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Alleine ist es doch zu schwer
#1
Rainbow 
Hi, ich lese schon länger mit und wollte nun auch den Schritt wagen und mich hier öffnen. Im Begrüßungsforum habe ich eben auch einen kurzen Post gemacht. Hier ist nun meine Geschichte zu lesen. Mein Partner ist Porno/Sexchat-süchtig und ich bin eine betroffene Partnerin (Ü 30 Jahre alt) alias Co Abhängige.

Oke… Zusammenfassung der vielen schrecklichen Dinge, die ich oder wir durchmachen mussten:
Seit ungefähr 1 ½ Jahren weiß ich von der Sache. Er selber hat diese Sucht schon mit in die Beziehung mit reingenommen und diese Sucht ist in ihren Ausmaßen dann nochmals enorm gewachsen.
Den Ursprung dieser Sucht ist meines Erachtens im Zusammenhang mit seiner damaligen ersten Beziehung, in welcher quasi, dasselbe mit ihm gemacht wurde, was er nun mit mir macht. Nur mit dem Unterschied, dass seine Ex und er kein Sex hatten, sondern nur davon gesprochen haben, aber „es“ nie soweit gekommen ist und sie sich dann nebenbei mit anderen Männern vergnügt hat und ihn dabei auch schlecht geredet hat. Zusammenfassend eine enorme Selbstwert und Selbstbewusstseins Degradierung und Verletzung.
Er war infolgedessen jahrelang depressiv Zuhause, hat dies aber nie behandelt. Ich dachte eigentlich, dass er darüber hinweg sei. Habe ihm im ersten Jahr der Beziehung alle Freiheiten gelassen, auch den Kontakt zur Ex oder Pornos. Alles easy entspannt. Bis ich dann mitbekommen habe, wie er vor mir mit ihr flirtete, wurde ich unsicher, dass es nicht nur freundschaftlicher Kontakt ist… bis ich eines Tages nachgesehen habe und somit das Ganze aufgeflogen ist.
Er hat diesen krassen sexuellen täglichen Kontakt mit der Ex gehabt, zusammen gepaart mit seiner daraus mündenden Porno sucht. Da die beiden mehrere hundert Kilometer entfernt voneinander wohnen, ist er „nur“ online und telefonisch visuell mit ihr fremdgegangen. Nachdem der Kontakt von meiner Seite aus unterbunden worden ist, hat er heimlich weiter gemacht. Auch erstellte er fake Accounts mit anderen Männlichen Persönlichkeiten, mit denen er auch mit ihr geschrieben hatte….(z.B. auch in Englisch, dass er Amerikaner sei usw.)
Zudem zieht die Ex sich im Internet für Geld aus und filmt sich, schreibt über Privatsexchats mit ihren Kunden. Auch hier hat er sich als jemand anderes ausgegeben und über mehrere Monate täglich mit ihr kommuniziert. Er hat ihr beispielsweise dafür Geld (mehrere hundert Euro) gegeben, dass sie ihm exklusive Videos und Fotos zusendet. Zudem hat er täglich auch Videochat Portalen (VisitX) mit vielen Frauen sexuell kommuniziert und dort auch viel Geld gelassen. Diese Frauen sehen übrigens auch meist so aus wie seine Ex Freundin. Ich hingeben sehe komplett anders aus.
Er hat sein Geschlechtsteil auch im Internet veröffentlicht um sich Selbstbestätigung zu suchen.

Bei uns war es so, dass er sexuell sehr zurückhaltend ist. Ich bin erfahrener und älter als er, ich bin für ihn die erste Frau mit der er den Geschlechtsakt hatte (auch weil er jahrelang nach dem Beziehungsaus mit der Ex depressiv war). Wenn ich beispielsweise etwas ausprobieren möchte (sei es nur fesseln oder so) blockt er ab. Ich denke er ist ein absoluter Kopfmensch und hat sehr viele Ängste, die wahrscheinlich auf seinen negativen Erfahrungen mit dieser Ex zugrunde liegen.

Wir sind nach einer gescheiterten Paartherapie, einen Umzug und Jobwechsel zum Neustart, wieder erneut im April auf die Füße gefallen. Das Verheimlichen ist das Schlimmste. Er konsumierte nur noch Nachts, wenn er alleine im Bett war, auf der Arbeit, Toilette usw usw. Sobald ich mal einen Tag nicht Zuhause war und er alleine war, ist es dann immer eskaliert. Er hatte sich dann gar nicht mehr unter Kontrolle, sodass er offensichtlich Spuren hinterließ, über die ich direkt ohne zu suchen gestolpert bin.
Nun hatte er mehrere Erstgespräche mit Psychologen und sucht einen Therapieplatz. Bis jetzt leider ohne Erfolg (Corona, Wartelisten voll). Er hat grundsätzlich eingesehen, dass er süchtig ist. Er hat gesagt, dass er sich nicht kontrollieren könnte und auch nur einfach aus Zeitvertreib konsumierte. Hobbys und Freunde hat er total schleifen lassen.
Er lügt leider auch sehr viel, auch im Alltag bei Dingen, bei denen es gar nichts zu lügen gäbe.
Er gibt diese Lügen leider auch nicht zu, bis man es ihm schwarz auf weiß belegen kann. Zudem redet er nicht offen über die Thematik. Man muss ihm immer alles aus der Nase ziehen.
Er hat eine Blocker App auf seinem Smartphone. Außerdem habe ich ihm zwei Bücher zum Thema Selbstliebe und Willenskraft gekauft, in denen er sporadisch ließt. Auch habe ich ihm geholfen eine Selbstreflexion zu machen. Was will er überhaupt? Ich habe ihm offen gelassen, dass er gerne weiter konsumieren kann, dass er wieder zu dieser Ex gehen kann, dass es aber nur fair ist, wenn er das offen kommuniziert, sodass ich meine Schlüsse ziehen kann und wir uns trennen.
Aber er sagt immer nur, dass er mich über alles liebt und sein Leben mit mir verbringen will. Der Sex bei uns wäre toll und alles wäre perfekt. Er verstände sich selber nicht und könne sich nicht kontrollieren. 100 Tage hat er aber mithilfe dieser App trotzdem bereits geschafft, Abstinent zu bleiben (nach seiner Aussage). Was wirklich toll wäre!!!!!!!! Er sagte dazu nur, dass er darauf für mich verzichtet und es leichter sei als zu Beginn.

