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Hallo in die Runde (und bin ich süchtig?)
#1
Hallo,

ich bin sehr froh, dass es so ein Forum gibt!

Vorab: ich finde es eigentlich nicht schlimm, dass es Pornos gibt, es gibt sicherlich welche, die eine positive Sicht der Sexualität vermitteln können. Es gibt ja auch Frauen, wie ich weiß, die sich ab und an solche Filme angucken.

Nur... 2 x 10 Minuten im Monat - vollkommen ok! Aber dieses stundenlange, verkrampfte Schauen macht mich echt fertig.

Ich bin 30 Jahre alt, arbeite Vollzeit, habe zwei, drei gute Freunde, bin Single.

Derzeit mache ich eine Therapie, weil ich Probleme im sozialen Bereich habe (Soziale Phobie).

Das Leben ist eigentlich ok.

Aber dann "überfällt es" mich an meinen freien Tagen.

Wenn ich mich nicht mit jemandem verabredet habe und ich alleine bin.

Dann denke ich mir - ach ja, einfach mal 30 Minuten ausklinken aus der Welt.

Und dann hänge ich Stunden lang im Netz auf irgendwelchen Porno-Seiten herum.

Ich kann wunderbar ganze Wochen ohne Pornos auskommen. Ich denke an normalen Werktagen gar nicht an Pornos.

Aber wenn ich alleine bin, ein nicht geplanter Tag vor mir steht - zack!

Sagt man das nicht auch von Alkoholikern? Dass einige wochenlang trocken bleiben können? Dann trinken sie einen kleinen Schluck - und können einfach nicht mehr aufhören.

Das ist bei mir mit Pornos auch so.

Ich verschleudere dann ganze Tage. Habe schon ganze Urlaube so verbracht...

Als Jugendlicher hatte ich auch wirklich mal eine harte Pornophase. Wann habe ich meinen ersten Porno gesehen? Mit 14 oder 15?

(Da habe ich auch mal recht viel Geld für Telefonsex ausgegeben. Einfach weil ich einsam war. Und mit jemandem reden wollte.

Es ist sooo peinlich!!! Da ist echt viel von meinem Ersparten draufgegangen!)


Es sind immer wieder Phasen, die auftreten. Ich habe mich noch nie durch Pornokonsum irgendwie befriedigt oder gar glücklich gefühlt. Nur leer. Unendlich leer und frustriert.


Wenn mein Tag gefüllt ist - ist alles gut.


Ich muss natürlich versuchen, die Tage besser zu planen. Dass ich keinen Leerlauf habe. Immer etwas vor habe.

Aber... Ich muss doch auch mal einfach einen Tag zu Hause einlegen. Kann doch nicht immer unterwegs sein. Muss mich auch mal um den Haushalt kümmern, Sachen ordnen etc. ...

Dachte mir auch mal: hey, ich stelle jetzt das Internet ab. Aber - das geht in der heutigen Zeit einfach nicht!

Und die Lust auf Sex ist nun mal da... Da kann ich auch nicht ansetzen und irgendwas abschalten.

Mit meinen Freunden (auch mit der Therapeutin) kann ich nicht über das Thema reden. Weil es so peinlich ist!


Heute habe ich schon wieder so einen Tag gehabt, an dem ich total versackt bin.


Was kann ich da tun?

(Nur um das klar zustellen: nein, ich brauche nicht immer härteres und noch härteres Material. Das habe ich im Internet auch schon häufig über das Thema gelesen. Ich schaue "normale" Videos und Bilder. Wobei man leider unwillkürlich auch auf härtere Dinge stößt beim Stöbern im Internet, die ich aber ignoriere. Und die ich wirklich verabscheue.) 
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#2
Hallo Rock'n'Roll-Alien,
herzlich Willkommen hier. Ich bin auch noch nicht so lange dabei hier, das Thema betrifft mich allerdings schon sehr lange.
Mit dem Thema soziale Phobie habe ich übrigens auch zu tun, und kann mich da ganz gut in Dich hineinversetzen.
Was ich allerdings mittlerweile lernen konnte, dass ich zu mir stehe und ich über meine Probleme auch mit ganz wenigen auserwählten Personen sprechen kann...auch mit meinem Therapeuten.
Die Frage ist, ob die Therapeutin die richtige ist, oder Du brauchst eben einfach noch Deine Zeit...aber dass Du hier darüber schreibst ist ja schon mal ein guter Anfang.
vGrüße
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=15431]
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#3
Hallo Rock'n'Roll-Alien,

willkommen im Forum!
Ich finde mich in einigen deiner Aussagen sehr wieder, darum möchte ich dir auch antworten.

