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Dopamin - schnacki - 21.12.2020

Hallo Leute,

ich war schon mal hier angemeldet, hab natürlich alles versucht um clean zu werden und bin am Ende wieder in die Falle getappt.

es gibt in der Arte Mediathek eine schöne Reihe mit Beiträgen. Sie nennt sich "Dopamin" und behandelt verschiedene Internetplattformen, wie Tinder, Youtube oder Facebook und ihre Wirkung auf den Benutzer. Die Anbieter nutzen gezielt die Psyche des Menschen aus um ihn dauerhaft unbefriedigt zu halten und ihn zum permanenten Weiterklicken zu animieren. Interessant ist der Beitrag zu Tinder. Dort gibt es bei den Nutzern wahrscheinlich sehr viele Parallelen zu unserem Verhalten.>Link entfernt

Ich denke unser Problem sind nicht direkt Pornos, sondern vielmehr das Internet im allgemeinen. Brichst du mit den Pornos, laufen die Manipulationen auf anderen Ebenen weiter. Es ist so, wie wenn ein Alkoholiker sich Schnaps verbietet aber weiter Bier trinkt.

Ich selbst hab gottseidank kein internetfähiges Handy. Ich werd meinen Computer bei meiner Freundin abgeben und die Weihnachtsferien mal ohne Internet leben.

Es klingt zwar jetzt radikal aber die Lösung für viele von uns ist wahrscheinlich nur diese, für eine Welt zu kämpfen, in der man auch ohne Internet leben kann ohne beruflich oder sozial benachteiligt zu sein.


RE: Dopamin - Benutzer 2205 - 21.12.2020

Sehe ich so wie du. Halte uns auf dem laufenden. 
Ich habe ebenfalls mal ein 10€ tastenhandy angeschafft und meinen Laptop weggeschafft.
War sehr einschränkend, aber es hat etwas geholfen enthaltsam zu bleiben. Ich rate dir Beschäftigungen zu suchen die solch ein Loch schließen die von dem fern bleiben von Medien entstehen.


RE: Dopamin - nachtkaffee - 21.12.2020

Danke für den interesanten Hinweis.

In der Tat dreht sich extrem viel ums Dopaminsystem. Man kann es fast als allgemein Regel formulieren.

Das Verhalten wird kurzfristig-affektiv vom Dopaminsystem gesteuert (zumindest zu einem großen Anteil), und dieses bewertet dummerweise in der heutigen Welt die Dinge als besonders "lecker", die einem eigentlich langfristig nicht gut tut. Ist wohl evolutionär begründet - über weite Zeitspannen der Menschheitsgeschichte ist ein Verhalten, welches primär kurzfristig ausgerichtet war, sinnvoll (kann ich JETZT fressen, kann ich JETZT ficken? klar dann tu ich das!!). Da hat die Gesellschaft und Technologie wiederholt.

Daraus folgt - für Verbesserungen auf einer großen Anzahl an Gebieten (Pornosucht, alle anderen Süchte, narzisstisches Verhalten, Selbstbestätigung, Essverhalten, Schoki, Abnehmen..) geht es darum, mit der Kraft des Willens und Verstandes den Bestrebungen des Dopaminsystems zu widerstehen.


RE: Dopamin - Benutzer 2205 - 22.12.2020

Gut das du das auch siehst wie ich. Die meisten Menschen verstehen gar nicht, dass die Motivation der meisten Verhaltensweisen aus dem Belohnungssystem kommt, Dopamingesteuert.

Einen Fakt teile ich auch noch gerne. Ich habe mal ein Video gesehen, da war jemand, der wegen Depression oder sowas einen Dopaminagonisten(erhöht direkt Dopamin im Gehirn) genommen hat. Er war quasi erst ein völlig normaler Mann mit Familie und hat nach dem regelmäßigen einnehmen des Medikaments auf einmal Spielsucht(Casino) entwickelt, ist zu Prostituierten gegangen, hat gewisse Süchte entwickelt usw.. Ziemlich krass, auf bitte suche ich das Video auf YT für euch.

