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Folgen und Gedanken - Benutzer 1998 - 15.09.2021

Hallo ihr Lieben!

Ich bin gerade etwas voll im Kopf und wollte mal etwas davon aufschreiben und mit euch teilen.
Wie ihr wisst, hab ich mich von meinen hochgradig pornosüchtigen Ehemann nach 17 Jahren Beziehung (davon 7 Jahr Ehe) getrennt. Im Dezember wird der Scheidungsantrag beim Familiengericht eingereicht. Drückt mir die Daumen, dass es dann ganz schnell geht. Wir sind zwar noch befreundet (manchmal frage ich mich wieso überhaupt, warum wehrt sich mein Kopf nicht dagegen, wo doch so viel Mist passiert ist) aber ich möchte das ganze Kapitel einfach abhaken und zu den Akten legen.

Nun waren die letzten Jahre durch die Umstände mehr als aufwühlend. Gerade in den letzten paar Wochen hab ich so vieles verstanden. Es ist, als hätte ich an einem Korken gezogen und plötzlich brach eine Flutwelle an Erkenntnissen über mich ein.
Die wohl wichtigste Erkenntnis: ich bin lesbisch.
Nein, das ist kein "ich hasse alle Männer weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe und versuch es jetzt einfach mit Frauen." Ich hatte schon als Kind wesentlich mehr Anziehung zu Frauen und mein erster Kuss wäre wohl mit einem Mädchen gewesen, aber wenn man in einem erzkatholischen Städtchen in Bayern aufwächst, wo das stadtbekannte schwule Paar an den Stadtrand ziehen musste, weil es einmal zu doll zusammen geschlagen worden war, dann gesteht man sich das nicht ein. Ich könnte da jetzt sehr weit ausholen, aber ich unterlasse das an dieser Stelle. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen als ich einen sehr bekannten Text zu "Compulsory heterosexuality", also zu deutsch, erzwungene Heterosexualität, gelesen habe. Wer Interesse daran hat, kann das einfach googlen.

Es war seltsam sich selbst nach so vielen Jahren zu verstehen. Ich bin jetzt 34 und habe das Gefühl komplett neu geboren zu sein. Mich endlich selbst so zu sehen und zu akzeptieren wie ich bin. Ich weiß noch den Abend an dem ich mir endgültig sicher war und stundenlang weinend und lachend im Bett gelegen hab. Ich war so traurig, es erst so spät zu erkennen, so verunsichert aber auf der anderen Seite so unfassbar erleichtert. Nie wieder würde ich mich damit rumschlagen müssen, nie wieder müsste ich einen Mann an mich ranlassen.

Außerdem hatte ich eine neue Art von innnerlicher Ruhe gefunden. Durch Männer schaue ich jetzt einfach hindurch. Früher hat mich alles an ihnen genervt, die Art wie sie Frauen im Vorbeigehen angeierten, wie sie sich verhielten.

Eine nicht so schöne Folge: ich sehe jetzt alles viel nüchterner. Mir sind so viele Situationen aus der Vergangenheit wieder eingefallen, in denen Männer sich unglaublich widerwärtig und missbräuchlich verhalten haben. Mit meinem jetztigen Wissen würde ich alles viel klarer sehen, würde mir nichts mehr gefallen lassen und für mich einstehen. Leider kann ich nichts mehr daran ändern, die Dinge sind geschehen.
Ich schätze, es ist immer eine gemischte Tüte, wenn man mit den Folgen eines traumatischen Ereignisses kämpft. Manches konnte ich überwinden, an anderen Dingen arbeite ich noch, manchme erweisen sich als sehr hartnäckig, wie das komplett zerstörte Selbstbewusstsein und Kommentare die sich in mir festgebrannt haben.

Ich hoffe sehr, dass ich mich in der Zukunft wieder auf jemanden einlassen kann. Ich glaube, ich habe noch viel zu geben und sobald ich mir meiner sicherer und stabiler geworden bin, werde ich mit offenen Augen durchs Leben gehen.

Entschuldigt bitte wenn mein Text etwas wirr ist. Ihr könnte auch gerne Fragen stellen. Ich hatte einfach das Bedürfnis mich mitzuteilen, und ich fühle mich in eurer Mitte wohl und sicher genug das zu tun.