Für mich an der ganzen Sache ist folgendes am relevantesten:
WIR müssen gemeinsam daran arbeiten. Er schließt mich aus alle dem aus. Wahrscheinlich aus Angst. Ich kann nicht offen mit ihm reden. Ich würde mich freuen, wenn er mir berichten würde „ja es fällt mir noch hier und da schwer nicht zu konsumieren“ oder „ich hatte gestern einen Rückfall“ dann wüsste ich, dass sich etwas geändert hat. Das WIR zusammen als Team kämpfen können. Doch leider lässt er das nicht zu. Wenn wir über das Thema sprechen, dann immer nur wenn ich damit anfange und ich habe das Gefühl, dass er dann immer sich fühlt, als würde er verhört werden. Er schaut mich nicht an, dreht sich weg und antwortet nur das aller nötigste.
Eine Sucht ist scheiße und schlimm, aber wenn beide gemeinsam zusammen arbeiten schaffen wir das. So allerdings glaube ich nicht, dass wir eine Lösung finden.


Ein weiteres Hauptproblem ist natürlich das Vertrauen, welches durch die immer und immer wiederkehrenden Lügen und Entdeckungen, Verheimlichungen völlig zerstört ist. Ich weiß leider nicht woran ich mich festhalten kann. Z.B. nimmt er sein Handy auf meinen Wunsch hin, wenn er früher schlafen geht nicht mehr alleine mit ins Schlafzimmer (da wo er sonst immer seiner Sucht nachgegangen ist). Es liegt auf der Treppe und wenn ich nachkomme, lege ich es auf seinen Nachttisch. Nun nach 2 Monaten habe ich ihm das Handy gelassen und ihm somit ja gesagt: „Hör mal, jetzt habe ich wieder versucht etwas vertrauen aufzubauen und lasse es dir hier.“
Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl dabei. Er hatte gesagt, dass er nicht am handy war und die ganze Zeit geschlafen hat. Ich habe ihm geglaubt, weil ich ja irgendwann wieder Vertrauen aufbauen muss. Das ist ja kein Leben so, ständig den anderen überwachen zu müssen und killt auch in mir die Attraktivität ihm gegenüber… dann abends als er die Kissen schüttelte, lagen Kopfhörer unter seinem Kissen. Lange Diskussionen, er beteuerte nichts geschaut zu haben. Bis ich das handy mit seinem Einverständnis nahm und dort sah, dass er gelogen hat. Es waren nur stinknormale Youtube Videos. Aber er lügte weiter, bis ich es ihm zeigte. Ich verstehe das nicht… er kann doch so viele Youtube videos schauen wie er möchte. Wieso lügt er und sagt mir ins Gesicht, dass er geschlafen hat?
Mein Vertrauensvorschuss wurde also wieder zerstört und ich weiß so langsam einfach nicht mehr, wie es weiter gehen soll. Ich spüre auch immer mehr Wut und Unmut in mir. Seine Beteuerungen, wie schön er mich findet und wie sehr er mich lieben würde, kommen mir manchmal auch nur gespielt vor. Obwohl sie das bestimmt nicht sind. Ich weiß gar nicht mehr, wann er die Wahrheit sagt und wann nicht. Ich fühle mich, als wenn ich ständig in einer „Aufpass“ Position bleiben muss, weil wenn ich mich auf mich konzentriere oder ihm vertraue, wieder direkt irgendwas passiert, was mich wieder schrecklich verletzt. Und mittlerweile habe ich nicht mehr viel Kraft übrig.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Unterstützung, Seelenpflaster und Offenheit von euch geschenkt bekomme. Vielleicht ließt mein Partner auch meine Beiträge oder traut sich irgendwann selber seine Geschichte hier zu veröffentlichen, um sich Hilfe und Unterstützung zu holen.
Vielen lieben Dank, dass es dieses Forum und diese Community hier gibt.

Liebe Grüße  Heart

Nami
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#2
Liebe Nami,
Ein herzliches Hallo von mir! Ich habe eben etwas Zeit gefunden und deine Geschichte gelesen. Es berührt mich sehr was du schreibst, weil ich so viele Punkte wiederfinden kann, bei denen ich nicken musste.

Ich kann dein Gefühl sehr gut nachempfinden. Die ständige Heimlichtuerei und dann die vielen kleinen Lügen, bis man sagt, hey, spars dir! Ich habs gesehen, oder ich weiß, dass du lügst, weil… das tut dem Vertrauen in den Anderen gar nicht gut. Leider kann ich dir nicht viele Ratschläge geben, wie du am Besten damit umgehen kannst, denn ich habe für mich auch noch keine gute Möglichkeit gefunden. Aber die ständige Angst, wieder verletzt zu werden ist sehr zermürbend und zerstört einen irgendwann.

Gerade bin ich an einem Punkt, dass ich es nicht mal schaffe meine eigenen begonnen Beiträge hier zu lesen/kommentieren oder der guten Geduldigen auf ihre letzte Antwort an mich zu antworten. Ich muss das ganze Thema gerade sehr weit von mir weg schieben, weil ich Angst habe, wenn ich es an mich heran lasse, breche ich vollständig zusammen Sad solange ich es von mir fernhalte bin ich sicher…

Aber es scheint ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung zu sein, dass er erkannt hat, ein Problem zu haben. Vielleicht gelingt es ihm ja, dich auf seine Reise der Heilung mitzunehmen, wenn er einen Therapieplatz gefunden hat. Es wäre euch zu wünschcen!

Das mit seiner Ex ist schlimm! Wir hatten eine ähnliche Sache nur nicht so extrem wie bei euch! Es war nicht seine Ex, sondern eine alte sehr gute Freundin mit der er ab und an geschlafen hatte. Mit ihr hat er heimlich immer wieder geschrieben und hat mich dafür viele male sitzen lassen um allein mit ihr schreiben zu können. Einmal waren wir im Urlaub und noch zusammen morgens kuschelnd im Bett… naja, aber es war auf keinen Fall so schlimm wie bei euch, keine Nacktbilder etc. aber dennoch, auch da, diese Heimlichkeiten…

Ich fühle mit dir! Muss leider schon wieder aufhören.
Fühle dich fest umarmt!

