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Sucht nach Reboot und Rückfällen?!?!
#1
Mir ist ein Gedanke durch den Kopf gegangen:

Warum läuft ein Reboot bei den meisten am Anfang noch ganz gut und wird dann immer schwerer mit jedem Rückfall? Vielleicht täuscht es mich auch nur, aber ich habe den Eindruck, dass man sich mit jedem mal "Scheitern" auch selbst ein bisschen weniger respektiert und seine Integrität infrage stellt, ganz nach dem Motto: Ich kann es einfach nicht und ich werde es nie schaffen.
Die Frage ist doch, was muss man wirklich ändern, wird es irgendwann klick machen oder muss man vielleicht einfach lernen mit der Sucht zu leben?
Ich Frage deshalb, weil ich seit Monaten, vielleicht sogar Jahren doch immer wieder an ähnliche Punkte gelange. Ich lerne zwar unheimlich viel und verbessere mich auch immer wieder in ganz vielen verschiedenen Bereichen meines alltäglichen Lebens, aber die Pornosucht schafft es immer wieder ein bisschen durchzukommen.
Ich habe es in meinem Tagebuch schon mit den Gedanken während der Meditation verglichen und vorgeschlagen, der Sucht einen gewissen Platz und Akzeptanz einzuräumen um ihr so die Macht über mich zu entziehen.
Ich möchte auch nicht außer Acht lassen, dass die Corona Krise und die daraus entstehende Isolation ihr Übriges tun, aber ich weiß manchmal einfach nicht was ich noch tun kann, außer es immer wieder zu versuchen und zu probieren.
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#2
Hallo Steffus,

ich sehe das 100 % wie Du. Positiv aus Deinem Beitrag lese ich auch heraus, dass Du meditierst.

Jeder Rückfall tritt den eigenen Selbstwert weiter in den Keller.

Erstens, wie Du schon richtig sagst, weil man sich mit seinem Handeln beweist, seinen eigenen Worten/Absichten nicht trauen zu können (Selbstvertrauen).

Zweitens lässt uns Masturbation darauf, dass andere Menschen Sex haben, (ohne Wertung) uns in eine Beta-Rolle schlüpfen. Mit jedem einzigen mal Masturbieren auf Pornos, suggerieren wir uns unterbewusst, dass wir es nicht wert sind, mit einer echten Frau Sex zu haben.

Es ist ein Teufelskreis, weil wir dann den gesenkten Selbstwert mit dem kurzfristigen Kick durch Pornografie zu kompensieren versuchen.

Der Ausstieg aus diesem Teufelskreis ist aber definitiv möglich. Akzeptanz ja, aber auch um es zu überwinden.
Ich nenne mal zwei Effekte, die hier mit am mächtigsten Helfen: Herdeneffekt und Zukunfts-Projektion.
Darunterliegend ist es elementar, dahinterliegende Emotionen, Glaubenssätze etc. aufzuarbeiten.

Was hier für dich konkret möglich ist:
- Hast Du ein oder zwei männliche Personen, mit denen Du Dich 100 % offen darüber austauschst?
- Hast Du eine Person in Deinem Umfeld, die Porno-frei ist (oder noch besser Porno-rehabilitiert) ist?
- Hast Du Dir mal in der Meditation visualisiert, was aus Deinem Leben wird, wenn Du die kommende ganze Woche, noch einen Monat, noch ein Jahr, noch 10 Jahre, Deine männliche Energie weiter in Porno-Masturbation investierst? Was wird aus Deinem Potenzial, Deinem Umfeld, den Menschen, die Dir am Herzen liegen und vielleicht Deine Unterstützung benötigen?

Die Meditation nimmt die Illusion von uns, dass unser Handeln keine Auswirkung hat. Weil sie hat Auswirkungen, nur sehen wir sie nicht.
Wenn ich nach Indien gehen möchte, aber Richtung Südafrika gehe, ist es heute komplett egal, wohin ich gehe - es macht scheinbar keinen Unterschied. In 3 Monaten aber schon. Diese paradoxe Verschleierung hält uns auch in der Porno-Sucht.

Diese beiden Elemente, Umfeld und ständige Zukunftsprojektion könnten alle für Dich notwendigen Schritte enthalten, um die Sucht nachhaltig zu überwinden. Kannst Du damit was anfangen?

