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Kann ich mein Leben verbessern?
#1
Meine Vorgeschichte im Begrüßungsthread: https://www.porno-sucht.com/forum/showth...p?tid=2344

01. Februar
Nachdem ich Mitte Dezember bereits versucht hatte, in die NoFab-Sache einzusteigen, bin ich mehrfach rückfällig geworden. Will’s noch mal neu versuchen, weiß aber nicht genau, ob ich’s durchhalte, da ich mir erst vor wenigen Tagen von einem älteren Onlinekontakt Videos bekommen hab, die noch nicht bezahlt sind. Egal, bezahlen tu ich sie gleich, auch wenn ich sie wohl wieder loswerden muss, um es wirklich schaffen zu können. Ach ja, ist schon ein Teufelskreis.

02. Februar
Hab gestern mittag noch ein letztes Mal gewichst. Die erotisch gewürzten Like-Seiten bei FB und Insta sind ja eh seit der Dezemberrunde schpn deutlich geschrumpft, wenn welche in der Timeline auftauchen, de-aboniere ich die aber noch. Man kann das leider nicht aktiv suchen. Die Videolinks von DufteFee hab ich aber noch nicht gelöscht. Bin ich zu schwach? Hab sie aber nicht mehr angeschaut um drauf zu wichsen. Ich befürchte aber dass ich da wieder drauf zurückgreifen werde, ich kenn mich zu gut.

03. Februar
Ich weiß nicht, ob meine Entscheidung für NF wirklich gut war, ich fühl mich echt etwas unentspannt. Mail mit den Links ist immer noch nicht gelöscht.

06. Februar
Meine Frau hat mir heut  per WA signalisiert, dass sie glaubt, dass ich sie immer noch irgendwie hintergehe. Ich glaub, sie hat die Mails mit den Links gefunden. So ein Mist. Sofort gelöscht. Glaub das krieg ich dieses mal nicht mehr hin. Hab Angst. Scheiß Pornos, Drecks Unehrlichkeit.
Sie hat mich gefragt, ob ich immer noch Kontakte hab. Scheiße, ich hab das verneint, aber mit den Links, die sie vermutlich gefunden hat, sieht das richtig scheiße aus. Aber es ist wie immer: ich fühö mich in der Klemme, und das Lügen wird sofort einfach. Bin ein Arsch. Sie ist der Meinung (mal wieder) dass ich psychologische Hilfe brauch. Kann schon sein, aber davor hab ich Bammel. Erstens jemand fremden an mich ranlassen und zweitens: wer zwingt mich denn, vor dem die Wahrjeit zu sagen? Schwierig. Aber müsste eigentlich sein, weiß ich.

07. Februar
War klar. Sie hatte die Links gefunden und weiß jetzt auch, dass ich dafür bezahlt hatte obwohl ich die Verbindung Schmuddelkram  gegen Bezahlung etwas stark verneint hatte. Bingo, wieder mal gelogen. Oh man, ich will das alles doch gar nicht, ich hab meiner Frau echt schon zu oft weh getan. Hilfe. Die Diskussionen wahren jetzt alles andere als schön, vor allem, weil sie mir nun gar nicht mehr vertraut. Weder glaubt, dass es niemals persönliche Kontakte gegeben hat, noch, dass ich mich wirklich ändern will.
Gespräche waren jetzt  eine Mischung aus Standpauken, Vorwürfen, und Traurigkeit ihrerseits, Betroffenheit und Scham meinerseits. Ich glaubte dass ich jetzt endgültig verloren hab.

08. - 13. Februar
Die Gespräche mit meiner Frau waren all die Tage immer sehr ungemütlich, aber das hab ich mir selber zuzuschreiben. Logischweise haben wir an den Abenden auch nicht mehr  gekuschelt. Wer will halt schon mit so einem wie mir zärtlich sein oder sich Zärtlichkeiten gefallen lassen. Ab dem Wochenende hat Conny frei und Urlaub und sie hat Angst, Tag und Nacht mit mir zusammen zu sein und in einem Bett zu schlafen. Fühlt sich furchtbar an, so schlimm gesehen zu werden.
Im übrigen gibts langsam Entzugserscheinungen. Ich glaub mein Schlafrythmus ist nicht mehr ok. Bin jetzt oft sehr zeitig wach und muss oft nachdenken. Und manchmal drehen sich die Gedanken um wahllose Fickbilder und ich hab nen Ständer, ohne das ich das will. Hab zwar nie Hand angelegt, aber das war schwer. Und ich frier oft erbärmlich zu den unmöglichsten Zeiten, aber das soll angeblich obt so sein, wenn das Belohnungszentrum auf Entzug läuft.
In der Zwischenzeit hab ich ne App gefunden, die einen NoFab-Zähler darstellt. Kleines bissl motiviert das.

14. Ferbuar
Vor diesem Tag hab ich mich bissl gefürchtet. Conny hat sich ja vehement verbeten, dass ich an Valentinstag was für sie tue. Hab sogar auf den Versuch verzichtet, sie mal zu umarmen. Am Abend kam daraufhin ein ziemlich fießer Kommentar, aber habs nicht anders verdient Gab dann aber trotzdem ein eher unangenehmes Gespräch.

15. - 18. Februar
Ihr Urlaub verläuft relativ neutral. Manchmal kann ich sie in den Arm nehmen, da hab ich mich vorher sehr davor gescheut, weils sich nicht so anfühlt als ob ich das Recht dazu hab. Manchmal gibts diese teils unangenehmen Gespräche, denn natürlich traut und glaubt meine Frau mir nix. Ist logischwer verletzt und ich verdiehn wohl auch nix. Kann nur versuchen durchzuhalten. Ich möcht so gern wieder Zärtlichkeit geben dürfen. Aber entweder wird das nix, oder wird noch sehr lang dauern.
Craving ist noch da, läuft aber recht flach. 

19. Februar
Tag verlief neutral, Abends hab ich etwas Mut gefasst und Conny gebeten, mit mir um acht schlafen zu gehen und ihr für Vorher eine Massage angeboten. Ich hatte auch in den letzten Tagen echt versucht, ihr wieder mehr Aufmerksamkeit zu zeigen, weil ich ihr vielleicht so beweisen kann, dass ich ihr wieder ein guter Ehemann sein möchte. Den ich liebe sie nach wie vor. Selbst ehrlich Lust empfinde ich ihr gegenüber immer noch, aber das dauert noch, bis da wieder was laufen kann. Ich werd warten. Erst mal NoFab durchhalten und den Hirn-Reset schaffen. Na zumindest war sie ja einer guten Massage nicht abgeneigt, also darf ich zumindest mehr als sie nur mal in den Arm nehmen.
Als wir dann lagen, gabs woeder eins dieser eher unangenehmen Gespräche bzw. Diskussionen. Dachte, dass dann aus der Massage doch nix wird, aber Conny ging dann aufs Klo und wollte danach wirklich ihe Masage haben. Hätte ich echt nicht gedacht. Hab sie dann schön massiert. Rittlings hinter ihrem Po  gesessen. Hab ihr gesagt, dass mich das an die erste Massage erinnert, die ich ihr damals 2012 gegeben hab. Das war damals ziemlich geil und ich erinner mich immer noch gern dran. Ich glaub, wärend dr Massage hatte ich bereits einen Anflug an Erektion. Hab mir allerdings Mühe gegeben, es zu verbergen, damit sie keinen falschen Eindruck von der Sache bekommt. Erotische Handlungen laufen meiner Meinung nach der NoFab-Sache nicht entgegen. Ist ja kein Porno oder Wichsen. Und hier gehts ja auch um sie, nicht um mich. Hoffe, sdie hats ein bissl genossen und versteht meine Bemühungen richtig.