Schmetterling
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#3
@Hallo liebe Nami,

ein ❤liches Willkommen zunächst von mir. Du klingst sehr traurig, verzweifelt und verletzt (zu Recht). Es ist schon heftig, zu lesen, was da alles vorgefallen ist.

Ich hatte beim Lesen Deiner Geschichte gleich mehrere Fragen im Kopf. Die Antworten darauf würden es vielleicht leichter machen, die Ambitionen Deines Partners zu verstehen. Da er aber sehr wortkarg zu sein scheint, bin ich nicht sicher, ob Du die Antworten darauf kennst. Womöglich kennt er sie selbst nicht...

Warum hatte Dein Partner in seiner vorigen Beziehung nie Sex? Wie alt war er, und wie lange dauerte die Beziehung? Wie lange seid Ihr inzwischen zusammen? Wie ist der Sex bei Euch? Und möchte er den Sex, oder musst Du ihn eher dazu drängen?

Meine spontane Vermutung ist, dass er damals schon ein Problem mit Sexualität hatte, vielleicht (!) auch schon Pornos konsumierte.

Die damalige Situation, die Umstände und Trennung hat er evtl. nie verwunden und sucht deshalb u. a. auch den virtuellen Kontakt zu seiner EX. Wenn sie ihn damals aber grundlos schlechtredete und fremdging, erschließt sich mir nicht, warum er noch Kontakt zu ihr haben wollte und auch noch Geld dafür zahlt. Für mich klingt das eher, als hätte er ein schlechtes Gewissen...Oder es gibt ihm einfach einen Kick, seine Sucht mit der Ex "auszuleben".

Es ist sehr schade, dass er sich Dir nicht öffnet, obwohl Du schon soviel verziehen hast und immer noch bei ihm bist. Ob er wirklich nichts mehr schaut, weiß nur er allein, aber Deine Entdeckung bezüglich Youtube bereitet mir Bauchschmerzen. Denn auch da gibt es ziemlich viel nackte Haut zu sehen...Selbst wenn es nur harmlose Videos waren, hat er darin vielleicht einen Ersatz gefunden. Und einem Pornosüchtigen oder Ex-Süchtigen können auch vermeintlich harmlose Bilder/Videos zum Verhängnis werden. Die Frage ist auch, warum er gelogen hat und überhaupt bei so vielen Dingen lügt. Wie sollst Du ihm da vertrauen?

Womöglich ist er noch nicht bereit, denn was Du über ihn schreibst, klingt nach Verdrängung, Flucht und nicht besonders konsequent. Wie ist denn sein Tagesablauf? Sieht der anders aus als zu Porno-/Chatzeiten?

Ich kann Deine Ängste und Zweifel sehr gut nachvollziehen und auch, dass Du ihn nicht ewig kontrollieren willst. Er muss Dir offen sagen, was in ihm vorgeht. Sag ihm dabei auch, wie es in Dir aussieht und dass Du Antworten brauchst. Vielleicht machst Du mit ihm einen "Termin" für so ein Gespräch, für das Ihr Euch beide Zeit nehmt.

Dass er zur Therapie gehen will, finde ich allerdings gut. Ich denke, er hat viel aufzuarbeiten. Nur traurig, dass Du dabei aussen vor bleibst. Wer kümmert sich um Dich? Versuche, Dir selbst öfter mal was Gutes zu tun, etwas Abstand zu gewinnen und den Kopf hin und wieder frei zu bekommen. Sonst sitzen bald Zwei auf dem Therapiestuhl. Mach' Deinen Partner und Eure Beziehung nicht zu Deinem Ein und Alles. Ich weiß, das ist schwer, und Du willst das vielleicht nicht hören. Aber Du schreibst selbst, dass Du kaum noch Kraft hast. Deshalb denk auch an Dich!

Alles Liebe

Geduldige
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#4
@Schmetterling:
Liebe Schmetterling, vielen Dank für deine emotionale Antwort auf meine Geschichte. Es tut mir leid, dass du dich oft wiedererkannt hast. So oft sehe ich befreundete Paare und denke mir „Wieso können die eine normale Beziehung führen? Was habe ich getan, dass ich so etwas verdiene?“ und das ist auch das Verrückte. Ich hatte tatsächlich auch Angst vor euren Antworten, weil ich dachte, dass ihr schreibt „Du hast XYZ falsch gemacht. Du bist mit Schuld. Wieso hast du dich so und so verhalten“. Dabei habt ihr mir so lieb geantwortet und mitgefühlt. Vielen Dank dafür! Und ja ich lese ja auch schon seit ein paar Monaten im Forum und habe aber auch immer wieder Zeiten gehabt, bei denen ich einfach Abstand zu der ganzen Thematik brauchte und das Forum gemieden habe.
Es läuft ja auch nicht immer nur negativ bei uns zuhause ab. Es ist meist ein schöner Alltag zusammen, haben sehr viele gemeinsame Interessen usw. und dann gibt es immer mal wieder Momente die auch erst nach Wochen vorkommen an denen wieder was vorfällt und dann ist man für die nächsten Wochen wieder kein Mensch mehr. Dann kann ich nichts mehr essen, schlafen usw. Dann wächst wieder Gras über die Sache und wir nähern uns wieder an, finden wieder den Alltag, aber dieser Schatten liegt trotzdem immer über uns.

Das mit der guten Freundin deines Partners und dem Sitzen lassen und ständigen Kontakt fühle ich… hat er denn wenigstens gesagt, dass er mit ihr schreibt oder hat er dich angelogen und gesagt, dass es jemand anderes sei. Hat dein Partner bei diesem Kontakt auch eure Beziehung und dich schlecht geredet? Das hat nämlich meiner gemacht… er meinte er wollte die Reaktion der Ex testen.
Ufff….
Einmal z.B. hat er mir gesagt, dass er mit ner alten Bekannten telefonieren möchte, es war aber natürlich die Ex, wie ich später erfuhr. Er hat dafür auch ihren Namen im Handy abgeändert und ich bin natürlich so dumm wie ich bin, höflich aus dem Raum gegangen, sodass er seine Privatsphäre hat. Da wusste ich noch nicht, dass er mich so eiskalt anlügt und es die Ex ist. Ich sollte dann essen kochen (zu der Zeit war er sogar arbeitslos und ich habe trotzdem jeden Abend nach der Arbeit noch gekocht) und er meinte, ja er telefoniere gegen 20 Uhr. Dann hatte sie aber wohl nur früher Zeit und er bat mich, dass ich erst später Essen kochen sollte. Ich meinte, dass ich hunger habe und er wurde richtig wütend, weil er seiner Ex absagen musste. Weil ich das nicht wollte, dass er wütend war, hatte ich mich dann schlussendlich nach ihm gerichtet. Damals hatte ich ihm aber auch noch blind vertraut. So wie man das halt macht, wenn man jemanden liebt… so blauäugig dachte ich zumindest immer von der Liebe… bis jetzt hat mich aber auch noch nie ein Mann vorher betrogen. Hatte immer sehr harmonische liebevolle Beziehungen (die letzte vor ihm ging 7 Jahre und ich muss auch oft daran zurückdenken, wie glücklich ich war.)

