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Ein neues Leben - Jetzt!
#1
Hi Community,

wo fängt man an wenn man sich hier angemeldet hat?!? Zuerst etwas zu meiner Person, damit ihr einen Eindruck davon bekommt mit wem man es zu tun und in welchem Stadium man sich befindet.

Ich bin 30 Jahre alt und "konsumiere" seit meinem 12. Lebensjahr (ca.) pornografische bzw. erotische Inhalte. Wie bei den meisten anderen hier fing das Verlangen relativ harmlos an. Eines Tages als wir mal wieder zu Besuch bei meinen Großeltern waren spielten wir Kids auf dem Dachboden. Dass dort allerhand Zeug gelagert war brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Mein Cousin der fünfzehn Jahre älter ist wohnte damals in dem Haus. Es kam wie es kommen musste und ich fand Pornomagazine beim Spielen. Es war als hätte mich ein Blitz getroffen. Diese Zeitschriften haben mich sofort magisch in ihren Bann gezogen. Von vorne bis hinten wurde jedes Bild und jeder Text genauestens inspiziert. Die Hefte habe ich im Anschluss wieder dorthin gelegt um keinen Verdacht zu erwecken. Ab diesem Tag war ich schon sehr sehr angetan von dieser Art "Literatur".

In naher Zukunft wurde alles unternommen um selbst an solche Hefte zu kommen, was auch bereits zur damaligen Zeit kein Problem war. Der Playboy, Praline und Schlüsselloch wurden zu einem Teil meines Lebens.

Es war auch noch die Zeit von VHS-Kassetten und Internetzugang hatten nur die wenigsten. Es gelang mir dann auch an richtige Pornos zu kommen. Heimlich wurden diese in Abwesenheit der Eltern geschaut und dabei onaniert. Schon damals war es wie ein Fest für mich wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Als schlimm oder Sucht habe ich es zum damaligen Zeitpunkt nicht betrachtet.

Im Jahre 1999 erhielten wir dann zu Hause endlich den sehnsüchtig erwarteten Internetzugang und die Möglichkeiten an solches Material zu kommen explodierten förmlich. Neue Fetische die einen ansprachen wurden gefunden und gezielt gesucht. Es wurde damit begonnen eine richtige Sammlung aufzubauen. Ich weiß nicht mehr wie viele Rohlinge ich in meinem Leben mit Pornografie gefüllt habe, aber seid euch sicher es waren hunderte wenn nicht über tausend.

Der später angeschaffte eigene TV und dvd Player taten ihr Übriges. Während man am Anfang noch mit den Kumpels aus der Schule über diese Sache sprach, änderte sich das als die Fetische extremer wurden. So etwas wie weibliche Ejakulation hat mich besonders in ihren Bann gezogen. Jeden Clip aus dieser Nische wurde fein säuberlich gesammelt. Gewisse Pornostars die mich besonders heiß machten wurden gesammelt. Ich war regelrecht in einem Sammelwahn, ja vermutlich war es zu der Zeit schon eine fortgeschrittene Sucht.

Selbst Unterwäsche der Mütter von Freunden wurde entwendet, um daran zu riechen und masturbieren. Dieser Höschenfetisch ist auch einer meiner größten (gewesen).

Ihr wisst ja selber wie sich die Technologie entwickelt hat und wie schnell man heute im Internet an alles rankommt. Die Sucht und das Verlangen wurden immer mehr. Zum Schluss jetzt wurden regelmäßig neue 2 TB Festplatten angeschafft um ja nichts zu verlieren was man seiner Sammlung hinzugefügt hat. Selbst Geld für Webcams und Sextoys wurden massig ausgegeben. Die letzten 6-7 Jahre habe ich regelmäßig meine sogenannten Sessions durchgezogen. Diese gingen teilweise über 48 Stunden! Hinweg. Ich habe dann nur kurzzeitig zum Schlafen aufgehört, um am Morgen sofort wieder weiterzumachen. So müssen sich auch Alkoholabhängige fühlen!

Ich könnte hier extrem viel zu meiner Sucht schreiben aber ich denke das reicht um einen Eindruck zu schaffen. Wenn es ein Endstadium gibt dann befinde ich mich darin.

Seit letztem Sonntag habe ich meine komplette Sammlung unwiderruflich gelöscht und einen Webfilter installiert. Komischerweise hatte ich seitdem nicht mehr das Verlangen überhaupt mit dem Laptop was zu machen. Daran sieht man schon für was dieser im Unterbewusstsein für mich da war.

