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Ein neuer Versuch
#1
Hallo Zusammen,

ich war vor ca. 2 Jahren hier schon einmal aktiv, vielleicht kennt mich noch der ein oder andere.

Den Kampf gegen die Pornos führe ich immer noch, jedoch habe ich viele Selbsterkenntnisse in der letzten Zeit gehabt.

Bei mir hat sich die Sucht zudem verändert. Ich schaue kaum mehr irgendwelche Pornos, sondern verbringe die Zeit auf Online-Dating Plattformen.
Dort bin ich immer auf der Suche nach möglichen Sexualpartnern und tausche mit ihnen auch Fotos aus. Zu einem Treffen kommt es allerdings kaum, da ich das Konto immer schon relativ schnell lösche. D.h. ich nutze das Online-Dating auch nur als Material zur Selbstbefriedigung.

Meine letzte Erkenntnis, die ich hierbei gewonnen hatte, war:
Ich habe zwei Stimmen im Kopf.
Die Eine (die sexuelle) möchte um Jeden Preis Erregung und Befriedigung haben. Wenn ich erregt bin, ist diese Stimme sehr dominant in meinem Kopf. Wenn sie bekommen hat, was sie wollte, ist sie auch sehr schnell wieder weg.
Die Andere (die nicht-sexuelle) möchte gerne meine sexuelle Seite bändigen oder am liebsten in eine Black Box einsperren und nie mehr rauslassen. Diese Seite ist sehr unzufrieden mit meiner Sexualität und möchte gerne alles unterdrücken.
Jetzt ist es natürlich klar, dass sich die beiden Seiten einen Kampf liefern, da jede Seite gerne gewinnen möchte.

Mein Ziel für die nächste Zeit sollte also erst einmal sein, mich sexuell zu entkrampfen und meine Sexualität auch im Alltag zu akzeptieren. Danach kann ich noch einen Schritt weiter gehen und meinen Online-Dating Konsum in den Griff kriegen (falls das dann überhaupt noch ein Problem sein sollte).

Weiß Jemand, wie man sowas machen kann? Also sich sexuell entkrampfen?
Braucht man dafür einen Sexualtherapeut oder kann man das auch selber irgendwie machen?

Danke und liebe Grüße,
JoMi
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#2
Hallo JoMi,

ich finde deine erneute Anmeldung und deinen erneuten Anlauf wirklich gut. Auch noch nach Jahren kann man rückfällig werden. Man wird nie zu 100% sicher sein, von daher ist die Einstellung sich wieder dem Thema zu widmen eine enorm wertvolle Eigenschaft.

Nun zu deiner Frage:
Wenn du nach dem Entkrampfen deiner Sexualität fragst, sollte dir klar sein, dass hier oder sonst wo keine allgemein gültige Patentlösung zu finden ist. Ich glaube nicht, dass eine Schritt für Schritt Anleitung dafür existiert. Aber ich kann dir vielleicht Anregung geben, die dir helfen und dich unterstützen können.
Erstmal glaube ich, dass deine Stimme der Sexualität aus deinem Unterbewusstsein kommt. Sie ist bei uns allen ein fester Bestandteil und bestimmt der Grund warum wir leben, denn ohne sie hätten unsere Vorfahren weniger Interesse aneinander. Sie ist also etwas ganz Natürliches und so wie du sie beschreibst einfach unsere Libido. Die andere Stimme scheint dein Bewusstsein zu sein oder ein Teil davon und da kannst du glaube ich recht gut eingreifen. Du hast bereits gesagt, du möchtest deine Sexualität im Alltag akzeptieren. Warum tust du es nicht? Ich glaube nicht, dass deine Stimme der Unterdrückung fest in deiner Natur verankert ist. Möglicherweise hast du sie selbst mit der Zeit entwickelt, weil du negative Gedanken (Rückfall etc.) mit deiner Sexualität verbunden hast. Dies klingt für mich plausibel und ich kann dir daher nun raten auf demselben Weg deine Stimme zu ändern.
Wie wäre es denn damit, wenn du dich mal freust sexuelle Lust zu spüren und das ganz bewusst. Das heißt nicht, dass du sofort der Ekstase verfallen sollst. Genieß es, mache keine sexuelle Handlungen und nutze die Energie, die Lust für etwas Produktives. Also fummel wirklich nicht rum, sondern mache einfach etwas anderes.
Zeitgleich solltest du dazu natürlich Pornographie oder sonstige Dopaminkicks durch sexuelle Reize vermeiden. Denn wenn wir alle paar Tage auf irgendwelche Datingseiten sind, wird das zur Gewohnheit. Dann kann die Gewohnheit leicht mit der Lust verwechselt werden. Also halte dich besser ganz davon fern (sofern du das natürlich willst).

