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Mein Tagebuch aus der Sucht
#1
Hallo zusammen,
 
ich möchte das Forum hier nutzen, um meinen Weg aus der Pornosucht zu dokumentieren.
 
 
Kurz zu meinem Werdegang:
Es begann wie bei vielen in der Jugend und hält bis heute (38 Jahre) an.
Viel zu oft habe ich mir Filme angeschaut, denn das ist ja normal. Jeder macht das doch. Ich selbst hatte kein Problem gesehen.
 
Bis ich vor ca. einem Jahr eine Frau kennenlernte.
In der ersten gemeinsamen Nacht dann der Schock: Ich kriege keinen hoch.
Sie denkt, es liegt an ihr. Ich fühle mich mies.
Aber vielleicht ist es ja nur die Nervosität.
War es aber nicht. Es funktioniert nur mit ach und krach.
 
Und jetzt beginnt der Teil, für den ich rückblickend mir so dermaßen in den Arsch beißen kann. Der dafür gesorgt hat, dass ich eine unglaublich großartige Frau abgrundtief verletzt habe. Dadurch, dass ich nicht die Eier hatte, ehrlich zu sein. Nicht die Willensstärke hatte, meine Triebe im Griff zu haben. Mir nicht eingestanden habe, dass ich ein richtig großes Problem habe, süchtig nach dem schnellen Kick bin. Das hat eine Frau gebrochen, ihr komplettes Selbstbewusstsein zerstört. Sie dazu gebracht, am Leben zu zweifeln
 
Also, noch hatte ich keine Verbindung zwischen ausgiebigem Pornoschauen und meinen Erektionsproblemen hergestellt. Was zu der dümmsten Idee geführt hat, die alles nur noch schlimmer gemacht hat.
Ich habe mir im Internet Pillen bestellt.
Natürlich, ohne mit ihr zu reden. Den Mumm hatte ich nicht. Wir waren auch erst ein paar Wochen zusammen.
Mit den erwähnten Pillen funktionierte es dann. Zumindest so einigermaßen. Die Erektionsprobleme waren komplett weg. Es ging sogar ins Gegenteil über und ich wollte nicht zum Schluss kommen.
Wer jetzt aufhört zu lesen und denkt: Ja, super, das löst die ganzen Probleme, der soll bitte unbedingt weiterlesen.
 
Denn jetzt begann der ganze Schlamassel eigentlich erst. Und wenn ich daran zurückdenke, was ich für ein Arschloch war, dann könnte ich mir in den Arsch beißen.
 
Filme habe ich mir weiter angeschaut. Auch wenn ich mittlerweile rausgefunden hatte, was es mit übermäßigem Pornokonsum auf sich hat. Aber warum den Dopaminkick weglassen, wenn ich das Problem gelöst hatte.
 
Für unser Miteinander war das natürlich Gift. Frauen haben einen sechsten Sinn. Und meine Partnerin hat gespürt, dass da was nicht stimmt. Das ich sie als Objekt ansehe, dass wir keine richtige Nähe haben.
In den ersten Monaten führten wir eine Fernbeziehung, in die sich meine Partnerin sehr investierte. Wir haben uns oft wegen unsinnigen Kleinigkeiten gestritten. Bei denen mir heute klar ist, warum es dazu kam. Wenn man nicht ehrlich ist, kann man keine Beziehung führen. Recht früh haben wir das Thema Pornos angesprochen, und ihre Meinung dazu war klar. Für sie war es, bzw. ist es in dem Ausmaß, wie ich es getan habe, absolut nicht in Ordnung.
Ich habe alles weiterhin kleingeredet. Denn nachdem das Erektionsproblem behoben war, war ja alles in Ordnung. Aber nichts war in Ordnung.

Ein paar der Dinge, wie ich mich meiner Partnerin gegenüber verhalten habe.
-         Ich habe während unserer Telefonate auf einschlägigen Seiten unterwegs
-         Ich habe sie indirekt als hässlich bezeichnet.
-         Ich habe sie als unfähig hingestellt.
-         Ich habe ihr die Schuld für unsere Streits gegeben.
-         Ich habe sie bezichtigt Depressionen zu haben, obwohl ich sie verletzt habe.
-         Ich habe immer wieder gelogen, was meinen Pornokonsum anging.
 
Wenn ich daran zurückdenke, kann ich nicht verstehen, warum diese Frau mir immer wieder eine Chance geben hat. Logisch ist das nicht und ich bin ihr unglaublich dankbar.
Das war alles noch vor dem D Day. Bei uns war das der Tag, als sie die Tabletten gefunden hat.
Sie dachte es wären Heuschnupfen Tabletten, und hat danach gegoogelt, um mir neue Heuschnupfen Tabletten aus der Apotheke mitzubringen.
Was folgte, war ein Offenlegen von Allem, was im letzten halben Jahr passiert war.
Sie hat mir gesagt: Wir schaffen das.
Wir haben uns gemeinsam zu dem Thema informiert, ich habe eine Accountability App auf dem Handy. (Was mir nichts ausmacht).
Wir wollen jetzt absolut ehrlich zueinander sein.
Das klappte auch so lange, bis ich wieder rückfällig wurde. Und wieder.
Dazwischen gab es sehr viele traurige und dunkle Stunden.
 
Immer habe ich gedacht, bei mir ist es ja nicht so schlimm, wie bei den Fällen, die mit den kranken Fetischen, die nächtelang nur Filme schauen.
Aber jetzt ist mir klar, ich habe ein großes Problem:
Es reicht nicht, nur abstinent zu bleiben. Ich muss grundlegend an mir arbeiten.
Es reicht nicht, 90 Tage oder ähnliches abzusitzen. Ich muss meine Probleme von Grund auf erkennen.
 
Ich habe dem Menschen, der mir am meisten auf der Welt bedeutet, so unglaublich weh getan.
Und dadurch habe ich erst mein wahres Problem erkannt.
Hier im Forum scheint es oft nur über ED zu gehen. Aber für mich ist das nur die Spitze des Eisberges.
Ich war nicht ehrlich, habe bewusst gelogen, um den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
Dadurch habe ich nicht nur meine Partnerin degradiert, sondern auch mich selbst.
 
Für mich gibt es jetzt nur einen Weg:
-         Brutal ehrlich meiner Partnerin gegenüber zu sein. (Denn das ist die Person, der ich wirklich alles erzählen möchte) Auch wenn es wehtut und ich mal wieder einen Fehler gemacht habe.
-         Regelmäßig (täglich) an mir arbeiten
-         Meine Erfahrungen dokumentieren (hier) und dies als Selbstreflektion zu nutzen.
-         Täglich mit meiner Partnerin über unsere Gefühlslage reden.
 
Ich möchte unbedingt aus diesem Kreislauf raus.
Mehr dazu in den täglichen Berichten.
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Nachrichten in diesem Thema
Mein Tagebuch aus der Sucht - von Klaus Klausen - 26.09.2022, 09:58
RE: Mein Tagebuch aus der Sucht - von Sven - 28.09.2022, 18:45
RE: Mein Tagebuch aus der Sucht - von Rudi58 - 28.09.2022, 22:03
RE: Mein Tagebuch aus der Sucht - von Alobar77 - 29.09.2022, 05:09



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