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Ist die Katz aus dem Haus ... Warum tut er das?
#1
Liebe Männer,

ich habe ein ziemliches Problem etwas zu verarbeiten und hoffe auf Erklärungsansätze.

Ich bin mit einer akuten schlimmen Erkrankung ins Krankenhaus gekommen. Sie wussten länger nicht, was mir fehlt und es ging mir immer schlechter. Als man endlich erkannte, was es war, wurden Maßnahmen eingeleitet und es stand eine Weile auf der Kippe, ob ich das überlebe. Die ganze Zeit über hatte ich starke Schmerzen, die sie nicht in Griff bekommen haben. Mein Mann hatte mich in sehr schlechtem Zustand ins Krankenhaus gebracht und war jeden Tag bei mir. Ich glaubte zu sehen, dass er sich sorgt.

Er hat trotzdem jeden Tag seine Session vor dem PC abgehalten. Er hat es mir gesagt.
Jetzt frage ich mich. Wie konnte er das? Ich kämpfe um mein Leben und er w… !

Ich weiß, ihr seid hier alle keine Psychologen und kennt mich und meinen Mann nicht. Aber dennoch. Hättet ihr ebenso reagiert? Ich suche nach dem Warum und finde es nicht. Liegt es an der Sucht, aber das verstehe ich dann nicht, das ist unmenschlich in meinen Augen oder bin ich ihm schlichtweg eigentlich egal? Quasi aus den Augen aus dem Sinn?
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#2
@Liebe Chiara,

ich bin kein Mann und auch nicht pornosüchtig, hoffe aber trotzdem Dir mit meiner Erklärung helfen zu können, da ich wirklich einige Bücher dazu verschlungen habe und selbst etwas Ähnliches erlebt habe, was mich damals sehr verletzt hat, auch wenn mein Zustand im Gegensatz zu Deinem nicht lebensbedrohlich war.

Es tut mir sehr leid, dass Du so krank warst und extrem gelitten hast. Das klingt schrecklich. Und zu Recht bist Du verletzt über das Wissen, dass Dein Mann nichts Besseres zu tun hatte, als sich täglich mit Pornos zu betäuben. Und genau dieses letzte Wort im Satz ist meine Erklärung, warum er es tat.

Ein Süchtiger flüchtet sich bei negativen Gedanken, Gefühlen, Ereignissen in die Sucht. Er hat verlernt, damit umzugehen, es zuzulassen. Stattdessen reagiert er mit Suchtverhalten.

Ich glaube nicht, dass Du Deinem Mann egal warst und bist, schließlich war er jeden Tag bei Dir. Er hatte sicher große Angst um Dich und war mit der Situation schlichtweg überfordert. Deshalb hat er sich täglich mit Pornos betäubt.

Nach dem Warum habe ich mich jahrelang in so vielen Situationen gefragt. Sprich mit ihm. Frag ihn, wie die Zeit für ihn war, wie er sich fühlte, welche Ängste er hatte und teile ihm mit, warum sein Verhalten Dich so verletzt hat ("Es fühlt sich für mich an..., Ich fühle mich..., Es hat mich verletzt weil..."). Wenn er seine Empathie durch die Sucht nicht gänzlich verloren hat, wird er Dich verstehen.

Wie verhält es sich denn aktuell mit der Sucht?

Ich wünsche Dir Alles Liebe.

Geduldige
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#3
Liebe Chiara!

Es stimmt, was Geduldige vermutet hat. Man kompensiert schwer zu verarbeitende Sorgen mit einer Flucht in die Scheinwelt. Ich konnte das an mir selber feststellen. Als meine Frau sehr stark für ihre todkranken Eltern da sein musste, konnte ich zwar nicht helfen, nutzte aber die Situation des Alleinseins mit intensivem Pornokonsum, begleitet von schlechtem Gewissen und dem Gefühl, nicht das Richtige zu tun. Das habe ich danach noch oftmals an mir selbst beobachten müssen - nach einem Streit, bei Überarbeitung, um Ärger zu verdauen, ...

