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Erster Anlauf - Tag 10
#71
Hi eleasar. Ich freu mich, dass deine Entwicklung weiter positiv verläuft und bin mir sicher, dass wir gemeinsam alles, was uns daran hindert frei in unserem Handeln zu sein, besiegen werden.
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#72
Tolles Tagebuch,

Danke elesaar. Du bist ein Vorbild für meinen noch Jungen Reboot (3.Tag).

Besonders wie du den Rückfall weggesteckt hast ist imponierend,

Alles Gute weiterhin
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ICH BLEIB STABIL.
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#73
Hallo hans und jkov und alle anderen hier,

danke für eure Anteilnahme und eure Ermutigungen!

Ich beginne meinen heutigen Eintrag mit dem Eingeständnis eines Rückfalls. Gestern Nacht, nach 29 pornofreien Tagen, habe ich mir wieder pornografische Bilder angesehen und mich danach selbst befriedigt. Ich beginne wieder bei 0. Und muss wie immer an diesem Punkt eine Entscheidung treffen: Ist es der Beginn einer Abwärts-Negativ-Spirale mit Scham, Resignation, Selbstbestrafung und Leere, die ich dann wieder mit Pornografie fülle? Oder gehe ich weiter und sage: Nein, das bin nicht mehr ich, nicht im tiefsten meines Herzens. Und gehe weiter. Ich habe mich für die 2. Option entschieden. Das bin ich mir selbst schuldig und auch allen anderen, die mit mir diesen Kampf kämpfen. jkov, du nennst mich ein Vorbild. Das ehrt mich und ist mir auch ein Auftrag.

Eigentlich sollte ich den Titel meines Tagesbuchs ändern, da ich nun zum 3. mal von null beginne und vielleicht noch öfter falle. Aber für mich ist das alles Teil eines einzigen großen Neuanfangs hin zu einem neuen Leben. Heute ist Tag 100 und ich stehe nach meinem 2. Rückfall wieder auf.

Aber genug gelabert. Nun stellt sich die Frage: Wie geht's weiter und was lerne ich aus meinem Rückfall?

1. Es kam nicht aus heiterem Himmel.
Es gibt immer Anzeichen und Schritte vor einem Rückfall. Vor einer Woche hatte ich einen erotischen Traum und habe ich danach selbst befriedigt. Ein eher harmloses Einzelereignis. Wenn es dabei geblieben wäre. 2 Tage vor meinem Rückfall habe ich wieder mal erotische Bilder gesucht und gefunden. Meine Ausrede war: "Nur ein bisschen zum schauen und ohne Selbstbefriedigung". Dennoch die Vorstufe zum Absturz. Einen Tag vor meinem Rückfall habe ich meine Eltern besucht und bin mit meiner Nicht-genug-geliebt-Wunde konfrontiert worden. Gestern nach einem erfüllten Tag dann der Rückfall. Ich wollte wieder nur "ein bisschen erotische Bilder schauen". Irgendwie aus Gewohnheit und ich hatte vorher wieder Alkohol getrunken. Dass dabei auch pornografische Bilder angezeigt wurden, habe ich in Kauf genommen und mir gedacht: "Da schaue ich dann weg". Wie schon so oft davor bin ich dann recht schnell bei den Pornobildern gelandet. Und hab mir auch ein paar alte schwarz-weiß-Videos in geringer Auflösung angeschaut. Somit war ich recht schnell wieder voll im alten Sucht-Muster drin. Zwar habe ich nicht unmittelbar mit den Bildern zum Höhepunkt gebracht aber danach.

2. Alkohol begünstigt negatives Verhalten
Sowohl beim ersten Kontakt mit den erotischen Bildern als auch beim Rückfall hatte ich davor Alkohol konsumiert. Meine Vorsätze werden dadurch aufgeweicht.

3. Es braucht Zeit
Vor einem Jahr habe ich ernsthaft begonnen, meinen Pornografie-Konsum zu reduzieren. Und es zum ersten mal anderen Menschen gegenüber bekannt.
Seit 100 Tagen bin ich nun im Krieg und auf dieser Seite und erkenne meine Sucht an. Der Autor des Buches "Searching for god" hat einen Zeitrahmen von 4 Jahren genannt, um sein Leben zu erneuern. Das scheint mir realistisch. Ich darf mir Zeit lassen und muss mich nicht unter Druck setzen, auf Knopfdruck ein neues Leben haben zu müssen. Immerhin habe ich mir davor 19 Jahre Zeit für die Sucht gelassen.


Was kann ich besser machen (kurzfristig/langfristig)?