Alles Liebe, rabitten


RE: Folgen und Gedanken - Chiara - 16.09.2021

Liebe rabitten, das finde ich gut! Ich freue mich, weiter von dir zu lesen. Selten ein Schaden, wo kein Nutzen, würde meine Mutter sagen. Ohne das alles, hättest wahrscheinlich nicht oder nicht jetzt zu dir gefunden. Ich glaube, es ist in unserer Situation ganz normal, dass man erst einmal keinen anderen Menschen mehr an sich heranlassen kann. Aber das wird bestimmt wieder anders. Alles Liebe


RE: Folgen und Gedanken - Benutzer 1998 - 16.09.2021

(16.09.2021, 18:05)Chiara schrieb: Liebe rabitten, das finde ich gut! Ich freue mich, weiter von dir zu lesen. Selten ein Schaden, wo kein Nutzen, würde meine Mutter sagen. Ohne das alles, hättest wahrscheinlich nicht oder nicht jetzt zu dir gefunden. Ich glaube, es ist in unserer Situation ganz normal, dass man erst einmal keinen anderen Menschen mehr an sich heranlassen kann. Aber das wird bestimmt wieder anders.  Alles Liebe
Liebe Chiara,

danke für deine Worte. Ich hatte ziemliche Angst mich hier zu outen, aus Sorge man würde meine Geschichte nicht mehr ernst nehmen oder mir die Schuld an der Sucht meines Exmannes geben. Das ist auch der Grund, weshalb ich es ihm noch nicht gesagt habe. Ich weiß, er würde es gegen mich verwenden.
Ich habe ihn wirklich geliebt, daran habe ich keine Zweifel. Vielleicht ist das der Grund, dass ich noch immer mit ihm befreundet sein kann. Weil ich nicht wusste, dass das was wir hatten im Grunde eine Freundschaft plus war, und eine Beziehung zu einer Frau mich glücklicher machen würde. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie das sein würde, für mich war das was ich hatte ja immer das Maß alles Dinge. Ich bin gespannt.

Ja, das wird noch etwas dauern. Und eine gewisse Angst/Distanz zu Männern generell wird wohl noch bleiben. Leider haben sich einige meiner männlichen Freunde ziemlich beschissen verhalten, als sie erfuhren, dass ich wieder Single bin und haben mehr oder weniger eklige Annäherungsversuche unternommen. Was mich dann sofort an den Freundschaften zweifeln hat lassen. Musste dann ein paar ernste Worte sprechen, damit auch wirklich ankommt, dass ich absolut kein Interesse habe.

LG, rabitten


RE: Folgen und Gedanken - Benutzer 1998 - 18.09.2021

Hallo!

Heute ist ein Tag an dem ich eine Therapie ernsthaft in Betracht ziehe. Ich habe gerade zwei Wochen Urlaub und damit Zeit mir Gedanken darüber zu machen und mich zu informieren. Aber ich habe das Gefühl, dass ich Hilfe brauche. Morgen treffe ich mich mit eine paar Freunden (darunter mein Ex) zum Brettspiel-spielen und darunter ist ein männlicher Freund der ein paar komische Kommentare gemacht hat. Allein der Gedanke, dass ich ihn morgen sehen muss, lässt mich panisch werden. Ich habe einfach eine grundlegende Angst vor hetero Männern entwickelt und ich kann so nicht auf Dauer weiter machen. Es beeinträchtigt mich. Vielleicht hilft es, wenn ich mit ein paar Freunden rede, die bereits eine Therapie hinter sich haben, um mir die Angst vor den ersten Schritten zu nehmen.
Aber egal wie ich es drehe und wende, diese letzten Jahre haben mir den Rest gegeben.


