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Erster Anlauf - Tag 10
Hi Leute,

ich möchte wieder mal schreiben, was bei mir so geht.

Derzeit fühle ich mich wie im Überfluss. So als würde ich überfließen, voll Kraft, Motivation, Stärke. Ich bin unheimlich präsent und es fühlt sich gut an.

Vor kurzem war ich spontan auf einem abendlichen Konzert einer Trommelgruppe. Ich bin einfach hingegangen und dachte mir:
"Mal schauen, ob es noch Karten gibt und wieviel sie kosten..." (Da ich zuhause nach wie vor ohne Internet lebe, hatte ich gar keine andere Möglichkeit.)
Tatsächlich gab es Karten und ich habe sogar eine Karte um den halben Preis bekommen, und es war ein tolles Konzert.
Männer, Trommeln, archaische Klänge, ich mag diese Energie, die da spürbar war.

Eines ist mir aufgefallen: Obwohl ich alleine dort war (meine Freunde konnte so spontan nicht mehr motivieren), fühlte ich mich nicht fehl am Platz.
Früher war ich oft ängstlich und zögerlich, gerade wenn ich alleine irgendwo war. Aber dort war ich selbstbewusst und habe es einfach genossen. Eine gute Erfahrung.
Wobei es mit Freunden natürlich noch netter gewesen wäre.


Mein Therapeut hat gestern auch gemeint, dass ich irgendwie anders wirke. Entspannter, lockerer. Ich treffe ihn nach wie vor alle 1 bis 2 Wochen.
Ich stecke noch immer fest in meinem negativen Bild von Familie. Aber ich fühle mich zum ersten mal richtig verstanden und ernst genommen.
Das Probieren und suchen hat sich gelohnt.

Ich bin weiterhin pornofrei, schaffs aber nicht ganz ohne Selbstbefriedigung. Wobei ich es auf maximal einmal wöchentlich eingrenzen kann.

Die Arbeit fordert mich und bringt mich an Grenzen, aber ich fühle mich dem gewachsen.


Von den Damen halte ich mich fern, aber nicht allzu weit. Zumindest eine interessiert mich nach wie vor. Ich plane fürs neue Jahr eine weitere Annäherung...

Grenzen tun mir gut! Als ich letztens eine Musik-CD gehört habe, war ich echt dankbar, dass eine CD nur 10 Lieder enthält und nicht 10.000!!!
Das macht das Leben soviel entspannter. Dass ich nicht ständig denken muss, was will ich jetzt, was in 3 Minuten? Der ständige Entscheidungszwang fällt weg
und die frei werdende Energie sucht neue Ausdrucksweisen.

Weihnachten rückt näher. Fest der Familie. Fest des Schmerzes und der Einsamkeit. Fest der Hoffnung.
Ich hoffe, diese Zeit auch gut zu verbringen. Bis jetzt war es für mich immer die Zeit mit den meisten Rückfällen.

Sport ist mein tägliches Brot, obwohl ich schon länger nicht mehr laufen war. Kälte, Dunkelheit und Stress verleiten mich gerade mehr zu Indoor-Aktivitäten.

Lesen begeistert mich immer wieder neu. Ich habe gerade die Autobiografie eines blinden Widerstandskämpfers in der NS-Zeit gelesen.
Er hat 15 Monate im KZ Buchenwald überlebt und seine Worte sind voll des Mutes, der Weisheit und der Lebensfreude! Wow...

So ist das Leben gerade wieder mehr Sonne als Schein.
Es geht mir gut und ich bin dankbar.
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Hallo Eleasar,
dass jemand Weihnachten so betitelt, war mir neu, hat mir aber auch die Augen geöffnet.
Dein Wahlspruch ist übrigens die Jahreslosung für 2017. Ist das nicht ein schöner Ausblick?
Alles Gute!
Thomas
4 Reboots: 210 / 110 / 121 / 139+ Tage pornofrei. Ziel: Freiheit ohne Rückfälle.
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=8463]
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Hallo Thomas,

ja, Weihnachten kann sich oft sehr armselig anfühlen. Aber wenn ich den Schmerz annehme und nicht mehr davonlaufe,
kann vielleicht etwas neues daraus entstehen.
Danke für den Hinweis mit der Jahreslosung! Das ist in der Tat sehr ermutigend!

Dir auch viel Gutes!
eleasar
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Höhen...

