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Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - Druckversion

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Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - henriette - 13.09.2020

Hallo.

Erstmals verzeiht mir, wenn ich als "Angehörige" eines Pornosüchtigen schreibe, aber ich weiß zur Zeit nicht mehr wohin mit meinen Gedanken. Tausend Dinge gelesen, tausend Dinge versucht,... immer wieder Rückfälle, immer wieder lügen. Immer wieder kommt es irgendwie ans Licht, und immer wieder verstehe ich dass es eine Sucht ist und möchte auch nicht wenn ich ein Suchtproblem hätte, mich mein Partner verlässt nur weil ich es nicht schaffe. 

Ich zweifle grundsätzlich nicht an seinem Verlangen, die Pornos weg zu lassen, auch um mich nicht zu verletzen. Aber wieder einmal musste ich feststellen, das Versuch Nr. xxx nicht funktionierte. Er redet nun von einer Therapie,... aber was gibt es noch? Was kann ich tun? Kann ich etwas tun? Er lehnt mich schon so lange sexuell ab, erzählte mir er habe zur Zeit keine Lust usw... in Wirklichkeit waren es aber doch die Filme die jeden Tag seine Lust genießen konnten. 

Warum schaut ihr Pornos? Warum wollt ihr damit aufhören? Ich habe oft das Gefühl, er will gar nicht aufhören auch wenn er es selbst als Sucht bezeichnet. 
Irgendwelche Tipps? Ideen? Ratschläge? 

Er zieht meine Gefühle wie es mir mit der Situation geht auch sehr ins lächerliche - habt ihr Tipps? 

LG Heni


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - RedBlob - 25.09.2020

Hey Henriette!

Sorry für die späte Antwort.

Also als erstes solltest du dir wiklich, also ich meine WIRKLICH bewusst machen: Es ist eine Sucht. Ein Großteil der Süchtigen und vor allem der Partner wissen immer noch nicht genau was das bedeutet.

(13.09.2020, 14:16)henriette schrieb: Ich habe oft das Gefühl, er will gar nicht aufhören auch wenn er es selbst als Sucht bezeichnet.

Allein solche Gedanken sind total fehl am Platz. Ich weiß es ist schwierig nicht so darüber zu denken, aber würde es einen Knopf geben, mit den man zu einer Zeit vor dem ersten Mal Pornogucken springen könnte und es verhindern könnte, würde JEDER Süchtige diesen knopf drücken.

"Warum schauen wir Pornos?" Warum rauchen Raucher? Warum spielen Glücksspielsüchtige? Warum nehmen Herionsüchtige Heroin? Weil wir süchtig sind.
Da bei Pornos der Stempel "Sex" draufsteht wird von vielen, die nicht viel über die Sucht wissen, unterstellt, dass es um "Spaß" geht. Dass man lieber Pornos als die Partnerin will. Dass Pornos das beste für den Süchtigen sind.

Würdest du das auch einem Heroinsüchtigen unterstellen? Dass er Heroin aus Spaß nimmt? Wieso er lieber Heroin nimmt als etwas anderes zu tun?


Man glaubt zu verstehen, was Sucht bedeutet, aber das tun die wenigsten.
Für den Süchtigen ist Sucht meistens: Er sehnt sich nach etwas, dass er hasst, während er es tut, sich schuldig fühlt, nachdem er es tut und alles dafür macht, dass er es nicht tut. Und das schlimmste: Er weiß nicht wieso.
Süchtige wissen meistens genauso wenig über die Sucht, wie ihre Partner.

Das Ziel jeder effektiven Methode ist es, das Verlangen zu verstehen, nicht "einfach" darauf zu verzichten. Pornos sind keine schlechte Angewohnheit, die man sich abtrainieren muss, es ist eine Sucht, die methodisch angegangen werden muss.


Das Pdf nachdem du fragst, was dir alles erklären wird, auch, wie du deinen Partner dazu bekommst es zu lesen, findest du, wenn du nach PMO Hackbook googelst. Wenn du noch weitere Fragen hast, schreib mir gerne.