RE: Folgen und Gedanken - Chiara - 22.09.2021

Liebe rabitten,
das war auch mutig, dich hier zu outen. Und deine Sorge war sicherlich berechtigt, wenn ich so drüber nachdenke. Wobei hier auch viele Männer unterwegs sind, die da differenziert denken. Ich glaube, dass es besser ist, wenn du das deinem Exmann nicht sagst. Zumindest die nächste Zeit nicht. Irgendwann viel später vielleicht. Die Erkenntnis kam nach dem Ehe-Aus, das darf man nicht vergessen. Du wärst noch verheiratet und wüsstest davon wahrscheinlich bewusst nichts, wenn es eine Ehe ohne Sucht des Mannes gewesen wäre. Die Sucht hätte er auch bei einer rein hetero Partnerin gehabt und es wäre genauso gescheitert.
Eine Therapie kann oftmals sehr helfen. Mach das unbedingt! Und wenn dir dein Gegenüber nicht liegt, dann kannst es ja jederzeit beenden und neu suchen. Ich glaube, ich könnte auch eine brauchen. Aber so lange die Kinder hier wohnen und zu viel mitbekommen, muss es ohne gehen.


RE: Folgen und Gedanken - Benutzer 1998 - 22.09.2021

Liebe Chiara,

danke für deinen Kommentar. Ich werd mal sehen wie ich mit der Situation klar komme. Habe mir verschiedene Bücher besorgt und viele Gespräche geführt. Konnte dann auch verstehen, dass bei mir die Angst eher vorher auftritt. In der eigentlichen Situation bin ich dann recht entspannt. Vielleicht muss ich also mein stetes Überdenken in den Griff kriegen. Auf jeden Fall geht es in die richtige Richtung. Smile
Ist komisch, die Situation. Ich hab mich vor einer handvoll Freunden denen ich vertraue geoutet und bekam Zuspruch. Seitdem hab ich meinen Exmann ein paar Mal getroffen und manchmal habe ich darüber nachgedacht es ihm zu sagen. Aber er wirkt schrecklich instabil. Nur am zittern, manchmal denke ich, er bricht jeden Augenblick in Tränen aus. Immer noch nicht nüchtern, schafft noch immer keine zwei Wochen am Stück ohne sein Ritual, weswegen er nicht in die Selbsthilfegruppe kommt, in die er müsste. Eine Einzeltherapie lehnt er nach wie vor ab. Es ist schwer diesen Verfall mitanzusehen.

LG, rabitten


RE: Folgen und Gedanken - Benutzer 1998 - 07.10.2021

Hallo ihr Lieben.

Heute ist einer der schlechteren Tage, an denen der eine Teil von mir "ICH WILL GERECHTIGKEIT" brüllt, der andere Teil einfach nur erschöpft ist und seine Ruhe will.

Diese Tage kommen viele Erinnerungen zurück. Kennt ihr das, wenn man Situationen von früher plötzlich aus einem anderen Blickwinkel sieht, weil man jetzt mehr weiss? Mir geht das derzeit oft so. Mir ist aufgefallen wie oft mich mein Ex angelogen hat oder einfach Halbwahrheiten erzählt hat. Nach unserer Trennung hat er mir erzählt wie er recht am Anfang unserer Beziehung eine andere geküsst hat, weil sie sich so einsam gefühlt hat. Find Ich absolut scheisse. Vor allen Dingen weil ich mich getrennt hätte, hätte ich das gewusst. Aber damals meinte er nur, ja die kennt er halt und die hat es gerade schwer.
Dann hat er mir bevor er mir ein paar Wochen bevor er mir den Heiratsantrag gemacht hat gesagt, dass er seit drei Jahren heimlich raucht und so ein schlechtes Gewissen deswegen hat, dass er mich deshalb kaum noch angefasst hat. Dass er beim Rauchen aber zu Pornos masturbiert, das hat er mir nicht gesagt. Hätte ich es gewusst, hätte ich den Heiratsantrag abgelehnt. Versteht ihr was ich meine? Ich fühle mich verarscht. Er hat bewusst Informationen verschwiegen um mich an ihn zu binden und mir die Chance verwehrt, mich frei zu entscheiden. Bin gerade sehr wütend deswegen.

LG, rabitten


RE: Folgen und Gedanken - Sillyba85 - 07.10.2021

Hallo liebe rabitten!