Daher denke ich auch, dass dein Mann sich zwar sehr wohl Sorgen um dich gemacht hat, auf die eigene Unfähigkeit richtig zu handeln aber mit Suchtverhalten reagiert hat.

Wünsche euch viel Erfolg!

Heinrich
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#4
Liebe Geduldige, Lieber Heinrich,

Danke ihr Lieben. Wahrscheinlich habt ihr recht. Ich glaube, ich brauche noch ein paar Tage, bis sich das alles in meinem Kopf geordnet hat.

Das Ganze macht mir nur richtig Angst. Meine Kinder haben in der Zeit gelitten wie Hund und er hat es nicht gesehen, nicht gemerkt. Er taucht ab in seine Welt und sieht nichts anderes mehr. Sie haben seither Angst, mir könnte etwas passieren, sind traumatisiert, weil sie alleingelassen waren und mir macht Angst, dass sie im schlimmsten Fall ganz alleine dastehen könnten mit ihrer Trauer. Denn das hätte ich trotz Wissen um die Sucht nie für möglich gehalten.

Ich habe mit ihm gesprochen und ihm das auch gesagt. Er ist ganz meiner Meinung und versteht sein Handeln im Nachhinein nicht und er verspricht immer sofort, dass so etwas nie mehr vorkommt, will alles künftig besser machen.

So oder so ähnlich geht das seit 20 Jahren.

Im Moment sind wir wieder mal in der Phase, die Sucht wäre Geschichte. Denn wenn Mann das mal kapiert hat und er hat es ja kapiert und er möchte es selbst, dann könne Mann das auch sein lassen. Es wäre zwar manchmal nicht einfach, aber generell dann doch wieder kein Problem.

Das soll ich glauben und es gelingt mir nicht. Ich vermisse, auf die Reise mitgenommen zu werden und auch mal einen Rückfall zu erfahren oder zu erfahren, wie es wirklich läuft. Dann könnte ich auch glauben. In einem schwachen Moment hat er tatsächlich einmal geredet und daher weiß ich das mit dem Krankenhaus. Das hat mir den Boden weggezogen.

Es ist mir schon klar, dass er aus meiner Reaktion gelernt haben könnte, besser ich sage ihr nichts mehr. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Jetzt kommt nur noch, ich kann das und mehr gibt es nicht zu sagen. Er sagt regelmäßig, ich wäre unfair, weil ich ihm nicht glaube und ich würde ihn ja quasi zwingen, etwas zuzugeben, wo doch längst nichts mehr ist.

Ein ewiges Karussell aus dem er nicht aussteigt. Er versucht alles  auszusitzen, eine jahrelange Strategie. Und ich erkenne immer mehr, dass ich nicht mehr im Karussell mitfahren kann.
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#5
Liebe Chiara,

das was du da beschreibst, kenne ich auch, leider, zu gut. Ich hätte mir auch so sehr gewünscht, dass mein Mann mir mehr von sich im Zusammenhang mit der
Pornosucht offenbart, damit ich es nachvollziehen und im besten Fall sogar verstehen kann. Damit ich mit ihm gemeinsam dagegen wirken kann und er dem
nicht alleine ausgesetzt ist.

Wenn ich das aber versucht habe zu thematisieren, kamen auch immer blos Lippenbekenntnisse, dass er das künftig nicht mehr macht, wenn mich das so sehr belastet
und er habe doch gar kein Problem. Ich würde mich da in etwas hineinsteigern und ich habe das Problem, nicht er. Er brauche das nicht! Ich wäre ja völlig besessen
davon u.s.w. u.s.f.

Fakt ist aber, dass ich durch das Forum und die Betroffenen Männer wie auch Frauen, heute eine viel präzisere Sichtweise erlangt habe und mir vieles wie Schuppen von
den Augen fiel.

