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Verlauf
#41
Ihr teilt da gute und richtige Gedanken. Wirklich abstinent war ich tatsächlich nie. Auch heute wieder nicht. Ich habe heute zum ersten Mal den Gedanken gehabt wie sehr Pornographie einer Droge ähnelt. Als ich draußen war bauten sich die Gedanken immer weiter auf und ein regelrechtes Craving ist entstanden in meinem Kopf. Natürlich bin ich diesem Craving nachgegangen wie jeder gute Süchtige. Erschreckend das mitzuerleben und wie von einer Flutwelle überrollt zu werden.

Nein, ich denke nicht ein Leben ohne Sex wäre sinnlos. Vermutlich habe ich mich da falsch ausgedrückt. Der irrationale Gedanke ist der folgende: Wenn ich auf Pornographie verzichte werde ich wie ein Neutrum. Das beziehe ich nur auf mich da mein Selbstbewusstsein iim Moment dermaßen am Boden ist dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann aktiv an jemandem Interesse zu bekunden. Und ja, ich bin mir der Ironie bewusst.
Denn Pornographie unterminiert mein Selbstbewusstsein, was mich dann wieder zu Pornos greifen lässt. Ein Teufelskreis.

Ich denke, ich benutze Masturbation oder Pornographie wie ein Essgestörter. Ich stopfe es in mich hinein um meine emotionalen und seelischen Wunden nicht wahrnehmen zu müssen. Solange ich in  der "Beziehung Pornographie" bin brauche ich mich nicht der Realität stellen.

Übrigens ein bedenkenswerter Ansatz, diese Beziehungsidee. Man bekommt ja tatsächlich ständig eine Karotte vor die Nase gehalten der man dann hinterher rennt und wird ständig enttäuscht zurückgelassen, kommt aber trotzdem nicht los davon. Völlig dysfunktionale Beziehung.

Solange ich diese Beziehung nicht von meiner Seite aufkündige wird sich nichts ändern. Denn Pornos sind ziemlich treue Freunde. Von sich aus werden sie dich nie verlassen.
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#42
Viel (guter) Text, aber was ich beim Lesen vermisst habe: was hast du jetzt vor? Was ist dein Plan für die nächsten Tage?
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#43
Danke für den Anstoß, darüber werde ich morgen (der heutige Tag endet ja in sieben Minuten) nachdenken. Es ist ein wichtiger Punkt den du da ansprichst, denn das nächste Craving, der nächste schlechte Moment mit Gedanken an Flucht wird kommen. So sicher wie das Amen in der Kirche. 
Idealerweise lege ich mir eine Strategie zurecht bevor die nächste Situation eintritt damit ich dann schon eine Handlungsmöglichkeit an der Hand habe.

Tatsächlich ist heute der erste Tag seit langem ohne Pornographie und ohne Masturbation. 

Da fällt mir ein, letztes Jahr hatte ich aufgrund von Ortswechsel eine siebenwöchige Phase komplett ohne Pornographie; die habe ich auch hinbekommen und kaum etwas vermisst. Das sind immerhin 49 Tage. Es ist also möglich. Klar, Masturbation war in der Zeit da aber eben keinerlei Pornographie. Am ersten Tag als ich wieder zu Hause war bin ich in einen Sexshop und habe mir ein schon lange fantasiertes Spielzeug gekauft. Es war wie im Rausch. Keinerlei Reflektion dass ich jetzt auch etwas ändern könnte nach dieser langen Zeit.
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#44
Also, zunächst einmal werde ich in Zukunft den Rechner möglichst nur anmachen wenn ich ihn wirklich absolut brauche. Dadurch entsteht schon Mal eine Hemmschwelle.
Außerdem baue ich ihn komplett ab, also alle Kabel raus, Laptop zugeklappt im Regal. Wenn ich also wirklich Pornos anschauen will muss ich erstmal ganz bewusst den Laptop wieder anschließen und aufbauen.
Auf dem Smartphone nutze ich keinerlei Pornographie.

Dann werde ich stärker darauf achten in welchen Momenten mich dieses Verlangen überkommt. Ist es Einsamkeit, das aufkommende Gefühl beziehungsunfähig zu sein welches ich damit ersticken will?
Ist es einfach nur Langeweile weil noch wo viele Stunden vor mir liegen? Ist es eventuell doch Geilheit die sich abreagieren will?
Wie könnte ich anders mit dieser umgehen?

Ich meditiere sowieso schon Recht lange, das werde ich ab sofort abends vor dem Schlafengehen zusätzlich machen um diesen Moment alleine im Bett besser reflektieren zu können. Gerade da wird es immer kritisch, dass ich doch nochmal den Rechner anmache.