Klar kenn ich das auch.. Nach dem Motto hinterher ist man immer schlauer... Man sieht den ScherbenHaufen weiter wachsen...wiederum hält einen das auch echt ab wieder zurückzukehren, wenn man erstmal erkennt was alles Scheisse war!!
Kann dich voll gut verstehen.. Ich hatte wenige Wochen nachdem wir zusammengezogen sind diese anfangs DVDS unter Nachtschrank bei ihm gefunden... das war für mich wenn ich gerade daran denke der Anfang vom Ende .. Das hat was mit mir gemacht was ich gar nicht beschreiben kann mit Worten...Es war einfach schrecklich...er auf Montage ich allein in dieser Bude... Naja
Er hatte mich nach vier Jahren betrogen, das war auch so beschissen, aber das schlimmste ist das er mich erst dieses Jahr geheiratet hat (nach neunzehn Jahren Beziehung)und danach hat er mir erst gesagt das er schon vor unserer Zeit Pornos geschaut hatte .. Ich gab mir die ganzen Jahre die Schuld daran...is echt mega blöd, aber seitdem ich mir für nix mehr die Schuld gebe rattert es eben ständig in meinem Kopf, die unterdrückten Gefühle durch die Schuldgefühle kommen ständig hoch und ich hab auch keine Kraft mehr für diese Müll, Lügen, betrügen und was weiss noch....
Für die Kinder halte ich noch aus, aber die rosarote Brille is weg.....
Ja verarschen können die Männer gut wenn sie sich sicher bei ihrer Partnerin fühlen, können sie ihren wahren Teufel zeigen... Keine Ahnung warum ich nicht viel eher die Reissleine gezogen habe....
Sorry für den langen Text..
Fühle ganz mit dir ! Liebe Grüsse


RE: Folgen und Gedanken - Benutzer 1998 - 07.10.2021

Echt mies... als ob der ganze Mist nicht schon genug Schaden angerichtet hätte. Nein, da muss man nochmal ne Schippe obendrauf legen. Was bringt mir diese Info jetzt hinterher? Manchmal muss man auch wissen wann man den Mund halten soll. Denn damit macht man dann auch den Rest an schönen Erinnerungen kaputt. Kann ich echt nicht nachvollziehen.

Nein, alles gut, danke für deine Antwort! Echt mies... tut mir sehr Leid. Sad

Fühl dich umarmt!
LG, rabitten


RE: Folgen und Gedanken - schnacki - 08.10.2021

Hallo rabitten,

hab hier gerade die letzten Kommentare von dir gelesen und stelle mir so einige Fragen.


Du schreibst:
"Nach unserer Trennung hat er mir erzählt wie er recht am Anfang unserer Beziehung eine andere geküsst hat ...".

Offensichtlich hatte er mal einen Ausrutscher. Es scheint aber das einzige Mal in 17 Jahren gewesen zu sein. Viele Jahre hat er sich dann scheinbar zumindest beim Fremdgehen zusammengerissen. Es wird ihm trotzdem negativ ausgelegt.

Du reagierst mit eiserner Konsequenz:
"Vor allen Dingen weil ich mich getrennt hätte, hätte ich das gewusst."

Ich denke, du musst dich nicht wundern, wenn du einen Mann hast, der dir Sachen verschweigt, wenn er Angst haben muss, dass er so harte und radikale Reaktionen bekommt.

Und so passiert halt das:
"... dass er seit drei Jahren heimlich raucht und so ein schlechtes Gewissen deswegen hat, dass er mich deshalb kaum noch angefasst hat... "

Drei Jahre also kaum noch Umarmungen, Berührungen und Sex, ohne dass du dich fragst was hier los ist. Eure Beziehung ist massiv belastet und ihr heiratet sogar.

Aber es kommt noch schlimmer,
Du schreibst: "...Ich hatte schon als Kind wesentlich mehr Anziehung zu Frauen..."

Und das bedeutet, dass du selber deinen Mann ganze 17 Jahre lang über deine eigentliche wahre Sexualität belogen hast. ...weil man das in Bayern halt so macht ....!


Wie sollte ein Mann deiner Meinung nach in solch einer Situation reagieren, wenn er dich liebt? Vielleicht hat er gespürt, dass irgendetwas nicht stimmt, konnte es aber nie richtig greifen. Und irgendwie muss euer Sexual- und Liebesleben doch nicht ganz rund gelaufen sein, wenn du eigentlich lesbisch bist.

Also rutscht er halt in die Pornosucht.

Ist der pornosüchtige Mann wirklich immer nur der böse Täter und seine Frau das arme Opfer?

Das nenne ich mal so eine richtige verlogene Beziehung.