20.05.2017, 19:27
(20.05.2017, 15:04)Silver schrieb: Ich bin erst Anfang 40, da geht noch ganz viel!
Wir sind also im selben Alter. Daher kann ich deine Geschichte auch besser spüren. Und es bewegt mich, weil meine Ex auch in unserem Alter ist. Und ich spüre wie du, dass da noch einiges geht.
(20.05.2017, 15:04)Silver schrieb: Er weiß, wenn sich nichts ändert, werde ich gehen. Ob er es ernst nimmt oder nicht, keine Ahnung. Fakt ist, dass ich mich ernst nehme. Wenn ich z.B. ausziehen müsste, um bei ihm Verlustängste zu wecken, läuft sowieso was falsch.
So streng würde ich es nicht sehen. Es läuft ja gerade einiges nicht so, wie du es gerne hättest. Dann muss man drastische Maßnahmen ergreifen, damit dieses Ungleichgewicht wieder normalisiert werden kann. Es ist und bleibt deine Beziehung. Du entscheidest, was du möchtest und wie du es angehen willst. Notfalls muss eine Strategie her, um die Liebe nicht ganz zu verlieren. Die Liebe ist nichts selbstverständliches und ist sehr labil. Das musste ich selbst gerade schmerzhaft erfahren. Mit einer gewissen Strategie und Selbstbeherrschung hätte ich unsere Liebe retten können und die Liebe wäre jetzt vielleicht noch im Wachstum gewesen. Diese Erkenntnis ist sehr schwer zu ertragen für mich, weil ich weiß, dass ich mit einem besseren Verständnis und besserem Wissen es selbst in der Hand gehabt hätte, wie sich unsere Liebe entfaltet. Aber ich muss es akzeptieren, dass ich es nicht wusste und mir verzeihen. Ich hatte so reagiert, wie ich es zu diesem Zeitpunkt für richtig gehalten hatte. Heute weiß ich, dass ich damit die Liebe torpediert habe und sie keine andere Wahl hatte, als mich zu verlassen.
(20.05.2017, 15:04)Silver schrieb: Ich will so lange kämpfen, bis es sich gelohnt hat - oder - bis die Zeit zum Gehen gekommen ist. Wichtig ist dabei aber - ohne Selbstaufgabe!!!
Nur wie willst du kämpfen? Oder willst du auf die Zeit warten, bis du gehen kannst? Ohne Selbstaufgabe ist schwierig bei deiner Geschichte. Du bist ja schon ziemlich in die Geschichte von deinem Lebensgefährten verstrickt. Deine Gedanken kreisen um ihn. Du zeigst dich sehr empathisch und beschäftigst dich mit seinem Problem, das natürlich auch zu deinem geworden ist. Ich kenne das, dass ich die Probleme anderer sehr an mich rangelassen habe, sehr viel Verständnis gezeigt hatte und versucht habe es den anderen recht zu machen, um sie nicht noch mehr zu belasten. Ich habe mich dabei schleichend immer mehr selbst verloren. Und als Dank gab es immer einen richtigen Arschtritt. Meine Gefühle waren dann egal. Ich brauchte wohl die ganzen Arschtritte bis endlich ein Umdenken in mir in Gang gesetzt wurde.
(20.05.2017, 15:04)Silver schrieb: Eine gute Entscheidung ist eine Wahl, die man hinterher nicht bereuen darf. Mit dem Herzen und dem Verstand, ganz systematisch muss alles Wichtige gesamtheitlich berücksichtigt werden.
Genau! Es muss dein Weg sein. Darum werde ich mich hüten, dir einen Weg vorzugeben. Ich möchte dir nur aufzeigen, wie ich zu deiner Geschichte denke, um dir vielleicht nützliche Blickwinkel zu geben. Natürlich hilft es mir selber auch ungemein, weil ich mich so weiter selber reflektieren kann. Und meine Gedanken vielleicht auch selbst zu hinterfragen.
(20.05.2017, 15:04)Silver schrieb: Du hast es erkannt, angepackt und durchgehalten! Ich kann erahnen was in dieser Zeit in Dir vorging.
Wie gesagt ist es bald 5 Jahre her und ich bin immer noch auf dem Weg zu mir selbst. Es ist erstaunlich, was sich da getan hat. Vor 5 Jahren war ich absolut verzweifelt gewesen. Habe die Zukunft megaschwarz gesehen.
(20.05.2017, 15:04)Silver schrieb: Aufgrund eines Vorfalls bin ich nach langem hin und her von selbst in eine psychosomatische Klinik und wollte nach dieser Zeit alles - nur nicht mein altes Leben! Das hat sich zum Glück wieder normalisiert. Heute ist psychisch alles wieder zu 90% gut und habe in der Vergangenheit vieles geändert und draus gelernt.
Ja, es normalisiert sich irgendwann. Ich fühle mich im Gegensatz zu früher viel besser. Man bleibt ja im innern der selbe Mensch. Nur dass sich die ganze Last, die sich über viele Jahr wie mehrere Schichten um mich gelegt haben, langsam wieder abbröckelt und abfällt. Ich sehe es so, dass man als neuer Mensch vollkommen ist. Das habe ich bei meinem Kind auch erleben dürfen. Er war (ist es natürlich immer noch) so ein Sonnenschein. Schreite ohne Rücksicht auf andere, wenn er ein Bedürfnis hatte; war so glücklich mit kleinen Dingen gewesen; strahlte jeden Menschen ohne Vorurteile an; spielte wie selbstverständlich mit fremden Kindern, weil es ihm einfach Spaß gemacht hatte; wollte kuscheln, wenn ihm danach war; usw...
Und so sehe ich meine Reise zurzeit: Zu meinem ursprünglichen und unbeschwerten selbst. Jetzt ist unter anderem die Schicht Pornosucht und "kranker" Sexualtrieb dran. Mir ist jetzt zum Glück auch bewusst, dass ich es vorher nicht so angehen konnte wie jetzt, weil ich noch zuviele andere Schichten zu bearbeiten hatte. So erlöse ich mich von meinen Vorwürfen, warum ich es nicht schon früher gemacht oder geschafft hatte.
(20.05.2017, 15:04)Silver schrieb: Er würde keine fremde Hilfe in Anspruch nehmen, wenn er das Problem erkennt. Wenn doch ich der Auslöser für sein Handeln bin, dann ist gehen für alle die beste Variante.
Ich wollte auch immer alles selber schaffen. Hatte es auch als Schwäche gesehen, wenn ich es nicht alleine schaffe. Bis zu meinem psychischen Crash, wo gar nichts mehr ging. Da ging mein Weg zu meiner Mutter. Ich wusste keinen anderen mehr. Egal was es da für Schmerzen und Disharmonien zwischen uns gab, da merkte ich wirklich, dass Blut dicker als Wasser ist. Wenn dich alle verlassen, die Familie ist (in der Regel) für dich da und ist dein letzter Anker. Den gilt es zu pflegen. Mit ihrer Hilfe hat sie mich ein zweites Mal geboren. Ich werde ihr immer dankbar sein. Nach der Reha konnte ich endlich mit ihr offen und ohne Schuldzuweisungen reden, was mich seit meiner Kindheit verletzt hatte und sich über die Jahre immer mehr aufgestaut hatte. Ich konnte lernen, dass meine Eltern auch nur Menschen sind, die auch eine schlechte Kindheit hatten und in gewissen Situationen einfach nicht anders handeln konnten. Ich lernte zu verzeihen und konnte mich so langsam immer mehr entlasten.