Ich bin Ende 40 und habe mit diesen Problemen schon sehr lange zu tun. Im Grunde seit ich 18 bin, also seit Zeiten in denen Pornos noch nicht so leicht Zuhause zur Verfügung standen. Aber erst vor einem Jahr habe ich angefangen mich ernsthaft auseinander zu setzen, nachdem meine Traumfrau sich von mir getrennt hat.
Das war für mich der Auslöser, endlich etwas zu tun. Vielleicht brauchte ich diesen finalen Auslöser. Ich denke, man braucht ganz klar ein Warum!
Ich habe vieles ausprobiert, aber letztlich war ich entweder noch nicht soweit oder es hat nicht zu mir gepasst. Ich hatte in mir die Überzeugung, dass Pornos mir was geben, was ich nirgendwo sonst bekomme im Leben. Das Gefühl von Lebendigkeit, das Ausleben des Rebellischen, das Gefühl von Nähe und Distanz zugleich.
Ich bin sehr dankbar, dass ich vor allem auf amerikanischen Seiten die Hilfe gefunden habe, die zu mir passt. Mir liegt die Pragmatische und unideologische Herangehensweise. Ich nenne beispielhaft
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Zunächst ging es darum zu lernen mit unangenehmen Gefühlen umzugehen. Und zwar in verschiedenste Hinsicht z.B. das kalte Duschen das Treppensteigen neben einem Aufzug, einen Tag mal fasten, mal nicht ständig auf das Smartphone zuschauen usw. Und dabei zu merken: Wow, ich halte es aus. Letztlich geht es also um das Erlernen von Impulskontrolle und den Umgang mit negativen Gefühlen.
Irgendwann habe ich dann auch Motivationsvideos auf youtube entdeckt. Pornos sind ja Emotionen pur und ich habe für mich gemerkt, dass das ich mein Gehirn mit positiver Emotion füttern muss. Es geht darum, das Gehirn quasi neu zu programmieren.
Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass es auch darum geht, die zugrundeliegenden Glaubenssätze in mir zu hinterfragen, die zu den unangenehmen Emotionen führen, die ich nicht fühlen will. Es geht darum, wie ich zum Leben stehe, zudem was mehr geschenkt ist, den Platz unter den Menschen. Denn unsere Sucht hat viel mit Einsamkeit zu tun.
Es geht um Themen wie Selbstliebe, dass Übernehmen von Verantwortung für dieses einmalige Leben.
Und so erlebte ich, dass es zumindest bei mir um weit mehr geht als nur um das Ablegen einer schlechten Gewohnheit. Letztlich geht es um das Erobern einer neuen Identität und um das Ablegen einer alten Identität. Letztlich war es bei mir ein Erwachen.
Man lernt sich wirklich kennen, aber es lohnt sich. Manchmal ist es verdammt hart, dem Zug nicht nachzugeben. Ja diesen Zug wurde ich immer wieder, immer noch. Und sicherlich werde ich mal rückfällig. Aber mittlerweile ist es so, dass ich nicht nur den Drang spüre, sondern auch das Gefühl dass sich früher erst danach einstellte nämlich das man sich Scheiße fühlt. Und dieser Gedanke „Es wird dich niemals satt machen, lass es einfach“.