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Hallo zusammen! - Amelia - 26.02.2021

Hallo zusammen, 

Ich wollte mal einen Gruß in die Runde werfen, ich hab schon einiges als Gast gelesen und mich heute angemeldet. 

Mein Mann ist pornosüchtig. Das ist zumindest meine Deutung unserer Lage. Bei ihm schwankt es zwischen Konsum gänzlich leugnen, schweigen, mich angreifen und verantwortlich machen, zusammenbrechen und gestehen. Dann wird ab jetzt die Wahrheit angekündigt.
Ja, ziemlich genau in dieser Reihenfolge und in Dauerschleife. Dazwischen sind Tage/Wochen/Monate in denen das Thema immer wieder unter den Tisch fällt. 


Die Kommunikation funktioniert offensichtlich nicht. Daran habe ich meinen Anteil, ich reagiere zunehmend wütend und verletzt/ verletzend. Habe es so satt mir wie seine Therapeutin oder eine Co-abhängige vorzukommen. Immer Verständnis zu haben. Versuchen an sich selbst zu arbeiten. Ich bin es leid die Entschuldigungen, Beteuerungen, Halb/Unwahrheiten. 
Es nervt mich dass ich keine Konsequenzen zieh. Er weiß es, ich weiß es. Ich werde nicht gehen. Ich liebe ihn. 
Leider oder zum Glück kann ich die Hoffnung und den Kampf nicht aufgeben...
Aber momentan hab ich das Gefühl ich kann nicht mehr. Es tut nur wahnsinnig weh. Und wütend bin ich auch. Vor allem die Unehrlichkeit verletzt mich. Dieser beständige Vertrauensbruch. Der nie abheilen kann, weil immer der nächste folgt.  
Ich erfahre (gefühlt) immer nur das was ich selbst weiß/rausfinde/behaupte. 
Ich habe das Gefühl zu kämpfen und zu geben und wenig zurückzubekommen.

Tja, das liest sich alles gruselig. Und weit weg von dem was ich unter einer erfüllenden Beziehung verstehe. Aber da ist trotz allem die Liebe. Und natürlich alles was sonst so wunderschön ist bei uns. 


Puh, viel Text. Wahrscheinlich  alles nichts Neues für euch. Aber es musste mal raus. 
Vielleicht hilft es sich hier ein bisschen auszutauschen. 

Liebe Grüße
Amelia


RE: Hallo zusammen! - Mosaikstein - 26.02.2021

Liebe Amelia,

herzlich Willkommen hier im Forum.

Du bist nicht alleine! Vielleicht hilft es dir ja: Deine Situation ist (leider) nicht einmalig.

Oft hilft es ja schon viel, wenn man seine Gedanken erstmal formuliert und rauslässt. Keine Sorge, hier gibt es weitaus längere Beiträge, alles ok. Wink

Der Kreislauf, den du beschreibst, ist wahrscheinlich der normale Kreislauf in dieser Situation.
Aber ich lese heraus, dass du nicht am Ende bist und kämpfen möchtest. Du liebst ihn noch, trotz all der Verletzungen. Ich wünsche dir sehr, dass deine Treue und dein Eifer irgendwann belohnt wird!

Ich lese heraus, dass er sich dem nicht wirklich stellen möchte. Er tut es, versteckt es und du findest es heraus. Dann windet er sich durch diese ungemütliche Situation mit dem Backup, dass „du ja eh bleibst“.

Könnte es ein Ansatz sein, ihn zu bitten, sich damit mal auseinander zu setzen? Beispielsweise mit den negativen Folgen? fightthenewdrug.com wäre da eine Anlaufstelle.
Oder mit den negativen Folgen, die das auf dich hat? Möglichst in ich-Botschaften (kennst du die?).
Ich fühle mich..., wenn du dir sowas anschaust. Es macht mit mir.... (Bei Männern braucht man da wohl viel Fingerspitzengefühl, sonst fühlen sie sich schnell manipuliert. Aber das möchtest du ja nicht. Du möchtest deine Verletzungen ans Licht bringen. Das kannst du auch hier im Forum üben)

Es ist ja immer schwierig, wenn der Partner einen verändern möchte. Aber hier wäre der Schritt ja erstmal eine Aufklärung und Lichts ins Dunkel bringen.