20. Februar
Bin wieder mal für meine Verhältnisse zeitig wach geworden. Hab bemerkt dass Conny auch wach geworden ist. Hab versucht, mich an sie zu kuscheln und ihr zu zeigen, wie liebevoll es swieder sein kann, mit mir im Bett zu sein. Auch ohne Sex. Haben uns gekrault und gestreichelt und unsere erogenen Zonen zu berühren. Ich hätte es gern getan, aber es hat sich auch so wunderschön und richtig angefühlt. Hab gemerkt, wie sehr ich Conny immer noch liebe, aber wird sie mir das irgendwann wieder glauben? Kann nur durchhalten mit dem NoFab. Irgendwann auch mal einen Psychologen finden, um auch andere Dinge aufzusarbeiten. Irgendwann hoffe ich, dass unsere Beziehung ein wenig heilen wird. Ich fühl mich innerlich fürchterlich, dass ich uns kaputt gemacht hab und sie so lang emotional und körperlich allein gelassen hab.

23. Februar
Ich halte gut durch und habe nun auch immer öfter spontane Erektionen, besonders in der Nacht und es hat nichts mit übermächtigem Harndrang zu tun. Auch beim Kuscheln mit meiner Frau fange ich oft an steif zu werden, denn die Lust auf weiters mit ihr ist bereits am Erstarken. Ich denke, es würde unglaublich Spaß machen, aber erstens möchte ich wenigstens erst mal die 30 Tage-Grenze ohne Orgasmus erreichen und zweitens weiß ich nicht genau, in welchem emotionalen Zustand Conny sich befindet. Hab schließlich viel Mist gebaut und sie ist vielleicht noch gar nicht so weit. Wohlfühlmassage und Kuscheln geht aber bereits und mir bedeutet das eine Menge. Will ja, dass sie sich bei mir wieder bissl wohl fühlt und mir tut es innerlich auch gut, wenn ich sie nicht nur innere Kämpfe ausfechten sehe.  Auf dem Weg zum Hirn-Reset sehe ich mich auf nem guten Weg, auch wenn es mit mehr körperlicher Liebe wahrscheinlich noch dauert.
Ich hab über die letzten Tage eine Art erotische Kurzgeschichte geschrieben, wie ich meiner Frau beginne, im Bett was gutes zu bieten. Ist einerseits eine Fantasie, aber theoretisch so möglich. Hat mir geholfen, mein zur Zeit oft unstillbares Verlangen zu kanalisieren. Während des Schreibens und Verbesserns hab ich zwar öfter nen Harten in der Hose gehabt, aber ich konnte mich immer beherrschen. Hatte ich erwähnt, dass ich „damals“ auch öfter mit Fantasien an meine eigene Frau gewichst hatte.
Der NoFab-Counter auf dem Handy ist nun zum morgendlichen Ritual geworden. 

24. Februar
Schon seit Tagen hab ich den Eindruck, dass sich bei mir ein gewisser Tatendrang einstellt. Ich fang an, etwas strukturierter zu handeln und erledige auch viel mehr Dinge am Tag ohne großartige Unterbrechung und motoviert genug fürs Durchziehen. Der Suchtdruck kommt jetzt auch nicht mehr so oft und selbst bei Gedanken an erotische Handlungen hab ich nicht mehr ungewollt nen Ständer. Ok, wenn ich abends im Bett mit meiner Süßen kuschele, werd ich schon bissl hart. Hab mir üverlegt, ob ich sie frage, ob ich nach der 30er-Grenze ein bisschen erotischere Dinge mit ihr zun darf. Ihre weichen Möpse massieren zum Beispiel oder sogar ihre Pussy ein wenig streicheln. Ich weiß, dass ich wegen allem was ich verbockt hab, gar nicht in der Position für solche Dinge bin, aber Conny weiß auch von meinem NoFab-Plan und ist bestimmt dann auch ein klein wenig stolz und gönnt mir so ein kleines Vergnügen quasi als Belohnung. Und ich träume davon, dass irgendwann unser Sexleben wieder in die Gänge kommt und so ein bissl fummeln wie Teenies könnte doch ein kleiner Anfang sein?
Natürlich hab ich auch weiter den Vorsatz Porno- und wichs-frei zu bleiben, das ist gar keine Frage. Und ich sehne mich nach meinen ersten freien Orgasmus als Teil einer geistigen und körperlichen Gesundung und vor allem als Zeichen dafür mit meinem Schatz wieder ins beinahe Reine gekommen zu sein. 100% wird’s sicher nie wieder geben, da speziell eine Frau sicher irgendwann verzeiht, aber bekanntlich niemals vergisst.

25. Februar
Heute Nacht hatte ich einen sehr seltsamen Traum. Vor dem Einschlafen haben wir wieder ausgiebig gekischelt (wie immer ohne erotische Berührungen, aber ich hatte durchaus ne leichte Erektion, keine Ahnung ob sie das manchmal mitbekommt, ich frag da nicht). Im Traum später in der Nacht hab ich geträumt, dass meine Frau neben mir liegt und wir kuscheln. Nackt wie wir sind, so wie die Situation auch abends immer aussieht. Dann habe ich mich zur anderen Seite gedreht. Da lag ebenfalls meine Frau nackt, mir in Löffelchenposition zugewandt. Ich habe begonnen, sie im Schritt zu streicheln und bin dann mit dem Finger in sie eingedrungen und hab sie heftig gefingert. … Mehr war glaub ich nicht, denn nach dieser Traumphase bin ich wach geworden und hatte einen Mordsständer. Einen unwillkürlichen Erguss hab ich glaub ich nicht gehabt, aber es ist in den letzten Wochen durchaus vorgekommen, wenn man die Spuren auf dem Laken richtig interpretiert. Und der Ständer hatte sicher nix mit voller Blase zu tun, wie man meinen könnte, da ich vor der Schlafphase mit besagtem Traum erst auf Toilette war.
Nun bin ich etwas verunsichert, in welche Richtung dieser Traum geht. Ist das nur eine Entzugserscheinung und das Hirn versucht, mich zu einer schnellen Erleichterung zu bewegen oder heißt das, dass mein Hirn-Reset langsam Erfolge zeigt, und mein sexuelles Verlangen auch unterbewusst langsam wieder auf meine Frau gerichtet wird, was ja sehr schön währe, denn auch im Unterbewusstsein sollten gespeicherte Bilder ja neu durch die Realität verdrängt werden. Vergessen wird man es ja nun nie können, aber die Prioritätsgewichtung sollte auch im Oberstübchen vollständig richtig gestellt werden.
Meine kleine Phantasiegeschichte ist nun fertig, ich denk, weitere werd ich nicht machen, zum Kanalisieren hat es gereicht und ich bin mir klar, dass ich die Geschichte in Realität auch genauso mit meiner Frau umsetzen würde. Ich hoffe, nie wieder einen Porno zu brauchen, um mein Hirn mit solchen Fantasien füttern zu können. Meine Frau soll für lustvolle Momente vollständig genügen, das ist mein fester Vorsatz. Will sehen ob sie das unterstützt und mir irgendwann wieder Chancen einräumt.
Hab heut übrigens ein bisschen an der Vorgeschichte (gesonderte Datei) weitergeschrieben. Ist gar nicht so einfach, zu rekapitulieren, wie ich mich in diesen Teufelskreis begeben hab, und an manchen Stellen kommt mein Schamgefühl doch sehr hoch. Ist halt kein schönes Gefühl, wenn man sich zwingt, neben der Seite auch den Blickwinkel zu wechseln und erkennt, wie sehr man sich selbst und vor allem seiner Frau geschadet hat. Aber das ist kein Grund, abzubrechen oder gar umzukehren.