Ich denke, dass mein Mann, wie viele andere mit dem Problem, so auch deiner, es einfach nicht wahr haben wollen, dass sie tatsächlich Gefangene einer Sucht sind.
Sie glauben, dass sei ihre Privatsache und sie tun doch niemandem bewusst damit weh. Wenn wir dann auf ihre Schliche kommen, fühlen sie sich in ihrer Privatsphäre gestört
und versuchen einfach durch Versprechungen uns zu besänftigen und suchen neue, andere Wege ihre Aktivitäten zu verschleiern und zu verstecken, statt ernsthaft
darüber nachzudenken, was mit ihnen da geschieht und in zweiter Instanz mit uns.

Meiner hat jetzt, nach fast 20 Jahren die wir zusammenleben, erstmals zugegeben, dass er das häufig nur als Ventil benutzt hat, um Stress abzubauen. Zu dieser Aussage kam
es aber auch erst, weil ich in letzter Zeit sehr vehement dahinter war und wirklich alles überwache. Das heißt, er hat nicht mehr viele Möglichkeiten, der Sucht nachzugehen, ohne
dass mir das auffallen würde und aus Angst, das dies wieder thematisiert wird, bleibt ihm nichts weiter übrig als Abstinenz zu halten. Wohl aber ist mir aufgefallen, dass er jetzt
sehr viel mehr Zeit auf facebook verbringt als jemals zuvor. Auch Unterwäscheseiten etc. werden frquentiert - Ergo - Ersatzbefriedigung - Punkt.

Ich bin mir auch sicher, wenn sich die Gelegenheit ergibt und er das Gefühl hat, dass ich nicht mehr so wachsam bin, wird er wieder schwach werden, weil er nicht einsieht, dass er ein
Problem hat. Das ist der wichtigste Punkt an dem ganzen Drama.

Ich habe ihn gebeten, mir zu sagen, wenn das Verlangen aufkeimt, sich Pornos oder ähnliches anzusehen. Er antwortete nur recht lappidar:"Ja, kann ich machen, aber ich habe ja
keinen Stress mehr und dann brauche ich das auch nicht!"

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe für mich entschieden, ich bleibe dran und ich werde es beobachten. Durch das Forum habe ich gelernt, die ganze Sache mit etwas Abstand zu betrachten
und nicht mehr so persönlich an mich heran zu lassen. Ich sehe mich eher als eine Kontrollinstanz, und werde solange dran bleiben, bis es endlich wirklilch klick gemacht hat, denn
ich weiß inzwischen, dass es nichts mit mir zu tun hat und das mein Mann mich liebt und immer geliebt hat.

Auch habe ich festgestellt, dass er sich inzwischen selber Fallen stellt, ob bewusst oder unbewusst, das weiß ich nicht. Aber z. B. muß er hin und wieder dienstlich in Hotels übernachten.
Früher hat er solche Situationen immer ausgenutzt um seine Sessions durchzuziehen (dies hat er mir natürlich nicht erzählt, ich konnte es aber in der Google-Timeline nachvollziehen).
Dieses Jahr war dies, aufgrund von Corona, nicht so häufig der Fall. Erst 2 Mal. Einmal vor ein paar Monaten, eine Nacht und da hatte er sein Ladegerät zuhause vergessen... und seit
gestern ist er unterwegs. Heute Morgen erzählte er mir, weil ich eine Nachricht per Whatsapp geschrieben hatte und die nicht angekommen war, dass er den Datenverkehr ausgeschaltet
hatte, weil er sein Ladekabel im Auto gelassen hatte und das Handyakku nur noch über wenig Ladung verfügt habe.