Auf jeden Fall wünsche ich dir viel, viel Kraft, Weisheit und Stärke.

Und immer wenn es dir hilft, kannst du sehr gerne hier ins schreiben. Wir sind einiges gewohnt. Wink

Lieben Gruß

PS: siehste? Die Antwort war schon so lang wie dein Beitrag. Wink


RE: Hallo zusammen! - Milene - 27.02.2021

Hallo Amelia,

ich verstehe dich so gut. Mein Mann war auch lange Pornosüchtig. Und obwohl er jetzt von den Pornos weg ist, ist das Vertrauen, dass kaputt gegangen ist durch die vielen Lügen, Betrügen und Wegschmeißen unserer Ehe bis heute brüchig. Ich werde wohl nie mehr jemanden 100% vertrauen können. Manche Dinge lassen sich einfach nicht reparieren.

Ich habe auch die meisten Dinge selbst rausgefunden und war auch immer sehr verletzt und sehr wütend. Es tut einfach weh.
Ich hoffe, es wird besser bei euch. Aber das geht nur, wenn dein Mann aufhört Pornos zu schauen. Sonst geht es ewig so weiter. Alles Gute dir..


RE: Hallo zusammen! - Amelia - 27.02.2021

Vielen Dank für das Wilkommen! Und danke für die guten Wünsche!

Ja, seine Gedanken ausformulieren hier ist sicher nicht verkehrt. Und offensichtlich bin ich nicht am Ende. 
Auch wenn es sich (mal wieder) so anfühlt. Wobei ich mich durchaus immer mal wieder  frage, was das über mich aussagt, mich ständig so verletzen zu lassen. So gesund kann das auch nicht sein. 

Vielen Dank für deine Hinweise und Tipps. Was ich darüber fühle und denke weiß er.  Ich habe es auch mit ich- Botschaften versucht. 
Aber ganz ehrlich? Ich will nicht, nach jahrelangen ich-Botschaften und Öffnung meiner Gefühle ihm gegenüber, immer wieder erleben, dass es in Verletzung für mich endet. Und er sich nicht öffnet.
 
Das meinte ich mit „ich hab es satt mich wie seine Therapeutin zu fühlen“. Bei allem Verstehen und lieben und ich höre mir das alles an. Versuche wirklich nicht destruktiv zu sein. Aber irgendwo muss es da ja auch ein Raum für mein Befinden geben. Ich bin sauer, verletzt, enttäuscht und hätte auch gerne ein erfülltes Sexleben. 
Er macht und mir bleibt so ungefähr „friss oder stirb“.... 

Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich ihn nicht zur Veränderung zwingen kann. 
Die Folgen kennt er. Zumindest hat er darüber gelesen. Aber manchmal hat er ja gar kein Problem, dann wieder schon....
Wir haben über unsere Kommunikation geredet. Über unsere Erwartungen und Vorstellungen.. 
Auch über das sich-dem-Thema-stellen haben wir geredet. Er weiß dass er es vermeidet, er weiß wie sehr mich seine Heimlichkeiten verletzen und dass ich mich wirklich für blöd verkauft fühle, wenn er jedesmal denkt ich merke nichts. Da bin ich sehr empfindlich, denn wir sind eine lange Zeit in der Phase stecken geblieben wo ich mir immer alles nur eingebildet hab.
Auch über Ursachen, wann das alles angefangen hat (vor mir) etc haben wir geredet.
Er schweigt aus Angst ich verlasse ihn, liebe ihn nicht mehr, er will sich nicht so sehen, er will mir diesen Schmerz nicht zufügen, er denkt ich krieg mich wieder ein. Er will mit mir reden, aber er schweigt jedesmal wieder. 

Auch damit trifft man jedes Mal eine Wahl...und jedes Mal bekomme ich ein neuen Stich verpasst. Jedesmal endet mein Vertrauen und mich-öffnen damit dass auf mir rumgetrampelt wird. So fühlt es sich an. Um dann zu hören, ich soll nicht in Selbstmitleid versinken und ich triebe ihn ja in die Heimlichkeit weil ich sein Verhalten und ihn verurteilen würde. Ja ich weiß, das ist die Phase des Angriffs und wo ich das Problem bin.
 Man kann eine Beziehung nicht alleine retten. 