26. Februar
Gestern Abend hab ich an den Texten hier gearbeitet, als sie sicher näherte, hab ich zu ihr aufgeschaut und es gab mal wieder einen Kommentar der Art „ich guck schon nicht, ich will gar nicht wissen, mit wem du schon wieder schreibst“ … solche Seitenhiebe hab ich sicher verdient, aber ich hoffe, sie kann mir irgendwann glauben, dass ich jedwedes Material gelöscht hab, jegliche Onlinekontakte abgebrochen hab und NoFab wirklich versuche, zu schaffen. Für uns. Alle anderen Probleme, die es noch aufzuarbeníten gibt, werde ich mithilfe eines Psychotherapeuten in Angriff nehmen, dass muss sich aber erst noch ergeben. Erste Weichen sind aber bereits gestellt. Das hat aber zumindest vordergründig nichts mit NoFab/NoPMO zu tun.
Da meine Frau gestern Abend mit einem Nachtschichtblock begonnen hat, war ich heut Nacht allein im Bett. Kein Kuscheln, Knutschen oder sonst was. Gar nicht so einfach wenn man sich da an den letzten Abenden dran gewöhnt hat. Auch wenn ich dabei eigentlich immer einen Halbsteifen hatte, hat es mich regelmäßig beruhigt und ich hab den vertrauten Momenten an den Abenden relelrecht entgegengefiebert. Hoffentlich entwickeln sich die nächsten Abende nicht zu Risikomomenten.
Meine Vorgeschichte ist so gut wie fertig. Ist dich einiges länger gewirden, als gedacht. Wer sie am Wochenende noch auf Rechtscheibung, Gramatik und Logik prüfen und dann kann sie auch jemand anderes sehen, wenn das notwenig sein sollte. Psychologen oder meine Frau vielleicht.

27. Februar
Am Abend wieder Gespräche mit meiner Frau gehabt. Sie meint, ich wäre fein raus, weil ich durch Forum, FB-Gruppe usw. was hätte, wo ich mich hinwenden könne, sie müsste den Bullshit mit sich selbst ausmachen. Hab ihr angeboten, dass sie ihren Frust, Enttäuschung, Wut oder was auch immer bei mir abladen kann, da ich ja immerhin der Verursacher des Leides bin. Da ich im Forum schon auf Beiträge von anderen Partnerinnen gestoßen bin, hab ich ihr den Tipp gegeben, sich hier ebenfalls anzumelden, wenn sie Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten sucht. Keine Ahnung, ob das richtig war. Wie sie das aufgenommen hat, ist mir noch nicht ganz klar.

28. Februar - 2. März
Im Augenblick wechselen unsere Gespräche schnell zwischen Alltagsgesprächen und Frustdialogen. Ich bin gelegentlich ziemlich Scheiße drauf und meine Frau hat mir auf den Kopf zugesagt, dass sie an mir starke Zeichen eines gewöhnlichen Entzuges bemerkt, so stimmungsmäßig. Da kann ich schlecht mitreden, denn mit Alkoholsuch oder dergleichen hab ich keine Erfahrung. Obwohl, wenn ich an die Zeit meines kalten Zigarettenentzuges damals zurückdenke, war ich glaub ich sogar viel biestiger drauf, aber das hat sich relativ schnell gelegt.
Wenn ich im Moment Bilder von Frauen sehe, ist mein Denkmuster nicht mehr unmittelbar auf Fabb-Szenarien gerichtet wie noch am Anfang. Die letzten beiden Tage hatte ich auch keine intensive Morgenlatte mehr. Weiß nicht ob ich grad die erste kleine Flatline habe, Suchtdruck ist aktuell kaum spürbar. Mal abwarten…
Es geht nicht um Verzicht, es geht um ein erfüllendes Leben!  Smile
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#2
Ja, du kannst dein Leben verbessern!

Hallo Sprengie,
wie geht es dir aktuell?

Und wie geht es deiner Frau? Du hattest ihr ja vorgeschlagen, sich auch hier anzumelden… Hat sie das gemacht? Falls nicht, ich würde ihr gerne einen persönlichen Kontakt (eMail oder Telefon) anbieten, falls sie interessiert ist. Spricht sie denn mit sonst irgendjemandem darüber?

Gleich vorweg: Sorry, falls ich Fragen stelle, die du in deinen Beiträgen schon beantwortet hattest.. Es ist doch recht viel Text und ich hab das alles gestern gelesen und hoffe, ich bringe nichts durcheinander. Deine Geschichte ähnelt der meines Mannes  in manchen Punkten…

Da du ja zur Zeit krank geschrieben bist, brauchst du ja das Internet eigentlich nicht und auch bei deinem Job würdest du es nicht brauchen, oder? Vielleicht willst du mal (evtl. auch „nur für die erste Zeit“) komplett darauf verzichten? Dann kommst du erst gar nicht in Versuchung, auch auf fb und Insta irgendwas anzuschauen…

Hast du mittlerweile Fortschritte gemacht was die Therapeutensuche angeht? Du schreibst, dass du da auf der Suche bist und es dabei nicht vorrangig um PMO & Co. geht. Worum geht es denn da? Um die gesundheitlichen Probleme? Dir ist hoffentlich klar, dass das süchtige Ausagieren einen (wahrscheinlich sehr großen) Teil deiner Gefühle unterdrückt, oder? Ehrlich gesagt liest sich dein Text auch so, als wärst du noch ziemlich drin in „dieser anderen Welt“. Hast du vielleicht auch mal an eine Selbsthilfegruppe (SA oder SLAA) gedacht? Auch für deine Frau könnte das interessant sein (S-Anon).

