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Was ist "natürliche Sexualität"?
#1
Immer wieder habe ich in meinem Beiträgen den Begriff "natürliche Sexualität" oder "normale Sexualität" verwendet. Aber eigentlich bin ich nie drauf eingegangen, was es ist und wie man es definieren kann.

Ich finde es sehr schwer, eine allgemeingültige Definition dafür zu finden, da ich denke, dass die meisten von uns, durch den Pornokosum eine "verdrehte Ansicht über Sex und Sexualität" sich angeignet haben. Außerdem sind es verschiedene Bereiche, die damit reinspielen. Aber dennoch versuche ich mal, meine Gedanken dazu zu sortieren.

Allgemeines

Als generelle Definition finde ich folgendes passend: Natürliche Sexualität und Geschlechtsverkehr drücken für mich Liebe, Respekt, Rücksichtnahme auf Gefühle des Partners, Geborgenheit, Vertrauen und Lustempfinden aus. Wenn beide Partner solche Werte in der Beziehung und beim Liebespiel beweisen, dann wird die Sexualität auf Dauer ein wichtiger Teil des Lebens dieses Paares sein

Häufigkeit des Aktes

Ich denke da ist eine sehr große Bandbreite. Viele Männer wünschen sich insgeheim, dass sie täglich Sex haben können. Aber ich glaube, dass es nur die wenigsten wirklich körperlich schaffen könnten ;-) Denn "natürlicher Sex" ist für micht (nicht mehr) der Penetrationssex, den man bekommt und ausführt, sondern dauert länger und wirkt intensiver nach. So wie man ja auch nicht jeden Tag Schokopudding mit Sahne und Eierlikör essen möchte, so würde bei täglichem Sex irgendwann eine "Übersättigung" erfolgen und es eher zur Routine als zur Lust dienen.

Darum die Frage: Wie häufig ist "natürlicher Sex"? Ich denken so 1x bis 2x die Woche ist schon "normal". Denn Sex (also der Geschlechtsakt) ist doch nicht das Hauptthema im Leben, sondern eher wie ein "Gewürz", was man dosiert und dezent im Leben verwenden sollte

Art des Aktes

Da wird es kompliziert. Ich denke, dass das "natürlichste" eben der Penetrationssex ist. Da spielt es dann keine Rolle, welcher Partner "oben" ist oder wer die "aktive Rolle" übernimmt. Penetrationssex zwischen Mann und Frau ist wohl das "üblicheste" und "biologisch gewollte" Verhalten.

Nun haben sich ja zahlreiche Varianten der Stimmulation entwickelt: Oralsex oder Petting & Fingern. Auch diese würde ich in gewisser Weise noch als "natürlich" ansehen. Besonders weil viele Frauen und Männer es als angenehm und lustfördernd empfinden - auch schon beim ersten Mal. Viele andere Praktiken kosten einem der Beteiligten oft Überwindung - sowas finde ich dann schon als erstes Kriterium zwischen "natürlichem" und "unnatürlichem" Sex.

Wenn eine Frau es also nicht mag, den Penis ihres Partners in den Mund zu nehmen, dann zeigt mir das sehr deutliche, hier ist etwas, was uns nicht angeboren ist. Hingegen genießen viele Frauen es, wenn sie auf gekonnte Weise von ihrem Partner oral stimmuliert werden. Klingt zwar komisch, aber ist wohl so.

Auch dass Frauen eher den Mann mit der Hand zum Höhepunkt bringen möchten als mit dem Mund, zeigt, dass hier gewisse "Grenzen" in uns sind, die wir nur aus Scheu vor "du bist aber prüde" ablegen und zulassen.

Gleiches sehe ich mit Analsex, Bondage, SM und ähnlichem. Alles Dinge, wo man sagt, da müsse man den Partner erst "heranführen". Wenn es etwas "natürliches" wäre, etwas, wonach unsere Körper ein Bedürfniss hat, dann bräuchte man nicht erst "herangeführt" werden. Ich denke, der Reiz liegt hier nicht in dem "das ist normal", sondern dass man "anders sein will, als die anderen".