Die letzten Tage waren Höhen und Tiefen. Letzten Freitag habe ich zum ersten mal ein tiefgehendes Gespräch mit meiner Mutter geführt!
Wobei ich mehr zugehört und Fragen zu ihrer Vergangenheit gestellt habe, als von mir erzählt. Das habe ich mir immer gewünscht.
Die Sprachlosigkeit in der Familie zu überwinden. Es war für mich ein weiterer guter und wichtiger Schritt.

und Tiefen...

Das Gespräch hat mich emotional tief aufgewühlt. Am Abend nach dem Gespräch war ich dann noch zwei Glühwein trinken und als ich allein in der Wohnung war,
wurde das Bedürfnis nach emotionaler Nähe und Wärme übermächtig. Der Wunsch nach Pornografie hat mich überrollt.
Ich dachte mir, ich habe es verdient nach dem Gespräch und nach 4 Monaten Abstinenz. "Ich brauche es." Da ich zuhause kein Internetgerät hab,
bin ich 15 Min. in die Firma gefahren und habe meinen Laptop geholt. Der war aber so gut mit K9 gesichert, dass ich erst am nächsten Morgen
Zugang zum Internet hatte. Den Rest brauche ich nicht zu erzählen. Mein Counter ist wieder auf 0. Nach 138 Tagen bin ich gefallen.

Ich bin wieder einmal am Boden. Und stehe wieder auf. Die letzten Wochen und Monate waren geprägt von Stärke, Hoffnung, Öffnung.
Das will ich nicht verlieren. Im Moment fühle ich mich schwach, verschlossen, unrein, lahm, taub und blind, mehr tot als lebendig.
Ich erlebe meine Armut. All das macht Pornografie mit mir. In diese Dunkhelheit hinein ermutigt mich die Botschaft des gestrigen Evangeliumtextes:
"Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet."
Es ist, als wäre das für mich geschrieben.

Ich merke, ich schaffe nicht alles selbst. Ich brauche andere Menschen und ich brauche Gott.
Mich ermutigen auch eure Einträge hier im Forum. Ich möchte den Rückfall mit meinem Therapeuten aufarbeiten.
Ich hoffe, ich kann die kommenden emotional herausfordernden Tage und Wochen auch ohne Pornos und SB gut verbringen.

Gruss, eleasar
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Hallo,

Tag 10 seit meinem letzten Rückfall. Weihnachten rückt näher. Schmerz und Einsamkeit werden spürbarer.
Es darf sein. Ich denke, es geht vielen so.

Ich gestalte mein Leben, so gut ich kann. Heuer werde ich den Weihnachtsabend mit einem Freund verbringen, dessen Familiengeschichte auch nicht einfach ist.
Die Verwundeten müssen zusammenhalten. Dann bin ich zwei Tage bei den Eltern. Meine Mutter freut sich, dass ich zwei Tage bleibe statt nur einem.
Ob sich etwas verändert hat nach unserem letzten Gespräch? Wir werden sehen.
Die Woche nach Weihachten wird kritisch. Ich bin da wohl allein zuhaus. Ich muss schauen, dass ich in diesen Tagen mit Freunden mehr Kontakt habe.
Die Rückfall-Gefahr ist sicher nicht gering.

Letzte Woche habe ich beim Laufen eine neue Bestzeit aufgestellt. 7 km mit 5:13 min/km-Schnitt. Das ist nicht schlecht.

Die letzten Tage war ich kreativ und habe eine grafische Wort-Bild-Serie zum Thema Porno entworfen.
Hier sind drei Bilder daraus (zum Vergrößern anklicken):

           

Was meint ihr dazu?
Ich muss noch überlegen, was ich damit anstellen werde.

Gut, heute noch Selbsthilfe-Gruppe, morgen Therapie. Es geht weiter. Das Leben wird besser.

Gruss,
eleasar
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hi, eleasar....

erstens: verdammt geniale Bilder... find ich absolut genial.
Mach weiter so...

zweitens: das kenn ich, lange Tage zuhause und ganz allein sind teilweise die Hölle...
Aber Alles egal, durchhalten ist die Devise !!!

Dir weiterhin ganz viel Erfolg und schöne Feiertage !!!

MFG der Onkel87

[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=11492]
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Hi Onkel!

Danke für die Rückmeldung! Ich schaue, was geht!