Das Entkrampfen erreichst du also wenn du einfach die Lust zulässt und sie genießt. Ich glaube das ist es schon. Wichtig ist nur vorher ein wenig Abstand von den ganzen Dopaminkicks zu bekommen.

Abschließend stellen sich mir noch ein paar Fragen.
Wie lange war denn deine bisher längste Zeit ohne Pornos (und porno ähnliches Material)?
Wie stehst du zur Masturbation?
Sind dein Ziel 90 Tage oder etwas anderes?

Viel Erfolg
Erdnuss

(die Darstellung des Gehirns ist nicht ganz richtig und dient nur der Verständlichkeit)
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#3
Danke für deine Antwort, liebe Erdnuss. 

Ich habe auf jeden Fall negative Gedanken in Bezug auf meine sexuellem Bedürfnisse aufgebaut. Es fängt ja schon dabei an, dass ich ein sehr perfektionistischer Mensch bin und Sexualität oft als sinnlosen Zeitvertreib erachte, den ich auch gut einsparen könnte. Dann haben ich noch teilweise ein schlechtes Gewissen bswp. Wegen der Leute aus meiner Phantasie oder dem Porno. Und beim Online Dating mit direktem Feedback des Gegenüber steigt das schlechte Gewissen erst recht ins Unermessliche. Zudem fühle ich mich teilweise wie misshandelt von meinem sexuellem Ich. Stundenlang gefangen und sexuell benutzt, nur wegen der Lust. 

Die sexuelle Lust zu spüren, sich darüber zu freuen und die Energie für etwas anderes zu verwenden ist ein ganz interessanter Punkt den ich mal ausprobieren sollte. Hatte schon bewusste Masturbation ausprobiert, aber die triggert mich letztendlich auch irgendwie. 

Mein bisheriger Rekord ohne Pornos etc. liegt bei 1 Monat.

Ich finde es ein spannendes Thema durch NoFap noch mehr Energie zu sammeln und zu nutzen, allerdings ist das echt die Königsdisziplin. Habe ich bislang noch nicht so wirklich lange durchhalten können. Masturbation ohne Pornos fällt mir da schon leichter, wobei das am Ende dann auch der Trigger ist, wieder nach Pornos zu greifen. 

Mein Ziel ist jetzt überhaupt einmal wieder zwei Wochen am Stück "clean" zu bleiben, da ich nicht die letzten 1-2 Monate nur im Kreis drehe. 

Meine Dating Konten hatte ich gestern nach einem Rückfall alle gelöscht. Ich will endlich frei sein und genau jetzt ist der Moment, in dem ich mich dafür entscheiden kann. 

Viele Grüße
JoMi
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#4
Hallo JoMi!

Konten löschen ist ein guter Ansatz! Schön das Du es wieder aufnimmst…


Ich finde weiteres ein interessantes und vor allem nicht zu vernachlässigendes Thema!

Ich keine Dein Problem in ähnlicher Form. Ich bin mir nicht ganz sicher wie man es zu sehen hat, habe mir aber hierzu schon Gedanken gemacht, da ich es auch an mir beobachten konnte.

Zum einen bin ich mir nicht sicher, was die Sucht mit uns macht, welchen Einfluss sie auf unser Gehirn hat.

Ist es wirklich eine Sexuelle Neigung?

Oder hat uns die Sucht dahin “getrieben“?

Während ich konsumiert habe, habe ich auch bemerkt, dass ich irgendwann Interesse an Dingen gefunden habe, die mir vorher nie in den Sinn gekommen wären
– ja, gegen die ich sogar unter „normalen“ Umständen eine Abneigung hege.

Die Sucht trieb mich zu immer weiter, immer mehr, immer härter, immer mehr egal was…


Ist das jetzt noch wirklich meine „normale“ Sexuelle Neigung?

Ich denke nicht…



Deine Kontake über online-Portale kenne ich auch.

Ich würde es als „Ersatzhandlung“ bezeichen.

Die Sucht ist hinterhältig und gemein! Das darf man nie vergessen…
Pornos gibt es nicht, also sucht sich Dein unterbewusstsein seinen Weg.

Du „konsumierst“ über Deine Fantasie – der Effekt für das Hirn ist meiner Meinung nach der gleiche.