Du schreibst, dass die Gespräche  mit deiner Frau ungemütlich/frustrierend sind… Magst du erzählen, worum genau es in den Gesprächen geht? Ich werde bei deinem Text nicht ganz klar darüber, ob du ihr alles erzählt hast… Teilweise klingt es so, als hättest du ihr nicht alles erzählt und dann hattest du ihr aber ja auch angeboten, sich auch hier anzumelden und sie könnte alles lesen…

Es ist super wichtig, dass du ihr alles erzählst und wirklich anfängst, ihr nichts mehr zu verheimlichen. Antworte ihr auf ihre Fragen und erzähl ihr nicht nur das, was sie sowieso schon weiß.
Wenn du es wirklich ernst meinst mit der Heilung, führt daran kein Weg vorbei. Weder für dich selbst, noch für deine Frau. Also auch um eurer Ehe willen. Du kannst erst heilen, wenn du alles rauslässt und deine Frau kann erst dann wirklich anfangen, ihr Vertrauen zu dir wieder aufzubauen. Damit meine ich keine Details, denn diese verwandeln sich in Intrusionen und Flashbacks (davon hat sie wahrscheinlich schon genug leider), sondern einfach Tatsachen: was war alles. Kennt sie zB deine Vorgeschichte? Und hat sie sich auch mit dem Thema auseinandergesetzt und etwas darüber gelesen und gelernt?

Hast du denn mit sonst jemandem darüber gesprochen außer mit deiner Frau?
Gibt es jemanden, den du anrufen kannst, wenn das Verlangen kommt?

Liebe Grüße und viel Glück!
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#3
(03.03.2021, 07:37)Jana schrieb: Ja, du kannst dein Leben verbessern!

Ich hoffe das, denn das hier ist einer der Schritte in ein hoffentlich erfüllteres Leben.  Wink

Hallo Sprengie,
wie geht es dir aktuell?

Hallo Jana, im Moment geht es mir gut und nach Tag 30 ohne PMO hab ich kaum Suchtdruck und fühl mich körperlich und mental deutlich fitter als noch letzten Monat.

Und wie geht es deiner Frau? Du hattest ihr ja vorgeschlagen, sich auch hier anzumelden… Hat sie das gemacht? Falls nicht, ich würde ihr gerne einen persönlichen Kontakt (eMail oder Telefon) anbieten, falls sie interessiert ist. Spricht sie denn mit sonst irgendjemandem darüber?

Meine Frau scheint meine leichten Veränderungen zu mögen, da sich unser gemeinsamer Umgang anfängt, etwas liebevoller zu gestalten, sie freut sich zum Beispiel, dass es auch tagsüber immer mal eine Umarmung oder ein KJüsschen von mir gibt, was bis vor kurzem eher nicht der Fall war. Und es es auch son von mir nicht strategisch eingesetzt oder getrieben von schlechtem Gewissen (was mich natürlich auch noch umtreibt), sondern echt aus einem inneren Bedürfnis heraus, denn ich liebe meine Frau echt noch. Ihre Gedankenwelt schlägt nach wie vor Purzelbäume zwischem allem was war, und dem was ich heute zeige. Kann ich gut nachvollziehen.

Sie hat sich hier noch nicht angemeldet, vielleicht hat sie Vorbehalte. Werd es ihr heut Abend aber nochmal raten und dein liebes Angebot weitergeben.

Gleich vorweg: Sorry, falls ich Fragen stelle, die du in deinen Beiträgen schon beantwortet hattest.. Es ist doch recht viel Text und ich hab das alles gestern gelesen und hoffe, ich bringe nichts durcheinander. Deine Geschichte ähnelt der meines Mannes  in manchen Punkten…

Ist ok, Tagebuch nebst Vorgeschichte ist bislang schon sehr umfangreich. Mich selbst würde der Vergleich zu deinen persönlichen Erfahrungen durchaus interessieren.

Da du ja zur Zeit krank geschrieben bist, brauchst du ja das Internet eigentlich nicht und auch bei deinem Job würdest du es nicht brauchen, oder? Vielleicht willst du mal (evtl. auch „nur für die erste Zeit“) komplett darauf verzichten? Dann kommst du erst gar nicht in Versuchung, auch auf fb und Insta irgendwas anzuschauen…

Komplettverzicht geht leider nicht so ganz, da ich es täglich für Onlinebanking, Kommunikation mit diversen Behörden, Lernplattform für das Homeschooling unserer Linder u.ä. brauche. Auf den Social-Media-Plattformen  glaube ich zumindest, dass meine Bereinigungsbemühungen mittlerweile recht erfolgreich waren, es ist in letzter Zeit kein Timelinebeitrag in diese Richtung mehr aufgetaucht. Auf kritische Seiten zu gehen, hatte ich beriets seit Beginn meiner PMO-freien Bemühungen nie Versuchungen. Hab übrigens am Anfang mal den Filter ausprobiert, der hier oft empfohlen wird. Leider sperrt der auch dieses Forum hier, deswegen hab ich den wieder deaktiviert. Es geht aber erst mal so, soviel Selbstdisziplin hab ich offensichtlich.

Hast du mittlerweile Fortschritte gemacht was die Therapeutensuche angeht? Du schreibst, dass du da auf der Suche bist und es dabei nicht vorrangig um PMO & Co. geht. Worum geht es denn da? Um die gesundheitlichen Probleme?

Ich hab es soweit geschafft, dass ich ab 22.03. einen Platz in unserer lokalen neurologisch/psychatrischen Tagesklinik bekomme. Vorrangig ist das wegen verschiedenen Folgen meiner gehabten Schlaganfälle, hab aber im Vorgespräch angegeben, dass ich ein Suchtproblem hab, und dass mich bzw. uns noch so einiges andere beschäftigt, was offensichtlich der Aufarbeitung bedarf (Militärzeit mit Auslandseinsatz, früher Tod von Opa und Schwester, schwieriger Bezug zu meinem Vater in der Kindheit und Jugend, meineoffensichtlich autistischen Tendenzen ....)

Dir ist hoffentlich klar, dass das süchtige Ausagieren einen (wahrscheinlich sehr großen) Teil deiner Gefühle unterdrückt, oder? Ehrlich gesagt liest sich dein Text auch so, als wärst du noch ziemlich drin in „dieser anderen Welt“.

Ja daher möchte ich unbedingt meinen Brainreset erreichen um PMO wieder durch echte Beziehungsfähigkeit und gesundes Sexualleben ersetzen zu könnnen, und mir ist klar, dass das unter Umständen ein längerer Weg werden kann. Ich bin hoffentlich gerade dabei aus dieses Welt auszusteigen.

Hast du vielleicht auch mal an eine Selbsthilfegruppe (SA oder SLAA) gedacht? Auch für deine Frau könnte das interessant sein (S-Anon).