Damit will ich nicht sagen, dass "Blümchensex", so wie der Penetrationssex oft bezeichnet wird, immer auch "natürlicher Sex" ist. Denn auch da gibt es "abweichungen", die ich fraglich finde. Dazu gehört das "hartes heftiges Stoßen", "ziehen an den Haaren", "ejakulieren auf Körper, Gesicht oder in die Haare". Was ist daran "schön"? Was ist daran "respektvoll"? Was drückt da "Liebe" aus? Sind solche Handlungen nicht nur auf die einseitige Lustbefriedigung aus? Und woher kommt der Gedanke, dass Frauen so behandelt werden wollen? Wer oder was hat uns das "beigebracht"?

Dauer des Liebesspiels

In den Pornos wird uns immer wieder nur ein Ausschnitt des Aktes gezeigt. Meistens sind es die Momente, die den Oragsmus des Mannes/der Frau zeigen. So was dauert meistens 2 bis 5 Minuten. Dadurch "lernen" wir, dass Sex schnell zu erledigen ist, dass es kaum Zeit benötigt und dass man danach sich wieder anderen Dingen widmen kann. Hier zählt also nur "hemmungsloser Sex" und "nichts anderes als Sex".

Aber das ist völlig unnatürlich. Die Biologie hat uns gezeigt, dass Männer und Frauen unterschiedliche Erregungskurven haben. Die des Mannes ist deutlich kürzer als die bei einer Frau. Und da haben wir eben dieses Problem in der Partnerschaft. Der Mann "denkt", eine Frau ist genauso schnell "bereit" wie er selbst und beginnt schon mit dem Einbeziehen der sekundären und primären Geschlechtsteile, obwohl die Frau noch nicht erregt genug ist.

Damit beginnt die Unzufriedenheit auf beiden Seiten: Für SIE er ER viel zu schnell. Also lässt sie es über sich ergehen und "spielt" mit. Für IHN ist SIE nicht aktiv genug. Darum benutzt er dass, was er in den Pornos gesehen hat, um sie "schneller und sicher zu erregen". Das wiederum erkennt SIE und verliert die Lust am Sex, weil sie merkt, dass er gar nicht mitbekommt, wie sie sich fühlt. Nach einiger Zeit dann, wird sie den Sex komplett einstellen und die obligatorischen "Kopfschmerzen" haben. Er wird dann vermehrt zu Pornos greifen, das sie ihm schnellen und effektiven Sex und Orgasmusgarantie bringen.

Was wäre daher besser? Sich Zeit lassen. Den Sex nicht zwischen Tatort und Sportschau "absolvieren". Sich genügend Zeit für einander nehmen. Ich will jetzt hier keine Zeiten vorgeben. Aber ich denke, dass man so zwischen 30 bis 60 Minuten schon "planen" müsste, damit vom "ersten Anzeigen, dass man Lust auf Sex hat" bis zum "Ende des Nachspiels" genügend Zeit bleibt.

Und alleine dadurch, dass es soviel Zeit kostet, ist es kaum möglich, dass man jeden Tag Sex hat. Außerdem müsste man ja in seinem vielbeschäftigeten Leben ein paar Abstriche machen, denn ich denke die wenigsten von uns haben "Langeweile". Aber um natürlichen Sex zu erleben, bedarf es Zeit um die Erregung bei beiden Partnern auf einen entsprechenden Level zu bekommen. Die meisten Frauen haben berichtet, dass sie 20 Minuten brauchen um genügend "feucht" und "erregt" zu sein. Erst dann sind sie gedanklich soweit, dass sie sich "fallen lassen können" und einen befriedigenden Orgasmus erleben können und möchten.

Wenn sich ein Mann daher diese Zeit nicht nehmen möchte oder kann, dann sollte er sich darüber Gedanken machen und etwas in seinem Leben an den Prioritäten ändern. Denn natürlicher Sex braucht Zeit und Geduld - besonders für uns Männer ist da die Geduld und das Einfühlunsvermögen sehr wichtig.