Das wäre ihm früher definitiv nicht passiert! Daher glaube ich, dass er schon irgendwie versucht, sich selbst zu überlisten und das er insgeheim weiß, dass er es sonst wieder tun würde.
Schade nur, dass er es nicht, oder noch nicht wirklich artikulieren kann und so tut, als wäre es nicht so. Aber, kommt Zeit, kommt Einsicht, so hoffe ich. Und dann wird es irgendwann
gut!

Vielleicht kannst du es auch schaffen, dich emotional ein Stück weit rauszunehmen und die Problematik eher nüchtern und sachlich anzugehen. Ich denke, wenn es nicht mehr so brennt
im innern, kann man auch besser damit umgehen. Wenn dein Mann sieht, wie sehr dir das zusetzt, traut er sich sicher nicht, dich damit zu belasten. Er wird weiterhin versuchen, es
klein zu reden, wenn er überhaupt darüber redet.

Natürlich ist das alles sehr belastend, vor allem in Hinblick auf deine Ängste wegen deiner Kinder, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Aber wenn du dich dazu entschieden hast, zu deinem
Mann zu stehen und mit ihm gemeinsam einen Weg zu finden aus der Krise, dann versuche deine Emotionen zu kanalisieren, dir notfalls Hilfe außen zu suchen, Unterstützung von
Fachleuten, die dir den Rücken stärken und das Gefühl geben gehört und beachtet zu werden. Du solltest nicht allein damit sein. Das Forum ist sicherlich ein sehr guter Ansatz,
aber wenn ich nicht vor 4 Jahren in einer Klinik so viel über Bewältigungsstrategien und Verhaltenstherape gelernt hätte, wüsste ich nicht, ob ich jetzt so ohne weiteres alleine damit
fertig würde...

Chiara, ich wünsche dir ganz viel Kraft und bin im Geiste ganz bei dir! Lass dich nicht beirren und bleib bei dir.

Liebe Grüße T.
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#6
Liebe T.,
ja, wir sind definitiv in einer ähnlichen Situation. Das mit dem Argument Stress abbauen, das kommt mir bekannt vor. Und ich bin auch sehr froh, dass es dieses Forum gibt.
Ich habe auch immer mal wieder Phasen, in denen ich nachschauen, kontrollieren muss. Unsere Männer lassen uns keine andere Möglichkeit und so finde ich das auch legitim.

Allerdings überwiegen bei mir die letzten Jahre lange Zeiten, zu denen ich dazu überhaupt keine Lust habe, alles als sinnlos empfinde. Es ist solche Zeitvergeudung, auf Rechnern oder Handys zu suchen, man könnte besseres tun und ich will so nicht leben, das bin nicht ich. So stelle ich mir Partnerschaft nicht vor. Ich will glücklich sein und vertrauen dürfen.

Ich finde, Liebe ist ein Begriff, der unterschiedlich interpretiert wird. Ich glaube nicht, dass er Liebe genauso definiert wie ich. Vielleicht hat er sich einfach nur an mich, an sein Leben hier gewöhnt? Wieso sollte ihm dieses Leben auch nicht gefallen? Sex holt er sich weitgehend dann, wann er Lust hat, so wie er Lust hat, manchmal auch bei mir, eben wie es gerade beliebt. Mich würde er da ja auch nicht gänzlich missen wollen. Zwischenrein mache ich ihm ja auch Spaß. Meine Bedürfnisse werden befriedigt, wenn er noch kann, was ja nicht immer der Fall ist (phasenweise ist die Performance lausig) und ich mich bemerkbar mache. Ich koche gut, ich putze, ich bin da in allen Lebenslagen, ich mache seinen Papierkram, darf seine Eltern an Weihnachten und Festen bekochen, vorzeigen kann man mich auch usw.

Er sagt, er liebt mich. Aber er könnte auch nur glauben, er liebt mich und in Wirklichkeit liebt er sich selbst, im wahrsten Sinne des Wortes. Woran merkt man, ob der andere einen liebt? Ob dieses große Wort überhaupt Bedeutung hat? Können süchtige Männer lieben? Ist genug Restempathie übrig? Ich weiß es nicht.

