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Meine Situation
#1
Hallo zusammen,

Dieser Thread soll teilweise als Tagebuch fungieren, andererseits möchte ich mich aber gerne mit anderen Suchterkrankten unterhalten. Ich hatte nie wirklich Glück mit Foren, da ich ungern von mir selbst erzähle. So im Sinne von "Schon okay, ich bin nicht so wichtig. Es gibt ja schon 138418 Threads" (Punkt 1 an dem ich arbeiten muss Wink ) Ich würde mich freuen mit einigen von euch zu diskutieren.

Kurz zusammen gefasst: Ich werde im November 30 und habe mein Problem/meine eigene Unzufriedenheit vor ca. 5 Jahren erkannt und bin seit ca. 2,5 Jahren daran am arbeiten. Einige Erfolge kann ich verbuchen, trotzdem schlägt die Sucht noch zu, wie eh und je. Habe schon einiges ausprobiert und kann mich sehr gut selbst reflektieren. Weshalb ich mir auch eingestehen kann, das ich immer noch positive Dinge im Konsum sehe bzw. als ein Teil meiner Existenz.

Aktueller Anlass zur Diskussion ist die Trennung von meiner Freundin. Bereits zum 3. Mal sind wir zusammen und wieder auseinander, als ich ihr vor eben 2,5 Jahren alles gestand und auch mit einer Therapie begann. Ich habe ihr wirklich alle dunkelsten, ekligsten Dinge anvertraut, so weit wie ich nur konnte. Sie ist sehr intelligent, psychologisch bewandert und hat dies gemeistert wie wohl selten eine in ihrem Alter. Leider leidet sie selbst an einer Depression, hat Minderwertigkeitsgefühle gegenüber ihrem Körper etc., was als totaler Gegensatz zu meiner Sucht steht. Auch jetzt hat sie noch nicht losgelassen. Ich kann das auch sehen und auf charakterlicher Ebene gibt es definitiv keine Andere für mich!

Jetzt kommt aber mein (Sucht?-)Ich: Dieses "Freiheitsgefühl" habe ich schon desöfteren verspürt, mir gewünscht und teilweise auch in der Beziehung gelebt. Das chatten mit anderen Frauen (immer mit Sex-Motiv) , auch mal Tinder ausprobieren etc. Da ich theoretisch Single bin könnte ich dies jetzt alles. In einer Beziehung bin ich körperlich nie fremdgegangen, aber es fällt mir sehr schwer eine Beziehung aufrecht zu erhalten. Ist dies wirklich nur ein Sucht-Motiv, das ich meine Freundin sexuell/optisch nicht so anziehend finde? Wenn ich mir jetzt extrem Mühe gäbe, könnte ich die Beziehung wohl nochmals retten, aber ich mag gerade nicht. Nicht dass ich dann in 3 Monaten wieder merke, das ich doch "Freiheit" möchte. Trotzdem habe ich Angst, das mein cleanes-Ich, dies dann bereuen würde. Ihr merkt schon wie ambivalent meine Gedanken sind, möglicherweise auch egoistisch. Es fällt mir einfach sehr schwer eine eigene Entscheidung zu treffen und zu wissen dass es das ist was ICH möchte. Hat jemand eine ähnliche Erfahrung?
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#2
Hallo naironaut!

Herzlich Willkommen im Forum! Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast, auch wenn du „eig. nicht so gerne über dich sprichst“. Manchmal braucht man doch Austausch und Meinungen anderer. Das hilft. Vor allem neutrale Ansichten. Mir hat dieses Forum sehr geholfen muss ich sagen. Ich wünsche dir das Gleiche!

Ich finde es ehrlich gesagt gut, dass du sagst, du möchtest deine Beziehung momentan nicht weiterführen. Hört sich vielleicht blöd an. Aber scheinbar musst du erst mal an deinen eigenen Baustellen arbeiten und hast das erkannt. Das ist doch ok. Kümmere dich erst mal um dich selbst. Mag sein, dass du das später bereust. Aber geh nach deinem Gefühl und wenn es sein soll, dann findet ihr schon wieder zusammen. In dem Fall hoffe ich, dass sich das mit dem optischen Thema ein bisschen ändert. Ich bin zwar selbst nicht der Typ Mensch, der sich seine Partner nach dem Äußeren aussucht und kann nachvollziehen, dass es trotzdem klappt. Aber eine gewisse Anziehung sollte schon da sein, oder! (Vielleicht haben wir November-Geborene das an uns, werde dieses Jahr auch 30 Wink haha). Ich hab dazu keine Erfahrung und weiß nicht, was bzw. wer dir gefällt, aber theoretisch kann ich mir schon vorstellen, dass sich das noch ändert. Vielleicht gefallen dir eben genau deine „Lieblingsfiguren“ und deine Ex Freundin fällt da aus dem Raster. Evtl. wird das ohne Pornos anders und deine Sicht „realistischer“?! Jedenfalls finde ich es fair ihr gegenüber erst selbst zu prüfen, was du wirklich willst. Ich weiß, wie es ist, wenn der Partner nicht weiß, was er will und das ist kein schönes Gefühl. So würdest du irgendwie immer auf „was Besseres“ warten. Da geht lieber jeder seinen eigenen Weg! Dass sich diese Wege früher oder später wieder kreuzen ist ja deswegen nicht ausgeschlossen.