Nun hoffe ich sehr, dass ich den Absprung schaffe.  

Bitte schreibt mir hier wenn ihr Fragen habt und geniert euch nicht. Glaubt mir was ich die letzten 18 Jahre mit dieser Angelegenheit erlebt habe glaubt mir eh keiner.

Denkt ihr es geht nur mit einem gleichzeitigen Verzicht auf Masturbation oder reicht es die Pornografie und Erotik zu verbannen ? Eure Meinungen interessieren mich sehr.
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#2
Hallo addicted,

willkommen im Forum! Gratuliere zu diesem Schritt! Hier bist du am richtigen Platz. Wenn ich deine Beschreibung so durchlese, haben wir einiges gemeinsam. Ich war auch 19 Jahre in der Materie. Vielleicht war es bei mir nicht ganz so intensiv, aber jeder hat seine Geschichte. Ich habe es auch nie geschafft, davon wegzukommen. Aber seit ich hier bin (ca 6 Monate), ist viel passiert und ich bin zuversichtlich, eines Tages pornofrei und innerlich stark leben zu können. Im Grunde lebe ich es schon jetzt.

Um deine Frage mit dem Verzicht auf Masturbieren zu beantworten: Es gibt unterschiedliche Zugänge. Manche schaffen es ganz ohne, andere reduzieren es auf zB einmal wöchentlich, und andere machen weiter wie bisher. Ich versuche auch ganz darauf zu verzichten (nofap), habe es aber noch nicht länger als 30 Tage am Stück geschafft. Ich merke dass jedesmal masturbieren die Lust steigert, es nochmal und nochmal zu tun. Derzeit tu ich es etwa alle 2 Wochen (lowfap). Weniger ist in diesem Fall mehr.

Was kann ich dir noch mitgeben? Geduld haben, einfach dranbleiben. Die erste Zeit ist hart. Auch psychisch. Aber das vergeht.
Dass du deine Sammlung gelöscht hast, ist ein gutes Zeichen. Viele tun sich schwer damit. Aber ohne loslassen, kann nichts neues kommen.
Rückfälle sind wahrscheinlich. Lass dich davon nicht abbringen. Sondern lerne aus jedem Rückfall. So mache ich es. Ich frage mich: Was steckt dahinter? Was ist meine eigentliche Sehnsucht? Mir hilft es auch sehr, radikal zu sein beim Internet sperren. Ich habe zuhause kein YouTube, keine Suchmaschine, das Internet blockiert ab 21.30 Uhr. Halbherzige Schritte haben mir nicht weitergeholfen. Ja und gleichzeitig etwas neues kultivieren: Menschen treffen, in die Natur, Bewegung, lesen, Musik, es gibt viele Möglichkeiten. Aber das neue Leben muss auch eingeübt werden. Es wird dir nicht geschenkt. Es lohnt sich, darum zu kämpfen. Jeden Tag neu. Was auch sehr gut ist: wenn du jemanden hast, mit dem du darüber reden kannst. Ich erlebe das als sehr befreiend.

Ich wünsche dir viel Kraft und Ausdauer für deinen Weg!
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#3
Hallo und herzlichen Willkommen!

Den Post von eleasar kann ich so unterschreiben, ich möchte kurz darauf hinweisen, dass mir gerade der letzte Punkt sehr wichtig erscheint:

Alternative Beschäftigungen! Der Pornokonsum hat einen so großen Raum im Leben eingenommen, nicht nur psychisch sondern vor allem auch zeitlich! Da ist es wichtig, sich neue Aktivitäten zu suchen.

Viel Erfolg!
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#4
Hallo addicted,

Gratulation zu diesem Schritt! Ich kann Dir zwar nicht viele Tipps auf Grund vorhandener Reboot-Erfrahung geben (heute starte ich in meinen 7. Tag) aber ich kann Dir mitteilen, was ich zu dem einen oder anderen Thema denke.

Das Masturbationsthema hat mich die ersten 5 Tage auch sehr beschäftigt, weil ich so unter Druck stand und dachte, dass ich es ohne abzuspritzen nicht aushalten werde. Irgendwie konnte ich mich dann aber doch ablenken und habe doch nicht gewichst und gestern, Tag 6, ging es dann besser und der Druck war nicht mehr so stark.