@Geduldige
Awwww so eine lange Antwort. Es berührt mich sehr, dass du dir soviel Zeit für mich genommen hast. Vielen lieben Dank meine Liebe! Ich verfolge ja auch schon länger das Forum und du könntest bald eine Selbsthilfegruppe leiten, wenn das so weiter geht… Wahnsinn wie du dich hier für alle einsetzt. Und das obwohl du es selber so schwer hattest/hast. Aber tatsächlich entstehen ja so auch die meisten Stiftungen…. Hmm, aber das ist ein anderes Thema.
Ich habe Schmetterling eben schon mitgeteilt, dass ich Angst vor euren Antworten hatte. Weil ich wohl anscheinend immer noch die Fehler bei mir suche oder offen zu hören bekomme, was ich falsch gemacht habe. Natürlich gehören immer zwei zur Lösung von Beziehungsdynamiken, aber ich gebe mich glaube ich schon fast zu viel Mühe um ihn zu unterstützen….
Vielleicht sollte ich wirklich mal etwas loslassen und schauen was passiert. Er kann sich nicht gut alleine beschäftigen. Er meinte mal, etwas gelesen haben von „Lücken füllen“ also die Zeit in der er sonst sein Haupthobby, Ex stalken und Pornosucht nachgehen, mit anderen Dingen zu füllen, die ihn auch erfüllen. Er hat auch das mit der Dopaminausschüttung gelesen. Er hat dann Zeichensachen bestellt und wieder angefangen zu zeichnen. Er hatte Menschen versucht zu zeichnen und ich hatte schon die blöde Hoffnung, dass er mich überraschen will und ein Bild von uns zeichnet. Ja… das ging ungefähr zwei Wochen so und seitdem hat er die Zeichenmaterialien liegen gelassen. Er spielt wieder etwas mehr Klavier als früher. Wenn wir streit hatten ließt er in den Büchern… sonst kaum. Meist ist er am Handy und spielt etwas oder er schaut Youtube oder Netflix.
Das mit der Ersatzbefriedigung finde ich interessant. Ich habe Angst, wenn ich das Thema Ersatzbefriedigung anspreche, er meinen könnte, dass ich ihm wieder etwas verbieten möchte und er bald gar nichts mehr machen darf, was ihm Freude bereitet. Ich glaube er denkt manchmal, dass ich es am liebsten hätte, wenn er nur dasitzen würde und sich mit seiner Sucht befassen würde, bzw. was dagegen tun würde. Was aber ein völliger Irrtum ist! Ich würde mir sehr wünschen, dass er etwas findet, dass ihn begeistert, wofür er brennt und viel seiner Zeit investiert. Leidenschaften, Sport, whatever. Sodass ich weiß, dass es andere Dinge in seinem Leben gibt, die ihn erfüllen. Dann könnte ich vielleicht auch mal wieder mehr mit Freunden machen oder meinen Hobbys nachgehen. Außerdem ist es auch attraktiv, wenn ein Mensch sich für etwas begeistert und nicht nur auf dem Sofa rumgammelt…. So ungefähr habe ich ihm das auch mal gesagt, aber ich fürchte er sieht mich nur noch als so ne Art Spaßpolizei.
Ufff….

Mein Partner hatte in seiner vorherigen Beziehung keinen Sex, weil es a) eine Fernbeziehung war und sie sich selten gesehen haben und b) seine Ex Freundin sehr jung ist. Sie ist 13 Jahre jünger als ich. Mein Partner ist 7 Jahre jünger als ich. Damals war sie noch minderjährig und er anfang 20. Dazu hatte sie psychische Probleme und hat ihn immer wieder aus seinem Leben geblockt, weil sie so sehr mit sich selber beschäftigt war. Er war 3 Jahre mit seiner Exfreundin zusammen.

Wir sind seit 2 Jahre zusammen. Er ist 600km für mich umgezogen, aus seiner Heimat weg.
Der Sex ist nachdem er nicht mehr konsumiert besser geworden. Er hat sich Sachen getraut, die er vorher nicht gemacht hat. Richtig fallen lassen kann ich mich leider noch nicht bei ihm. Einfach, weil ich immer Angst habe, dass er mehr verlangt. Mehr Selbstbestätigung wie gut er im Bett ist oder dass ich mehr wie seine Pornoladys bin. Ich muss ihm nicht zum Sex drängen, früher eher, jetzt ist es immer sehr impulsiv bei uns. Mal geht es von mir und mal von ihm aus.