Empfindungen und Zielsetzung

Natürlicher Sex ist meiner Meinung nach nicht auf den Orgasmus als Ziel aus, sondern auf das Lustempfinden des Partners. Das ist ein großer Unterschied. Denn wir Männer glauben doch, dass eine Frau immer einen Orgasmus haben muss, wenn sie mit uns Sex hat. Auch so ein "Märchen" aus den Pornos. Außerdem lehren die Pornos, dass nach dem Orgasmus das Ziel erreicht ist, der Zweck des Geschlechtsaktes erfüllt sei. Dann noch ein oder zwei nette Sätze (wenn überhaupt) und dann geht jeder wieder seine Wege.

In solch einem Fall ist der Orgasmus nur eine körperliche Reaktion auf die Stimmulation von Nerven des Körpers. Die allermeisten finden solche Orgasmen als "unbefriedigend" oder "leer". Sie denken dann, dass durch erneute "Orgasmen" es besser wird, aber das ist nicht der Fall.

Natürliche Sexualtität hat als Ziel dem Partner Lust zu bereiten - auch über den Orgasmus hinaus. Und hierbei sei beachtet: Ein Orgasmus ist für viele Frauen nicht unbedingt wichtig, um sich "sexuell befriedigt" zu fühlen. Der Orgasmus ist das Sahnehäubchen - der Bonus. Aber er muss nicht - auch wenn er OrgasMUS heißt.

Frauen ziehen ihre Befriedigung aus Nähe, Vertrauen, Liebe und Verstanden werden. Darum ist für sie auch das Vor- und Nachspiel wichtiger, als das Erleben des Höhepunkts. Bei uns Männern ist das etwas anders. Da ist das Gefühl, das uns während des Orgasmus durchströhmt, ein Gefühl das wir gern erleben möchten.

Aber auch hier zeigt sich, das Zeit, Einfühlungsvermögen und Liebe zum Partner für die Lust und Befriedigung wichtig sind. Nicht das schnelle erreichen der Orgasmus. Denn wenn das so wäre, dann würden sich die Frauen mit ihren Händen oder einem Vibrator in 1 bis 2 Minuten zum Orgasmus bringen und gut ist. Aber viele tun das nicht, weil sie sich danach unbefriedigt fühlen.

Daher müssen beide Partner lernen, das Ziel in etwas anderem zu sehen, wie bei sich selbst. Und wieder braucht ein Liebesakt dafür Zeit um entsprechend genügend Zeit zum Vor- und Nachspiel zu haben.

Selbstbefriedigung?

Bleibt nur noch eines zu sagen: Welchen Platz nimmt die Masturbation in diesem Kontext ein? Ich denke der Unterschied liegt hier, ob jemand Single ist oder in einer Partnerschaft.

Heranwachsende spüren früh, dass gewisse Berührungen sich schön anfühlen und "Druck" abbauen können. Außerdem lernen sie dadurch ihren Körper kennen. Solange es im Rahmen ist und zu keiner Sucht kommt, passt es zur "natürlichen Sexualität". Solche jungen Menschen sollten drauf achten, keine zusätzlichen Reize über Pornos in sich aufzunehmen, das dies ihre Sexualität zerstört und falsche Muster aufgezeigt werden. Solange sie also dabei ihren Körper erkunden ist nichts einzuwenden.

Hinterfragen sollten sie es aber, wenn sie Phantasien benutzen um sich in der Erregung zu steigern. Welchen Inhalt haben diese? Sind sie "natürlicher Art" oder doch eher Handlungen aus Pornos?

Bei Singles sehe ich es ähnlich. Jeder Mensch (Mann und Frau) hat ein Bedürfniss nach Sex und Lust. Wenn diese Lust auf autoerotische Weise befriedigt wird, finde ich das völlig ok und natürlich, denn warum sollte ein Mensch nur deshalb keinen Sex haben, nur weil er keinen passenden realen Partner hat? Außerdem lernt auch er so, wie sein Körper sich verhält und bei Erregung reagiert. Und gesund ist es auch noch ;-)

Und in der Partnerschaft? Solange die Werte und Ziele einer natürlichen Sexualität nicht vernachlässigt oder behindert werden, sollten Mann und Frau auch sich selbstbefriedigen können. Entweder alleine oder gemeinsam mit dem Partner. Denn ich persönlich finde es total erregend, (m)einer Frau dabei zuzusehen, wie sie sich selbst langsam erregt und mir dadurch zeigt, wie sie berührt und behandelt werden möchte. Umgekehrt genauso. Dadurch kann meine Frau sehen, das es noch mehr Variationen der Stimmualtion gibt, die mir Lust bereiten und wie sie sie steuern kann.

