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Ist der Wille erschöpfbar?
#1
Lightbulb 
Hallo Leute,

bestimmt wart ihr auch schon oft an dem Punkt, wo Ihr euch gedacht habt: "Ich kann nicht mehr kämpfen, ich habe einfach keine Energie mehr, um
der Versuchung zu widerstehen!" (So fühlte ich mich heute morgen).
Ich habe im Buch "Der Marshmallow Test" gerade ein sehr interessantes Kapitel gefunden zum Thema:

Ist der Wille erschöpfbar oder nicht? Was tun bei Willensmüdigkeit? Ist der Geist auch nur eine Art Muskel, der irgendwann einfach nicht mehr kann?

Hier gibt es zwei gegensätzliche wissenschaftliche Meinungen.
1) Das "Stärke- Modell der Selbstkontrolle" geht davon aus, dass die Selbstkontrolle eines Menschen von einer inneren Fähigkeit abhängt, die sich auf eine begrenzte Energiemenge stützt. Beispiel: "Ich kann jetzt einfach nicht mehr kämpfen, ich habe soo lange durchgehalten, ich kann gar nicht mehr können..."
Das Modell steht also für den Glauben, der Wille sei irgendwann also zwangsläufig erschöpft, weil eben natürlich begrenzt.

2) Das Modell von der unbegrenzten Willenskraft (brauche ich nicht lange zu erklären): Das Modell besagt, dass das Durchhaltevermögen sich selbst stärkt, dadurch, dass es benutzt wird (zwar auch ähnlich, wie ein Muskel durch Gebrauch gestärkt wird, aber ohne die allfälligen biologischen Ermüdungserscheinungen).

Jetzt kommt's: Für beide Modelle gab es in älteren Studien Beweise, ABER:

Bei einer neuen Studie beobachteten Carol Dweck und ihre Kollegen von der Stanford University folgendes:
Diejenigen Testpersonen, die glaubten, ihr Durchhaltevermögen werde nach intensiver mentaler Anstrengung von selbst gestärkt, zeigten nach einer erschöpfenden Aufgabe keinerlei Verschlechterung bei der Selbstkontrolle. Hingegen hatten die anderen, die glaubten, ihre Energie müsse nach dieser Anstrengung aufgebraucht sein, auch tatsächlich mehr Schwierigkeiten bei der anschließenden Aufgabe zur Selbstkontrolle und mussten sich erst einmal ausruhen, um wieder weitermachen zu können.
Das beweist also:
Ob unser Wille also erschöpfbar ist, hängt maßgeblich davon ab, welche der beiden [b]Theorien wir als wahr verinnerlicht haben.[/b]

Das ist für alle eine super Nachricht! Der Geist besiegt also wieder mal das Fleisch!

Ich wünsche Euch viel Erfolg- heute ist mein Tag 71!

Liebe Grüße,

Ringer
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=520]
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#2
Super Post! Danke für's Teilen!
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#3
Hi Ringer,

der Beitrag hat mich gerade total aufgebaut! Danke, dass Du uns davon erzählt hast!
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#4
Ich denke dass das doch sehr vereinfacht ist. Die Willenskraft hängt doch auch stark davon ob ich motiviert bin und ein Ziel habe, was mich persönlich erfüllt oder weiterbringt?!?

Zumindest sehe ich das von mir, wenn ich ein Ziel habe und fokusiert bin, dann trägt jeder kleine Erfolg zur Motivation bei und bestärkt damit meine Willenskraft.
[Bild: nfc.php?nfc=1690]
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#5
Ich finde die Studie auch sehr aufschlussreich. Und in vielen Fällen sicherlich auch absolut richtig. Wie wir zu einer Sache eingestellt sind, hat einen großen Einfluss darauf, ob wir auch ein Ziel schaffen, oder nicht. Und auch hier in unserer Situation findet dieser Ansatz seine Berechtigung.

Ich denke aber auch, dass man das nicht zu 100% in "unsere Welt" transportieren kann. Ich bin der Meinung, dass wir hier in Verbindung mit der Pornografie auch einen gewissen Krankheitsstatus haben. Eine Sucht zu bekämpfen hat zwar sehr viel mit dem Wollen zu tun, aber wer einer Sucht über einen so langen Zeitraum nachgegeben hat, hat auch unglaublich viel Kontrolle abgegeben. Diese Kontrolle muss man erst wieder lernen und unglaublich viel Kraft aufbringen, sie sich zurück zu erkämpfen. Und das geht halt schrittweise - ein Wechsel aus Misserfolgen und Erfolgen. Und mit jedem Erfolg hat mich sich einen Millimeter vorgearbeitet. Man baut also sein Willenshaus Stein für Stein wieder zusammen.

In der Vergangenheit haben wir immer wieder festgestellt, dass man keine "unbegrenzte Willensfreiheit" hat. Deswegen sind wir ja so oft auf die Nase gefallen, bis die wir uns selbst eingeredet haben, dass wir gar keine Willensfreiheit mehr haben. Dieses Vertrauen in uns selbst muss also Stück für Stück aufgebaut werden - und erst ab einem bestimmten Punkt, wenn wir einige Erfolge hatten, können wir wahrscheinlich wieder an die "unbegrenzte Willenfreiheit" glauben. Und dann wird es ganz sicher auch einfacher.

Oder sehe ich das falsch?

Kann sein, dass ich mich in diesem Post wiederholt habe, oder? Wink
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=1118]
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#6
(15.06.2015, 21:04)SirWaSe schrieb: Ich denke dass das doch sehr vereinfacht ist. Die Willenskraft hängt doch auch stark davon ob ich motiviert bin und ein Ziel habe, was mich persönlich erfüllt oder weiterbringt?!?

Zumindest sehe ich das von mir, wenn ich ein Ziel habe und fokusiert bin, dann trägt jeder kleine Erfolg zur Motivation bei und bestärkt damit meine Willenskraft.

Ich gebe Dir völlig recht: Das habe ich natürlich stark vereinfacht wiedergegeben (aus Zeitgründen).
Zur Motivation: Die habe ich natürlich vorausgesetzt (vermutlich das allerwichtigste an dem Ganzen), ist aber als Thematik vermutlich ein eigenes psychologisches Feld.

Ich habe nur bei mir persönlich festgestellt, dass  ich manchmal in einen Gefühlsmodus komme, in dem mir absolut alles egal ist und die Motivation aus den Auge verschwindet. Ich habe das oft damit erklärt, dass meine Kampfeskraft an dem Zeitpunkt einfach erschöpft sei und habe das als natürlich gegeben hingenommen. Logische Folge war, das ich mich wieder habe gehen lassen ("wie soll ich denn jetzt noch kämpfen?") und abgestürzt bin (weil ich mich sozusagen als Opfer der Umstände betrachtet habe).

Die neue Sichtweise hat mir soviel Auftrieb gegeben, dass es mir seit 3. April gelungen ist, kein P/M mehr zu betreiben Smile
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=520]
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