Das Beispiel ist quasi wie ein Mensch auf besonders viel Dopamin reagiert, Kaffee ist jedoch ähnlich.
Es hat vielfältige Wirkungen, jedoch auch eine dopaminerge, also eine kurzfristige Steigerung des Dopaminspiegels im Gehirn.
Wenn ich viel Kaffee trinke, was ich oft tue, nehme ich richtig starke Cravings nach Pornos war, die ich ohne nicht hätte.
Ich denke das kennen alle Süchtigen die öfters mal ein paar Kaffee`s trinken. 

Man erschwert sich also den ohnehin schon abartig schweren Kampf gegen Pornos mit Kaffee oder anderen stark dopaminergen Mittelchen oder Verhaltensweisen(Instagramm usw.)


RE: Dopamin - schnacki - 04.01.2021

Hallo Leute,

nach gut zwei Wochen ohne Internet bin ich wieder zurück. Es war sehr angenehm. Ich hatte viel Zeit für mich. Diverse kleine Projekte und Vorhaben wurden durchgezogen anstatt sie einfach vor mir herzuschieben. Und ich kam mal wieder dazu Bücher zu lesen.

Ich hatte einst eine Phase in meinem Leben, wo ich jahrelang als Hartz4Empfänger ohne Computer, Fernsehen usw. gelebt habe. Im Grunde hab ich so etwas wie ein Einsiedlerleben geführt. Ich hab mich sehr intensiv mit meinem Gefühlsleben, mit Körperempfindungen und Wahrnehmung auseinandergesetzt, viel autogenes Training gemacht und natürlich viel gelesen. Kam es mal zum Sex, was sehr selten war, war das oft sehr intensiv. Natürlich war das genauso intensiv, wenn ich mal an Nacktbilder oder ähnliches rankam - das war schon fast ein totaler Kontrollverlust.
Genau dahin möchte ich wieder zurück, denn ich habe das Gefühl dass ich total abgestumpft bin und im allgemeinen nicht mehr so viel Körpergefühl habe wie früher. Das Problem ist nicht das Dopamin und auch nicht, dass wir auf bestimmte Reize reagieren. Das Problem ist, dass wir viel zu wenig noch auf einfache Nacktbilder oder realen Sex reagieren weil unsere Reizschwelle viel zu hoch liegt.

Die Lösung liegt nur in der Selbsteinschränkung. Intensität, Genuss und wirkliche Befriedigung kann es nur mit Hilfe von Enthaltsamkeit geben. Leider ist das Problem, dass es im Coronazeitalter unmöglich ist auf das Internet zu verzichten. Letztendlich wird ja schon daran gearbeitet, dass jegliche menschliche Kommunikation nur noch über Internet möglich ist. Einfache Behördengänge werden nur noch übers Netz laufen. Wer auf Internet verzichtet ist letztendlich ein Freak der sozial ausgegrenzt lebt. Unser Körperempfinden bleibt dabei dann halt auf der Strecke.


RE: Dopamin - zaborro - 25.03.2022

Ich wünschte, ich könnte mich so schnell ablenken. Aber ich kann das nicht. Also versuche ich, meine Dopaminquelle durch Spiele zu ersetzen. Ich habe es nur geschafft alle Spiele zum Vergnügen zu spielen, nicht um es zu verdienen. Viele Leute, die in den #Link gelöscht von Geduldige# kommen um einen Platz zum Spielen zu finden, bauen eine ganze Strategie daraus auf, aber sie haben nicht halb so viel Glück wie ich. Also, würdet ihr also Spiele als Ersatz in Betracht ziehen?


RE: Dopamin - Finchen156 - 25.03.2022

Also von einer Sucht in die nächste ist nicht die Lösung des Problems


RE: Dopamin - schnacki - 24.04.2022

Ich hab schon lange nicht mehr hier herein gekuckt, wusste gar nicht dass man zu diesem Thema noch schreibt.

Alles in allem denke ich, dass nahezu jedes Angebot zum Vergnügen im Internet darauf basiert den Nutzer zum weiteren Konsum anzuleiten. Der Nutzer wird immer manipuliert. Viele reagieren intensiv darauf, manche werden davon abhängig - natürlich nicht jeder. Der Anbieter wird sich immer auf den Standpunkt zurückziehen, dass der Nutzer ja die freie Entscheidung hat und seinen Konsum selbst bestimmt. Gleichzeitig setzt er Methoden ein, bei denen er genau vom Gegenteil ausgeht nämlich dass dem Nutzer mit Tricks die freie Entscheidung genommen wird.