Das sind erst Mal so die ersten spontanen Ideen. Ich hoffe mir fällt noch mehr ein
Gestern Tag 2 ohne Pornos/ ohne MB.
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#45
ich bin müde. ich denke durch die ganzen Rückfälle oder wie immer man das auch nennen mag verliere ich das Recht hier zu schreiben. Nach dem Motto: der bekommt es ja eh nicht hin. Es kotzt mich an. gestern haben mich die Gedanken vier fünf Stunden verfolgt. Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr und habe aufgegeben und dem Druck nachgegeben. Natürlich habe ich davon überhaupt nichts. Es bringt mich keinen Schritt weiter. Wie bekomme ich endlich den letzten Twist hin, die Wertigkeit des Pornos zu verlieren?
Beim Rauchen damals war mir ab einem Punkt völlig klar dass ich nur hinzugewinnen werde wenn ich aufhöre. Gesundheit, Geschmackssinn, Geld etc.....
Ich habe natürlich auch keine Lust jedes Mal nur von meinem Versagen zu schreiben. Das bringt mich und auch niemanden der das liest weiter nach vorne.
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#46
Würde versuchen dort anzusetzen wo die Gedanken als erstes kommen. Die gilt es abzufangen. Als du dich dann gequält hast war dein Schicksal leider schon fast besiegelt

Und niemand verliert hier ein Recht auf irgendwas. Bleib dran!
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#47
Hallo underworld,

ich habe dein Tagebuch noch nicht so verfolgt. Ich werde es mal nachlesen.

Für heute nur so viel:
Du verlierst keinerlei Recht hier bei irgendetwas!

Du Situation, die du beschreibst, kennen wir hier alle! Und auch den Frust und den Wunsch aufzugeben.
Aber du hast dich hier angemeldet und bist bewusst in den Kampf gegangen. Vielleicht hast du wieder eine Schlacht verloren. Aber wenn du jetzt durchhältst, wirst du am Ende der Sieger sein. Und aus jeder verlorenen Schlacht kannst du gestärkt herausgehen.

Ein einem Tagebuch (ich weiß leider nicht mehr genau, wo), war das Bild eines Trichters, in dem die Gedanken sich immer weiter bis zum Rückfall kreisen. Wo fängt die Spirale bei dir an?

Wie oft du fällst, ist egal, solange du anschließend wieder aufstehst. Und die Phasen zwischen den Niederschlägen werden mit der Zeit länger.

Du fragst, was du tun kannst, damit du Pornos nicht mehr attraktiv findest? Diese Frage habe ich mir nach 17 Jahre kämpfen auch gestellt. Die Antwort, die ich gefunden habe, war nicht so, wie ich sie erwartet hätte.

Ich habe mit Musikmachen angefangen und versucht, meine Lebenssituationen (in denen ich sonst gefallen bin) in kreative Bahnen zu lenken. Es ging mir also nicht mehr darum, Pornos doof finden zu wollen, sondern etwas anderes schöner zu finden. Der Fokus ist für mich entscheidend.

Das ist einfache Psychologie: Worauf konzentrierst du dich? Regeln sollten deshalb auch immer positiv formuliert werden. Sobald sie negativ formuliert sind, denkt man an das negative unerwünschte Verhalten. Und zack - steckt man wieder drin im Strudel.

Vielleicht kannst du den Kampf für dich umformulieren. Nicht „gegen Pornos“ sondern „für etwas“.

Alles Liebe.

PS: Denke nicht, dass du schlechter wärst als andere. Der Weg vom Porno ist ein Weg. Und der ist manchmal lang, auf jeden Fall steinig.
Hätte ich hier über die vielen Jahre Tagebuch geführt, dann hätte ich phasenweise von sehr, sehr vielen Rückschlägen berichten können. Aber der Sieg ist möglich!
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#48
100% Zustimmung. Habe schon sehr viele Rückfälle hinter mir, auch gute und längere abstinente Phasen. Hätte ich mein Tagebuch auch früher begonnen, wäre dort auch eine große berg- und talfahrt zu lesen. Auch ich hatte sehr verzweifelte Momente. Den letzten am Tag vor meinem Tagebuch-Start. Kannst du nachlesen (apropos, war auch mein Tagebuch mit dem Trichter Wink ). Ich kann nur sagen, man lernt den Feind immer besser kennen und mit ihm umzugehen.
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#49
Hallo alle zusammen, vielen lieben Danke für euren Zuspruch. Ja, es ist verdammt schwer sich danach wieder aufzurappeln aber es wird sich lohnen.


Zitat:Mosaikstein
Wie oft du fällst, ist egal, solange du anschließend wieder aufstehst. Und die Phasen zwischen den Niederschlägen werden mit der Zeit länger.