„Meine spontane Vermutung ist, dass er damals schon ein Problem mit Sexualität hatte, vielleicht (!) auch schon Pornos konsumierte.“ ich denke, dass das natürlich auch stimmt. Aber ich würde sagen in einem gesunden Maße. Aber seine Ex ist richtig krass in der Sexszene. Hat sich ständig allen Kerlen angeboten, Nudes/videos geschickt und den krassen drity Talk betrieben. Verstörende Dinge wie ich finde. Ich glaube, dass hat was mit ihm gemacht. Wie sie das halt nur mit anderen gemacht hat, anstatt mit ihm.
Ich habe ihn auch mal gefragt, was für ein Frauenbild er hat. Denn er hat ja darüber Sexualität kennengelernt… nach dem Motto, alle Frauen sind Schlampen.
Mein Partner versteht selber nicht wieso er immer noch dieser Ex hinterher geiert… ich würde schon fast sagen eine Besessenheit über die Jahre entwickelt hat. Obwohl sie ihn wie den letzten Dreck behandelt hat. Er hat jedes Gespräch mit ihr aufgenommen, sich Tagebuchartig Notizen gemacht über Jahre. Festplatten waren voll mit Sachen von ihr (habe alles gelöscht). Total verrückt. Sie hat selber seit Jahren einen Freund, mit dem es aber angeblich nicht gut liefe und nur MEINEM Partner könnte sie sich anvertrauen usw. hat ihn quasi so eine Bubble gegeben, dass er was besonderes ist. Ich hatte deswegen auch immer das Gefühl, dass er mit ihr zusammen ein Team ist und nicht mit mir. Mit ihr zusammen hat er auch viel Porn konsumiert, Porno Darstellerinnen kennengelernt und thematisiert. Genauso wie er auch ihre Seefetische und Co übernommen hat.
Deswegen schaut er vielleicht auch bei Pornos und Sexchats immer nach Frauen die sich so geben, kleiden und das ausleben, was seine Ex mag.

Mich und meine Vorlieben interessieren ihn zwar, aber wirklich nur marginal verglichen mit dem anderen. Aber ich sehe es dann auch nicht ein, mich in eine Rolle drücken zu lassen oder mich so zu kleiden wie sie, weil ihn das antörnt, weil ich natürlich weiß wo das ganze seinen Ursprung hat.
Deswegen können weder ich noch er unsere Vorstellungen wirklich ausleben bei unserem Sex. Denke ich.

Ich hoffe wirklich, dass er dieses Thema bei dem Psychologen aufarbeiten kann. Wie gesagt, ich denke es ist zum Großteil durch seine Ex alles entstanden. Vielleicht interpretiere ich aber auch zu viel da rein , ich kann ja nicht in seinen Kopf schauen. Ich war zu Beginn auch eifersüchtig auf diese Ex, aber mittlerweile bin ich einfach froh, dass ich nicht so bin wie sie. Sondern eigentlich das Gegenteil, eine Selbstbewusste hübsche Frau, die sich nicht die Bestätigung von außen oder sexuell von Männern holen muss und die andere Werte und Sachen hat, auf die sie stolz ist, ohne sich auszuziehen und schlampig zu sein.
Ich sage es dir, wenn ich früher gewusst hätte in was ich da rein rutsche hätte ich einen hohen Bogen um meinen Partner geschlagen. Aber das ist ja das Paradoxe, er ist der perfekte liebevolle einfühlsame kuschelpartner. Er sorgt sich immer nur um mich und trägt mich auf Händen und dann dreht er sich Metaphorisch um und ist zeigt seine andere Seite. Nur mir leider nicht. Als wenn ich seine Tochter/Mutter bin und die schweinigen Sexuellen Sachen lebt er im Netz aus. Wieso nicht mit mir?
Verstehe ich einfach nicht…
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#5
@Hallo liebe Nami,

danke für Dein Lob. Ich habe mich sehr darüber gefreut und musste schmunzeln als Du das mit der Selbsthilfegruppe angesprochen hast. Gerade weil ich es - so wie Du und viele andere Frauen - schwer hatte und leider noch immer habe - hilft mir dieser Austausch im Forum ungemein.

Und ganz wichtig: Bitte hör auf zu denken, Du seist Schuld!

Klavier und Zeichnen klingt ja schon mal nicht schlecht als Lückenfüller für die gewonnene Zeit anstelle der Pornos etc., auch das Lesen in Büchern. Nur ist Dein Mann da noch zu unkonsequent und sein Tagedablauf leider wenig strukturiert wenn er doch die meiste Zeit mit Handy, Netflix und Co. verbringt.

Zum Thema Ersatzbefriedigung (Ersatzsucht) lese ich gerade ein Buch weil mein Mann, nachdem er die Pornos verabschiedet hatte, genauso viel Zeit mit Handy und TV verbrachte. Es heißt "Digitaler Burnout" und handelt allgemein von Mediensucht.

Dass Du Dich wie eine Spaßbremse fühlst, kann ich nur zu gut nachvollziehen. So habe ich mich auch gefühlt und mein Mann hat das so mir gegenüber auch kommuniziert. Aber beim Kampf gegen die Pornosucht geht es nunmal nicht darum, diese gegen eine andere Sucht einzutauschen und sich weiterhin zu betäuben. Es geht um soviel mehr damit es zum Erfolg führt. Das gilt es, Deinem Partner irgendwie zu verklickern und setzt natürlich seine Bereitschaft und Einsicht voraus.

Das Thema mit der Ex bereitet mir nach wie vor Kopfzerbrechen. Sie war minderjährig, hatte mit ihm keinen Sex aber dafür mit anderen Männern? Wie hat er das herausgefunden?

Die Aussage Deines Ex, warum er Eure Beziehung vor seiner EX schlecht machte, um herauszufinden, wie sie darauf reagiert, hat mich ziemlich schockiert? Warum? Wollte er wissen, ob sie ihn zurück will??? Das war mein spontaner Gedanke dazu.

Auf jeden Fall ist das Verhalten von ihm bezüglich seiner Ex sehr befremdlich für mich und sollte auf jeden Fall psychologisch hinterfragt, analysiert und aufgearbeitet werden. Dazu muss er aber gegenüber dem Therapeuten offen und ehrlich sein!

Das, was Du beschreibst, klingt schon sehr nach einer Art Besessenheit. Hat ER sich denn damals von ihr getrennt oder sie?

Dass Pornos ein völlig falsches Frauenbild vermitteln, ist Fakt. Aber es ist nicht zu spät, dieses Bild zu ändern mit Abstand von dem ganzen Zeug und eigenen (realen) Erfahrungen.

Froh war ich, zu lesen, dass es sexuell bei Euch gut läuft und auch von ihm mal initiiert wird. Er scheint also wirklich nicht mehr zu konsumieren oder es stark eingeschränkt zu haben.

Deine Einstellung, Du selbst zu sein und Dich nicht für ihn sexuell zu verdrehen, ist genau richtig. Er ist schließlich mit DIR zusammen und nicht mit seiner Ex. Seine evtl. Vorlieben sind wahrscheinlich nur durch die Sucht/den Konsum entstanden und ohne das alles hätte er diese Vorlieben vielleicht gar nicht. Und selbst wenn, ist das nicht Dein Problem. Man(-n) kann schließlich nicht alles im Leben haben.