  1. Mit K9 die Seiten sperren, auf denen ich die erotischen und pornografischen Bilder gefunden habe.
  2. 90 Tage kein Alkohol (Ausnahme: eine Geburtstagsfeier) - für mich echt ein Opfer, aber wichtig
  3. Weiterhin ein neues positives Leben kultivieren und gestalten
  4. Tiefer liegende Ursachen und Sehnsüchte, die hinter meiner Sucht liegen, ergründen
  5. Alte Wunden benennen, wenn möglich zur Sprache bringen und einen Abschluss suchen
  6. Mich regelmäßig über meinen Weg aus der Pornosucht mitteilen, hier im Forum und wenn möglich auch mit echten Menschen
  7. Gott als barmherzigen Vater weiter an meinem Herzen arbeiten lassen und ihm vertrauen.
    Heute Morgen nach dem Rückfall habe ich Gott gefragt, was er von mir hält und die Bibel aufgeschlagen.
    Es war die Stelle im Buch Maleachi (Mal 1,2), wo Gott sagt: Ich liebe euch, spricht der Herr.
    Das hat mich sehr berührt und auch motiviert. Diese Liebe Gottes ist für mich kein bequemer Polster, in den ich mich zurücklehne und meine Fehler entschuldige (nach dem Motto: Ist eh nicht so schlimm). Nein, diese Liebe spornt mich an, aufzustehen, weiterzukämpfen, das Gute zu suchen.
Da bin ich nun. Demütiger und ohne den ersten Schwung des Anfangs. Und doch sehe ich Zeichen der Hoffnung: Gestern vor meinem Rückfall hatte ich einen der schönsten Tage meines Lebens. Ich war mit Freunden schwimmen, es war wunderschön und ich war irgendwie anders als sonst. Entspannter, selbstsicherer, mehr ich. Das gibt mir Hoffnung. Ich bin nicht die Summe meines Scheiterns sondern geliebter Sohn eines neuen Anfangs. Auch wenn ich es manchmal vergesse. Es bleibt ein Weg.
Dann auf in die nächsten 100 Tage!

Im fallen und aufstehen mit euch verbunden.
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#74
Hallo eleasar.

Was soll ich groß schreiben? Ich freue mich einfach mit dir, dass du die zweite Option gewählt hast und den Kampf weiter mit uns zusammen kämpfst und den Weg weitergehst. Ich verfolge dein Tagebuch jetzt seitdem ich hier angemeldet bin und von daher weiß ich, dass du dich nicht mehr unterkriegen lässt und in alte Muster zurückfällst, sondern weiter an dir arbeiten wirst und mit allem abschliessen kannst was dich daran hindert ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen
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#75
Schließe mich Hans' an. Aufstehen, abputzen, weitermachen. Geduldig und konzentriert weitermachen, irgendwann erntet man, was man sät.
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"Seine eigenen Erfahrungen bedauern heißt, seine eigene Entwicklung aufhalten." - Oscar Wilde





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#76
Du machst es genau richtig elesar. Super Einstellung. Ich bin froh das du diesen Weg so deutlich siehst und deine Gedanken teilst. Da kann ich richtig von dir lernen. Wir kämpfen hier gemeinsam weiter und das gibt mir Zuversicht. Lg jkov
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ICH BLEIB STABIL.
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#77
Danke Hans und Oblomov und jkov für eure Ermutigung!

Tag 3 meines 3. Neustarts
Der Rückfall hat mich aufgeweckt. Mir war das Feuer etwas abhanden gekommen, ich war irgendwie eingeschlafen und hab an mir gezweifelt. Ich gehe nun weiter mit frischen Schwung und aufmerksamer.
Die letzten 2 Tage hatte ich zuhause Zugang zu einem ungesicherten Computer, wo ich mir jederzeit hätte Pornos anschauen können. Aber ich hatte nicht das Bedürfnis, trotz gefühlter Einsamkeit. Als ich mich gestern abend entschieden habe, das drückende Gefühl der Einsamkeit einfach auszuhalten ohne zu flüchten in Ablenkung oder zwanghafte Kontaktsuche, ging es mir wieder besser. Jetzt hab ich K9 aktualisiert und bin wieder im Safe-Modus. Ich weiß nun, der eigentliche Rückfall beginnt schon mit der Entscheidung, nach einem erotischen Bild zu suchen. "Nur ein bisschen schauen" ist schon der erste Schritt auf eine Abwärtsspirale.

Heute treffe ich wieder Freunde und werde auf das Bier verzichten. Ich hätte nicht gedacht, dass ich soweit gehen muss, aber es scheint mir absolut notwendig und richtig. Wobei, vielleicht probier ich mal alkoholfreies Bier...

Viel Kraft euch Freiheitskämpfern!
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#78
Tag 4

Gestern abend hatte ich meinen ersten Kontakt mit alkoholfreien Bier. Und was soll ich sagen? Alkoholfreies Bier schmeckt gar nicht mal so schlecht. Und es sieht aus wie echtes Bier! Was für eine segensreiche Erfindung! Als ich nach hause kam war ich nüchtern und hatte keine dummen Gedanken im Kopf. Wann wird alkoholfreier Wein erfunden?
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#79
Tag 6

Mein neuer Beamer ist gekommen. Ein LED-Beamer, leise, klein und lichtstark. Ich bin sehr begeistert. Gestern habe ich mir den Anfang von Braveheart angesehen. Ich war ganz hin und weg. Erst ein Beamer macht aus einem Film ein Erlebnis.