Nein, hab ich. Einzig uns allein das Forum hier ist zur Zeit mein Anlaufpunkt und ich hatte gehofft, hier einen Anker zu finden. Ach ja, und der tägliche Blick in den NoFapp-Counter motiviert mich morgens ;-)

Du schreibst, dass die Gespräche  mit deiner Frau ungemütlich/frustrierend sind… Magst du erzählen, worum genau es in den Gesprächen geht? Ich werde bei deinem Text nicht ganz klar darüber, ob du ihr alles erzählt hast… Teilweise klingt es so, als hättest du ihr nicht alles erzählt und dann hattest du ihr aber ja auch angeboten, sich auch hier anzumelden und sie könnte alles lesen…

Leider hatte ich ihr im Verlauf einiges verschwiegen, und sie hat durch Zufall oder aktive Sucche (das weiß ich immer noch nicht sicher) alles rausgefunden. Sie glaubt zumindest, dass da noch mehr sein könnte, zum Beispiel kauft sie mir nicht ab, dass es nie persönliche Kontakte gegeben hat. Ich kann diese Vorbehalte verstehen, da meine ganze "Karriere" öfter von Lügen geprägt war und selbst wenn ich jetzt nicht lüge, könnte es in ihren Augen ja trotzdem gelogen sein. Verdammte Zwickmühle, aber das nehm ich auf mich, da ichs verschuldet hab.
Die unangenehmen Gespräche drehten sich am Anfang vermehrt um Vorwürfe ... meine Antwort war dann nur, dass sie die Fakten kennt und ich als Verursacher auch und dass die solche Punkte genauso gut bleiben lassen kann. Heute weiß ich dass sie das auch braucht um ihren Frust abzuladen und ich empfinde es als gerechtfertigt und höre ihr zumindest zu, auch wenn ich erst mal nix ändern kann. Taten und Worte lassen sich nie zurücknehmen.


Es ist super wichtig, dass du ihr alles erzählst und wirklich anfängst, ihr nichts mehr zu verheimlichen. Antworte ihr auf ihre Fragen und erzähl ihr nicht nur das, was sie sowieso schon weiß.

Wenn es jetzt noch mehr gäbe, würde ich es sogar sagen. Aber muss ich denn wirklich in schmutzige Details gehen? Zu welchen Kategorien von Pornos ich gewichst hab, wie oft, wie geil ich das fand und lauter so Zeug? Ehrlich gesagt, will ich diese Welt unbedingt hinter mir lassen undmit solchen dreckigen Details meiner Frau auch nicht noch mehr mentales Leid zufügen. Wozu soll denn das gut sein?

Wenn du es wirklich ernst meinst mit der Heilung, führt daran kein Weg vorbei. Weder für dich selbst, noch für deine Frau. Also auch um eurer Ehe willen. Du kannst erst heilen, wenn du alles rauslässt und deine Frau kann erst dann wirklich anfangen, ihr Vertrauen zu dir wieder aufzubauen. Damit meine ich keine Details, denn diese verwandeln sich in Intrusionen und Flashbacks (davon hat sie wahrscheinlich schon genug leider), sondern einfach Tatsachen: was war alles.

Mit den Begriffen kann ich nix anfangen, was bedeutet das? Der Rest: siehe Punkt vorher.

Kennt sie zB deine Vorgeschichte? Und hat sie sich auch mit dem Thema auseinandergesetzt und etwas darüber gelesen und gelernt?

Meine Vorgeschichte kennt sie weitestgehend. Paar Infos zu NoFabb hat sie sich online bereits besorgt, hat sie mir erzählt, aber ich glaub noch nicht ausreichend. Ich versuch auch in den Punkten immer zu erzählen, wass ich selbst rausgefunden oder gelernt hab, denn zum Teil les ich unglaublich viel drüber, grad auf der Webseite hier (auch wenn einige Artikel furchtbare Google-Übersetzungen sind.)

Hast du denn mit sonst jemandem darüber gesprochen außer mit deiner Frau?
Gibt es jemanden, den du anrufen kannst, wenn das Verlangen kommt?

Nein, das Forum hier und die NoFapp Germany-Gruppe auf FB sind bislang meine einzigen Anlaufstellen. In meinem sozialen Umfeld würde ich keine Person als passend einstufen, eigentlich traurig. Meiner Frau gehts da ähnlich.

Liebe Grüße und viel Glück!

Ich danke dir sehr wir deinen Text, das hilft mir ein wenig bei meiner Selbstreflektion. Ich hab mich bemüht, meine Antworten inhaltlich und farblich etwas zu strukturieren und hoffe, dass wir uns gelegentlich weiter austauschen können.

Ganz liebe Grüße und nochmal danke!
Es geht nicht um Verzicht, es geht um ein erfüllendes Leben!  Smile
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#4
Hey Sprengie,

es freut mich sehr zu lesen, dass es dir gut geht, du momentan keinen Suchtdruck spürst und es zwischen dir und deiner Frau wieder liebevoller wird.

Dass du sie tagsüber öfter mal in den Arm nimmst oder ihr ein Küsschen gibst, klingt für mich sehr nach einem guten Weg. Für mich waren und sind diese Kleinigkeiten im Alltag, die bei uns auch lange nicht mehr so stattgefunden haben, ein wichtiges Zeichen dafür, dass mein Mann „bei mir“ ist bzw. dass sich seine Aufmerksamkeit wieder zu mir hinwendet… Deiner Frau geht es bestimmt genauso oder ähnlich.

Die purzelbaumschlagende Gedankenwelt (was für eine schöne Metapher, Danke dafür!) kenne ich nur zu gut. Oft bin ich auch gerade dann wieder richtig wütend geworden, wenn wir es mal ein paar Tage richtig schön und harmonisch war. Das war/ist die Angst, dass das Vertrauen wieder missbraucht wird, die leider immer mal wieder kommt…
Wie du sagst, Taten und Worte lassen sich nicht zurück nehmen. Ich hab leider richtig viele sehr gemeine, gar böse Sachen gesagt, die ich jedes Mal kurz nach so einem Wutanfall bitterlich bereut habe. Wobei ich mich selbst da mittlerweile auch besser verstehen und mir das hoffentlich auch irgendwann selbst verzeihen kann…
Bei dir bzw. euch klingt das allerdings auch gar nicht so heftig. Eher nach ruhigen Gesprächen, in denen eben viele Vorwürfe geäußert wurden/werden…?


Den Vergleich ziehe ich deshalb, weil mein Mann auch Geld bezahlt hat für so Zeug, er auch gechattet hat (leider war das die „Hauptquelle“) und weil er auch noch lange gelogen hat. Das mit dem Lügen ist sicher keine Seltenheit und typisch für eine Sucht… Wie du das Lügen beschrieben hast, hat mich allerdings sehr an seine Aussagen (also im Nachhinein auf die Frage, warum er dann noch weiter gelogen hat) erinnert. Er meinte, dass er zu dem Zeitpunkt sehr große Angst hatte und dachte, dass er nur mit lügen unsere Beziehung retten kann.