Ich habe mich auch auf irgendwelchen Portalen angemeldet, um Kontakte zu knüpfen – der Porno lief in meiner Fantasie ungebremst weiter.

Zu realen Kontakten ist es nie gekommen. War aber auch gar nicht nötig.

Das schlimmste ist aber, dass es der „seichte“ Wiedereinstieg ist… Erst Kontakte, erste Bidler… Irgendwann ist man wieder bei den „echten“ Pornos.


Es gibt nur eine Lösung:

Konsequent sein!

Keine „Ersatzhandlung“ zulassen – es sei denn es wäre jetzt Sport o.ä.


Würde mich mal interessieren, wie andere das sehen…


Bleibt sauber!
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=20085]

+68 Tg I
+ 9 Tg II
+ 52 Tg III
+ 37 IV
-
166 gute zu 4 schwachen Tagen! 
Das Gute wird gewinnen !
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#5
Hallo Parzival,

Zuallererst ein kleines Status-Update:
Bislang könnte ich mich gut beschäftigen, war heute arbeiten und danach einkaufen. Gleich putze ich erstmal etwas und meditiere dann. Später mache ich noch ein Geschenk fertig, denn ich bin morgen auf einem Geburtstag eingeladen.

Ich benutze hier das Forum aktuell etwas als Ersatzbeschäftigung und lese mir so einige Beiträge durch. Ich finde die Unterstützung die man hier erhält echt super!

Nun zu deinen Post:

Ja das mit den Konten löschen ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt. Hatte immer mal wieder Blocker installiert, die mir den Weg zu den Pornos erschweren sollten. Nur ich als technikaffiner Mensch könnte bislang immer einen Weg rum finden. Deshalb probiere ich es nun mal mit einer aufrichtigen Einstellung. 

Ich denke auch dass die Online-Dating Portale in erster Linie Ersatz für die Pornos waren, bzw. teilweise sicher auch eine Steigerung.

Es gibt ja in der Psychologie den folgenden Effekt: Du spielst ein Glücksspiel und hast theoretisch die Chance jedes fünfte Spiel einen kleinen Gewinn einzufahren. Unser Belohnungssystem lenkt uns trotzdem stattdessen zu dem Spiel in dem du die größere Belohnung hast, obwohl du nur ein Bruchteil der Gewinnchancen hast. Je seltener die Wahrscheinlichkeit ist, zu gewinnen, desto höher ist der Kick. Soetwas ähnliches vermute ich auch bei der "Jagd" nach Bildern und realen Treffen beim Online Dating. Während du für einen Porno einfach den PC einschaltest und er nach einer kurzen Suche schon über den Bildschirm flimmert, dauert die Suche nach Bildern bei Dating Portalen schon länger. Dafür ist der Kick deutlich größer,  denn - A - es könnte sich dabei z.b um deinen Nachbarn handeln und - B - könnten reale Treffen entstehen, und Phantasien hierzu sind natürlich noch sehr viel erregender als Pornos, welche letztendlich nur virtuell sind. Am Ende ist der Aufwand um Jemanden real zu treffen dann doch so hoch, sodass man nach der ganzen Stimulation dann doch wieder alleine zum Höhepunkt kommt. Damit und auch mithilfe der vielen User die es genau wie man selber nur auf Stimulation abgesehen haben, verbringt man mehrere Stunden auf der Suche nach Bildern und realen Treffen, zwei Dinge, die sich immer abwechseln. Den wirklichen persönlichen Kontakt sucht man dagegen nicht.

Zudem denke ich dass gerade hier der Coolidge Effekt mit ins Spiel kommt (welcher durch die Pornonutzung vielleicht schon ausgeprägt ist). Wenn man erst mal einen Überblick darüber erlangt hat, wieviele potentielle Sexualpartner sich auch auf diesen Plattformen rumtreiben, möchte man kaum mehr was anderes machen.

Viele Grüße

JoMi
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#6
Hallo Zusammen,

hier ein kleines Status-Update:

Gestern habe ich mich emotional echt schlecht gefühlt. Ein Wulst aus Emotionen Machte sich in mir breit und blieb lange Zeit, das ganze glich schon einer depressiven Verstimmung. So wirklich zuordnen konnte ich die Gefühle nicht, aber vielleicht kommt das ja noch, wenn ich mein emotionales Innenleben wieder besser kennen gelernt habe. Denn dieses habe ich scheinbar seit Jahren verdrängt. 