Gestern und heute war ich da für eine Freundin mit Liebeskummer. Ich hab ihr zugehört und sie auf ein Essen eingeladen. Es tut mir selbst gut, anderen zu helfen. Und für sie war es auch eine Hilfe.

Inspiriert von Braveheart habe ich eine Rede geschrieben, an alle, die im Kampf gegen Pornosucht stehen.
Sie lautet so:

------

Brüder und Kampfgenossen!


Einst mussten unsere Großväter und Urgroßväter im Krieg kämpfen, für ihr Land und mehr noch um ihr eigenes Leben. Viele sind gefallen, andere blieben verwundet zurück. Sie kehrten zurück in ihr Leben und gründeten Familien. Doch ihre Seelen waren verkümmert und sie konnten ihren Kindern nicht jene Väter sein, die sie hätten sein sollen. Sie gaben ihre Wunden an ihre Kinder weiter – die heute unsere Eltern sind. So wurden auch unsere Väter verwundet und im Kampf um ihr eigenes Leben blieben sie oft nur distanzierte Vaterfiguren. Diese Distanz und fehlende Anteilnahme hat auch uns verletzt – ihre Söhne.

Da stehen wir heute, seltsam teilnahmslos und unberührt. Wir existieren, doch wir leben nicht. Viele von uns haben gelernt, das Loch in ihren Herzen mit leeren Versprechungen zu füllen, mit Süßigkeiten, die bitter werden. Wir konsumieren und werden doch nicht satt. Viele von uns sind wie Gefangene. Unsichtbare Ketten halten uns fern von einem wahrhaft freien und erfüllten Leben.

Pornografiesucht ist eine dieser Ketten. Und vielleicht die stärkste und am weitesten verbreitete. Brüder, ich bin ein Gefangener unter Gefangenen. Und doch stehe ich heute mitten unter euch, wie ein Krieger am Beginn einer Schlacht, inmitten eines großen Krieges. Unser Krieg ist nicht im außen, unser Krieg spielt sich mitten in unseren Herzen ab. Dieser Krieg wird unser ganzes Leben lang andauern. Die Schlacht aber, die wir heute kämpfen, ist die Schlacht um Freiheit! Die Freiheit unserer Herzen! Wir wollen nicht länger unter Ketten leben!
Nun haben wir uns erhoben aus dem Schlamm und sehen uns einem großen feindlichen Heer gegenüber. Mit Rossen und Reitern, Bogenschützen und Infanterie. Sie kämpfen für Dunkelheit und Bosheit.
Doch wir stehen zusammen und unser Schlachtruf tönt dem Feind entgegen:
F R E I H E I T !

Viele von uns tragen das Schwert der Wahrheit, manche auch den Schild des Glaubens. Aber egal wie unsere Rüstung aussehen mag, wir haben dasselbe Ziel: Ein Leben in Fülle, ein Leben in Freiheit, ein Leben in Würde! Ich bin stolz, heute mit euch hier zu stehen und diese Schlacht zu kämpfen. Wir wissen, es ist besser, in dieser Schlacht zu sterben als kampflos weiterzuleben und später mutlos zu sterben. Habt Mut, meine Brüder, in dieser Stunde! Schützt euch gegen die feurigen Geschosse der Lügen, die auf unser Herz abzielen. Werden wir die Männer, die wir sein können und immer schon sein wollten! Männer mit Herz, Männer mit Leidenschaft, Männer voll Mut! Für uns und für alle, die an unserer Seite stehen! Hier und heute rufe ich euch und unseren Feinden zu:

F R E I H E I T !

[Bild: braveheart-1995-03-g.jpg]
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#80
Tag 8

Das Wochenende hab ich recht gut überstanden. Ich war viel unterwegs und heute dementsprechend müde und irgendwie auch niedergeschlagen. Dennoch hab ich weitere Schritte gemacht. Ich war zum ersten mal bei der Bäckerei um die Ecke einen Kaffee trinken, nachdem ich schon 7 Jahre gegenüber arbeite. Das war ganz nett. Dann habe ich meine Psycho-Therapie beendet. Ich hatte das Gefühl, es bringt mich nicht mehr so weiter. Dennoch war es gut und richtig, das letzte halbe Jahr mit dem Therapeuten zu reden. Am Abend war ich wieder draußen für eine kleine Fahrradrunde. Wobei eine kleine Runde immerhin 10km sind, das ist gar nicht mal so schlecht. Das hat mir gut getan und meine innere Erstarrung etwas gelöst.

Da bin ich. Und beende einen weiteren pornofreien Tag. Einen Tag der kleinen Schritte. Und obwohl ich allein bin, ist in mir so eine Zuversicht, dass es gut wird. Nein, dass es schon gut ist und noch besser wird. Immer öfter denke ich, dass es schön wäre, mit einer Partnerin das Bett zu teilen und auch das Leben. Ein neuer Gedanke, ein schöner Gedanke. Liebe setzt Stärke voraus. Ich werde immer stärker.
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