Sollten aber abartige Phantansien und/oder Pornos der Inhalt bei der Masturbation sein, dann finde ich das unfair dem Partner gegenüber und würde zeigen, dass er einem nicht genügt - was wiederum "unnatürlich" ist
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#2
Danke für die Gedanken,

ich musste an ein Buch denken welches ich vor längerer Zeit gelesen habe - Diana + Michael Richardson "Zeit für Männlichkeit".
Darin geht es um das entdecken der heilenden und kraftspendenden sexuellen Energie: "Der Schlüssel dazu ist Entspannung, was erst einmal konträr zur gängigen Praxis der sexuellen Erregung steht - besonders beim Mann"

Für mich habe ich festgestellt, genau die Entspannung ist das A und O für mich. Leider habe ich da noch ein weites Übungsfeld.
- ich werde das Buch nochmal lesen :-)
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=13741]
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#3
mark hat einen guten Einwurf gemacht!

Daher möchte ich statt natürlich einen anderen Begriff wählen

- was ist "wirklich befriedigender" Sex?
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=13741]
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#4
Ich denke, dass es einen entscheidenten Unterschied zwischen "natürlicher" und "befriedigender Sexualität" gibt. Und genau dem möchte ich mit meinen Überlegungen ja auf den Grund gehen.

So empfinden es einige Männer "befriedigend", wenn sie ihr Ejakulat in das Gesicht der Frau abgeben können. Woher aber haben sie das? War ihnen das "angeboren" oder ist dieses Verhalten eher "angelernt" z.B. durch Pornos?

Das ist für mich die Frage: Zurück zur Natürlichkeit und den Ursprüngen - dem gewollten und schönem.

Und ja, die meisten sehen "natürlichen Sex" nur dann, wenn es um Fortplanzung geht. Aber hier unterscheiden sich die Menschen von den Tieren in mehreren Punkten:

1) Unsere Sexualität ist nicht den Jahreszeiten angepasst. Menschen können frei wählen wann und wie oft sie Sex haben möchten. Tiere sind das eingeschränkt und werden vom Instikt geleitet

2) Besonders der Orgasmus der Frau und die Klitoris sind nur zum Lustempfinden da. Sie haben keine Auswikungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit. Bei Männern wird der Orgasmus auch dazu verwendet um das Sperma zu transportieren. Aber neue Forschungen zeigen, dass die weiblichen Geschlechtsorgane nur zur Freude beim Geschlechtsverkehr dienen.

Daraus schließe ich: Natürlicher Sex darf und soll Spaß machen und dient nicht nur der Fortplanzung. Sondern beide Partner sollen Lust dabei empfinden können, die die Erregung und Anspannung dann steigert.
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#5
Ich hatte gestern Abend einen Beitrag geschrieben, leider hatte mein Internet gesponnen. Jetzt ist er zwar etwas veraltet, ich poste ihn dennoch:

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Du pauschalisierst sehr stark. Und genau das geht nicht bei der Frage nach natürlicher Sexualität, denn sie ist individuell. Das erklärt auch warum du dir schwer tust eine allgemeingültige Definition zu finden - es gibt keine.

Am nächsten kommst du meiner Meinung nach noch mit der Aussage: Natürlicher Sex ist dieser, der sich für alle Beteiligten natürlich anfühlt.

Du benutzt oftmals Ausdrücke wie "Männer machen dies...", "Frauen wollen jenes...". Das sind sexistische Vorurteile (wenn nicht, würde ich mich über seriöse Quellen freuen, die diese Aussagen untermauern). Manche Frauen finden vielleicht Oralsex (als aktiver Part) unangenehm, aber es gibt auch Frauen die das unheimlich erregt. Ebenso kommt es auch vor, dass meine Freundin weitaus schneller zur Penetration kommen will als ich.