Eine Frage habe ich: Welche positiven Dinge siehst du denn beim Pornoschauen und warum willst du trotzdem damit aufhören? Willst du das überhaupt???

Alles Gute und einen schönen Tag!
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#3
Freundin schrieb:Ich finde es ehrlich gesagt gut, dass du sagst, du möchtest deine Beziehung momentan nicht weiterführen. Hört sich vielleicht blöd an. Aber scheinbar musst du erst mal an deinen eigenen Baustellen arbeiten und hast das erkannt. Das ist doch ok. Kümmere dich erst mal um dich selbst. Mag sein, dass du das später bereust. Aber geh nach deinem Gefühl und wenn es sein soll, dann findet ihr schon wieder zusammen. In dem Fall hoffe ich, dass sich das mit dem optischen Thema ein bisschen ändert. Ich bin zwar selbst nicht der Typ Mensch, der sich seine Partner nach dem Äußeren aussucht und kann nachvollziehen, dass es trotzdem klappt. Aber eine gewisse Anziehung sollte schon da sein, oder! (Vielleicht haben wir November-Geborene das an uns, werde dieses Jahr auch 30 Wink haha). Ich hab dazu keine Erfahrung und weiß nicht, was bzw. wer dir gefällt, aber theoretisch kann ich mir schon vorstellen, dass sich das noch ändert. Vielleicht gefallen dir eben genau deine „Lieblingsfiguren“ und deine Ex Freundin fällt da aus dem Raster. Evtl. wird das ohne Pornos anders und deine Sicht „realistischer“?!

Einerseits gebe ich dir Recht. Auch wenn mir meine Ex das nicht glaubt, möchte ich zum einen aus "selbstlosen Gründen" nicht mit ihr zusammen kommen, einfach um diese ganze Spirale nicht noch einmal zu machen. Zum anderen aber auch, um vielleicht eine Andere zu finden. Aber genau dort liegt der Hund begraben..diese Lieblingsfiguren wie du sie nennst, ich kann mir kaum vorstellen das sie existieren. Meine Freundin sieht gut aus und einiges auch wie ich es mir vorstelle. Aber eben das finde ich das üble, Vorstellungen zerstören vieles..

Freundin schrieb:Eine Frage habe ich: Welche positiven Dinge siehst du denn beim Pornoschauen und warum willst du trotzdem damit aufhören? Willst du das überhaupt???

Was ich am Pornoschauen geniesse ist das Ausleben von etwas Unanständigem. Manchmal "bewundere" ich Leute, welche einfach durchziehen können was sie wollen und einen Scheiss drauf geben, was andere Leute von ihnen denken (nicht zwingend auf Pornos bezogen, aber ich kompensiere es damit). Im echten Leben mache ich mir extreeem viele Gedanken was andere von mir halten und ich habe Mühe einfach zu machen. Wenn ich keine Pornowelt habe, habe ich das Gefühl mein Leben ist langweilig und ich werde zum Spiesser. Das ist natürlich ein Trugschluss. Hätte ich die Zeit und Energie in meine Lebensplanung investiert, wäre ich an einem ganz anderen Punkt im Leben.

Das Problem ist, das ich bei Pornos kein Filtersystem kenne, keine Grenzen. Was letzlich zu einem zwanghaften Verhalten geführt hat. Ich möchte bestimmt gewisse Inhalte nie mehr konsumieren müssen. Ich möchte nicht mehr soviel Zeit (manchmal auch Geld) dafür investieren. Ausserdem möchte ich diese Ungleichheit zwischen Porno-Ich und Realem-Ich in Einklang bringen. Ich möchte mein Leben leben, ohne Schattenwelt dasein.
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#4
Der erste Tag plus eine Nacht ist geschafft. Mein Ziel ist es momentan nicht unbedingt, die Tage zu zählen, aber es ist wichtig sich die guten Dinge bewusst zu machen. Lust hätte ich aber jetzt schon extrem.

Kennt jemand von euch auch sowas wie "Entzugserscheinungen" ? Ich habe oft Kopfschmerzen. Wenn ich eine zeitlang nicht oder sehr wenig konsumiert habe, gefolgt von einer Marathon-Session..bezahle ich dies oft mit Kopfschmerzen. Ich werde fast allergisch gegen Pornos.
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#5
(15.05.2018, 13:52)naironaut schrieb: Was ich am Pornoschauen geniesse ist das Ausleben von etwas Unanständigem.