Er weiß auch, dass ich nur zwei Dinge erwarte und das sind Einsatz und absolute Ehrlichkeit. Ich erwarte nicht, dass er es von jetzt auf gleich sein lässt, das Bedürfnis verschwindet und dann alles ganz wunderbar ist. Ich will gar nicht, dass er alles für mich sein lässt. Sondern für sich.

Jetzt will er sich Hilfe holen. Gestern Abend war ich die mit dem psychischen Knacks.auch da waren wir schon.
Es ist zermürbend.

Was könnte helfen?mehr konfrontieren, eine Zeit lang gar nicht, alles schon versucht...?
.

(27.02.2021, 00:02)Milene schrieb: Hallo Amelia,

ich verstehe dich so gut. Mein Mann war auch lange Pornosüchtig. Und obwohl er jetzt von den Pornos weg ist, ist das Vertrauen, dass kaputt gegangen ist durch die vielen Lügen, Betrügen und Wegschmeißen unserer Ehe bis heute brüchig. Ich werde wohl nie mehr jemanden 100% vertrauen können. Manche Dinge lassen sich einfach nicht reparieren.

Ich habe auch die meisten Dinge selbst rausgefunden und war auch immer sehr verletzt und sehr wütend. Es tut einfach weh.
Ich hoffe, es wird besser bei euch. Aber das geht nur, wenn dein Mann aufhört Pornos zu schauen. Sonst geht es ewig so weiter. Alles Gute dir..
Hallo Milene, jetzt hab ich so lange eingetippt dass ich deinen Post noch nicht gesehen hatte! 
Ach das klingt furchtbar. aber ihr seid noch zusammen? Und er hat es geschafft ?
Und: Du hast es irgendwie geschafft!? 
genau so fühlt es sich an, als könnte ich nie mehr vertrauen. Dafür geht das schon so lange so. 

Versteh ich dich richtig? Du meinst als erstes muss mit den Pornos Schluss sein?  Ich weiß gar nicht ob es mich so wirklich weniger verletzen würde wenn er es sein liesse, aber es ständig am liebsten täte. Oder lässt das Wollen nach? Nach unserem letzten Tiefpunkt, hat er dann ja Sachen angeschaut auch ohne sich dabei zu befriedigen. Und auch irgendwelchen YouTube-Kram und instagr-Bilder.... ach ich weiß auch nicht...

Dir auch alles Gute!


RE: Hallo zusammen! - Schokiprinz - 27.02.2021

Liebe Amelia,

du weisst was du mit zu viel Verständnis und mangelnder Konsequenz erreichst. Nichts!

Wenn ich deine Schilderungen lese, komme ich einfach zu dem Schluss, das euer Problem (noch) nicht groß genug ist. Nicht für ihn damit aufzuhören ind nicht für dich, da du es nicht als beziehungsgefährdend. einstufst.

Wenn ich lese, das du nicht möchtest, dass er damit aufhört, wenn er insgeheim doch nicht will, weiss ich nicht was ich dir raten soll.

Milene hat Recht, die Pornos müssen weg und dazu brauch es erst mal seinen Willen. Es ist das Kennzeichen der Sucht, das man das Verbotene zumindest am Anfang immer noch tun will, sonst wär es nicht so schwer damit aufzuhören. Mitleid oder Verständnis dafür deinerseits sind fehl am Platz.

Ersetze einfach Porno durch Alkoholsucht und frage dich, ob du auch so rücksichtsvoll mit einem Trinker umgehen würdest.

Dein Mann weiss genau, dass du ihn nicht verlassen würdest und nimmt sich daraus das Recht heraus, auf dir rumzutrampeln. Wenn er deine Beiträge, die du hier geschrieben hast liest, würde er sagen: Alles gut, sie wird mich eh nicht verlassen, sie hat Verständnis also brauche ich mich nicht zu ändern.

Du kannst dich hier im Forum weiter auslassen, wenn es dir hilft. Ratschläge die dir wirklich helfen kann man dir nur wenige geben, weil du eben definiert hast, dass du ihn nicht verlassen willst und du viel zu viel Verständnis hast.

