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Hallo
#1
Ich heiße Hans, bin 40 Jahre alt. Ich bin seit meinem 4 oder 5 Lebensjahr pornosüchtig, also eigentlich mein gesamtes Leben. Das werden erst mal die meisten von euch in frage stellen, aber es ist halt so. Ich habe Pornohefte von meinem Vater gefunden, mir die angesehen und trotz meines jungen Alters hat es mich irgendwie erregt. Ich weiß auch nicht mehr ob ich damals schon einen Steifen bekommen habe, ich denke eher nicht, aber ich weiß noch, dass ich meine Eichel solange gestreichelt habe und an der Vorhaut gezogen habe, bis dass ich einen trockenen Orgasmus hatte. Es hat geil gekitzelt und gekribbelt und seit diesem ersten Mal war ich der Selbstbefriedigung verfallen. Ich glaube mich in meinem tiefsten Inneren dunkel erinnern zu können, meine Eltern mal beim Sex beobachtet zu haben, vielleicht ist das eine Erklärung dafür, dass mich die Pornohefte in dem Alter schon erregt haben.


Zunächst waren es also die einschlägigen Pornomagazine, die mich meine ganze Kindheit und Jugend begleitet haben, irgendwann war ich alt genug mir selber welche zu kaufen, und dann kam auch schon das Internet mit seinen ungeahnten Möglichkeiten. Jeder von euch wird wissen was ich meine. Mit Hilfe des Internets wurde die Pornosucht dann noch schlimmer und ich habe teilweise bis zu 8 Stunden Pornos geschaut oder Sexchats geführt.

In den letzten Monaten wurde mir erst wirklich bewusst, dass ich noch nie eine wirkliche Beziehung zu einer Frau hatte und ich habe erkannt, dass die Pornosucht mir immer die Liebe, die ich so sehr vermisse, ersetzt hat. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, muss ich feststellen, dass mir meine Eltern nie viel Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt haben, und die Selbstbefriedigung und Pornosucht immer nur ein Weg waren, das zu verdrängen. Ich war mein Leben lang allein und Pornos meine ständige Seelentröster.

Ich habe mich immer wieder in meinem Leben gefragt, warum keine Frau ernsthaft etwas von mir möchte, soll heißen, ich habe noch nie eine wirkliche intensive Beziehung zu einer Frau gehabt, immer wieder wurde mir gesagt: Du bist ein lieber, netter Mann, aber ich will dir nicht wehtun und wir können ja Freunde bleiben. Blablabla. In den letzten Monaten ist mir nun aber klar geworden, dass ich erst mal zu mir selbst finden muss und mir wurde klar, dass die Selbstbefriedigung meine Sexualität geworden ist. Ich hab mir ungefähr 10 000 mal selber einen runtergeholt und 25 Mal richtigen Sex gehabt. Ich hatte immer ein Problem Frauen anzusprechen, oder ihre Signale zu erkennen, die auch mir im Leben bestimmt gegeben wurden. weil ich es mir nach jeder Party oder sonstigen gesellschaftlichen Anlässen selber machen konnte.  

Soweit erst mal zu mir. Ich würde mich wirklich freuen, wenn ich Feedback bekomme.
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#2
Hallo hans1975!

Das ist eine wirklich krasse "Karriere", die Du da hast. Ich kann sie in groben Zügen nachvollziehen. Es war bei mir in der Grundschule, dass jemand so ein Porno-Heft dabei hatte. Und das war auch für mich der Anfang der ganzen Geschichte.

Wo wir uns halt unterscheiden ist der Umstand, dass ich immer einen ziemlich guten Draht zu Frauen hatte und inzwischen auch schon weit über 10 Jahre glücklich verheiratet bin. Ich denke mal, ohne Dir jetzt Angst machen zu wollen, dass Dein Ausstieg wirklich viel Kraft kosten wird. Zumal, wie ich Deiner Geschichte entnehmen kann, am Ende auch eine gefühlstechnische, psychologische Komponente hinzukommt, wenn man den Aspekt Deiner Kindheit noch mit hinzunimmt. Ich glaube sogar, dass es für Dich eine große Hilfe wäre, wenn Du da noch einen Psychologen mit hinzunimmst. Denn für den Entzug solltest Du noch eine gute Grundlage schaffen, indem Du andere Dinge gleich mit aufarbeitest.