Kurz zu mir:
Wir sind uns teilweise ähnlich. Ich bin in meinen 30er Jahren, arbeite auch (fast Vollzeit), bin hier und da engagiert, aber wenn ich alleine
zuhause bin und ein Gerät mit Internetzugang in der Nähe ist, verliere ich die Kontrolle und ich versinke in der Pornowelt.
Ich kenne die Einsamkeit und das mit jemanden reden wollen. Gleichzeitig tue ich mich schwer, mich auf eine Beziehung einzulassen.
Planen ist nicht meine Stärke. Der Kontakt zu meiner Familie ist eingeschränkt. Ich wohne alleine.
Dennoch bin ich seit mehr als 8 Monaten so gut wie pornofrei (ich hatte einen Rückfall, den ich schnell abfangen konnte).

Wie schaffe ich das?

Indem ich genau das mache, was du für unmöglich hältst.

Zitat:Dachte mir auch mal: hey, ich stelle jetzt das Internet ab. Aber - das geht in der heutigen Zeit einfach nicht!

Ich lebe zuhause ohne internetfähiges Gerät. Ich habe einen Computer, aber keinen WLAN-Empfang.
Damit fahre ich recht gut. In der Arbeit habe ich rund um die Uhr Internet, aber da ist die Pornosucht kein Thema.
Also es ist möglich, wenngleich es einen gewissen Verzicht bedeutet. Aber es ist auf jeden Fall zu schaffen!

Was hilft mir noch? Reden.

Zitat:Mit meinen Freunden (auch mit der Therapeutin) kann ich nicht über das Thema reden. Weil es so peinlich ist!

Als nichts mehr ging, habe ich einem Freund von meinen Problemen erzählt und ihn um Hilfe gebeten.
Und Überraschung: Er hat mich verstanden und mir geholfen. Mittlerweile ist er weg gezogen, aber ich habe weiteren engen Freunden davon erzählt.
Nicht allen alles. Aber wenigen vieles. Vor allem jenen, die selbst mit ihrem Leben kämpfen. Bisher habe ich nur Verständnis bekommen.

Ich bin auch in Therapie. Mittlerweile mein dritter Therapeut. Und die Sucht ist im Grunde das Kernthema meiner Therapie.
Ich werde ernst genommen und habe den Eindruck, es geht etwas weiter in eine gute Richtung.
Mein Tipp: Wenn du mit dem Therapeuten nicht darüber reden kannst, suche und wechsle bis du das Gefühl hast, in guten Händen zu sein.
Therapie kostet gutes Geld und es steht dir zu, ernst genommen zu werden.

Sport kann ich dir auch empfehlen. Vor allem laufen oder etwas, wo du auf einen Wettbewerb hinarbeiten kannst.
So lernst du planen, kämpfen, durchhalten, Ziele erreichen und Erfolge einfahren.
Eine gute Lebensschule.
Bin heuer meinen zweiten Viertelmarathon gelaufen und es ist einfach geil auf eine andere Art.
Nämlich auch seelisch befriedigend.

Ansonsten hat mir auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe geholfen. Ist nicht so leicht zu finden, aber es lohnt sich.
Es war mir anfangs super peinlich über meine Sucht zu reden. Aber die anderen haben mich angenommen.
Und so ist mein Selbstvertrauen gewachsen und mit der Zeit ist es leichter geworden.

Das wollte ich dir mitgeben. Vielleicht hilft dir etwas davon weiter.
Hier schreiben und sich austauschen ist auch gut!

Alles Gute für einen Weg,
eleasar
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#4
Ich danke euch für eure Antworten!!!

Das tut mal ganz gut, sich über dieses Thema auszutauschen!

@eleasar:

Du hast kein Internet mehr?

Wie sieht es mit Handy / Smartphone aus?


Ist das wirklich der richtige Schritt für mich. Das Internet abschalten...

Da hängen ja auch ein paar soziale Kontakte dran. Ein Internetcafe gibt es leider bei mir um die Ecke nicht.