So habe ich das noch gar nicht gesehen. Diesmal waren es vier Tage komplett ohne Pornographie und Masturbation. Keine Ahnung wann das das letzte Mal war in meinem Leben. Ich hatte jetzt wieder einen Rückfall, dachte nur Onanieren wäre ja nicht so schlimm. Jedoch, es ist so stark gekoppelt mit den Filmen als ob Superkleber zwischen beiden wäre. Natürlich wirkten die Reize sofort.
Aber beim nächsten Mal wird es wieder länger und ich werde jedesmal wieder aufstehen. Irgendwann werden es zwei Wochen sein, dann drei.


Zitat:Mosaikstein
Das ist einfache Psychologie: Worauf konzentrierst du dich? Regeln sollten deshalb auch immer positiv formuliert werden. Sobald sie negativ formuliert sind, denkt man an das negative unerwünschte Verhalten. Und zack - steckt man wieder drin im Strudel.

Vielleicht kannst du den Kampf für dich umformulieren. Nicht „gegen Pornos“ sondern „für etwas“.


Das große Thema der Annäherungsziele statt Vermeidungsziele steht schon lange auf meiner Agenda. Ja, wohin soll die Reise eigentlich gehen? Was kommt nach den Pornos? Allein diese zeitliche Formulierung zeigt einiges auf. Wenn die Zeit nach den Pornos kommt bleibt die Zeit immer noch. Wenn dann keine sinnvolle Alternative da ist ist der Griff zum Film ganz schnell wieder da. Ich hatte eine Sportart für mich entdeckt die momentan coronabedingt nicht möglich ist.
Ich würde gern wieder mehr lernen in meinem eigentlichen Fachgebiet, eine Sprache wieder aufpolieren. Es gäbe so viel zu tun.
Dann hängt bei mir auch noch Musikinstrument an der Wand welches immer wieder darauf wartet dass ich es benutze Big Grin
Und ja, bisher waren die Zeiten der Abstinenz immer nur ein Durchhalten, ein Warten auf Etwas. Als ob sich der Druck irgenwann von selbst auflösen würde. Aber da gilt dann wohl die Devise vom Feind, der nur eine Lücke entdecken muss für eine erfolgreiche Attacke während Die Abwehr immer auf der Hut sein muss. Stellt sich die tatsächlich die Frage ob es nicht sinnvoller ist aus diesem Kampf auszusteigen?
Ich vergleiche das mit dem Trinken: Wenn ich jedesmal gegen das Bedürfnis zu trinken ankämpfen müsste dann hätte ich schon längst wieder getrunken. Aber ich habe meine Sucht akzeptiert und sehe sie als einen Teil von mir an der nur ein Bedürfnis auf eine kranke Art zum Ausdruck bringt. Ich nehme meinen Feind quasi in die Arme und sage ihm dass alles okay ist und Krieg nichts bringt.


Zitat:Traubensaft
Und niemand verliert hier ein Recht auf irgendwas. Bleib dran!


Danke. Muss mir wohl klarmachen dass ich nicht der Einzige hier bin der immer wieder auf die Nase fällt.
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#50
Der Selbsthass erreicht mal wieder neue Dimensionen. Ich bekomme es nicht gebacken. Da ich auch noch darüber nachdenke ein SM-Studio zu besuchen (massiv masochsitisch veranlagt) schwimmt mein Hirn in allen möglichen Phantasien. Warum ich darüber nachdenke? Weil ich ich mich nicht traue mich auf die Suche zu begeben. Weil ich unbedingt nochmal einige Dinge real ausprobieren will bei denen ich denke dass sie so abwegig sind, dass sie in einer "normalen" Beziehung keinen Platz haben. Vermutlich mache ich mir da was vor.
Es potenziert einfach nur noch die Problematik mit Frauen in Kontakt zu kommen. Normaler Sex ist schön und gut, aber ich kenne meine Neigungen. Sie sind unabhängig von den Pornos. In Kombination mit meinen sozialen Ängsten wird daraus ein Amalgam von Sehnsucht und Angst, von Selbsthass und Erniedrigung. Ich weiß nicht wie ich da rauskommen soll.

Ich habe den Wunsch mit Pornos aufzuhören und endlich meine Sexualität auszuleben zusammen mit anderen Menschen und endlich Genuß daran zu finden. Ich bin bald 40 und habe kaum befriedigende Sexualität erlebt. Manchmal denke ich es ist alles zu spät und ich werde in 10 Jahren immer noch hier sitzen und lamentieren. Es hat immer noch nicht Klick gemacht in meinem Kopf.
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