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Der Endlosschleife Entkommen
#22
Hey Porndestruction!

Erstmal: Ich habe riesen Respekt dafür, dass du trotz der Angst weiterhin im Forum aktiv bist. Der Spruch "Wer nicht kämpft hat schon verloren" ist etwas abgedroschen, aber stimmt bei der Pornosucht nunmal wirklich!
[Bild: what-successful-people-know.png]

Es ist komplett normal in deiner jetztigen Situation Angst zu haben. Das ist natürlich. Der Mensch hat Angst vor Machtlosigkeit. ABER du bist nicht machtlos. Das ist eine weitere Lüge/Entschuldigung, die die Sucht uns einreden will, um einen tiefer in die Rückfälle und in die Bequemlichkeit zu drängen.
Wie oft habe ich schon gedacht, dass ich es einfach nicht. Wie oft habe ich mich mit der Sucht abgefunden, weil ich es anscheinend einfach nicht schaffen kann. Vor allem in den ersten zwei Jahren.

Mittlerweile kann ich darüber nur den Kopf schütteln. Diese Sucht ist nichtmal physisch. Sie ist rein psychisch. Es liegt komplett in unserer Entscheidungsfreiheit, ob wir etwas für den Reboot tun oder nicht. Es liegt in unserer Entscheidungsfreiheit, ob wir einen Rückfall zulassen oder nicht.

Ich kann dir zunächst vier Hinweise geben, die mir persönlich geholfen haben:

1. Akzeptiere Rückfälle besser
Das hast du dir vor 3 Wochen ja auch schon vorgenommen, aber nicht richtig umgesetzt. Es ist auch schwierig das Konzept eines Rückfalls nicht mehr zu verteufeln. Aber es ist nunmal eine Tatsache: Je mehr du dich wegen eines Rückfalls fertig machst, desto schlechter ist es. Natürlich ist das jetzt kein Freifahrtsschein für Rückfälle, sondern es geht darum, dass ein intelligenter und guter Umgang mit einem Rückfall deinem Suchtgedächtnis nicht so sehr schadet, wie z.B. ein Rückfall bei Alkohol. Bei dieser Sucht geht es darum unser Gehirn zu reparieren. Wenn wir das Puzzle immer weiter zusammenlegen, ist es kein Problem, wenn wir eines Tages wieder ein paar Teile herausnehmen. Wenn wir uns aber einreden, dass diese herausgenommenen Teile uns wieder an den Start bringen und deswegen das ganze Puzzle wieder zerstören (Exzessiv rückfällig werden), schadet es uns natürlich.

2. Beschäftige dich nochmal mit dem Thema
Ich weiß, dass du dich letztes Mal schon damit beschäftigt hast, aber informier dich wirklich, wie die Prozesse in deinem Gehirn funktionieren. Wie dein Urzeit-Mittelhirn immer wieder sofortige Belohnung (Pornos) will und dein Neocortex versucht, rationale Entscheidungen dagegen zu treffen. Und wie der Neocortex "wächst" jedesmal, wenn du Nein gesagt hast. Egal, wie klein die Entscheidung war.
Interessante und unterhaltsame Videos zu dem Thema sind meiner Meinung die Geschichte von Noah Church:
Noah Church: A story of porn addiction

Und Gabe Deems Basics of Rebooting:
Gabe Deem: The Basics of Rebooting

Videos haben den Vorteil, dass man sich etwas weniger motivieren muss als z.B. wissenschaftliche Artikel oder Beiträge auf "Yourbrainonporn" durchzulesen.
Trotzdem möchte ich dir folgende zwei Seiten nochmal ans Herz legen:
Alles, wieso wir süchtig sind und wieso es so schwer fällt aufzuhören

Basics zum Rebooten (Nochmal in schriftlicher Form)

Auf beiden Seiten befinden sich nochmal sehr viele Links, wenn dich ein Thema besonders interessiert.

Wenn du verstehst, was dein Verlangen auslöst. Wenn du verstehst, dass Einsamkeit, Langeweile, Angst und vieles mehr Entzugserscheinungen sind. Wenn du Verhaltensmuster und bevorstehende Aktionen von dir als Sucht entlarvst und nicht mehr denkst, es ist das, was du willst.
Dann wird dir der Reboot viel leichter fallen.