Beste Grüße, Erik
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#3
Hey Erik, vielen Dank für deinen Text. Ich bin ganz begeistert und beeindruckt von deiner Nachricht.
Ich sehe viele der Punkte wie du, ich meditiere und merke langsam, nach mehreren Monaten, wie es ein Teil meines Alltags wird.
Die Methoden die du beschreibst finde ich gut und ich werde um konkreter zu sein, auch noch aktiver nach Vorbildern suchen.
Die Visualisierung und die Glaubenssätze umzudenken sind Herangehensweisen, die auf Methoden basieren. Damit habe ich bis jetzt noch zu wenig gearbeitet. Ich habe all die großen Bücher zum Thema Entwicklung durch, aber handle nicht nach den empfohlenen Maßnahmen und Methoden und wundere mich dann auch noch, wieso denn nichts passiert.
Das ist auch einfach die wichtigste Sache: Aktiv dran bleiben und nicht nur informieren sondern auch agieren!
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#4
Über ein Jahr später lese ich hier einen alten Beitrag und Stelle fest, dass es bei mir an vielen Stellen immer noch mit der Umsetzung hakt. Ich denke, dass ich hier alleine einfach nicht voran komme
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#5
Hallo "fokusfinden". 
Ich verstehe total was du meinst. Und ich habe immer wieder das Gefühl, dass ich diese "Rückfälle" bereits in mein Leben integrieren musste. Es zehrt so sehr an dem eigenen Selbstwert. Und doch glaube ich, dass dies zum Prozess gehört. Weißt du was ich meine? Denk mal zurück. Die Sucht ist im ersten Stadium einfach da. Unbewusst. Später wird dir auf einmal bewusst, dass die Sucht da ist und dein Leben total einschränkt. Man merkt, dass die Sucht bereits mehr Platz eingenommen hat im Leben, als man wollte. Und dann beginnt man langsam, Stück für Stück, zu versuchen damit aufzuhören. Man hat das Ziel vor Augen. Dann plötzlich: Der Rückfall. Aber mit dem Ziel vor Augen macht man dann eben doch weiter! Und das Gefühl wird immer krasser. Ich bemerke mittlerweile, wie stark es an meinem eigenen Selbstbewusstsein mangelt. Meine Therapeutin meinte dazu ganz gut: 1.) Was nicht über Nacht kommt, geht nicht über Nacht.
2.) Diese krassen Gefühle des Selbstwerts waren wahrscheinlich schon immer in mir- nur jetzt, wo ich meine Situation und mein Leben wieder in die Hand nehmen will, werden die unterdrückten Gefühle krasser. Und auch wenn es nicht so aussieht, aber die krassen Rückfälle zeigen mir dann eben auch wieder, wie sehr ich es schaffen möchte, die Kontrolle über mein Leben zu haben.

Mir helfen momentan bei der Umsetzung folgende Sachen ganz gut:
Meditation: So wie du, habe ich auch ich die Meditation für mich entdeckt. Gerade in Phasen wo die Gedanken nach Pornos größer werden, höre ich mir eine Meditation an und versuche wieder meinen Körper und meine Atmung zu spüren.
Austausch: Ich hab gemerkt, wie gut es mir tut, mich mit Leuten darüber auszutauschen. Hier ins Forum zu schreiben. Mir eine Therapeutin zu holen, der ich von meinen Zweifeln etc.. erzählen kann. Manchmal braucht es auch Menschen, die einem immer wieder bewusst machen, dass sie dir beistehen.  Und glaub mir.
Alternativenliste: Ich habe für den Fall der Fälle immer eine Liste hängen, die mir hilft gar nicht erst in die Versuchung zu kommen. Da stehen Dinge drauf wie: "Meditation", "Wasser trinken" "aus dem Fenster schauen", "Freunde anrufen- sofort", "Schuhe an und raus" etc...
Mir hilft es auch, das Ziel zu sehen.

Hey. Ich kann dir nur sagen: Du bist nicht allein damit! Du schaffst das! Gib nicht auf! Liebe Grüße! Smile
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#6
Moin,

Ich möchte nicht mit der Sucht den Rest meines Lebens leben müssen. Klar, jeder Rückfall ist ätzend. Wobei ich hier an das halb volle oder halb leere Glas denken musste. Wie denkst du über den Rückfall über das „So ein Scheiss!“ hinaus? Lernst du daraus? War die Serie länger als sonst? Woran hat’s gelegen? Was kannst du für das nächste Mal lernen?

Im Idealfall bringt dich jeder Rückfall auch einen Schritt weiter in Bezug auf das Lernen über dich selbst. Dann ist das Glas halb voll.
Wobei ich natürlich keinen Rückfall schönreden möchte. Jeder Rückfall ist einer zu viel - und doch kann man ihn als Treppenstufe weiter aufwärts sehen.