Ich bemerke, dass ich aktuell mehr Schlaf und Zeit für mich brauche. Ich bin schneller gereizt, bzw. gestresst. 

Mal schauen wie sich das die nächsten Tage über entwickelt.

Viele Grüße
JoMi
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#7
Grüß dich,

deine Symptome kenne ich sehr gut. Mach dir aber keine Sorgen! Je länger du abstinent bleibst, desto weniger werden diese Verstimmungen, da du auf natürliche Weise lernst,mit diesen umzugehen!

Hau rein
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=2548]
[url=http://www.spruch-des-tages.org/motivationssprueche/2205-solange-du-nicht-anfaengst-wird-es-nie-zu-ende-sein]Solange du nicht anfängst, wird es nie zu Ende sein.

Don´t give up! Great Things take time.
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#8
Hallo free123,

danke für deine aufmunternden Worte.

Ich war eben beim Sport und fühle mich jetzt schon wieder besser.

Mache nun einen ruhigen Abend.

Viele Grüße

JoMi
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#9
(28.04.2019, 18:20)JoMi schrieb: (...)
Meine letzte Erkenntnis, die ich hierbei gewonnen hatte, war:
Ich habe zwei Stimmen im Kopf.
Die Eine (die sexuelle) möchte um Jeden Preis Erregung und Befriedigung haben. Wenn ich erregt bin, ist diese Stimme sehr dominant in meinem Kopf. Wenn sie bekommen hat, was sie wollte, ist sie auch sehr schnell wieder weg.
Die Andere (die nicht-sexuelle) möchte gerne meine sexuelle Seite bändigen oder am liebsten in eine Black Box einsperren und nie mehr rauslassen. Diese Seite ist sehr unzufrieden mit meiner Sexualität und möchte gerne alles unterdrücken.
Jetzt ist es natürlich klar, dass sich die beiden Seiten einen Kampf liefern, da jede Seite gerne gewinnen möchte.
(...)
Und da scheint es ja noch eine dritte Stimme zu geben, die diese beiden Stimmen hört. - Das ist ja entscheident, man ist ja weder Porno noch Nicht-Porno, sondern - in den besten Momenten - ganz Mensch (und außerhalb der Kampfzone) ist.
Die "sexuelle Seite" einsperren? Vielleicht käme es ja eher darauf an, die eigene Sexualität anders zu leben, nicht als "Porno". Damit würde sich auch die "Pornstimme" verändern und der Kampf "Gut" gegen "Böse".
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=21944]
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#10
Hallo Zusammen,

Gestern und heute hatte ich leichte Cravings. Es kommen gerade nicht mehr so viele Emotionen hoch, dafür fühle ich mich gerade ziemlich antriebslos. Sitze auf der Arbeit und weiß nicht was ich tun soll, weil gerade nichts so wirklich erfüllend ist. Zu tun hätte ich dabei genug. Damit ich wenigstens etwas sinnvolles mache, schreibe ich hier mal was im Forum. Ich freue mich schon auf den Feierabend.

Mein Nachmittag und Abend sind sehr vollgepackt, sodass ich kaum Zeit für Cravings haben werde. Ich habe vor Einkaufen zu gehen, zu meditieren, einem Freund mit seinem Computer zu helfen, mit meiner Mutter zu telefonieren und später dann noch mit dem Fahrrad zur Critical Mass, die heute Abend bei uns stattfindet. 

Gestern habe ich mir die Erfolgsstory aus dem Tagebuch von RebootMarius durchgelesen. Sehr eindrucksvoll, wie er uns an seinem Reboot teilhaben lassen hat und wie tapfer er vor allem die aufkommenden Stürme gemeistert hat. 

Hallo Gregor-Severin,

Danke für deinen Beitrag.Da nennst du einen wichtigen Punkt. Wir sind weder unsere Sucht, noch der Teil der sie gerne loswerden will. Sondern wir sind der Mensch, der all das erlebt. Im Alltag finde ich es schwer diese Sichtweise bewusst zu halten und das nicht im nächsten Moment wieder zu vergessen. Aber Meditation hilft meiner Meinung nach, sodass man sich selber nicht mehr als Zielscheibe für die eigenen Gefühle erlebt. Meine Sexualität würde ich gerne bewusster ausleben, frei von irgendwelchen Süchten. Doch ich denke jetzt ist erstmal das beste enthaltsam zu bleiben und den Reboot durchzuziehen. Danach kann ich ja anfangen meine echte Sexualität auszuleben.

Viele Grüße

JoMi
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