Bleib so, wie Du bist und Dir selbst treu.

Deine Geduldige
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#6
@Geduldige

Vielen lieben Dank für deine Nachricht. Tatsächlich ist mir nach meiner letzten Antwort aufgefallen, dass ich anhand deiner Fragen wieder mehr meine Gedanken sortiert habe und mir selber Dinge klarer geworden sind. Dies betrifft aber natürlich leider nur mich. Auch das geschriebene ist größtenteils meine eigene Meinung/Einschätzung oder basiert auf den gefundenen Infos seiner Festplatte etc.. Von ihm kommen ja leider diesbezüglich nicht all zu viel Infos.
Es kann natürlich sein, dass ich seine Vergangenheit zu sehr mit einbeziehe, aber es ist auch schwierig die Ex aus dem Ganzen da raus zu lassen, da sie kombiniert mit seiner Sucht das Ganze erst hat zu so einem Ausmaß gebracht hat. Aber es war ja auch er, der immer wieder den Kontakt zu ihr gesucht hat. Es war ja nicht sie. Sie also nur zu verteufeln wäre auch nicht richtig.
Das wollte ich gerne noch einmal klar stellen.

Ja hmm... ich habe immer das Gefühl, wenn ich mal etwas Zeit für mich brauche, dann fällt es ihm sehr schwer sich selber zu beschäftigen und ich bekomme immer ein schlechtes Gewissen und parallel dazu negativen Gedanken in Form von "Er wird doch jetzt alleine nicht aus Langeweile wieder Rückfällig werden"
Das Buch hört sich interessant an. Danke für den Tipp! Ich schaue es mir mal an. Ich bin auch gerade dabei sämtlichen Social Media Konsum einzustellen (bis auf Twitter Big Grin). Habe mein Facebook, Instagram und Co Account deaktiviert und möchte allgemein einfach weniger Zeit am PC verplempern, sondern lieber wieder kreativer werden (bin studierte Designerin Smile).

Das mit seiner Ex (das Fremdgehen) hatte er herausgefunden, indem er all ihre Passwörter hatte und sich auch nach der Trennung noch bis vor einem halben Jahr noch regelmäßig in all ihre Discord, Instagram und Co Accounts eingeloggt hat und alles mitgelesen hat. Dann gescreent und abgespeichert hat. Daher weiß ich das wiederum alles, weil ich die Dateien auf seiner Festplatte gefunden habe (schön sauber abgelegt in Ordnern... genauso wie die anderen nackigen Inhalte...)
Er hatte damals nach dem Betrug noch mehr an ihr geklammert und sie hatte sich dann von ihm getrennt...


Mein Partner meinte, dass auch zu einem Gespräch mitkommen könnte, wenn er dann endlich mal eine Therapie starten kann. Ich hoffe es wirklich inständig, dass er bald Hilfe findet und diese auch annimmt. Und wenn ich bezüglich seiner Vergangenheit etwas erzählen darf, werde ich das natürlich auch machen.

Ich frage mich wie lange es dauert, bis ich nicht mehr diese Bilder und auch er nicht mehr diese Bilder seiner Sucht im Kopf hat. Ich versuche momentan mit Meditation bewusst die Gedanken zu lenken, wenn ich wieder darin versinke. Das hilft ganz gut. Hast du schon einmal Meditation probiert?

Danke für die lieben Schlussworte. Ich musste schon ein paar mal daran denken und genau das werde ich auch Smile
Leider hat sich mein Vater angekündigt und ich muss zur Zeit viel Arbeiten, weswegen ich nicht früher dazu gekommen bin dir zu antworten und meine Antwort auch relativ knapp ausfällt. Aber ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, da ich dir nicht direkt antworten konnte. Ich schätze deine Meinung sehr. Vielen Dank nochmal Smile

Viele liebe Grüße Nami
Heart
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#7
@Hallo meine Liebe,

Du musst Dich wirklich nicht wegen einer zeitnahen Antwort stressen! Ich freue mich natürlich wenn Du schreibst, aber Du solltest es tun wenn Du das Bedürfnis und auch die Zeit dafür hast. Mach' Dir darüber bitte nicht auch noch Gedanken. ❤

Dass Du die EX nach dem Ganzen mit einem Dorn im Auge siehst, ist völlig normal. Aber ich hatte keineswegs das Gefühl, dass Du ihr allein die Schuld gibst. Egal, wie schräg sie drauf war oder ist, stand es Deinem Freund schließlich frei, mit ihr in Kontakt zu bleiben. Es war seine Entscheidung. Das sehe ich genau wie Du. Und ich kann auch verstehen warum Du die Vergangenheit mit allem aktuellen vermischst. Der Grund dafür ist auch, dass Dein Partner die Vergangenheit nicht Vergangenheit sein lassen konnte und mit in die Gegenwart geschleppt hat. Zudem ist diese Vergangenheit mit der Ex offensichtlich ein entscheidendes Schlüsselereignis, was zum Verlauf der Sucht beigetragen hat, evtl. sogar Auslöser war, sollte er zur Zeit der damaligen Beziehung noch nicht konsumiert haben. Wenn doch, hat es zumindest zum späteren Verlauf beigetragen.

Gut finde ich von Deinem Partner, dass Du bei einer Therapiesitzung dabei sein darfst. Achte bitte darauf, dass dies bereits bei der 1. Sitzung oder zumindest ziemlich am Anfang passiert, damit gleich von Anfang an die wichtigen Dinge auf den Tisch kommen. So kann der Therapeut gleich mit den richtigen Ansätzen arbeiten und die Therapie in die richtige Richtung erfolgen. Männer neigen oft dazu, weniger offen zu sein, und es wäre schade um evtl. oberflächlich geführte Therapiestunden. Der Therapeut kann nur mit dem arbeiten, was er an Infos erhält...

Wenn Ihr so lange auf einen Therapieplatz warten müsst, schaut doch mal auf www.therapie.de Dort steht zu jedem Therapeuten, ob er Termine frei hat oder ob es Wartezeiten gibt. Ihr spart Euch damit viel Telefonierei und Nachfrage.