Die Frage ist doch eher, könnte man die Zeit zurückdrehen und wäre man nochmal vor der Frage, heirate ich ihn, würde man heute denken, lieber rennen was man kann, nur schnell weg, bevor es zu spät ist?
Die Antwort auf diese Frage hat er sich über die Jahre schwer erarbeitet. Denn ich würde nicht noch einmal ja sagen mit dem Wissen von heute. Ich hänge in diesem Leben fest, weil auch Kinder da sind und komme vorerst nicht mehr raus. So viele Tränen, so viel Wut, so viele verpasste Zweisamkeit. Ein paar wenige, viel zu wenige gute Erlebnisse zusammen.

Weißt du, es mag ja sein, dass unsere Männer versuchen, die Sucht zu besiegen. Aber so lange sie uns nicht mitnehmen, hilft es mir nicht. Ich bin neidisch auf die Frauen von den Männern, die hier kämpfen und die auch die Größe haben, ihren Frauen Fehltritte zu beichten. Die kapiert haben, wie wir Frauen denken, was sie tun müssen, um die Partnerschaft zu retten. Aber so lange man als Frau den Drang hat, zu kontrollieren, weil man sich anders höchst unsicher fühlt und nicht sicher weiß, wie man dran ist, ist die Beziehung doch sowas von kaputt.

Ich lag in diesem Krankenhaus unter Morphin und die Schmerzen hörten nicht auf. Ich wurde im Rollstuhl herum geschoben, konnte nicht mehr alleine gehen, war ein Pflegefall. Verwandte hatte ich weinend am Telefon, sie wollten sich von mir verabschieden. Verdammt nochmal, wieso kriegt er da Lust auf Pornos? Ja, ich verstehe die Erklärungen und ich verstehe sie auch wieder nicht.

Hilfe von außen gibt es ja nicht. Hier ist der einzige Ort, wo man mal was schreiben kann. Ich darf es nirgends erzählen. Das wäre auch irgendwie der Anfang vom Ende. Wir sind überall das glückliche Paar. Und ich bin kreuzunglücklich.

Ich hätte mich doch immer dazu entschieden, ihm beizustehen, Verständnis zu zeigen. Aber er lässt mich ja nicht. Und so kann es nicht mehr ewig gut gehen.

Ich wünsche dir auch viel Kraft und alles Liebe. Du hast auch körperlich darunter gelitten, oder? Weil du von einer Klinik schreibst. Ich habe zahlreiche Krankheiten entwickelt und wüsste gerne, ob ich gesund wäre, wäre ich ihm nie begegnet.
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#7
Hallo Chiara,

ja, ich hatte ein heftiges Erlebnis im Jahr 2017. Wenn es dich interessiert, hier der link zu meiner Begrüßung, in der ich auch meine Story aufgeschrieben habe: https://www.porno-sucht.com/forum/showth...p?tid=2483

So richtig bewusst geworden, dass dies alles zusammenhängt, ist mir das aber erst durch dieses Forum. Vorher hatte ich nicht ansatzweise eine Vermutung, was eigentlich los ist.
Aber nachdem ich hier so einige Stories gelesen hatte, kamen mir erst die Erleuchtung.

Es ist schon echt heftig, wie die Psyche und der Körper zusammenspielen, das hätte ich so nie für möglich gehalten. Da fängt man schon an seine gesamte Lebensweise zu überdenken und
verabschiedet sich nur zu gerne, von alten Gewohnheiten und schlechten Einflüssen.

Ich weiß zu gut was du meinst, wenn du sagst, dass alles sich wie Zeitverschwendung anfühlt und das mit der Kontrolle ist wirklich nervig, vor allem, wenn man nie so war und auch nie so
hätte sein wollen. Aber ich habe eben die Hoffnung, dass es irgendwann tatsächlich vorbei ist und sich damit auch erledigt. Ich kann sonst nicht vertrauen, wenn ich es nicht mit eigenen
Augen sehen und vom Bauch her auch fühlen kann. Dieses dumme Bauchgefühl ist eben einfach manchmal da, und da hilft nur: nachsehen!