Was für mich höchste Priorität hat: alles Bild- und Filmmaterial sowie erotische Stories oder TV mit entsprechenden Inhalten konsequent meiden. Was die Selbstbefriedigung angeht: Da habe ich mir 90 Tage nofap vorgenommen, unter anderem auch mit dem Ziel, mich damit zu "zwingen", echten Sex zu haben, also mich raus zu bewegen und jemanden zu finden, mit dem ich das haben kann. Allerdings ist ein kritischer Gedanke dabei, dass es bei einem One-Night-Stand die Gefahr gibt, quasi einen Porno nachzuspielen, weil es eher unwahrscheinlich sein dürfte, bei so einer Begegnung tiefe Nähe zu entwickeln - also das, was mir als Pornosüchtigem fehlt und für eine Neuvernetzung sicher sehr gut wäre. Sollte ich die 90 Tage nofap nicht durchhalten, werde ich das trotzdem nicht als Scheitern oder als Rückfall werten - das würde mich nämlich schon im Vorfeld völlig unter Druck setzen und die Angst vorm Scheitern unnötig steigern.

Meine generelle Haltung zum Thema Masturbation ist mir selbst noch nicht klar, also die Frage, wie ich das in Zukunft, wenn ich tatsächlich rebootet bin, mal handhaben will. Ich halte es für völlig natürlich zu masturbieren und es ist für mich eigentlich ein ganz gleichwertiger Anteil meiner Sexualität, der neben "normalem Sex" absolute Daseinsberechtigung hat. Die Herausforderung ist für mich aber die, dass dabei kein Kopfkino ablaufen soll, also kein zurückgreifen auf Bilder, Filme etc., die man mal gesehen hat. Da meine Pornokarriere aber schon im Alter von 8 Jahren begonnen hat und ich bereits lange vorm ersten Samenerguss gewichst habe kenne ich Masturbation eigentlich nur mit Bildern vor mir oder Bildern in mir. Hier liegt also auch noch einmal eine ganz große Herausforderung in der Zukunft: Unbebilderte Masturbation lernen! Ich habe mal einen Tantra-Workshop besucht und da wurde das Thema sehr interessant beleuchtet, nämlich nicht als Ersatzhandlung für Sex sondern als körperlicher Ausdruck von Selbstliebe. Als "Technik" wurde da empfohlen, sich bei der Masturbation ganz und gar auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers zu konzentrieren (so sollen dann auch keine Bilder im Kopf entstehen), dazu soll man dann wirklich den ganzen Körper mit allen erogenen Zonen einbeziehen und sich an allen möglichen Stellen anfassen und stimulieren, um sich schöne Gefühle zu machen. Also der glatte Gegensatz zu dem, was beim Pornowichsen bei mir so lief: Immer gezielte genitale Stimulation, ab und zu auch anale Stimulation, ein bisschen an den Nippeln gespielt und das dann stumpfsinnig bei stundenlangen Edging-Sessions (viele kennen das wahrscheinlich). Wie gesagt, momentan alles Therapie, übe mich ja in nofap, aber wenn zukünftig Masturbation, dann mit dem Ziel der Selbstliebe bei höchster Körperwahrnehmung. Ich versuche jetzt schon, mich mehr auf meinen Körper zu konzentrieren und zu schauen, was sich wie anfühlt (beim Sport, in der Sauna, bei der Massage) - ich glaube, Porno hat mich auch sehr strak von meiner sinnlichen Körperwahrnehmung weg gebracht bzw. ich habe das eigentlich nie richtig gelernt. Aber es ist ja nie zu spät!

Jedenfalls finde ich es super, dass Du diesen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht hast und ich hoffe, Du findest hier im Forum viel Unterstützung, mir hilft es jedenfalls sehr zu wissen, dass ich nicht alleine bin - und das bist Du auch nicht. Halte durch!

C.
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#5
Exclamation 
Erst einmal vielen Dank an alle Schreiberlinge, die ihre motiverende Worte hier als Beitrag zurücklassen. Ihr glaubt nicht wie wichtig das ist  Exclamation

Heute fällt es mir extrem schwer auf die sogenannten Edging-Sessions zu verzichten, dieser Akt wurde früher immer wie ein Fest abgehalten. Es ist mir heute mehr denn je bewusst, dass es ohne andere Aktivitäten als Ersatz mit Sicherheit mehr als schwer wird. Ab nächster Woche werde ich versuchen die Zeit mit Sport zu füllen, das würde mir zudem gut tun, weil körperliche Ertüchtigung in den letzten zehn Jahren nicht mehr stattfand.