Aber das ist doch kein Ausleben! Das echte Leben findet nicht im PC statt! Mit runtergelassener Hose davor sitzend ... Das echte Leben findet draußen statt bzw. im Schlafzimmer (oder wo auch immer) mit einer echten Frau! Das was du da als Ausleben bezeichnest ist nicht real und du gaukelst deinem Hirn nur was vor. Und es ist in meinen Augen eine Flucht in eine andere Welt. Es lohnt sich aber in der „richtigen“ Welt zu leben und sich hier auszuleben, mehr als du gerade vielleicht glaubst!

Ein Tag geschafft ist doch super, bleib dran! Nutze deine Zeit sinnvoller Smile

Entzugserscheinungen gibts natürlich. Das können Kopfschmerzen sein oder z. B. „Druck“ - der Suchtdruck eben und das legt sich mit der Zeit.
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#6
Danke für deinen Zuspruch Wink Ich gebe dir natürlich Recht bezüglich Flucht in eine Traumwelt. Aber wenn ich z.B. Tinder benutze (worauf ich gerade echt Lust hätte), dann ist dies ja auch nicht förderlich. Also ich das hat ja dann auch diesen Konsum-/Suchtcharakter, findest du nicht? Es dient ja auch einem Zweck.

Ich sollte es wohl ohne probieren.
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#7
Hey Naironaut!
Entzugserscheinungen hatte ich auch. Wie Freundin schon sagte, einerseits der extreme Suchtdruck, der einen manchmal verrückt gemacht hat. Manchmal war man man super abwesend bei einem Familientreffen oder Ähnlichem, weil man nur an irgendwelche Pornos denken konnte. Man konnte sich auf nichts richtig konzentrieren.
Außerdem war ich manchmal gereizt in der ersten Zeit des Rebootes. Das war bei mir eine Kombination aus meinen Vorwürfen:"Wie viele Jahre du verschwendet hast" und der Sucht:"Du willst es doch. Guck doch endlich wieder". Dadurch hab ich mich in der Zeit öfter mit meiner Freundin gestritten.
Aber das vergeht alles! Und das ist das Wichtige, das du dir bewusst machen musst! Das sind Phasen. Phasen, die es zu überwinden gilt!
Und du hast ja gemerkt, dass du Pornos nicht filtern kannst. Das heißt, entweder du bleibst in deiner Sucht und veschwendest deine Jahre, oder du hörst komplett auf. Um endlich deine Sexuallität zu normalisieren.
Und bezüglich Tinder: Ich denke, dass dies einerseits als Trigger fungieren kann, andererseits hilft es natürlich Kontakt mit echten Frauen zu haben.
Das sollte sich jeder für sich Gedanken machen und dann entscheiden, ob einem das eher hilft oder nicht.
Ich wünsch dir auf jeden Fall noch viel Erfolg weiterhin!
RedBlob
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#8
Ja wegen Tinder kommt es halt darauf an, wie du es nutzt. Das können ganz unterschiedliche Weisen sein. Zum Einen ist es natürlich leicht Sex zu kriegen - ob jetzt per Handy / Kamera / real / Whatever. Zum Anderen könntest du z. B. auch in dein Profil schreiben an was du Interesse hast bzw. nicht und / oder nur „anständige“ Frauen matchen. Du ganz allein hast es in der Hand! Wenn du es natürlich nicht förderlich findest oder die Versuchung zu groß ist, lass es sein!
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#9
Danke Red und Freundin. Ich spüre selbst das dieses Tinder-Ding einerseits einen Suchtcharakter hat und andererseits eine Ablenkungstaktik ist. Aber eigentlich möchte ich mich nicht mit anderen Person ablenken müssen, sondern mit mir selbst klar kommen.
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=18304]
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#10
(15.05.2018, 09:00)naironaut schrieb: Ist dies wirklich nur ein Sucht-Motiv, das ich meine Freundin sexuell/optisch nicht so anziehend finde? Wenn ich mir jetzt extrem Mühe gäbe, könnte ich die Beziehung wohl nochmals retten, aber ich mag gerade nicht. Nicht dass ich dann in 3 Monaten wieder merke, das ich doch "Freiheit" möchte. Trotzdem habe ich Angst, das mein cleanes-Ich, dies dann bereuen würde.

Dein Sucht will Freiheit, sie will konsumieren ohne eine störende Frau an Deiner Seite. Die Sucht ist es, die Deine Freundin unerotisch erscheinen lässt angesichts der 1000 Weibchen die Du doch "befruchten" könntest im Netz.

Du kannst keine  Beziehung aufrechterhalten? Ich denke da liegt Dein Ursprungsproblem, das Du mittels Pornos ausblendest. Such Dir einen Therapeuten und guck was unter alledem liegt!

LG
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