Auch wenn du das Gefühl hast ihr redet zu wenig, hast zumindest du schon zu viel geredet und zu wenig Konsequenzen gezogen.


RE: Hallo zusammen! - Amelia - 27.02.2021

Hallo Schokiprinz, 

Danke für deine Nachricht. Da hab ich jetzt dran zu knabbern.
Uff..
Und habe darüber nachgedacht. 

Du schreibst, man kann mir kaum Ratschläge geben und du weißt nicht was du mir raten sollst. Da ich ihn nicht verlassen will und zu viel Verständnis habe.
Natürlich bemühe ich mich um Verständnis. Denn ich muss verstehen. Und wissen was Sache ist. Aus vielerlei Gründen. Es hilft mir. Was ich rational verstehe, kann ich gefühlsmäßig anders einordnen. Oder verkraften. 
Das ist etwas anderes als Mitleid. Es ist auch kein Entschuldigen. Was wäre auch die Alternative. Sich auf die Verletzung zurückziehen, verletzen, anklagen, verachten? Auch schweigen? Das ist mir ja nicht fremd. Als Affektreaktion, weil es so wehtut. Aber auf Dauer glaube ich nicht dass es gut ist. Es entsteht ein furchtbares Ungleichgewicht in der Beziehung. Der Respekt geht verloren. Das versuche ich zu verhindern.
Dass heißt ja nicht, dass es keine Konsequenzen gibt. Das sein Verhalten keine Folgen hat für unsere Sexualität, mein Vertrauen, mein Befinden etc. Ich versuche seine Passivität nicht zu fördern. Ich will es ihm nicht bequem machen. Ich konfrontiere. 

Ich will sehr wohl dass er aufhört. Ich meinte, es würde mich kaum weniger verletzen, wenn er aufhören würde und es dennoch weiter will. Natürlich will ich das er aufhört. Und ich weiß, dass er erst aufhören muss und dann sollte das Bedürfnis mit der Zeit weniger werden. Vom Kopf her weiß ich das. Es ist nur keine schöne Aussicht.

Ich habe einfach festgestellt, dass ich mich nicht trenne. Als Erfahrung der letzten 10 Jahre oder so.
Das würde ich wohl anders für mich beurteilen wenn es gar keine "Entwicklung" (in der Kommunikation zB) gäbe, oder würde ich glauben, dass er mich nicht liebt. Oder wenn ich bliebe aus Angst vor dem alleine sein. 

Es kann sein, dass er das denken würde, was du sagst. Über mein Geschriebenes hier. Ich weiß es nicht. Der süchtige Teil denkt das bestimmt. Aber ich schreibe hier ja nicht um ihm etwas klarzumachen. 

Ich fühle mich irgendwie angegriffen. Selbst Schuld, dann ist mein Problem nicht groß genug. Für mich ist es groß genug. Es fühlt sich oft genug unerträglich an. 
Und wenn man in so einen Verteidigungsmodus gerät wie ich jetzt ,ist das Grund genug darüber nachzudenken. Ich fühl mich missverstanden. Ich will überhaupt nicht beratungsresistent oder trotzig sein. Es geht mir einfach mies. 

Danke also für deinen Input!


RE: Hallo zusammen! - Schokiprinz - 01.03.2021

Hallo Amelia,

erst einmal möchte ich dir sagen, dass ich dich nicht persönlich angreifen wollte. Wenn dies so rüber kam, sorry.

ich möchte aber nochmal auf das Thema Kommunikation eingehen. Ich glaube, dass ein zuviel an Kommunikation schädlich sein kann. Warum?

Du findest es gut, dass dein Mann so viel mit dir kommuniziert. Das ist auch richtig, solange die Kommunikation zu Fortschritten führt. Wenn er dir immer wieder erzählt, warum er es nicht geschafft hat die Finger von den Pornos zu lassen, hilft das nur einem und zwar ihm. Er hat nach dem Konsum ein schlechtes Wissen und durch die Kommunikation mit dir, holt er sich die Absolution.

Du denkst, er versucht es besser zu machen und braucht nur noch Zeit, dann wird das schon. Das mag sio sein, aber in seinem Hinterkopf ist immer „wenn ich es nicht schaffe, ist nicht schlimm. Ich rede mit ihr und dann ist gut“.