Egal ob Porno, Tinder oder Youtube die Manipulation wird immer ähnlich funktionieren. Meistens versucht man dem Nutzer einen gewissen "Kick" zu geben.

Dies gilt auch für Internetspiele. Pornos durch Internetspiele zu ersetzen ist ungefähr so erfolgreich, wie wenn ein Alkoholiker Schnaps durch Wein ersetzt.

Die Lösung bei uns ist ebenso logisch, wie bei Alkoholikern. Du musst das gesamte System verlassen. Und ebenso wie der Alkoholiker machst du dich damit automatisch zu einem gesellschaftlichen Außenseiter. Also ich hab bei mir zu Hause keinen Computer mehr zu stehen. Emails checken kann man auch bei der Freundin oder auf Arbeit. Alles andere was das Internet uns zu bieten hat ist unwichtig.

Im Gegensatz zum Alkoholiker steigen wir aber nicht komplett aus. Und das ist ja das Interessante. Denn das Leben als solches bietet uns genug Stoff zum aufgeilen (oder besser zur Inspiration). Wir müssen uns nur wieder darauf einlassen.

Ich erinnere mich noch an alte Filme (Die Gendarmen von Saint Tropez mit Louis de Funes, Zurück in die Zukunft von Steven Spielberg oder das Video zum Song Creep von den Stone Temple Pilots), in denen das "Spannern" dargestellt wurde. Es gab also mal Zeiten, in denen zumeist Männer beim heimlichen Betrachten einer einfachen nackten Frau so intensive Gefühle (Dopaminkick) hatten, dass es zum krassen Kontrollverlust kam. Denn eigentlich müssten diese Männer ja wissen, dass es nicht korrekt ist, wenn man mit einem Fernglas auf einen Baum klettert um ein junges Mädchen zu beobachten.

Ich möchte damit natürlich nicht sagen, dass wir das nachmachen sollten. Ich möchte nur darstellen, wie intensiv ein Dopaminkick auch ohne Pornos sein kann.

Vielleicht geht die Sucht ja dann auch weiter - mal sehen.


RE: Dopamin - Chiara - 09.05.2022

Das ist ein höchst interessanter, richtig guter Beitrag! Auch für Partnerinnen.

Ich dachte immer, es würde vielleicht helfen, das quasi durch Entzug von Pornos fehlende Dopamin wenigstens ein bisschen anderweitig zu ersetzen. Aber dann ist es ja andersherum. Manchmal kommt doch der Vorschlag des Hardmode von Therapeuten. Kommt das daher? Weiß das jemand?

Das hätte mir mein Ex-Mann nie geglaubt, hätte ich das erzählt. Seine geliebten unzähligen Tassen Kaffee am Tag....

Irgendwie hatte ich das ein bisschen auch so vermutet. In Entzugsphasen wurde immer viel zu viel gegessen, viel zu viel Nachrichten gelesen am Handy. Dann war das quasi der Ersatz? Und irgendwann ging es wieder zurück zum alten Programm. 

Das oben genannte Video würde mich trotzdem noch interessieren.

Euch Standhaften alles Gute!


RE: Dopamin - Baloonicorn - 09.05.2022

Viele (insb. bezahlfreie) Onlinedienste, seien es für Dating, Videos, Spiele oder soziale Netzwerke, finanzieren sich daraus, dass man möglichst lange kleben bleibt. Grade was in den letzten Jahren in Richtung Glücksspiel ablief ist schon irre - Da haben wahrscheinlich mehr Psychologen als Software-Entwickler dran gearbeitet.

Irgendwann ist man so darauf konditioniert dass es reine Gewohnheit oder festes Ritual wird, immer wieder reinzuschauen. Aber damit kennen wir uns ja aus ?

Wieder ein Gefühl für das eigene Empfinden zu bekommen und in sich selbst hinein zu lauschen ist glaube ich die Voraussetzung um wirklich überhaupt erst einmal auf die Füße kommen zu können. Egal ob man verrückt nach Essen, Pornos oder sonst was ist.".