Zu dem Teil mit dem Chatten habe ich auch noch ne Frage an dich: Hattest du nur mit dem jungen Mann Nachrichten und Fotos ausgetauscht oder auch mit Frauen? Du schreibst manchmal „KontaktE“, also Plural…

Das mit dem Internet klingt ja soweit ganz gut und ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Nach allem, was ich so gelesen hab, wird das wohl leider sehr oft unterschätzt… Andererseits will ich dir da natürlich nicht reinreden, es so zu meistern ist bestimmt sinnvoll. Trotzdem würde ich gerne wissen, wofür du dann bei Social Media überhaupt rein musst? Also nur so aus Neugier.

Uff, das sind ja ein paar ganz schön harte Sachen, die du da aufzuarbeiten hast in der Therapie. Erklärt für mich auch die Sucht zu einem großen Teil. Für dich wahrscheinlich auch. Es tut mir sehr leid, was du schon alles aushalten musstest und ich nehme mal an, dass jetzt mit der Abstinenz auch viel Schmerz diesbezüglich hochkommt. Gleichzeitig ist dies Grund zur Freude, denn jetzt kannst du das alles hoffentlich gesund verarbeiten.
Bitte entschuldige, falls ich dir da jetzt irgendwo zu nahe getreten bin oder irgendetwas fehlinterpretiert habe.


Hm der Teil mit dem Offenlegen ist schwierig. Details braucht sie auf keinen Fall, wie gesagt. Ich meinte damit die Fakten, wie zB das mit dem gekauften Schmuddelkram.
Bei uns war es ähnlich wie bei euch, also dass ich im Laufe der Zeit immer mehr herausgefunden habe bzw. herausfinden musste, weil mein Mann es nicht von sich aus erzählt hatte oder eben sogar noch aktiv gelogen hatte. Dass alles raus muss meinte ich in erster Linie so, dass deine Frau nicht noch etwas selbst herausfinden sollte, denn das ist natürlich jedes Mal ein Stück mehr Vertrauen, das flöten geht. Außerdem hilft ihr eine gewisse Offenheit allgemein beim Aufbau von Vertrauen und für dich ist es gesund, aus dem "Schamkreislauf" auszubrechen.
Aber wenn sie tatsächlich alles weiß, ist der Punkt ja eigentlich eh hinfällig.

Intrusionen und Flashbacks werden durch Trigger ausgelöst. Vereinfacht gesagt: Eine Intrusion ist das Wiedererinnern einer traumatischen Situation, gegen die man sich nicht wehren kann. Also quälende Gedanken. Ein Flashback ist quasi das gleiche wie eine Intrusion, nur viel heftiger, man wird richtig überrollt von schlimmen Gedanken und Gefühlen und ist irgendwie darin gefangen. Schwer zu erklären.
Daher sollte es natürlich auch keine Details geben, wie du ja selbst auch schreibst. Was ich allerdings schon vertretbar finde, ist zB etwas zu erzählen, was Erleichterung schaffen könnte. Du hattest ja von den verschiedenen Genres berichtet und dass deine Frau irgendwas mit dünnen Mädels oder Teenies oder so gesehen hatte und dass sie darüber vielleicht anders denken würde, wenn sie von den Chubbys wüsste (oder so ähnlich, ich weiß das nimmer so genau, sorry) …? Was spricht denn dagegen, ihr so etwas zu erzählen?


Ich werde vor meiner nächsten Antwort mal deine Texte nochmal lesen, das nervt mich selbst grad total, dass ich manches nimmer so genau weiß. Diese schicke ich jetzt trotzdem mal ab (offensichtlich)..

Liebe Grüße, weiterhin viel Erfolg und bis bald!
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#5
(04.03.2021, 15:31)Jana schrieb: Hey Sprengie,

Hallo Jana,

es freut mich sehr zu lesen, dass es dir gut geht, du momentan keinen Suchtdruck spürst und es zwischen dir und deiner Frau wieder liebevoller wird.

Dass du sie tagsüber öfter mal in den Arm nimmst oder ihr ein Küsschen gibst, klingt für mich sehr nach einem guten Weg. Für mich waren und sind diese Kleinigkeiten im Alltag, die bei uns auch lange nicht mehr so stattgefunden haben, ein wichtiges Zeichen dafür, dass mein Mann „bei mir“ ist bzw. dass sich seine Aufmerksamkeit wieder zu mir hinwendet… Deiner Frau geht es bestimmt genauso oder ähnlich.

Darf ich fragen, ob es seinerzeit bei euch allmählich besser geworden ist? Für mich selber fühlt sich dass, was ich eigentlich eher intuitiv tue, einfach nur richtig an. Scheinbar vermittelt es meiner Frau ein gutes Gefühl und ich fühle in diesen Momenten auch einen inneren Frieden. Ich glaub, das Durchhalten wird so ein Stück einfacher und allgemein fühl es sich ein klitzekleines Stück wie Neuverlieben an, kann sowas sein?

Die purzelbaumschlagende Gedankenwelt (was für eine schöne Metapher, Danke dafür!) kenne ich nur zu gut. Oft bin ich auch gerade dann wieder richtig wütend geworden, wenn wir es mal ein paar Tage richtig schön und harmonisch war. Das war/ist die Angst, dass das Vertrauen wieder missbraucht wird, die leider immer mal wieder kommt…

Genau das befürchte ich bei meiner Frau eben auch. Es läuft ein Stück weit gut für uns, und dann kippt ohne offensichtlichen Grund bei ihr die Stimmung. Grad wenns im Job oder mit den Kids mal schlecht läuft oder allgemein die Tagessituation düster is (Scheiß Corona, sag ich da nur), drängen sich bei ihr warscheinlich all die Gedanken der letzten Zeit wieder in den Vordergrund.  Ich versuch dann, dasnicht allzusehr an mich ranzulassen, aber was, wenn ich selbst grad nicht gut drauf bin? Dann hab ich Angst, sie nicht allzu gut auffangen zu können. Ich versuchs aber.

Wie du sagst, Taten und Worte lassen sich nicht zurück nehmen. Ich hab leider richtig viele sehr gemeine, gar böse Sachen gesagt, die ich jedes Mal kurz nach so einem Wutanfall bitterlich bereut habe. Wobei ich mich selbst da mittlerweile auch besser verstehen und mir das hoffentlich auch irgendwann selbst verzeihen kann…

Das ist auch so ein Punkt, wo ich mich als "Täter" einfach nur schuldig fühle, immerhin sind wir Typen auch irgendwie verantwortlich und ich sehe das mittlerweile auch recht locker.

Bei dir bzw. euch klingt das allerdings auch gar nicht so heftig. Eher nach ruhigen Gesprächen, in denen eben viele Vorwürfe geäußert wurden/werden…?

Weitestgehend ist es das auch. Was mir aber öfter aufgefallen ist, dass von ihr gelegentliche Spitzen und Anspielungen in meine Richtungen kommen, wenn die Kids anwesend sind. Nix absolut eindeutiges, aber ich befürchte, dass irgendwann mal ne Frage à la "Mama, wie meinst'n das jetzt?" kommt. Ich bin mir sicher, dass das von ihr nie beabsichtigt ist, sondern eher aus einem Impuls heraus gesagt wird, wenn es in ihr wieder urplötzlich hochkocht. Keine Ahnung, wie ich sie bitte, sowas in Gegenwart der Kinder zu lassen. Da denk ich gelegentlich noch drüber nach.