Diese Muster gilt es zu durch brechen und das kannst nur du tun. Das erfordert Konsequenz und das muss nicht die Drohung mit Trennung sein. Der erste Schritt ist ihm klar zu machen, dass du mittlerweile alle Gründe kennst, warum er konsumiert und du darüber nicht mehr reden willst.

Auch dein Gedanke, du willst ihn nicht vom Konsum abhalten, wenn er es selbst konsumieren will ist für ihn ein Freibrief und meines Erachtens falsch. Warum gibt es Entzugskliniken für Alkoholkranke etc. Weil es dir Leute allein nicht schaffen. Die körperliche Abhängigkeit ist stärker als der geistige Wille aufzuhören.

Wenn er es ernst meint mit dem Aufhören, muss er diesen berühmten Schweinehund überwinden. Mit deinem Verständnis hilfst du ihm nicht. Im Gegenteil, du machst es ihm einfach.

Ich hoffe, dass dies deutlich macht, warum ich dein Verhalten nicht zielführend finde. Es ist schön, dass du deinem Mann liebst und ihn nicht verlassen willst. Aber man liebt auch seine Kinder und muss trotzdem konsequent bleiben in der Erziehung. Die Auswirkungen einer Inkonsequenz merkt man nämlich erst später, dann wenn’s zu spät ist.


RE: Hallo zusammen! - Reedsesc - 01.03.2021

Hallo Amelia,

meine Vorredner haben recht: weniger konsumieren und jede Art von Reduzierungsstrategie werden scheitern. Ich selbst war 35 Jahre sex und pornosüchtig und habe dutzende Male geschworen, damit aufzuhören. Geholfen hat nur die Null-Toleranz-Strategie mit der ich nun seit Anfang des Jahres trocken bin. Und zwar so trocken wie die Sahara. Wie das kam ? Nun, mir wurde klar, dass meine Frau keine Versprechungen mehr hören will, sondern Taten sehen. Und ich habe mir eine ext. Therapeutin besorgt !!! Die regelmäßigen Online-Termine mir ihr sind zwar teuer, aber helfen enorm. Ohne all das ist es fast unmöglich zu entgiften.


RE: Hallo zusammen! - Chiara - 02.03.2021

Liebe Amelia,
die Männer hier und Milene haben Recht!
Ich verstehe dich trotzdem sehr gut. Ich schreibe dir mal was dazu. Ich sehe Parallelen zu meinem Mann und verallgemeinere im Text. Natürlich kenne ich dich / euch nicht und es kann auch anders sein.
Ich glaube, wir Partnerinnen durchlaufen so Phasen. Du bist gerade in der Phase „Aber ich liebe ihn doch“. Man versteht nicht, weshalb die Liebe nicht ausreichen soll, stimmt’s? Er müsste doch nur begreifen, erkennen und mit Liebe würde man den Partner da heraus holen. Das Leben kann doch so schön sein, wenn man einander hat und sich liebt. Man hätte so viel zu geben. Verstanden hat man das Problem als Frau, glaubt man jedenfalls, man hat so viel gelesen und nachgedacht. Er hat es doch auch gelesen, man hat es ihm hingelegt oder anders nahegebracht. Und so laufen wir Frauen in einem Hamsterrad. Er sagt, er liebt einen und so muss da doch was zu machen sein. Er soll alles erkennen und dann freiwillig tun, aus Liebe. Zwingen, uns zu lieben, wollen wir ja keinen.

Dein Mann ist in der Phase „Wie kriege ich beides unter einen Hut?“. Er ist süchtig! Er lässt dich glauben, dass er alles für dich sein lassen möchte. Und überlegt gleichzeitig, wie er es anstellt, damit du nichts mehr findest. Deswegen ist er nicht klar in seinen Aussagen, sondern ewig hin und her. Er ist süchtig, er sieht es nicht ein, was du sagst. Er will einen Weg für sich finden, der funktioniert, wo er beides haben kann.