Allerdings kann ich auch schon nach so kurzer Zeit klare Verbesserungen in meinem Wohlbefinden feststellen. Mein Selbstwertgefühl steigt von Tag zu Tag. Ebenso fällt es mir viel leicht Smalltalk mit Menschen in meiner Umgebung zu halten. Gerade dieser Punkt war davor geradezu unmöglich. Schlafen war zuvor auch nicht mehr optimal, bin teilweise 3-4 mal die Nacht wachgeworden und hab mich lange gefragt woran das liegt. Ich denke jetzt weiß ich es, weil sofort nach dem ersten Tag Verzicht auch der Schlaf gesünder wurde. Am Morgen bin ich definitiv fitter und ausgeruhter, selbst püntkliches Aufstehen ist kein so großes Problem mehr wie zuvor.

Seit Mittwoch habe ich auch nicht mehr masturbiert und als Folge dessen konnte heute früh sogar eine Morgenlatte begrüßt werden. Cool  Das Gefühl ist die letzten zwei Jahre sonst auch nicht mehr aufgetreten.

Alles in mir sagt, dass nur der totale Verzicht zum Erfolg führen kann. Das gibt mir einerseits Kraft für die kommenden Aufgaben, andereseits sagt irgendwas kleines Vergrabenes in meinem Unterbewusstsein ständig "nur ein kleiner Blick oder ein kurzer Clip können nicht schaden". Es gilt diesen inneren Schweinehund zu besiegen, nein, nicht nur mundtot zu machen sondern ihn zu killen!!!

Ich werde weiterhin versuchen euch zu berichten, am liebsten täglich weil das Aufschreiben dieser Worte wie eine Befreiung wirken. An alle Leidensgenossen: Durchhalten und als Sieger vom Platz gehen! Ahuuu!

[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=7033]
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#6
Super - weiter so!!!
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#7
Tja was soll ich schreiben ?!? Leider ist es heute passiert, dass ich masturbiert habe. Ich kann die Sache noch nicht so ganz einordnen aber der Druck war immens. Seit Dienstag hatte ich nicht mehr abgespritzt. Das Ganze find relativ harmlos an, als im TV wieder heiße Frauen zu sehen waren. Danach am Laptop über Promi-Bilder gestolpert und kurz darauf war es auch schon passiert. Würdet ihr sagen, dass es ein Rückfall ist ?

Bin mir total unschlüssig wie ich den Vorfall einordnen soll. Fakt ist, dass ich mich nicht mehr ganz so toll fühle. Bitte schreibt mir eure Meinungen.

Soll ich von vorne beginnen ?
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#8
Rückfall? Ja.
Vor Vorne anfangen? Nein, von vorne hast du letzte Woche angefangen.

Aufrappeln, Staub abklopfen, weitermachen!


Ich würde versuchen, genau nachzuvollziehen, wie sich das angebahnt hat. Bei mir fängt es auch oft harmlos an. Auf irgendeiner News-Seite eine Bildergalerie mit schönen Frauen finden. Ein bisschen weiter Googlen. Ein bisschen gezielter suchen. Und Zack, zehn Minuten später hat man den Salat.
Wie lässt sich das in Zukunft vermeiden? Wie kriegt man das unter Kontrolle.
Versuchen aus dem Fehler zu lernen, und weiter gehts. Smile
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#9
Hi addicted,

ich seh´s wie tennessy - weiter machen! Nicht wieder das Gefühl geben auf Null zu sein, Du hast schon was erreicht. Mein Tipp: setzte Dich wirklich nur dann an den PC, wenn Du wirklich was konkretes zu arbeiten hast oder Email bearbeitest (so mache ich das jedenfalls und das funktioniert für mich gut) - lass das ziellose surfen sein, Dein innerer Schweinehund wird sonst immer sofort sehen, wenn was attraktives auf dem Monitor auftaucht und dann bist Du schneller verführbar.

Mach weiter, Du schaffst das!

C.
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#10
Danke für die ehrlichen Worte. Habe mich heute wieder zusammengerissen und gehe weiter den Weg in ein neues Leben. Natürlich hatte es sich ganz harmlos angebahnt und ist dann blitzschnell eskaliert. Heute mit Aktivitäten bis jetzt absolut kein Problem. Hoffe ich kann es so weiter durchziehen.
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