Ich habe mit dem Widerstand Kontakt aufgenommen. Es wird Zeit, meine Hoffnung und Fähigkeiten in größerem Ausmaß zu teilen als bisher.
Ich darf die Hoffnung, die ich in mir trage, nicht für mich behalten.
Es ist wie in den großen Geschichten, die die Herzen bewegen (zB Herr der Ringe, Intro: "But there were some, who resisted!"
oder Star Wars VII: "Hope is not lost today. It is found!"). Es geht mir wie Finn, der aus seiner Geschichte und Dunkelheit ausbricht und
einen Auftrag, ein neues Leben und neue Freunde erhält.

Ich entdecke, dass ich selbst Teil einer größeren Geschichte bin. Und alles, was ich bisher erlebt und gelernt habe, einen Sinn ergibt.
Quasi Vorbereitung war für das, was jetzt kommt. Die Fäden laufen zusammen. Das ist alles sehr spannend...

Bleiben wir stark und gute Weihnachtszeit auch dir!

Gruss,
eleasar
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Hi Leute!


Kurzes Update:
Die Weihnachtsfeiertage habe ich bisher gut überstanden. Kaum Schmerz und Einsamkeit.
Seit ca 2 Wochen bin ich auch ohne Masturbation. Ich habe Dopamin gegen Testosteron eingetauscht.
Und bin voller Tatendrang, Stärke und neuen Ideen. Bleibe aber vorsichtig.

Da ich auf starke Bilder stehe, nachstehend 2 Theoden-Symolbilder, wie ich in 30 Jahren aussehen könnte:
(Hinweis: Die Bilder werden nur angezeigt, wenn man eingeloggt ist!)

[Bild: attachment.php?aid=44]

[Bild: attachment.php?aid=45]

Theoden am ersten Bild hat aufgegeben. Resignation und Hoffnungslosigkeit haben sein Herz kalt werden lassen.
Sein Geist ist fast erloschen, sein Blick trüb. Nichts erreicht ihn, nichts bewegt ihn. Er wartet und weiß nicht, worauf.

Theoden am zweiten Bild steht für Wahrhaftigkeit, Würde und Stärke. Ein Mann, der inspiriert und seine Hoffnung mit anderen teilt.
Er hat seine Wunden angenommen und etwas neues daraus wachsen lassen. Er ist ein Hörender geblieben.
Mit klarem Blick, mutigem Herzen, erhobenem Haupt. Ein König und Diener. Dort will ich hin!

Ich denke, diese Entscheidung müssen wir alle treffen: Wie will ich in 10, 20, 30 Jahren sein? Was kann ich heute dafür tun?
Sagt jemand, der noch nie ein klares Ziel vor Augen hatte und allmählich aufwacht.

Wahrhaftigkeit, Würde und Stärke!

Gruß, eleasar


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Hi Leute!

Wieder mal ein Update von mir. Der Monat Jänner war geprägt von Arbeitsstress und Krankheit.
Durch die Krankheit hatte ich viel Zeit allein zuhause und kann schon länger keinen Sport mehr machen.
Dadurch fällt eine wichtige Säule weg, die mir Halt gibt im Alltag.
Ich habe versucht, ob ich zuhause wieder mit Internet umgehen kann.
Das hatte einige Abstürze zur Folge. Der Suchtautomatismus ist noch immer stark.
Ich werde zuhause weiterhin ohne Internet bleiben.

Dennoch fühle ich mich gut!
Diese Woche war ich wieder in der Selbsthilfegruppe. Ich liebe die Menschen dort.
Ich kann mich so zeigen, wie ich bin und sie lehnen mich nicht ab.
Sie zeigen mir, dass ich nicht meine Sucht bin. Sondern ein Mensch mit Gefühlen und Stärken und Schwächen.
Und dass das ok ist. Ich rede immer mehr und offener in der Gruppe.

Die Wunden der Vergangenheit fühlen sich auch nicht mehr so schmerzhaft an.
Die jahrelange gefühlte Traurigkeit nach Elternbesuchen ist nicht mehr so spürbar.
Ich konnte sogar mal mit meiner Mutter ein ernstes tieferes Gespräch führen.
So ziemlich das erste in unserem Leben.

Mein Fokus liegt nun auf Gegenwart und Zukunft.
Kann und will ich noch eine Familie gründen? Kinder in die Welt setzen und sie begleiten?
Mein Bild von Familie ist so negativ und Angstbesetzt. In der Therapie kann ich es zur Sprache bringen.

Große Fragen und immer wieder Kämpfe um gute Entscheidungen.
Heuer hab ich mir zum ersten mal in meinem Leben Vorsätze für das neue Jahr gefasst!
U.a. einen Halbmarathon zu laufen. Smile

Es gibt Hoffnung!