Später kommen andere Phasen. Es kommt die Phase „Alle Gespräche waren für die Katz“ Das ist die Phase, wo man als Partnerin keinen Sinn mehr sieht in Gesprächen nach dem Entdecken. Wo man die Sätze nicht mehr hören will, die man längst auswendig kann. Wo er beispielsweise reden wollte, ich aber nicht mehr. Wo sich eine tiefe Resignation breit macht, ein irgendwie innerlich tot sein. Hoffnungslos, hilflos. In dieser Phase zwingen wir den Partner quasi etwas Neues zu unternehmen, was Frau noch nicht kennt und was sie wieder Glauben macht, wie zum Psychologen gehen. Der Psychologe merkt, er wurde geschickt und wird das Thema zwar ein bisschen anschneiden, ansonsten aber über Belangloses sprechen.

Es kommt auch die Phase: „Im Rückblick verstehe ich, was hier passiert!“ Die Phase ist total frustrierend. Wenn man endgültig erkennt, man hatte als Frau von Anfang an nie eine Chance. Raus aus der Sucht ist ein steiniger Weg, aber er ist ihn gar nicht losgegangen. Das ist eine Erkenntnis, die trifft einen wie Hammer. Man hat ein ewiges Versteckspielchen mitgemacht. Man hätte es erkennen können, vielleicht, wenn man ihm eben gerade Nichts geglaubt hätte. Wenn man auf die Fakten geschaut hätte, was tatsächlich war. Wie, dass der Psychologe über Belangloses mit ihm redet. Dass er selbst alles immer nur abtut und dass er sagt, dass er aus Liebe doch sofort damit aufhören könne. Dabei muss man nur hier lesen als Frau und erkennen, wie schwer das Aufhören ist und wie gekämpft wird. Dann hätte man wissen müssen, dass der eigene Mann keine Ausnahme sein kann und das so nebenbei ganz einfach schafft.

So richtig schlimm ist die Phase „Er kann nicht mal mehr mit mir schlafen“. Irgendwann kommt die ED und dann geht nichts mehr im Bett. Das fühlt sich dann richtig Sch… an. Wenn er versucht, mit dir zu schlafen und es geht nicht mehr! Sowas sitzt! Und da kannst du dir tausendmal sagen, es ist die Sucht. Das Unterbewusstsein sagt was ganz anderes. Das sagt eindeutig, Nein, er findet dich sexuell nicht anziehend. Dich will er doch gar nicht, was ja auch irgendwie stimmt. Zuvor gibt es ja die Phase, wo es wenigstens noch so leidlich funktioniert. Gut ist aber auch das längst nicht mehr. Mein Mann beteuerte, es wäre Stress, das Alter, Erkrankungen usw. Es ging so weit, dass er mir ein Sex Toy schenkte, damit ich selbst…

Du hast noch ziemlich viele Phasen vor dir und irgendwann kommt die letzte Phase, wo du ihn wirklich nicht mehr haben willst. Das nach zig Jahren, die du in einem psychischen Ausnahmezustand verbringst, anstatt glücklich zu sein.

Also was tun?

Wie du richtig erkannt hast, muss er es selbst wollen. Er will aber nicht! Er tut nur manchmal halbherzig so! Das musst du akzeptieren.

Deswegen schau mal genau hin, ob du für dich diese Phasen weiter durchlaufen willst? Und sehe das Ganze mal wirklich aus seiner Sicht. Er ist süchtig, er braucht das. Du kannst es nicht ändern. Dich will er auch, aber nicht so sehr wie das Andere. Seine Emotionen schüttet er mit Pornos zu. Wie sich „Empathie für Dich haben“ anfühlt, das weiß er längst nicht mehr.

Du hast nur die Wahl, zwischen bleiben und warten, bis du ihn endlich von selber nicht mehr willst, das kann Jahre dauern oder früher die Reißleine ziehen und dir ein neues Leben mit einem anderen Partner aufbauen. Was umso schwerer wird, je länger du wartest.

Es bleibt die Chance, dass ihn das Verlassenwerden so arg trifft, dass er selbst etwas ändern will.

Das Blöde daran ist, er wird merken, ob du ihn wirklich verlassen willst. Nur mal so in Betracht ziehen, hilft nicht weiter. Da lernt er nur, die bleibt eh da.

Eigentlich muss man als Frau zu dem Punkt kommen, nüchtern hinzuschauen, was ist da und bleibe ich, auch wenn ich Nichts ändern kann. Wenn die Antwort Nein lautet, dann weißt Du, was Du machen musst.