Den Vergleich ziehe ich deshalb, weil mein Mann auch Geld bezahlt hat für so Zeug, er auch gechattet hat (leider war das die „Hauptquelle“) und weil er auch noch lange gelogen hat. Das mit dem Lügen ist sicher keine Seltenheit und typisch für eine Sucht… Wie du das Lügen beschrieben hast, hat mich allerdings sehr an seine Aussagen (also im Nachhinein auf die Frage, warum er dann noch weiter gelogen hat) erinnert. Er meinte, dass er zu dem Zeitpunkt sehr große Angst hatte und dachte, dass er nur mit lügen unsere Beziehung retten kann.

Interessant. Denn genau das mit der Angst dürfte bei mir genau gleich sein. Ich erinnere mich, dass das bei mir schon immer so war. Irgend eine diffuse Angst, von der einem gar nicht völlig klar war, worvor man eigentlich Angst hatte ... Scham, Versuch weiterer Verharmlosung oder Verbergung, ... hast du vieleicht sogar eine Idee, wo mann da auuf Ursacxhenforschung gehen sollte? Oder wäre das echt ein Fall für einen Therapeuten oder Psychologen? Für den steht ja, wie schon geschrieben, noch einiges mehr als nur PMO auf der Agenda.

Zu dem Teil mit dem Chatten habe ich auch noch ne Frage an dich: Hattest du nur mit dem jungen Mann Nachrichten und Fotos ausgetauscht oder auch mit Frauen? Du schreibst manchmal „KontaktE“, also Plural…

Fotos direkt ausgetauscht hab ich nur mit dem Typen, aber wie bereits geschrieben, glaube ich nicht, ob es je zu einem realen Treffen gekommen wäre. Ich bekenne mich zu abgrundtiefer Feigheit.
Ansonsten hatte ich  noch mit einer Frau zumindest per PM Kontakt, aber letztendlich nur für den Erwerb von Videoclips. Haben sonst nur geplaudert, da ich die von ihrer Art als sehr angenehm empfand. Der Kontakt ist bereits abgebrochen, gelöscht wie alles andere auch, einschließlich Eintrag im Mailadressbuch. Ich glaub nicht, dass die mich von sich aus nochmal anschreibt.


Das mit dem Internet klingt ja soweit ganz gut und ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Nach allem, was ich so gelesen hab, wird das wohl leider sehr oft unterschätzt… Andererseits will ich dir da natürlich nicht reinreden, es so zu meistern ist bestimmt sinnvoll. Trotzdem würde ich gerne wissen, wofür du dann bei Social Media überhaupt rein musst? Also nur so aus Neugier.

Hab bei FB und Insta eine ganze Menge Freunde und normale Kontakte, da ich in der hiesigen Metal-Szene sehr aktiv bin. Daher möchte ich darauf auch nicht wirklich verzichten. Downloadseiten (Filme, Musik, usw.) wähle ich zur Zeit aber nicht an, da solche Seiten öfter von schlüpfriger Werbung leben, und das könnte mich vielleicht noch triggern, der Blocker für sowas blockiert halt leider auch dieses Forum hier, deswegen ist das keine Option.

Uff, das sind ja ein paar ganz schön harte Sachen, die du da aufzuarbeiten hast in der Therapie. Erklärt für mich auch die Sucht zu einem großen Teil. Für dich wahrscheinlich auch. Es tut mir sehr leid, was du schon alles aushalten musstest

Ich hab hier schon öfter gelesen, dass diese Sucht meistens tiefgreifendere Wurzeln haben könnte. Da bin ich selbst gespannt. Aber auch, wenn all die anderen Probleme keine ursächlichen Wurzeln meiner PMO-Sucht sind, werd ich um eine Aufarbeitung nicht drumrum kommen. Meine Frau hat es sogar gefordert.

und ich nehme mal an, dass jetzt mit der Abstinenz auch viel Schmerz diesbezüglich hochkommt. Gleichzeitig ist dies Grund zur Freude, denn jetzt kannst du das alles hoffentlich gesund verarbeiten.

Ja, ein Stückweit kommt da auch einiges wieder hoch, weil ich natürlich viel über alles mögliche nachdenke. Aber das ist vielleicht sogar ganz gut so. Auch das Schreiben über all das fühl sich bereits irgendwie gut und richtig an. Bin echt gespannt, wer mir sonst weiterhelfen kann. Die Tagesklinik bzw. die Gespräche dort sind erst mal dazu da, die Folgen meiner Hirninfarkte zu bearbeiten; meine anderen Anliegen kann ich wohl erst mal nur anbringen und auf Rat hoffen.

Bitte entschuldige, falls ich dir da jetzt irgendwo zu nahe getreten bin oder irgendetwas fehlinterpretiert habe.

Alles gut, liebe Jana, was die alles schreibst, ist alles richtig, großteils sogar goldrichtig. Man könnte meine, das hier ist dein Job oder zumindest Berufung ;-)

Hm der Teil mit dem Offenlegen ist schwierig. Details braucht sie auf keinen Fall, wie gesagt. Ich meinte damit die Fakten, wie zB das mit dem gekauften Schmuddelkram.
Bei uns war es ähnlich wie bei euch, also dass ich im Laufe der Zeit immer mehr herausgefunden habe bzw. herausfinden musste, weil mein Mann es nicht von sich aus erzählt hatte oder eben sogar noch aktiv gelogen hatte. Dass alles raus muss meinte ich in erster Linie so, dass deine Frau nicht noch etwas selbst herausfinden sollte, denn das ist natürlich jedes Mal ein Stück mehr Vertrauen, das flöten geht. Außerdem hilft ihr eine gewisse Offenheit allgemein beim Aufbau von Vertrauen und für dich ist es gesund, aus dem "Schamkreislauf" auszubrechen.
Aber wenn sie tatsächlich alles weiß, ist der Punkt ja eigentlich eh hinfällig.

Ich glaub es zumindest, dass da nicht noch eine längst vergessene Leiche im Keller steckt. Ich bin mir da selber nicht so sicher. Als Beispiel: bereits vor 4 oder 5 Jahren hat meine Frau mal in meinem doch recht umfangreichen Fotoarchiv Oben.Ohne-Bilder von meiner Ex gefunden. Wusste gar nicht mehr, dass die noch existierten, sonst wären die schon digital beerdigt worden. So, nun stand ich echt blöde da. Hatte mit PMO gar nix zu zun, und ich hab mir jetzt auch extrem Mühe gegeben meine Daten abzugraßen, ob da noch irgendwas is. Bin mir aber trotzdem total unsicher und das hab ich ihr auch bereits gesagt.