Solange ich dieses Bauchgefühl immer mal wieder aufkeimen fühle, werde ich das auch tun müssen, um meiner selbst willen. Anders kann ich nicht zur Ruhe kommen. Und wenn dann nichts ist,
um so besser und ich denke, mit der Zeit wird auch das wieder verschwinden, so er sich denn tatsächlich davon verabschiedet hat.

Wichtig ist für mich nur, dass wir eine Basis haben, auf der wir uns respektvoll begegnen können. Ich hasse es, belogen zu werden und ich bin der Meinung, das hat niemand verdient. Er hat das auch verstanden und so hoffe ich, dass es mit der Zeit tatsächlich besser wird und das Misstrauen verschwindet.

Wir werden sehen.

Ganz liebe Grüße, T.
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#8
@Hallo liebe Chiara,

es macht mich richtig betroffen und traurig wenn ich lese, wie zutiefst verletzt und verzweifelt Du gerade bist.

Die Fragen bezüglich Liebe und Vertrauen habe ich mir auch so oft gestellt. Auch bei mir haben die Jahre, in denen ich immer wieder belogen, hingehalten und verletzt wurde, mich sehr verändert. Auch wenn mein Mann nun endlich vieles eingesehen und geändert hat, ist da etwas geblieben, was ich nicht beschreiben kann.

Ich habe meinem Mann jahrelang alles gegeben, was ich zu geben hatte und kaum etwas zurück bekommen. Dadurch fühle ich mich noch immer betrogen, um die Zeit, das Glück, die Liebe, das Leben. So wie früher wird es für mich nie mehr werden, das weiß ich. Aber es kann wieder gut werden, gut genug, um glücklich in der Beziehung zu sein. Das kann es immer. Doch dazu gehören nunmal zwei.

Es gab so viele Situationen, Reaktionen, Worte, die mich an seiner Liebe zu mir zweifeln ließen. Und es wird noch einiges an Zeit brauchen, bis ich endgültig verzeihen kann. Soviel zugefügter Schmerz über Jahre kann auch nicht von heute auf morgen vergehen oder gar die Wunden heilen. Alles braucht seine Zeit, und es liegt auch an unseren Männern, ob und wie schnell wir heilen können.

Rede bitte mit Deinem Mann, immer wieder wenn es sein muss, bis Du Deine Antworten hast. Du wirst sonst nicht zur Ruhe kommen, es sei denn, Du baust eine Mauer um Dich herum auf, was aber keine Dauerlösung ist. Mir hat es geholfen, mich zu distanzieren und ganz viel für mich zu tun. Das hat mein Mann bemerkt und ist dann mal auf mich zugegangen, was vorher nicht der Fall war. Ab da war er auch offen für Gespräche.

Gibt es denn die Möglichkeit einer Therapie für Dich, wo Du lernst, mit all dem umzugehen? Ansonsten wäre eine Selbsthilfegruppe noch eine Idee.

Nachdem, was Du schreibst, mache ich mir echt Sorgen um Dich. Niemand kann sowas ewig aushalten ohne Folgen, und Du berichtest ja von Krankheiten, die Du womöglich durch den ganzen Stress entwickelt hast.

Denk bitte auch mal an Dich!

GLG Geduldige
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#9
Jetzt wollte ich mich nochmal bei euch melden. Ich hatte eine Untersuchung an der Uniklinik und habe nun die nächste Verdachtsdiagnose. Es ist nur ein Verdacht, es muss nicht stimmen, aber wenn es stimmt, werde ich in ein paar Jahren Hilfe brauchen. Und das ist so schlimm, dass ich es gar nicht wirklich wissen will, ob ich das habe und weiter untersuchen lassen will. Man könnte eh nichts ändern.