RE: Hallo zusammen! - Amelia - 02.03.2021

Hallo miteinander,

Ich bin an einem anderen Punkt. Mein Ding, ich hätte einfach mehr über die Situation, uns oder die Entwicklung schreiben müssen.
Jetzt stell ich das kurz klar.

Es war nie die Rede davon, dass er weniger konsumieren wollte oder sollte oder dergleichen.
Ich hab auch nicht geschrieben, dass ich es gut finde, dass er soviel mit mir kommuniziert. Denn das hat er (bis vor kurzem) nicht. Ich glaube durchaus auch, dass es ein zuviel an Kommunikation geben kann von meiner oder seiner Seite aus.
Und offensichtlich verstehe ich unter Verständnis etwas anderes. Verständnis im Wortsinn, von verstehen, auch von Wissen. In keinster Weise meine ich damit Absolution. Das ist ihm durchaus bewusst.
Und natürlich kenn ich wohl die meisten Gründe, warum er konsumiert. Aber darüber rede ich gerade gar nicht mit ihm.

Ich Versuchs noch mal
Als ich hier vor ein paar Tagen zum ersten Mal geschrieben habe, war ich wahnsinnig ratlos. Nicht über seine Situation sondern über meine. Diese Phasen die du beschreibst Chiara, kenn ich alle auch so oder so ähnlich, bis auf die letzte mit der ED.
Ich bin nicht in der ersten. Ich bin, tja keine Ahnung, vielleicht irgendwie noch in der Vierten.

Zum ersten Mal wird er aktiv und zeigt Einsicht und lässt Taten folgen. Und diesen Satz zu schreiben ist mir jetzt sehr schwer gefallen. Deshalb ist er auch nicht in meinem Vorstellungspost erschienen. Denn ich hab es satt zu hoffen und zu glauben. Ich wollte gar nicht versuchen das zu glauben. Aber ich sehe und höre dass etwas anders ist. Das war letzte Woche.  Und da bin ich irgendwie zusammengebrochen. Das klingt komisch, ich weiß. Es war, als ob ich die ganze Zeit gekämpft, gezerrt und geredet und Konsequenzen gezogen habe. Nie hat es wirklich etwas gebracht scheinbar.
Und dann erkennt er dass er süchtig ist. Und zieht daraus auch Konsequenzen.
Und ich saß da und hatte das Gefühl, dass kann ich jetzt nicht mehr.
Ich dachte, ich warte mal zwei Tage ab. Das wird wie immer. Nur besser versteckt. da habe ich hier geschrieben. Aber es ist ganz anders. Und rückblickend konnte ich mich immer auf mein Gefühl verlassen.

Tja, ich versuche mich davor zu schützen wieder zu fallen. Ich kann nicht mehr vertrauen. Und falls seine Einsicht, sein Wollen echt ist, bin ich nicht die größte Hilfe im Moment. Da müsste er dann auch noch durch.
Denn wir stehen jetzt an völlig unterschiedlichen Punkten.
Und da kamen meine Posts hier reingeplatzt.

Hallo Chiara,
Danke dir für deine Nachricht. Du beschreibst das sehr gut. Bis auf den Gang zum Psychologen, haben wir das durch. Auch ohne ED waren die Gefühle die gleichen die du beschreibst. Tja die zig Jahre sind um von denen du schreibst.

Ja er ändert etwas. Ich freue mich für ihn sehr wenn er diese Einsicht denn tatsächlich hat und kämpft. Nur ich stecke gerade in der Einsicht fest, dass all meine schlimmsten Vermutungen (auch die unausgesprochenen) wahr waren und dass sie wohl noch nicht schlimm genug waren. Auch die Ehrlichkeit die man immer gefordert hat schmerzt. Ich stelle fest, dass ich obwohl ich immer gewusst habe dass mein Gefühl mich nicht täuscht, wohl doch immer irgendwie gehofft habe dass ich es übertreibe/es soo schlimm nicht ist/die Schuld bei mir gesucht hab.. Und damit habe ich das System erhalten. Obwohl ich ihn konfrontiert habe. Nicht im Sinne von Schuld. Aber trotzdem.