sexuelle Leistungsfähigkeit leidet natürlich unter der Sucht, aber auch damit habe ich in gewisser Weise gelernt umzugehen. Wenn ich zb. weiß dass wir wsl an einem gewissen Tag Sex haben werden (mit Kind & Co haben wir angefangen solche Dinge zu planen :-D), dann schaue ich schon ein bis zwei Tage davor keine Pornos mehr. Ich esse dann gesünder und trinke aber vor allem sehr viel Wasser, dann funktioniert das mit der Potenz in der Regel sehr gut. Trotzdem ist das natürlich irgendwie kein Dauerzustand. Spontane Sachen gehen mit mir nämlich gar nicht mehr, weil wenn ich mich nicht vorbereite habe ich mir in der Regel an dem Tag sicher schon 3-5 mal einen runtergeholt und da geht dann gar nichts mehr.

Was mich and er Sucht aber eigentlich am meisten stört ist das ständige "Ziehen" im Kopf. Dieses "Warten" auf bis es wieder geht anstatt den Moment des Lebens bewusster wahr zu nehmen und genießen zu können. Und natürlich auch dieser "Drang" der einem davon abhält etwas anderes zu machen. Es geht viel zu viel Zeit dafür drauf. Wenn ich es schaffen würde, sagen mir mal, nur ein bis zwei mal die Woche Pornos zu schauen und es sonst im Griff habe - dann wärs mir egal. Dann würde ich sagen "Ok dann bin ich halt süchtig - na und?" - Aber so ist es eben nicht. Es hört nie auf, es ist nie genug - und wenn man sich nicht ein klein wenig am Riemen nimmt dann würde es völlig eskalieren. Corona und das ständige HomeOffice haben vieles zudem noch schwieriger für mich gemacht. Zwar erledige ich nach wie vor meine Arbeit, aber im HomeOffice kann man sich zwischendurch mal eine "Fix" holen und dann ist man wieder konzentrierter für eine gewisse Zeit. In gewisser Weise bin ich im HomeOffice sogar produktiver geworden - aber im Gesamten hat es meine Situation mit der Sucht nicht gerade verbessert.

Ich weiss nicht wie ich da raus soll. Bei Alkoholikern heisst es "weg mit dem Alkohol" - bei mir würde es heissen "weg mit dem PC". Aber wie soll ich das machen? Ich müsste meinen Job kündigen und eine Ausbildung zu was anderem starten (mit 36?) - und dann einen Job finden wo ich ähnlich verdiene wie jetzt? Mit quasi null Berufserfahrung auf dem neu ausgesuchten Gebiet? Nichts ist unmöglich - aber ich habe auch ein Kind und somit eine große Verantwortung. Ich kann es nicht riskieren keinen Job mehr zu haben oder viel weniger zu verdienen. Zudem PCs (nicht wegen Porn) eine große Leidenschaft von mir sind. Ich bin Bastler, Tüftler, Softwareentwickler, Zocker, hab nen eigenen Server und und und. Das alles weg und dann habe ich immer noch die Cravings und den Drang etc. Ich denke ich muss realistisch sein. Ich muss zuerst einen noch besseren Weg finden mit meiner Sucht zu leben. Und auf Basis dessen dann vielleicht den nexten Step gehen und Schritt für Schritt raus langsam raus da. Aber mit Computern werde ich zumindest bis zur meiner Pension viel zu tun haben. Gerade auch in Zeiten wie diesen ist Jobsicherheit wichtiger denn je und mein Job ist ziemlich sicher - und selbst wenn - und das soll nicht eingebildet klingen - ich finde sofort einen neuen auf meinem Gebiet. Es ist Fluch und Segen zugleich...