-Lang ist's her-
Hallo Community, ich war einige Zeit nicht mehr aktiv im Forum. Bei mir läuft es aktuell so, dass mein Reboot, seit knapp 60 Tagen läuft.
Das bedeutet, dass ich seit 60 Tagen keine Pornos, Bilder oder ähnliches angeschaut habe.
Was hat sich diesmal verändert?
Als ich vor 60 Tagen meinen letzten Rückfall hatte, waren Pornos schon wieder eine selbstverständliche Gewohnheit und ich habe regelmäßig konsumiert. Ich glaube, dass ich es zu dieser Zeit wieder so verargumentiert habe, dass ja andere Bereiche im Moment ganz gut laufen und ich deshalb schon klar komme. Bei mir ist das irgendwie ein Muster, dass ich häufig an den Tagen Rückfällig geworden bin, wo eigentlich alles gut lief oder ich sogar einen richtig guten Tag hatte. Es war dann immer so als müsste ich auf dieses gute Gefühl jetzt noch einen drauf setzen...
Ich habe vor 60 Tagen ein Commitment mit meiner Freundin und mir selbst geschlossen und mir außerdem das Erreichen der 90 Tage mit einer Belohnung versehen. Das hat mich dieses Mal irgendwie in der Spur gehalten. Allerdings haben sich meine Ziele verändert, weshalb meine jetzige Belohnung nicht mehr attraktiv ist. Das beunruhigt mich ein bisschen, weil es mir das Gefühl gibt, der Sache nicht mehr 100 prozentig verschrieben zu sein. Ich fühle mich bezüglich meines Reboots etwas zerstreut. (Es fällt mir sehr schwer meine aktuelle Situation in Worte zu fassen, da es mir eigentlich sehr gut geht, ich mich aber auch verwundbar fühle)
Mir ist außerdem deutlicher denn jemals zuvor geworden, dass ich nicht nur eine Pornsucht im spezifischen, sondern eine Medien-/ Internetsucht im allgemeinen entwickelt habe. Ich schätze mal, dass das Eine mit dem Anderen stark verknüpft ist. Dass der Drang nach Neuem sich nicht nur in der Pornografie sondern auch in alltäglichen Dingen äußert. Mir fällt auf, dass ich im Alltag sehr schnell zwischen verschiedenen Dingen hin und her Springe und dass ich mich häufig nicht über längere Zeiträume konzentrieren kann, da meine Gedanken abschweifen und/oder ich zum Handy greife.
Im Buch: Die Macht der Gewohnheit von Charles Duhigg, wird beschrieben, wie genau diese Gewohnheitsschleifen funktionieren. Dass es immer einen Auslösereiz braucht, der die Gewohnt in Gang setzt und schließlich eine Belohnung herbeiführt. In diesen drei Punkten: Auslöser, Routine, Belohnung gilt es dann die Auslöser zu erkennen und zu wissen welches Ziel man verfolgt um dann Schrittweise eine Routine zu etablieren, die die gleiche Belohnung ergibt.
Ich versuche dieses einfache Konzept jetzt auf die gewohnheitsmäßigen Griffe zu meinem Smartphone anzuwenden. Was sind Schlüsselmomente und was erhoffe ich mir. Ist zum Beispiel Planungslosigkeit ein Trigger, könnte ich, wenn ich das erkenne, einen Plan meiner nächsten Schritte aufschreiben, anstatt zum Handy zu greifen, mit dem Ziel meinem Gehirn eine Struktur zu liefern. So oder so ähnlich könnte das denke ich aussehen und ich versuche das für meinen Fall jetzt eben zu konkretisieren.
Weiterhin habe ich die, mich am häufigsten ablenkenden, Apps in einen eigenen Ordner Namens "Ablenkung" verschoben und diesen Rot eingefärbt um mir jedes Mal, beim Versuch eine dieser Anwendungen, klarzumachen, dass ich mich gerade nur Ablenken möchte.
Was hat sich also im Vergleich zu meinen letzten Reboots verändert?
Schwer zu sagen, es war eine Summe aus vielen kleinen Teilen, ich habe einige Dinge in meinem Leben im Kleinen verändert und so haben sich diese kleinen Änderungen auch auf andere Bereiche ausgewirkt.
Was will ich damit sagen?
Lasst euch nicht von euren Rückfällen entmutigen und bleibt am Ball. Verschiebt euren Fokus von der Sucht mal auf andere Aspekte in eurem Leben, die auch Aufmerksamkeit brauchen. Wo könnt ihr kleine Veränderungen und Routinen etablieren, die sich vielleicht irgendwann auch positiv auf euer Suchtverhalten auswirken?
In dem Buch Fokus von Jan Höpker wird beschrieben, wie schwierig es ist ein Problem allein durch den Einsatz von Willenskraft zu lösen. Das Beispiel ist einfach: Ihr habt einen Fernseher im Zimmer und zwingt euch jeden Abend aufs Neue, nur kurz zu schauen und ihn dann auszuschalten. Würdet ihr den Fernseher aus dem Zimmer verbannen, würde sich die Situation gar nicht erst ergeben und ihr müsstet keine Willenskraft aufwenden um euch zu diszipliniert zu verhalten.
Vielleicht ist das auch nochmal ein Anreiz für den ein oder anderen, durch eine kleine Veränderung eine große Wirkung zu erzielen.
Ich habe jetzt einfach mal ein paar Themen angeschnitten und vielleicht etwas ohne Struktur los geschrieben, aber es tut gut und vielleicht, werde ich ja wieder etwas öfter Beiträge verfassen.
Schöne restliche Feiertage euch allen, kommt gut ins neue Jahr und bleibt Gesund