Ich finde gemeinsame Sexualität sollte etwas freies und befreiendes sein. Jede Definition, jedes In-Worte-Fassen schränkt bloß ein. Ich würde mir über die Details nicht allzu viele Gedanken machen, denn erfahrungsgemäß denkt man bei gutem Sex auch nicht allzu viel darüber nach, was man gerade macht oder machen sollte. Wink

Zu dem Thema was "natürlich" ist in Bezug auf Sex und Masturbation, hier ein Auszug aus einem Artikel zu einem Forschungsergebnis, demzufolge in zwei Stämmen in Afrika die Idee der Masturbation gänzlich unbekannt ist:

"(...)the Hewletts also incidentally found that (...) masturbation appeared to be foreign to both groups.
(...)
The absence of masturbation among Aka and Ngandu men and women may be more surprising, and perhaps also harder to explain. Recall that the Hewletts did not find that masturbation is "frowned upon or punished," but rather that there is just no general conception of it. This finding recalls a much-discussed 2010 Behavioral and Brain Sciences paper called "The WEIRDest people in the world?" in which the authors argued that far too many sweeping claims about "human nature" are drawn exclusively from samples of Western, Educated, Industrialized, Rich, and Democratic (WEIRD) societies.

Studies of small-scale, rural, non-Western cultures like the Aka and Ngandu paint a more complicated picture of human variation. The Hewletts remark that, "the Western cultural emphasis on recreational sex has ... led some researchers to suggest that human sexuality is similar to bonobo apes because they have frequent non-reproductive sex, engage in sex throughout the female cycle, and use sex to reduce social tensions." But, the Hewletts suggest, "The bonobo view may apply to Euro-Americans (plural), but from an Aka or Ngandu viewpoint, sex is linked to reproduction and building a family." Where sex is work, sex may just work differently."

Anmerkung: In dem Artikel geht es auch im Homosexualität, diesen Teil habe ich weggelassen, weil wir hier ja nicht über sexuelle Orientierung sprechen.

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Nun ist die Diskussion ja inzwischen ein wenig fortgeschritten.
Ich finde mark123s Einwand nicht ganz berechtigt, denn wenn du definierst: natürlich ist alles, was in der Natur, also in der Welt vorkommt, also alles was es gibt. Dann machst du aus der Frage "was ist natürlich" die Frage "was existiert", damit wird der Begriff "natürlich" leer und nichtig.

Ich glaube gemeint war: was ist ursprünglicher Sex, nicht verzerrt durch menschliche gesellschaftliche Zwänge. Nun würde ich aber behaupten, dass niemand frei von der ihn umgebenden Gesellschaft ist.


Noch eine Anmerkung zu ralflindens letztem Beitrag, Sex solle Lust befriedigen: Die Ejakulation ließe sich ja durchaus auch ohne Glücksgefühle bewerkstelligen. Sind nicht vielleicht sowohl der weibliche als auch der männliche Orgasmus dazu da, das jeweilige Bedürfnis nach Sex zu steigern, und dienen damit beide indirekt der Fortpflanzung?
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#6
Danke für deinen netten und ausführlichen Beitrag zu dieser Diskussion. Er hat es sehr belebt und zeigt, das dieses Thema auch nachdenkenswert ist.

Natürlich läßt sich schwer sagen, was "ursprünglicher Sex" gewesen ist. Aber ich möchte damit anregen, sich selbst darüber Gedanken zu machen, was Sexualität für einen bedeutet und welchen Einflüssen man sich zur Gestalltung aussetzt.

Vor wenigen Wochen lief eine Doku im TV über das Thema Pornographie. Da wurde gesagt, dass wir Menschen "ein sexuelles Drehbuch" haben. Dieses ist kein starres oder fixes Buch, sondern kann jederzeit von uns "neu geschrieben werden". Darin ist hinterlegt, wie wir Sex praktizieren und was für uns erregend und stimmulierend wirkt.