LG
RedBlob


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - nachtkaffee - 26.09.2020

Je weicher Du bist, umso geringer ist der Druck für ihn, was zu tun. Es gilt sicher das gleiche wie bei Alkoholsucht etc - hart sein. Wenn Du ihn verschonen möchtest vor allzu miesen Konsequenzen (Trennung), dann kann er letztlich einfach immer so weitermachen.

Versagen und Rückfälle kann man tolerieren, sofern zumindest wirkliches, aufrichtiges Bemühen zu erkennen ist. Darauf bestehen, ansonsten Trennung. Klare Sache.


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - ThunderDome - 29.09.2020

Hallo Heni, ich seh das ganz genauso wie nachtkaffee. Du musst Druck ausüben, Verständnis heißt nicht gleich Akzeptanz, vergiss das nicht! Willst du deinem Mann helfen, verstehe seine Sucht, aber akzeptiere sie nicht. Und Sex ist bei dir (wie bei uns allen hier) kein Druckmittel mehr, Trennung ist das einzig wirksame Druckmittel. Wie oft hat mir meine Frau gesagt, sie weiß nicht wie lange sie das noch durchhält? Wie oft hat sie mir gesagt, dass sie Angst davor hat, sich vor mir zu ekeln? Oft. Und hat sie das ernst gemeint? Ja, todernst. Manchmal unter Tränen, manchmal mit furztrockener Miene, wie ich meine Frau zuvor kaum gesehen hatte. Aber nie vorwurfsvoll! Das ist nämlich der zweite wichtige Punkt. Dem Süchtigen Schuld an der Sucht zu geben ist, wie RedBlob schon gesagt hat, völlig fehl am Platz und zeugt von Unverständnis.

Bezüglich der Therapie, das finde ich klasse! Dein Mann soll aufhören von einer Therapie zu reden sondern hingehen. Hierzulande bekommt man ja immer das Bild vom klassischen "Psycho", aber das ist Schwachsinn. Eine gute Therapie kann schon nach kurzer Zeit Wunder wirken. Es gibt Härtefälle, bei denen hilft nur Hilfe von außen (wie bei mir z.B.). Wenn er keinen Termin macht, mach du einen, lass ihn da nicht prokrastinieren. Ihr könnt auch zusammen hingehen. Das macht meiner Meinung nach auch Sinn sofern es Probleme gibt, die euch beide betreffen, wie bspw. eure gemeinsame Sexualität. Ansonsten sollte er alleine hingehen, da ihm bestimmte Themen sicherlich sehr unangenehm sind, sie vor dir preiszugeben. Das ist auch normal so. Der Therapeut ist unbeteiligt und verurteilt nicht, sondern erklärt Verhaltensmuster, zeigt Strategien auf und nimmt ein wenig diese seelische Last, mindestens ist das bei mir der Fall. Dein Mann wird dir dann sicherlich (wenn auch nicht gleich, dann aber in der Zukunft) von einigen Ereignissen berichten, wenn er bereit dafür ist, denn das Schamgefühl, das Süchtige begleitet ist enorm. Gegebenenfalls müssen einige Dinge aufgearbeitet werden, warum und wie er in die Sucht abgedriftet ist. Das ist meiner Meinung nämlich das beste Fundament für eine erfolgreiche kognitive Umstrukturierung.


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - Milene - 29.09.2020

Danke für den sehr guten Beitrag ThunderDome....da ich in einer ähnlichen Situation bin bzw. war mit meinem Mann, hat das auch geholfen zu lesen. Nur, dass mein Mann ein Härtefall ist und es im unwichtig ist, seine Kinder und Frau zu verlieren. Das juckt ihn nicht im geringsten, da er nicht sehr an uns hängt, wie er sagt und seine Kinder ihm ziemlich egal sind und auch ich. Da hilft dann halt nur schnelle Trennung, am besten mit Arschtritt. Wenn jemand so un-emphatisch ist und kalt, schwingt meist mehr mit als nur die reine Pornosucht.

Ich finde den Weg über eine Therapie eigentlich am besten. Mit einem Therapeuten zu reden, der neutral ist und auch nicht urteilt. Ich glaube, als Partnerin ist es schwer, neutral zu bleiben. Da ist ein Therapeut doch einfach besser. Und die Chancen, von der Pornosucht los zu kommen, sind sehr gut. Ich glaube, dass ein Paar, welches zusammenhält und miteinander den Weg geht, sogar gestärkt aus der ganzen Sache rauskommt.