Zum Thema Zeit für Dich: Es ist verdammt schwer, ich weiß. Ich habe auch lange gebraucht, mich aus der Verantwortung zu ziehen, meinem Mann stets zugegen zu sein, damit er sich nicht langweilt und auf dumme Gedanken kommt. Diese Angst ist mächtig aber eigentlich unnötig. Denn Du stellst Dich selbst dabei zurück und stehst ihm zur Verfügung, obwohl Du eigentlich das Bedürfnis hast, auch mal unabhängig von dieser Angst zu entscheiden und zu akzeptieren/umzusetzen, etwas ganz anderes zu tun. Ich habe dieses Bedürfnis 1 Jahr lang ignoriert, und fühlte mich damit nur schlechter. Denn im Hinterkopf hatte ich immer den Gedanken: Er hat doch auch soviel Zeit ohne mich verbracht, um seinem "Vergnügen" zu fröhnen und mich dabei noch gedanklich betrogen." Warum muss ich dafür jetzt Sklave meiner Angst sein? Wenn er auf dumme Gedanken kommen will, schafft er das irgendwie, irgendwann sowieso. Ein schlechtes Gewissen musst Du erst recht nicht haben.

Ich hatte mir schon gedacht, dass die EX Schluss gemacht hat. Denn das passt am besten zu seiner Besessenheit. Ich denke, sein größtes Problem ist, dass er nicht damit klar kommt, keinen Sex mit ihr gehabt zu haben, dafür aber andere Männer. Er hält den Kontakt aufrecht, um von ihr zu hören, dass sie ihn will, auch wenn er es vielleicht nicht unbedingt ausleben muss. Aber die Möglichkeit zu erhalten, die er damals offensichtlich nicht bekam, reicht, um sein angeknackstes Ego aufzupeppeln. Er hält sie sich quasi "warm", wenn auch nur gedanklich/symbolisch/theoretisch. Aber auch bei ihr vermute ich einen starken Komplex. Sie nutzt ihn offensichtlich aus und sucht sich über ihn Bestätigung. Kann es sein, dass sie ihn als eine Art Sugardaddy sieht?

Egal, wie weh Dir das gerade tut, heißt das nicht, dass Du ihm nicht wichtig bist. Denn das bist Du! Ich bin sicher, dass er auch Dich nicht loslassen könnte, würdest Du jetzt gehen. Er spielt aber unbewusst und sieht vordergründig nur das, was er nicht hat, nicht aber, was er jetzt hat und verlieren könnte: Dich! Versteh mich nicht falsch. Er will nicht Euch beide, aber er hat noch immer das Problem, betrogen um Intimität und verlassen worden zu sein. Er ist besessen vom Prinzip. Könnte er die Ex jetzt haben und würde vor der Entscheidung stehen: Du oder sie, wäre sie wahrscheinlich sofort uninteressant. Aber sie hält meiner Vermutung nach diese Sehnsucht aufrecht und gibt ihm dieses "Ich will Dich zurück" nicht. Ich denke, dass sie in dem Moment uninteressant für ihn wäre wenn sie ihn Anbetteln würde, zu ihr zurück zu kommen. Ein perfides Spiel von ihr...

Genau das ist der Punkt: Er sehnt sich womöglich gar nicht nach dieser Frau. Nach dem, was Du schreibst, bist Du wohl eindeutig die bessere Wahl: liebevoll, fürsorglich, treu, aufopfernd, einfühlsam, sensibel, schön, sexy und sicher noch vieles mehr. Sie vermittelt eher Unbeständigkeit, Unselbständigkeit, Chaos, Untreue, Unerreichbarkeit, Sprunghaftigkeit, Narzissmus, Unreife, Egoismus...

Bei Dir hat er das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, bei ihr ist er quasi immer in Alarmbereitschschaft und auf der Jagd.

Genau da solltest Du ansetzen: Nimm ihm etwas diese Sicherheit, und ich bin ziemlich sicher, dass er seine Aufmerksamkeit auf Dich lenken wird. Er ist für Dich sehr weit gereist (umgezogen) weil er DICH will! Das hat er bewusst entschieden (eigentlich ein Schlussstrich bzgl. Vergangenheit). Nun hat er Dich und lebt weiter in der Vergangenheit und Gegenwart (zweigeteilt), nicht wegen dieser Frau sondern wegen seinem Ego.

Warum klammerte er sonst bei dieser Frau, obwohl sie ihn so dreist betrogen hat?

Sag ihm, dass Du da bist, mit ihm zusammen sein willst und er auf Dich zählen kann, aber nicht um jeden Preis. Teile ihm mit, wie sich das Ganze für Dich angefühlt hat und frag ihn, wie er sich fühlen würde wenn er an Deiner Stelle wäre. Oft ist das den Männern einfach nicht bewusst.

Die Bilder aus Euren Köpfen werden verblassen wenn Ihr abschließen könnt. Ich hatte selbst nach 7 Jahren noch alle Bilder unverschwommen in meinem Kopf als hätte ich sie frisch zu Gesicht bekommen weil Antworten fehlten, Zweifel blieben. Ein klarer Schlussstrich und Veränderungen beider Seiten lassen sie endlich verblassen.

Sieh es positiv, dass Du, zumindest bzgl. der Gedanken Dich betreffend, klarer siehst. Unsere Männer werden uns wohl nie ihr Innerstes in dem Maße offenbaren, wie wir es hier tun. Ich staune und bewundere die Männer hier im Forum, wie offen und direkt diese teilweise über ihre Gedanken, Gefühle, Emotionen etc. schreiben. Ich habe immer wieder festgestellt, dass wir Mädels untereinander so frei und unverblümt über Sexualität und Gefühle allgemein reden können, aber Männer damit oft überfordert sind.

Es hat Jahre gedauert, bis mein Mann sich mir diesbezüglich geöffnet hat. Im Netz hat er das getan. Mir gegenüber war er verschlossen. Warum? Weil es im Netz anonym ist.

Ich habe am eigenen Leib erfahren müssen: Wir Frauen, die um ihre Männer und die Beziehung, die Liebe kämpfen, bekommen meist nicht die Antworten, die wir uns so sehr wünschen. Wir leiden teilweise mehr, intensiver und länger als unsere süchtigen Männer selbst, warum? Weil wir emotional, oft über Jahre, so verletzt wurden, von jemandem, dem wir vertrauen, mit dem wir alles teilen wollen, dem wir verfallen sind, dem wir unsere ganze Liebe schenken.