Ich finde es nur traurig, dass wir uns so sehr durch die "Gesellschaft" prägen lassen - auch bei intimen Themen. Nehmen wir das Beispiel "Schambehaarung". Darüber sind schon unzählige Diskussionen geführt worden. Vor 30 Jahren noch, war es üblich, dass Frauen ihre Intimbehaarung höchstens in der Bikinizone rasierten. Dann kamen die Pornos und der Wunsch der Männer nach "jüngeren Frauen" und schubbs schwabbte die Welle auch in die privaten Beziehungen über. Heute findet man kaum noch Frauen, die sich nicht intim rasieren. Und die, die es nicht tun, die werden als "unhygienisch" angesehen oder "die achten nicht auf ihr Äußeres und lassen sich gehen".

Ich will nicht vorschreiben, das das eine oder andere "richtig" oder "natürlich" ist, sondern ich möchte nur dazu anregen, sich gut zu überlegen, WARUM mache ich etwas - auch beim Sex

Wenn also eine Frau (oder Mann) eine bestimmte Praktik beim Sex bevorzugt weil ER/SIE damit wirklich Lust, Erregung und Freude empfindet, dann sollte er dass auch tun.

Wenn er oder sie es aber nur tun, weil "die anderen machen es doch auch" oder "mein Partner verlangt das von mir", dann sollte man sich daürber echt Gedanken machen, was Sexualität eigenlich ist.

Und kurz noch zu dem Argument, das der Orgasmus indirekt die Fortpflanzung steigern soll: Finde ich nicht so. Denn wenn man betrachtet, dass ein Paar 1-2x die Woche Sex hat - die Frau einen durchschnittlichen Zyklus von 28 Tagen - dann ergeben sich bei 8x Sex im Idealfall 1x die Möglichkeit schwanger zu werden. Im ungüstigsten Fall sogar gar nicht. Auch wenn sie jeden Tag Sex hätten (also 28x) dann würden die fruchtbaren Tage der Frau nur 2-4 Tage sein. Also mehr Sex bedeutet nicht, dass die Frau schneller oder eher schwanger wird - da zeigen ja die Tatsachen, bei vielen Wunschkinderpaaren

Und dabei habe ich den Aspekt der Verhütung mal völlig außen vorgelassen. Denn da könnte man dann tatsächlich jeden Tagen 3x Sex haben (84x) und es würde zu keiner Schwangerschaft kommen ;-)

Aber ich finde, dieses Thema ist noch nicht völlig erschöpft und ich würde gerne noch weitere Gedankengänge mit euch hier teilen und erörten
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#7
Ich denke "normal" ist was gefällt.
Beiden gefällt

Ich denke man kann auch nicht festlegen wie oft.
Der eine mehr, der andere weniger - oder vielleicht gar nicht

WICHTIG ist, dass es der eigene Wille, das eigene Empfinden ist.
Hier spannen wir die Brücke zu den pornos.
Es soll nicht nachgestellt sein, meiner Fantasie eingepflanzt sein.
Ich bestimme was normal ist.

Die Sexualität der Menschen lässt sich meiner Meinung nach nicht mehr nur auf die rein biologische Funktion reduzieren wie bei den Tieren.

[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=13520]
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#8
Diese Aussage hätte ich vor Monaten auch noch unterstützt: "Normal ist was Beiden gefällt". Aber heute bin ich eher der Meinung, dass wir uns zusehr von Außen beeinflussen lassen und daher verlernt haben "schönen und befriedigenden Sex" zu haben.

Immer wieder erscheinen in "Fachzeitschriften" die Durchschnittswerte von Penislängen, Beischlafdauer, Anzahl der Orgasmen pro Akt, wieviele Stellungen genutzt werden usw. Dadurch beginnt man sofort sich zu vergleichen und sich als "normal" oder "nicht normal" einzustufen.

Oder auch Bücher wie "Die 128 Stellungen des Kamasutra" oder "365 Wege zum befriedigenden Sex" sind doch sehr darauf aus, dass man bestimmt Vorgaben von anderen als die eigenen übernimmt.

Daher die Frage: Möchte ich irgendwelchen Trends folgen (da kommt mir sofort das Thema Intimbehaarung wieder in den Sinn) oder möchte ich individuell sein/bleiben und es tun, weil ich es will - nicht weil andere es auch machen.
[img=0x60]http://porno-sucht.com/forum/nfc.php?da=nu&nfc=11804[/img]

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#9
(09.07.2017, 07:44)ralflinden schrieb: Ich denke, dass es einen entscheidenten Unterschied zwischen "natürlicher" und "befriedigender Sexualität" gibt. Und genau dem möchte ich mit meinen Überlegungen ja auf den Grund gehen.