Ein riesengroßer AHA-Moment war für mich die Auseinandersetzung mit dem Thema „Suchtmensch“. Meine Lehren kannst du ihn meinem Tagebuch nachlesen. Das möchte ich hier nicht nochmal alles schreiben. Die Kurzform: Ich möchte mich nicht als Suchtmensch sehen (das ist mir zu negativ). Eher ist die Sucht nur ein Ausdruck für mein Wesen und ich kanalisiere Aspekte des Ausdrucks meines Wesens nicht mehr in Porno.

Liebe Grüße
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#7
(25.05.2021, 17:49)TomTo schrieb: Hallo "fokusfinden". 
Ich verstehe total was du meinst. Und ich habe immer wieder das Gefühl, dass ich diese "Rückfälle" bereits in mein Leben integrieren musste. Es zehrt so sehr an dem eigenen Selbstwert. Und doch glaube ich, dass dies zum Prozess gehört. Weißt du was ich meine? Denk mal zurück. Die Sucht ist im ersten Stadium einfach da. Unbewusst. Später wird dir auf einmal bewusst, dass die Sucht da ist und dein Leben total einschränkt. Man merkt, dass die Sucht bereits mehr Platz eingenommen hat im Leben, als man wollte. Und dann beginnt man langsam, Stück für Stück, zu versuchen damit aufzuhören. Man hat das Ziel vor Augen. Dann plötzlich: Der Rückfall. Aber mit dem Ziel vor Augen macht man dann eben doch weiter! Und das Gefühl wird immer krasser. Ich bemerke mittlerweile, wie stark es an meinem eigenen Selbstbewusstsein mangelt. Meine Therapeutin meinte dazu ganz gut: 1.) Was nicht über Nacht kommt, geht nicht über Nacht.
2.) Diese krassen Gefühle des Selbstwerts waren wahrscheinlich schon immer in mir- nur jetzt, wo ich meine Situation und mein Leben wieder in die Hand nehmen will, werden die unterdrückten Gefühle krasser. Und auch wenn es nicht so aussieht, aber die krassen Rückfälle zeigen mir dann eben auch wieder, wie sehr ich es schaffen möchte, die Kontrolle über mein Leben zu haben.

Mir helfen momentan bei der Umsetzung folgende Sachen ganz gut:
Meditation: So wie du, habe ich auch ich die Meditation für mich entdeckt. Gerade in Phasen wo die Gedanken nach Pornos größer werden, höre ich mir eine Meditation an und versuche wieder meinen Körper und meine Atmung zu spüren.
Austausch: Ich hab gemerkt, wie gut es mir tut, mich mit Leuten darüber auszutauschen. Hier ins Forum zu schreiben. Mir eine Therapeutin zu holen, der ich von meinen Zweifeln etc.. erzählen kann. Manchmal braucht es auch Menschen, die einem immer wieder bewusst machen, dass sie dir beistehen.  Und glaub mir.
Alternativenliste: Ich habe für den Fall der Fälle immer eine Liste hängen, die mir hilft gar nicht erst in die Versuchung zu kommen. Da stehen Dinge drauf wie: "Meditation", "Wasser trinken" "aus dem Fenster schauen", "Freunde anrufen- sofort", "Schuhe an und raus" etc...
Mir hilft es auch, das Ziel zu sehen.

Hey. Ich kann dir nur sagen: Du bist nicht allein damit! Du schaffst das! Gib nicht auf! Liebe Grüße! Smile

Danke für deinen Beitrag TomTo.
Ja, ich habe mir heute morgen auch nochmal eine Liste ausgearbeitet mit Punkten, die ich für mich weiter umsetzen möchte.
Gerade die Achtsamkeit werde ich noch fester in meinen Alltag verbauen. Aber auch gewisse Skills, wie du sie beschrieben hast, finde ich mega wichtig und sinnvoll.
Einer den ich jetzt häufiger nutzen werde, wenn ich mich nicht vim Bildschirm losreißen kann, egal bei welcher Art von Medienkonsum, ist: Den Bildschirm zuklappen oder das Display nach unten drehen und tief 10 mal durchatmen, dann den Raum verlassen für 5-10min und überlegen, was ich eigentlich gerade wirklich möchte und vorhabe. So schaffe ich Distanz, emotional wie auch räumlich. Ich werde diesen Skill in den kommenden Tagen trainieren, also auch in Situationen, wo ich es eigentlich nicht benötige, nur um mich daran zu gewöhnen und ihn im Ernstfall parat zu haben.
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