3. Ändere Verhaltensmuster
Das weißt du natürlich schon selbst, dass das einem helfen wird. Aber wieso fällt es so schwer, diesen Tipp umzusetzen?
Weil man sich jedesmal denkt "Morgen fang ich an."
Meistens gibt es einen Auslöser, wieso man doch dann endlich anfangen will. Meistens ist es ein Rückfall mit den ganzen negativen Gefühlen die dann Folgen. Dann merkt auch unser Mittelhirn, dass es langsam mal Zeit ist, etwas zu ändern. Und genau da ist das Problem. Diese Entscheidung ist NICHT rational. Sie ist emotional. Sie ist vom Mittelhirn ausgelöst und wird spätestens in den Hintergrund rücken, wenn wir das nächste Mal Hunger haben und das Mittelhirn damit etwas "Wichtigeres" hat, an das es uns erinnern will.
Das heißt auf einmal hat man "keine Kraft" mehr oder "keine Motivation" mehr, um wirklich was zu ändern. "Morgen fängt man aber wirklich an... Nur nicht jetzt konkrete Pläne machen"
Und dann wird man natürlich wieder rückfällig. Ist ja auch nichts verwerfliches. Man hat schließlich nicht viel geändert.
Und man fühlt sich wieder extrem schlecht. "Ich wollte doch was änder, wieso mach ich es nicht einfach. Wieso kann ich meine Vorsätze nicht umsetzen..." Und wer meldet sich wieder? Das Mittelhirn. Und man will wieder alles besser machen. "Diesmal wirklich!!"
Tja, nur leider ist es schon wieder zum Scheitern vorurteilt, denn wie gesagt, es ist eine emotionale Entscheidung, keine rationale.

Und genau dieser Teufelskreis zieht einem immer weiter in die Angst, negativen Gefühle und Verzweiflung rein. Gerade das Einreden, dass man es sich doch "WIRKLICH" vorgenommen hat und es trotzdem nicht geschafft hat, macht einen fertig. Aber man hat es sich nicht wirklich vorgenommen. Es war nur ein Instinkt. Eine spontane Reaktion.

Wenn du eines Tages dich wirklich rational dazu entscheidest etwas zu ändern. Wenn du einfach mal anfängst und dir konkrete Gedanken machst, was du in der Zeit machst, in der du sonst Pornos guckst. Wenn du dir überlegst, wie du diese Verlagenslücke in deinem Gehirn schließen kannst und diese Sachen wirklich sofort umsetzt, weil du weißt, dass es das beste für dich ist, auch wenn es dir schwer fällt, dann werden die Abstände zwischen den Rückfällen stetig größer werden und du wirst den Reboot irgendwann schaffen.

Ein paar Beispiele, die ich umgesetzt habe sind:
-Immer eine saubere Wohnung haben. Die Unordentlichkeit hat mich immer wieder getriggert. "Ich muss noch aufräumen" -> schlechte Gefühle
-Krafttraining. Die Regelmäßigkeit einer Aktivität, auch wenn ich mal überhaupt keine Lust habe, gibt mir Willensstärke und Planungssicherheit.
-Bewusstes Neinsagen und Belohnungen dafür. Ich halte den Suchtdruck nicht einfach aus. Ich mach mir den Kampf bewusst, der in dem Moment in mir herscht. Ich mach mir bewusst, dass ich gerade Entzugserscheinungen erlebe. Ich mach mir bewusst, dass es dieses Gefühl ist, das zeigt, dass der Reboot funktioniert.


4. Höre nicht auf die Angst, aber verdränge sie nicht!!
Hört sich komisch an? Ich meine damit, dass Angst in deiner Sitation komplett normal ist. Wir alle haben uns schonmal machtlos gegenüber dieser Sucht gefühlt. Wichtig ist: Wenn du gegen die Angst vorgehst, dann verdränge sie nicht. Ignoriere sie nicht. Ertränke sie nicht wieder mit Pornos. Sondern mach dir bewusst: Du kannst es schaffen. Du kannst es. Du kannst diese Sucht besiegen.

"Mut ist nicht, keine Angst zu haben. Mut ist, es trotzdem zu tun."

Und glaub mir, wenn du irgendwann siehst, wie die Abstände zwischen den Rückfällen immer größer werden. Wenn du siehst, wie die positiven Auswirkungen des Reboots sich immer mehr zeigen. Wenn du siehst, wie es immer leichter wird mit Rückfällen umzugehen. Und wenn du eines Tages so stark bist, dass Rückfälle für dich keine Option mehr sind. Dann kannst du an diesen Moment zurückdenken und deinem alten Ich sagen "Es wird alles gut."

RedBlob
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RE: Der Endlosschleife Entkommen - von Burnham - 15.05.2019, 06:36
RE: Der Endlosschleife Entkommen - von Burnham - 20.05.2019, 18:48
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