Gruß, eleasar
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Hallo Mitstreiter!

Wieder fast ein Monat seit meinem letzten Eintrag. Zeit für einen kleinen Zwischenbericht.
Diesmal unter dem Titel:

Kultivieren statt Konsumieren

Seit meinem letzten Rückfall vor 27 Tagen hat sich wiedern einiges getan. Ich habe die letzten 27 Tage zuhause
ohne Internet und daher auch ohne Rückfall verbracht. Ich kenne meine Schwachstelle und habe sie geschlossen.
In den letzten 27 Tagen habe ich auch nur einmal masturbiert, was für mich ein sehr guter Schnitt ist.

Malen

Eine besondere Herausforderung ist, dass ich seit 2 Monaten keinen Sport mehr machen kann,
da ich mit einem hartnäckigen Husten kämpfe und zwischendurch auch richtig krank war.
Ich versuche, meine Zeit andersweitig sinnvoll zu gestalten. Letzte Woche habe ich mir Wassermalfarben, Pinsel
und einen Zeichenblock gekauft. Ich habe in der der Schule malen nie gemocht. Aber ich gebe mir eine
zweite Chance. Das Spiel mit den Farben hat was, auch wenn keine großen Kunstwerke entstehen.

Tanzen

Des weiteren gehe ich seit einem Monat wieder tanzen mit der Dame, die mein Leben schon seit längerer Zeit
begleitet, herausfordert und bereichert. Tanzen mit einer echten Frau ist so ganz anders als Pornografie zu konsumieren.
Ich lerne, was es bedeutet, eine Frau würdevoll zu behandeln. Sie an der Hand zu nehmen, zu führen, auf sie acht zu geben,
ihr Halt zu geben, sie zu umrahmen, nachsichtig zu sein mit kleinen Fehlern, die uns beiden passieren, Geduld zu haben
beim lernen, mit mir selbst und mit ihr und von den einstudierten Abläufen langsam zu echtem intuitiven Tanzen zu gelangen.
Ich glaube, vom Tanzen kann man viel für das Leben lernen! Eine Freundin hat gemeint, wenn der Tanzlehrer sie zum Tanz auffordert,
fühlt sie sich so wertgeschätzt, aufgehoben, in guten Händen, besonders. Wenn das nicht ein Auftrag ist für uns Männer,
unseren Frauen und Freundinnen mit Wertschätzung und Würde zu begegnen. Wie anders ist das als im Porno-Egotrip von Bild zu Bild zu
springen und nur mein Verlangen zu befriedigen und dabei immer unzufriedener zu werden.

Zitat:Tanzen mit einer echten Frau ist so ganz anders als Pornografie zu konsumieren.

Das Schöne ist, nach der Tanzstunde ist das Tanzen nicht zu Ende! Es setzt sich fort, wenn ich ihr in den Mantel helfe,
ihr die Tür öffne, sie nach hause begleite, auf sie aufpasse, mich nach ihrem Befinden erkundige. Auch das ist ein Teil von Tanzen und
Wertschätzung. Es kommt mir auch selbst zugute, ich fühle mich dann wie ein Ritter, Held und echter Mann.

Was noch gut ist: Beim Tanzen kann man sich nicht verstellen. Wenn etwas nicht stimmt, muss man es aussprechen und klären,
sonst spürt man es beim Tanzen. Es blockiert. Ich hatte letzte Woche so eine Situation. Erst, als wir ein klärendes Gespräch geführt haben,
kehrte die Leichtigkeit beim Tanz zurück. Du kannst nur in der Wahrheit frei tanzen.

Leute, lernt tanzen!!!

Ich habe früher tanzen immer abgelehnt und nicht verstanden, was daran toll sein soll.
Jetzt ist es Teil meines Weges in eine neue Freiheit und Lebendigkeit!

Noch ein positiver Side-Effekt: Durch das Lernen wächst auch mein Selbstbewusstsein.
Das fällt nicht vom Himmel. Sondern muss hart erarbeitet werden.

Also "kultivieren statt konsumieren"!

Es gäbe noch mehr zu erzählen. Ich lese weiter zum Thema Pornosucht, war bei einem Seminar mit tollen, aufrichtigen Menschen,
die sich zum Thema Pornosucht engagieren und suche Hilfe und Gespräch. Aber davon erzähle ich lieber ein anderes mal.

Bleibt stark und lebt aufrecht!

Gruß,
eleasar
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