So empfinden es einige Männer "befriedigend", wenn sie ihr Ejakulat in das Gesicht der Frau abgeben können. Woher aber haben sie das? War ihnen das "angeboren" oder ist dieses Verhalten eher "angelernt" z.B. durch Pornos?

Okay ich versuche es mal anders.

Wenn ich meiner Freundin ins Gesicht Ejakuliert habe dann sage ich danach wahrscheinlich: bo eh - war das Geil - was machen wir als nächstes???

Häää - wieso als nächstes - das war doch gut - dann las uns dabei bleiben!!!

Und dann - ich denke nach dem zehnten mal habe ich keinen Bock mehr - OK vielleicht zwanzig mal. Aber dann muß was neues kommen!!!

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Zurück zum Gedanken des befriedigenden Sex.
ich suche und wünsche mir eine Sexualität die mich satt und ruhig macht. Die mich zufrieden macht und die ich so immer wieder machen möchte. Und eine solche Sexualität würde ich natürlich finden - denn ich glaube Sex soll genau das bewirken - das wir zufrieden, glücklich und in harmonie mit den anderen Menschen sind.

Persönlich bin ich bei dieser suche immer mehr bei Blümchensex gelandet. Leider war es so, ich konnte mich nicht bei meiner Freundin bei Blümchensex entspannen wenn meine Gedanken immer wieder von Pornos angespannt wurden. Vor einer Woche im Urlaub habe ich das einmal geschafft. Das schwierige an Entspannung ist ja - man kann darauf nicht aktiv hinarbeiten - man kann sie nur geschehen lassen.
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=13741]
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#10
(09.07.2017, 17:05)ralflinden schrieb: Diese Aussage hätte ich vor Monaten auch noch unterstützt: "Normal ist was Beiden gefällt". Aber heute bin ich eher der Meinung, dass wir uns zusehr von Außen beeinflussen lassen und daher verlernt haben "schönen und befriedigenden Sex" zu haben.

Immer wieder erscheinen in "Fachzeitschriften" die Durchschnittswerte von Penislängen, Beischlafdauer, Anzahl der Orgasmen pro Akt, wieviele Stellungen genutzt werden usw. Dadurch beginnt man sofort sich zu vergleichen und sich als "normal" oder "nicht normal" einzustufen.

Oder auch Bücher wie "Die 128 Stellungen des Kamasutra" oder "365 Wege zum befriedigenden Sex" sind doch sehr darauf aus, dass man bestimmt Vorgaben von anderen als die eigenen übernimmt.

Daher die Frage: Möchte ich irgendwelchen Trends folgen (da kommt mir sofort das Thema Intimbehaarung wieder in den Sinn) oder möchte ich individuell sein/bleiben und es tun, weil ich es will - nicht weil andere es auch machen.


Ich weiß ja nicht was das für "Fachzeitschriften" sind, die du so liest. Ich empfehle, auf andere umzusteigen. Wink

Nun übernimmst du aber doch immer Vorgaben von anderen. Nichts was du tust, ist unabhängig von deiner Erziehung, deinem Milieu, deinen Mitmenschen.
Nicht deine Frisur, nicht deine Kleidung, nicht die Musik die du gerne hörst. Und eben auch nicht was du dir unter Sex vorstellst, oder wie du glaubst deinen Intimbereich stylen zu müssen. 
Aber das ist doch nichts Schlimmes. Menschen sind soziale Wesen und nichts was du tust und denkst ist unabhängig davon.

Damit will ich nicht sagen, dass man die äußeren Eindrücke nicht hinterfragen soll. Ich finde auch, dass die Normalisierung von Pornografie sehr schlecht für unsere Gesellschaft ist, gerade was die Erziehung angeht. 

Trotzdem denke ich, dass man keine Sexualität suchen kann, die "unabhängig" von den Vorgaben anderer ist, denn die gibt und gab es nie unter Menschen. 
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