Aber das ist nur meine Meinung als "Hobbypsychologe". Dass Du hier bist ist auf jeden Fall auch schon ein guter Start. Hier kämpft man wenigstens nicht alleine. Wink Kleiner Tipp: das Tagebuch hier ist eine ganz wundervolle Einrichtung Wink

Ich wünsche Dir viel Kraft und viel Erfolg.
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#3
Mir is vollkommen bewusst, dass ich sehr, sehr viel Kraft benötigen werde, und ich hoffe, dass ich die Kraft auch habe. Das mit dem Psychologen habe ich auch schon in Erwägung gezogen, möchte aber erstmal versuchen, alleine (mit eurer Unterstützung) die Sucht zu besiegen.

Ich habe grade ein Tagebuch eröffnet, weil ich SOFORT mit dem ganzen Scheiss aufhören muss. Ich hab fast 40 Jahre hinter einem Schleier gelebt und möchte die Welt endlich wieder klar sehen.
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#4
Hans, Deine Geschichte ist wirklich krass. Wenn man sich gar nicht an eine Zeit ohne Pornosucht erinnern kann, dann weiss man gar nicht, wie das eigentlich ist. Ich verspreche Dir, es ist sehr sehr befreiend. Wenn Pornos nie die Gedanken oder gar den Alltag bestimmen, dann lebt man viel aktiver. Zunaechst stellt sich dann die Frage, was man eigentlich mit seiner Zeit, mit seinen Gedanken, mit seinem Leben sonst macht, wenn Pornos ploetzlich nicht mehr da sind. Und zwar nicht zur Ablenkung, um es mal zwei oder drei Tage clean zu schaffen, sondern man braucht einen neuen Lebensinhalt, der einem die Erfuellung gibt, die einem bislang immer nur Pornos gegeben haben. Ohne eine so tiefgreifende Veraenderung, wird man meiner Einschaetzung irgendwann immer wieder zurueck auf Pornos kommen. Ich glaube fuer jemanden, der noch nie richtig frei war von Pornos, ist das noch schwieriger als fuer jemanden, der mit etwa 20 erst dazu gekommen ist (wie ich). Daher wuerde ich Dir auch dringend empfehlen, es nicht allein zu versuchen, sondern gemeinsam mit einem Psychologen. Die meisten Kassen zahlen das. Dabei bestimmt allein der Psychologe, ob die Behandlung gerechtfertigt ist (was er bei Dir zweifelsfrei anerkennen wird). Ich werde mich mal in Duesseldorf umsehen und vielleicht kann ich Dir in ein paar Wochen jemanden empfehlen. Bis dahin, sei stark und viel Erfolg.
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#5
Genau das is es, was mich am traurigsten macht, dass ich gar nich weiß, wie es is ohne Pornos zu leben. Ich stell mir sooft vor, wie es gewesen wäre, wenn ich mal eine Frau kennengelernt hätte und ihr ehrlich gesagt hätte, was mit mir los is. Ich brauche einfach mal jemanden, der mir zeigt, wie schön es is geliebt zu werden.

Ich streube mich noch gegen psychologische Behandlung, weil ich der Meinung bin, dass ich eigentlich eine sehr starke Persönlichkeit habe und sehr viel Potential in mir steckt. Ich muss mir das nur zutrauen.

Aber ich behalte das im Hinterkopf und wenn du ne gute Adresse kennst gerne.

Es is wirklich schön sich auszutauschen und endlich die Augen zu öffnen. Danke euch für eure Unterstützung.


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#6
Hans, zu einem Psychologen zu gehen, bedeutet nicht, dass du keine starke Persönlichkeit hast. Es ist auch sehr befreiend sich mit einer neutralen Person über seine Probleme zu unterhalten.

Versuche aber nicht mehr, darüber nachzudenken, was wäre wenn du nicht porno-süchtig gewesen wärst. Es ist die Vergangenheit und diese kann nicht mehr geändert werden. Das Ergebniss deiner Überlegungen ist, dass du dich ärgerst oder traurig wirst. Das ist nicht zielführend. Stattdessen blicke nach vorne und mache dir Gedanken darüber, was du mit der richtigen Frau an deiner Seite alles tun wirst. Schreibe es dir, male Bilder, singe Lieder darüber, usw. So kanalsierst du deine Energie konstruktive Gedanken. Du schaffst dir etwas worauf du dich freuen kannst und erinnert dich immer wieder daran, warum es so wichtig durchzuhalten.

Die Zukunft gehört dir.
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#7
macht man sich nich immer irgendwie Gedanken darüber was gewesen wäre wenn ...

Du hast schon recht, dass es bestimmt nix bringt mir weiterhin diese Frage zu stellen, ich will das auch nich mehr.