Mein Mann fühlt sich schon in der Rolle des Pflegers. Natürlich würde er mich dann nicht im Stich lassen. Mich pflegen, das macht er gerne, es ist ein perfides Spiel. Bin ich krank, bin ich ja trotzdem da und irgendwie auf ihn angewiesen. Kann nicht weg. Er kümmert sich dann um mich, kauft ein usw.. Und weil er ja so viel für mich tut, kann er sich abends oder früh oder sonstwann, wann immer er will, eine schöne Session vor dem PC gönnen. Ich bin ja krank, da darf er das mit ruhigem Gewissen.

Liebe Tabularasa, du hast auch eine Autoimmunerkrankung entwickelt? Ich habe sicher diagnostiziert nun bereits 3 und leide ziemlich darunter. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen Erkrankung und jahrelangem Psychoterror. Letztlich, wenn man das Ganze aus unserer Sicht heraus sieht und das Hineinversetzen in den lieben Ehemann weglässt, ist es nichts anderes als übelster Psychoterror. Eine posttraumatische Belastungsstörung nach der anderen. Immer wieder und wieder.

Danke liebe Geduldige für deine lieben Worte. Ich habe auch lange geglaubt, es könnte wieder gut werden. Reden hilft bei ihm gar nichts. Er ist im Modus, alles ist gut, es ist kein Problem, das komplett zu lassen und für mich tut er doch alles. Ich bin nur so ungerecht, weil ich ihm nicht glaube.

Es gibt Tage, da kann ich alles zur Seite schieben, lebe ohne nachzudenken. Aber ich merke deutlich, dass immer öfter Tage da sind, wo ich das alles, ihn, einfach nicht mehr haben will. Wo mir ganz klar ist, dass der Tag kommt, an dem ich ihn vor die Tür setzen muss, damit ich wieder glücklich sein kann. Diese Tage werden mehr. Mir gelingt es nicht mehr, irgendetwas aus der Perspektive eines Süchtigen zu sehen. Ich vermute, es liegt daran, dass er eben nicht sagt, was Sache ist, sondern alles klein redet. Er lässt mich nicht teilhaben an seinem Problem und wundert sich, weshalb ich diese Beziehung nicht mehr wertschätze.

Ich wünsche euch einen besseren Weg und einen Mann, der euch auf seinem Weg mitnimmt.
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#10
(28.08.2021, 00:10)Chiara schrieb: Liebe Tabularasa, du hast auch eine Autoimmunerkrankung entwickelt? Ich habe sicher diagnostiziert nun bereits 3 und leide ziemlich darunter. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen Erkrankung und jahrelangem Psychoterror. Letztlich, wenn man das Ganze aus unserer Sicht heraus sieht und das Hineinversetzen in den lieben Ehemann weglässt, ist es nichts anderes als übelster Psychoterror. Eine posttraumatische Belastungsstörung nach der anderen. Immer wieder und wieder.

Liebe Chiara,

du hast vollkommen Recht mit deiner Vermutung! Ich merke bei meiner Hauterkrankung auch ständig Veränderung, je nach Situation bei uns zu Hause. Kippt die Situation, verschlechtert
sich mein Zustand augenblicklich und es dauert immer länger, bis eine Besserung eintritt. Für mich ist klar, dass es mit Erschöpfung zusammenhängt. Man ist so "runtergewirtschaftet", dass
der Körper kaum noch Selbstheilungskräfte zur Verfügung hat.

Das ist alles sehr sehr ungut und ich weiß auch, dass ich das nicht mehr lange so durchhalten kann, wenn ich nicht kaputt gehen will. Es ist ermüdend, zermürbend, vernichtend!

Ich kann dir leider keinen wirklich guten Rat geben, außer, achte auf dich, denk an dich, es wird Zeit!

Ganz liebe Grüße
T.
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