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - nachtkaffee - 29.09.2020

Ich wage mal zu behaupten, dass so etwas wie Sexsucht, Pornosucht, Spielsucht, Alkoholsucht, Drogensucht etc. sehr häufig (vermutlich fast immer) die für aussenstehende Personen spektakulär-symptomaft erkennbaren Dinge sind, die von diesen dann, aufgrund ihres dramatischen Charakters, als das "eigentliche Problem" empfunden werden. In Wahrheit sind sie aber bloß die symptomhaften Blüten, die eine viel tiefer liegende seelische Störung so austreibt. Gerade bei dem was ich bei Deinem Mann, Milena, bisher so gelesen habe, ist der Fall doch klar, dass da sehr viel mehr im Argen ist.

Insofern sollte man vorsichtig sein, sich auf so einen Standpunkt wie "mein Mann ist Sexsüchtig, er muss Therapie machen" (und dann wird alles gut) zurückzuziehen, sondern eher das zum Anlaß nehmen, die psychischen Strukturen (sowohl die des Partners als auch die Dynamik in der Beziehung, und damit zwangsläufig auch die eigenen) kritisch unter die Lupe zu nehmen. Das trifft auch die eigentliche Frage dieses Fadens, "wie kann ich es verstehen". Lerne IHN zu verstehen, rundum, erkennen was sein eigentliches Problem ist.

Ich kenne jemanden, der lebenslang viel getrunken und viel Unsinn verzapft hat, zu Lasten der Leber und der Finanzen (und sämtlicher Angehöriger). Da könnte man meinen "er trinkt und macht Schulden", aber das wahre Problem war - er war ein total unglücklicher Mensch mit einem sehr sehr niedrigem Selbstwertgefühl und konnte sich dem nicht stellen. Trinken zwecks Verleugnen und Schulden zwecks Fassade spielen sind da nur die äusseren Auswirkungen.


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - Milene - 30.09.2020

Danke für deinen Beitrag, Nachtkaffee. Das ist ein guter Denkansatz!
Ja, oft steckt mehr dahinter. Bei ihm ist es wahrscheinlich eine Persönlichkeitsstörung, welche sich in der Kindheit entwickelt hat. Vernachlässigkeit und Gewalt können dazu führen. Oder auch Missbrauch. Oft entwickelt sich daraus eine Persönlichkeitsstörung und/oder eine Sucht. Eine Therapie ist ein guter Ansatz, denn es ist schwer oft hinter die Kulissen zu schauen, was das alles ausgelöst hat.

Das mit dem Trinken aus diesen Gründen kenne ich auch. Da ist der Bruder meines Mannes von betroffen. Ich glaube, die beiden hatten eine ziemlich verkorkste Kindheit. Er sagt auch, er trinkt um sich zu entspannen, in Wahrheit geht es aber darum, dass er unglücklich ist , mit allem in seinem Leben.


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - nachtkaffee - 02.10.2020

Danke :-).

Man kommt dann aber zu der bitteren Einsicht, dass man nicht "nur" einen Porno (oder Alk oder sonstwas) Süchtigen an seiner Seite hat, sondern eine strukturell beschädigte Persönlichkeit. Das macht das Zusammenleben nicht gerade einfacher. Aber nun ja, so ist es dann halt.

Und - schrieb ich Dir ja auch schonmal ;-) - wenn man dann doch mehr oder weniger verbissen daran festhält, ist es interessant bei sich selber zu schauen, warum man das eigentlich tut. So ganz psychisch gesunde Leute tun sowas nicht.


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - cohan999 - 29.10.2020

Das was ihr wohl nicht versteht ist, dass das ganze Zeit braucht, das
geht nicht von heute auf morgen!


RE: Wie kann ich es verstehen und wie helfe ich ihm? - Benutzer 1998 - 31.10.2020

(29.10.2020, 17:40)cohan999 schrieb: Das was ihr wohl nicht versteht ist, dass das ganze Zeit braucht, das
geht nicht von heute auf morgen!
Natürlich braucht das Zeit. Ich denke das wissen wir alle. Allerdings geht die Zeit auch für die Angehörigen weiter.