Hallo Christian und Tobias, danke für eure Antworten und die Motivation! Es ist schön, wenn es vorwärts geht.
Heute möchte ich über meinen Schatz schreiben. Ich habe bei maxklinger schon einen Eintrag mit ähnlichem Inhalt hinterlassen und möchte es hier noch einmal ausführlicher nachtragen.
MEIN SCHATZ (frei nach "Herr der Ringe")
Ich hatte einmal einen Schatz. Es war "mein Schatz". Er hat mich begleitet und vergiftet, 19 Jahre lang.
Mein Schatz waren Bilder von nackten Frauen und Pornografie.
Zuerst war mein Schatz in Zeitschriften unter der Couch, später auf Disketten, am Computer,
schließlich ständig verfügbar im Internet. Ich hatte ihn unter Kontrolle. Oder er mich.
Er hat auf mich aufgepasst und mir geholfen, wenn es mir schlecht ging und ich einsam war
oder mich ungerecht behandelt fühlte. Er hat mich auch beschützt. Ich konnte mich quasi unsichtbar machen
und musste mich nicht mehr mit echten Menschen herumschlagen, sondern konnte meine Zeit allein mit meinem Schatz
verbringen. Stundenlang, immer und immer wieder...
Erst spät habe ich bemerkt, wie er mich verwandelt. Mich immer gleichgültiger, antriebsloser und kälter gemacht,
meine Ängste und Depressionen verstärkt hat. Und mir letztlich meine Selbstachtung genommen hat.
Bis ich nur noch ein Schatten meiner selbst war.
Seit 4 Monaten bin ich dabei, meinen Schatz endlich ganz loszulassen. Ich habe etwas entdeckt: Es ist gar kein Schatz!
Sondern nur ein Zerrbild der Wirklichkeit, mit dem eine ganze Industrie ihr Geld verdient. Auf Kosten aller Beteiligten.
Ohne Schatz zu leben ist ungewohnt und kann anfangs Angst machen. Aber die Freiheit, Stärke und Würde,
die ich dadurch gewinne, sind unvergleichlich. Ich arbeite an meinen Verletzungen und es werden Narben bleiben,
mit denen ich zu leben lerne. Und wenn ich wieder gesund bin, werde ich der Einladung folgen und hinausfahren in ein neues starkes Leben.
Vielleicht kannst du eines Tages deinen Schatz auch ins Feuer werfen. Und diese echte tiefe Freiheit erleben. Ich wünsche es dir!