Ich habe es dieses Jahr schließlich geschafft, alles von meinem Mann gesagte, gedachte und getane, zu trennen: Da ist der Mann, den ich so sehr wollte, der er eigentlich ist, mit seinen Stärken, seiner Liebe, seiner Fürsorge...Und da ist dieser Parasit, der ihn zeitweise zu jemand anderem macht, der ihn blind, taub und gefühllos werden lässt, ihn hinter sich versteckt und nicht zu Wort kommen lässt. NICHTS davon ist ernst gemeint. Nichts davon hat mit mir zu tun. Er ist immer noch er, ist noch da, auch wenn ich ihn manchmal nicht sehen kann.

Wir dürfen diese Sucht nicht auf uns beziehen! Sie hat rein gar nichts mit uns zu tun! Wenn unseren Männern die Sucht wichtiger wäre als wir, würden sie sich sofort trennen und unkontrolliert ihrer Sucht fröhnen. Sie wissen genau, dass die Sucht sie einsam macht und uns nicht ersetzen kann. Aber es ist eine Gewohnheit, ein Zwang, dem sie nachgehen. Danach fühlen sie sich leer, schlecht und haben ein schlechtes Gewissen.

Wir können Ihnen beistehen und sie unterstützen. Aber sie müssen es wollen. Und das Leben ist zu kurz, um ewig zu warten, zu hoffen und zu kämpfen wenn sie selbst nicht dazu bereit sind.

Du bist Designerin, wow! Tu öfter das, was Dir guttut, was DU möchtest! Trenne! Steig aus Deiner Opferrolle aus und mach' das, was Du wirklich willst, was Dich frei und glücklich macht. Solange Du immer da bist, wird Dein Partner sich womöglich weiterhin darauf ausruhen und nicht wahrhaben, was er an Dir hat und Dich als selbstverständlich sehen. Rüttle ihn wach!

Keiner sagt, dass Du ihm gänzlich die kalte Schulter zeigen sollst. Aber hol ihn aus seiner Comfortzone. Verhalte Dich unabhängig. Ich vermute, er wird die Ex ganz schnell vergessen und seine ganze Aufmerksamkeit auf Dich richten.

GLG Geduldige
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#8
Meine liebe Geduldige:
Vielen Dank für deinen langen Text. Ich habe das Ganze wesentlich negativer betrachtet und finde es erstaunlich, dass du z.B. schreibst "Könnte er die Ex jetzt haben und würde vor der Entscheidung stehen: Du oder sie, wäre sie wahrscheinlich sofort uninteressant.". Ich war mir dahingehend nie sicher. Aber ich hatte den Gedanken im Sinne von "Selbst wenn er wieder mit ihr zusammen wäre, würde er nach der anfänglich mega Euphorie sehr schnell tief fallen. Denn die beiden passen im Alltag und in einer Liebevollen/Gefühlvollen Beziehung überhaupt nicht zusammen. Und dann wird er nach einiger Zeit dastehen und merken was er mit mir verloren hat." Da war ich mir immer sehr sicher.


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So zu meinen aktuellen Gedanken und dem aktuellen Geschehen zum Thema Sucht:

Moment beschäftige ich mich auch viel mit dem Thema Wut. Ich habe oft eine Wut auf ihn und ich hoffe, dass unser Gleichgewicht in der Beziehung nicht gekippt ist. Ich sehe ihn leider nicht mehr mit den selben Augen wie vor der ganzen Geschichte... hmm auch das Thema Respekt vor ihm zu haben... schwierig. Manchmal könnte er sich auf den Kopf stellen und er würde trotzdem alles falsch machen in meinen Augen. 

Und dann gibt es auch noch die Komponente "freundlich und Komplimente". Er war ja als die Sucht und das alles hinter meinem Rücken gelaufen ist, immer sehr sehr liebevoll und zuvorkommend, hat mich quasi immer auf Händen getragen. Sehr viele Komplimente gemacht usw. In meinen Augen ist dies nachträglich sehr heuchlerisch. Auch wenn er das vlt in dem Moment wirklich gemacht oder gedacht hat... Jetzt habe ich manchmal den Gedanken, wenn er besonders nett ist oder mit Komplimente macht, dass er es damals ja auch nicht wirklich ernst gemeint hat oder ob er gerade ein schlechtes Gewissen hat und deswegen besonders freundlich ist. Das ist mir damals nämlich auch oft aufgefallen, dass er sein schlechtes Gewissen versucht hat mit übertriebener Liebe und Komplimenten mir gegenüber zu kompensieren. Ich bin extrem misstrauisch und weiß nicht so recht was ehrlich ist und was nicht.

Nachts und Abends vor dem Einschlafen sind meine Gedanken immer sehr sehr negativ. Ich schreie ihn manchmal Gedanklich direkt ins Gesicht a la "Wie konntest du mir das nur antuen?!!!!" und mir kommen oft Bilder wieder ins Gedächtnis, wie er grinsend da sitzt während er sich die Bilder unter den Namen "hehehe" abspeichert und MIR parallel schreibt, wie besonders und einzigartig unsere Liebe ist (Ist wirklich so gewesen...). Dann denke ich in solchen Momenten auch viel über Trennung nach. Nachts habe ich sehr häufig auch schlechte Träume zu dem Thema oder ihm. Am nächsten Morgen ist dann alles wieder gut und die Gedanken sind wie weg geblasen.

Nach dem anfänglichen Schock zu sagen "Lass es uns noch einmal versuchen. Lass uns nicht trennen" ist das eine. Aber ich frage mich, ob man vielleicht erst später merkt, was da wirklich alles kaputt gegangen ist und dass man doch nicht auf die Sache klar kommt...ufff

Andererseits ist die Zeit die wir zusammen verbringen häufig sehr schön.

Ab nächster Woche muss ich wieder mehr arbeiten und habe nicht mehr viel Zeit zum grübeln. Ich hoffe, dass mich das Ganze etwas ablenkt und die negativen Gedanken keine Zeit mehr finden täglich präsent zu sein.

Liebe Grüße an die Community hier

Und viel Kraft an alle, die Kummer haben. Heart
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