Danke dir für deine Unterstützung. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es alle schaffen können



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#8
Hallo Hans,

vielen Dank, ich möchte Dir allen Mut zusprechen. Bin auch 40 und seit 27 Jahren süchtig.
Ein paar Fragen: Gehst Du einer Berufstätigkeit nach?
Wie viele gute Freunde hast Du?
Wo denkst Du, liegt bei Dir die Barriere, Dir professionelle Hilfe zu holen?

Alles Gute erstmal,
Ringer
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#9
(08.06.2015, 09:25)Ringer schrieb: Hallo Hans,

vielen Dank, ich möchte Dir allen Mut zusprechen. Bin auch 40 und seit 27 Jahren süchtig.
Ein paar Fragen: Gehst Du einer Berufstätigkeit nach?
Wie viele gute Freunde hast Du?
Wo denkst Du, liegt bei Dir die Barriere, Dir professionelle Hilfe zu holen?

Alles Gute erstmal,
Ringer

Hi Ringer.

ich arbeite ganz normal 40 Stunden die Woche. Während der Arbeit habe ich auch nie das Bedürfnis nach sexuellen Einflüssen durch Pornos, ich bin nie heimlich auf die Toilette um es mir zu besorgen. Ich wusste ja immer, zu hause is eh keiner, also kannst du es dir ganz in Ruhe machen.

Wieviele gute Freunde habe ich? Gute Frage. Ich habe 2, den einen kenn ich bereits seit 35 Jahren und den anderen seit 10. Aber es is nich einfach Freunden zu erzählen was mit einem los is, weil ich das Gefühl habe, sie verstehn das Ganze halt nich. Eher wird es verharmlost, weil sich ja jeder Pornos anschaut.

Ich denke ich könnte auch noch mehr gute Freunde haben, aber in den letzten anderthalb Jahren habe ich mich von vielen abgekanzelt. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass mich etwas sehr belastet, aber es hat keiner erkannt und nachfragt. Ich habe gedacht, keinen interessiert was mit dir los is, und alle melden sich nur wenn sie deine Hilfe brauchen. Außerdem haben 95 % eine Beziehung und teilweise Kinder, und zu sehn wie andere ihren Partner fürs Leben gefunden haben, hat mir immer nur gezeigt, dass ich das nich habe.

Wo is die Barriere professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Ich hatte schon öfter den Gedanken, und hatte mir bis zu meinem 40ten die Grenze gesetzt, es selbst zu schaffen. Aber ich hab es noch gar nich ernsthaft versucht, bis dass ich letzte Woche dieses Forum gefunden habe. Die Berichte die ich hier gelesen habe, haben mir gezeigt, dass ich nich alleine bin, und deswegen will ich es jetzt mit euch das erste Mal wirklich versuchen mein Leben zu ändern. Ich habe jetzt grade sehr viel Mut gemeinsam mit euch was tolles zu schaffen. Deswegen möchte ich jetzt erstmal versuchen die 90 Tage zu schaffen, und wenn ich merke, dass es nich geht, weil ich nich stark genug bin, werde ich darüber nachdenken.

Wer aber ne gute Adresse hat, kann sie mir gerne geben.

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#10
Mir schießen immer wieder Situationen aus meinem Leben durch den Kopf, die ich hier einfach niederschreiben möchte.

Ich kann mich z. B. daran erinnern, dass es sich mein Vater erlaubt hat, die Verstecke für seine Pornohefte öfter mal zu erneuern. Eigentlich wäre das vielleicht irgendwann mal eine Möglichkeit in meiner Kindheit gewesen damit aufzuhören. Aber soweit war mein Verstand noch gar nich gereift, dass ich das damals erkannt hätte. Was habe ich gemacht? Natürlich habe ich irgendwann und manchmal nach tagelanger Suche das Versteck gefunden und konnte endlich wieder die Bilder anschaun.

Ich möchte mal klarstellen, dass ich keine unglückliche Kindheit hatte, ich war viel draussen unterwegs, war sehr früh im Fußballverein und hatte Freunde. Meine Eltern haben es einfach nur nich geschafft mir die nötige Aufmerksamkeit und Liebe zu geben, die ich damals gebraucht hätte. Ich denke sie waren mit 4 Kindern einfach überfordert, und ich bin da leider zu kurz gekommen. Das einzige was ich ihnen vorwerfe is, dass sie mich nie wirklich daran gehindert haben Pornos im Alter von 4 oder 5 jahren zu konsumieren.


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