Aber ganz ehrlich: die Vorstellung, kein Internet mehr zu haben, hätte etwas Befreiendes.


Tolle Sache, dass du das schon so gut im Griff hast!




@hoffnungsvoll

Naja, ich bin bei der Therapeutin ja wegen anderer Dinge in Behandlung. Und so lange kenne ich die noch nicht. Um dieses Problem anzusprechen, muss das Vertrauen noch etwas wachsen.

Vielleicht könnte ich mit ihr auch über die Problematik reden. Eines Tages. Wenn ich sie besser kenne? ... Andererseits ist die Bewertungsangst sehr tief in mir verwurzelt. Wenn ich mit diesem Problem ankäme... Naja. Was soll sie von mir denken? Ein Teil von ihr - denke ich mir - wird mich verurteilen und mich eklig finden.


Mehr Selbstdisziplin ist wichtig bei mir. Einfach nein sagen. Es gibt doch angeblich so was wie einen freien Willen...
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#5
(01.11.2017, 00:28)Rock schrieb: @eleasar:

Du hast kein Internet mehr?

Wie sieht es mit Handy / Smartphone aus?

Wie gesagt, zuhause bin ich ohne Internet. In der Arbeit bin ich rund um die Uhr online.

@ Handy:
Ich habe ein altes Tastenhandy ohne Internetempfang.
Damit bin ich wohl ein Anachronismus. Aber für mich überwiegen die Vorteile der Einfachheit:

- Ich telefoniere und SMSe mit meinen Freunden, das genügt
- Ich bin nicht in Versuchung, mir Porn oder anderen Info-Müll reinzuziehen
- Der Akku hält auch nach Jahren immer noch 4-5 Tage.
- Es ist klein, leicht und robust, ich spüre es kaum und muss nicht sonderlich darauf acht geben
- Keine Updates, kein langsamer werdendes Betriebssystem
- Die Technik dient mir und nicht umgekehrt

Ob du es auch so handhabst, bleibt dir überlassen. Für mich hat es sich bewährt.
Wenn ich mir die vielen herumlaufenden Smombies so ansehe, keine schlechte Entscheidung...
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#6
Eigentlich reichen SMS und Telefon ja auch tatsächlich aus.

Wobei Whats-App auch ne sehr gute Sache ist, auf die ich nicht richtig verzichten mag... Da man sich Bilder schicken kann, Voice-Nachrichten etc. ...

Und google-Maps... Ohne bin ich einfach häufig verloren...

Hm....

Ich überlege, ob es mir helfen würde, einfach für drei Monate diesen ganz harten Schnitt zu machen. Auf Steinzeit-Handy umsteigen. Internet kappen.

Einfach um festgefahrene Muster zu unterbrechen.

Ich surfe ja auch einfach so viel im Internet, schaue mir Musik-Videos an... Was auch ein Time-Killer ist.

Habe festgestellt, dass mir bewusstes Musik-Hören fehlt.

Ich setze mich an meinen Laptop, Kopfhörer auf, und höre ganz, ganz viel Musik.

Toller wäre es, bewusst an bestimmten Tagen in der Woche ein Album anzuhören am Schallplattenspieler.


Im Moment überlege ich mir, ob das Wort "porno" hier im Forum nicht auch schon irgendwas in meinem Gehirn auslöst. Und leicht triggernde Auswirkungen hat.
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#7
Das mit dem alten Handy hatte ich auch eine Zeit lang ausprobiert, wollte aber auf lange Sicht nicht auf Whatsapp verzichten.
Ich habe es jetzt so gelöst:

Das Programm AppLocker ermöglicht es, jede beliebige App des Handys mit einem Passwort zu schützen. Das habe ich mit jedem Browser, Youtube, Facebook etc., aber auch mit dem Play Store und den Settings gemacht. Die App lässt sich auch auf dem Handy verstecken. So ist es mir nicht möglich, irgendwelche Einstellungen am Handy vorzunehmen, inklusive De-/Installation von Apps. Das ist zwar manchmal nervig, aber naja, einen Tod muss man sterben. Das Passwort habe ich nicht, sondern eine Person meines Vertrauens.

Ist für mich eine ganz gute Lösung, und damit ist die Gefahr eines Rückfalles am Handy komplett gebannt, die mir wichtigen Apps kann ich aber dennoch verwenden.
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