Intrusionen und Flashbacks werden durch Trigger ausgelöst. Vereinfacht gesagt: Eine Intrusion ist das Wiedererinnern einer traumatischen Situation, gegen die man sich nicht wehren kann. Also quälende Gedanken. Ein Flashback ist quasi das gleiche wie eine Intrusion, nur viel heftiger, man wird richtig überrollt von schlimmen Gedanken und Gefühlen und ist irgendwie darin gefangen. Schwer zu erklären.

Alles klar, ich verstehe, was du ausdrücken möchtest. Das sind ja Dinge, die mich selbst ja auch erwischen können. Und bei einem potentiellen Thrapiegespräch wird mich sowas vermutlich auch erwischen, schätze ich mal.

Daher sollte es natürlich auch keine Details geben, wie du ja selbst auch schreibst. Was ich allerdings schon vertretbar finde, ist zB etwas zu erzählen, was Erleichterung schaffen könnte. Du hattest ja von den verschiedenen Genres berichtet und dass deine Frau irgendwas mit dünnen Mädels oder Teenies oder so gesehen hatte und dass sie darüber vielleicht anders denken würde, wenn sie von den Chubbys wüsste (oder so ähnlich, ich weiß das nimmer so genau, sorry) …? Was spricht denn dagegen, ihr so etwas zu erzählen?

Ich hab das mit den chubby-Mädels zumindest schon angedeutet, aber eher Unglauben geerntet, da sie eben nur junge, schmale Dinger in bei meinem Konsum gefunden hatte bis dahin. Sie hat aktuell wieder ein megamäßiges Selbstbewusstseinsproblem (ist j selber vom Format diese Richtung), und ich hab Schiss, dieses Thema zu vertiefen. Würde ihr viel lieber weiter durch intensive Zuwendung zeigen, dass ich so kräftige Frauen nicht ablehne, und sie halt ganz besonders nich.


Ich werde vor meiner nächsten Antwort mal deine Texte nochmal lesen, das nervt mich selbst grad total, dass ich manches nimmer so genau weiß. Diese schicke ich jetzt trotzdem mal ab (offensichtlich)..

Ich danke dir für dein intensives Engagement. Ich werd auch künftig meine Antworten in dem schwarz-grün-Modus geben, damit es für dich übersichtlich bleibt. Darf ich dir eine Forumsfreundschaftsanfrage stellen? Deine Hilfe ist extrem wertvoll für mich.

Liebe Grüße, weiterhin viel Erfolg und bis bald!

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, danke für deine guten Wünsche, bis bald!
Es geht nicht um Verzicht, es geht um ein erfüllendes Leben!  Smile
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#6
Hey Sprengie,
wie war dein bzw. euer Wochenende? Wie geht es dir bzw. euch aktuell? Hoffentlich gut!

Das mit den direkten Antworten in grün ist echt eine gute Idee, macht es schön übersichtlich für mich... Ich arbeite mich bei meinen Antworten immer chronologisch an deinen ab… Soll ich in Zukunft deine Antworten kopieren und darauf dann wiederum antworten? Wäre das angenehmer für dich?

Klar darfst du das fragen, Du darfst alles fragen… Bei uns ist es viel besser geworden, ja. Zum Glück. Hat allerdings tatsächlich etwas gedauert (es ist jetzt bald ein halbes Jahr her seit der Aufdeckung). Allerdings ist das bei jedem Paar etwas anders, logischerweise. Kommt ja ganz auf die Umstände und persönlichen und partnerschaftlichen Vorgeschichten usw. an… Ich habe immer noch Momente, in denen ich tieftraurig bin oder super wütend, aber es war schon viel, viel schlimmer. Wahrscheinlich wird das auch noch eine ganze Weile dauern, bis ich nicht mehr jeden Tag daran denken muss. Wobei ich das Ganze auch oft schon mit Distanz betrachten kann und sehr oft in der Lage bin, dem ganzen sogar etwas Positives abzugewinnen. Ist halt ein Prozess, da müssen wir durch…

Das mit dem inneren Frieden und dass das Durchhalten für dich so einfacher ist, ist super! Hast du das deiner Frau auch gesagt? Oder das mit dem neu verlieben? Klar kann das sein! Schließlich werden durch das süchtige Ausagieren nicht nur negative, sondern auch positive Gefühle betäubt. Du siehst deine Frau wahrscheinlich jetzt erst wieder richtig… Oder? Zumindest beschreibt mein Mann das so in der Art.
Wie immer gilt: sorry, falls ich irgendwo daneben liege! Nimm es mir dann bitte nicht übel, sondern sieh es als Möglichkeit für einen Abgleich mit deiner Situation/Gefühlslage, die dir helfen kann, diese zu reflektieren und dir klarer darüber zu werden.

Was du beschreibst, sehe ich persönlich als die bestmöglichste „recovery“-Variante. Du willst offensichtlich tatsächlich „raus“ aus der Sucht, das eindeutigste Zeichen dafür ist ja, dass du da aktiv geworden bist (das ist ja leider nicht bei jedem Mann so) und schon einen riesen großen Schritt geschafft hast.
Außerdem bist du bereit, dich der Wut und Trauer deiner Frau zu stellen und wie du ja selbst schreibst, ist das nicht so einfach und erfordert viel Verständnis, Kraft und Geduld. Man könnte auch sagen, das ist jetzt die Probe aufs Exempel, da du deine vorherigen Mechanismen, mit unguten Situationen/Gefühlen umzugehen, ja nun aufgegeben hast. Wenn du in dieser stürmischen Zeit abstinent bleibst, hast du wahrscheinlich schon den härtesten Teil geschafft. Für dich selbst und für deine Frau. Dass das in ihr hochkommt, wenn sie sowieso mal irgendwie nicht so gut drauf ist, ist völlig normal. Und auch dass du nicht immer „gut“ darauf reagieren und sie auffangen kannst, ist klar und darf auch mal sein. Alles menschlich. Dass du bereit bist, das alles auszuhalten und versuchst, auch für sie da zu sein, wenn sie wütend wird und vielleicht auch Sachen sagt, die sie nicht so meint oder die nicht fair sind… darauf kommt es letztendlich an. Denn auch wenn es in den Momenten nicht ersichtlich ist: das kommt bei ihr an und sie spürt es.
Das mit den Spitzen und Anspielungen vor den Kids ist natürlich ziemlich kacke. Wie du ja aber selbst schon sagst, das macht sie garantiert nicht absichtlich. Manchmal kann man das echt null kontrollieren und wahrscheinlich ärgert sie sich in solchen Momenten selbst über sich und kann trotzdem nicht anders. So ist es zumindest bei mir. Und du hast ja auch erzählt, dass die Gespräche eher ruhig sind… Sie lässt also wahrscheinlich ihre Wut nicht aktiv raus, sondern eher passiv. So klingt es zumindest für mich. Vielleicht könnt ihr gemeinsam einen Weg oder eine Art finden, wie sie ihrem Ärger aktiver Luft machen kann?
Ich denke auch nach wie vor, dass es wichtig wäre, dass sie mit irgendjemandem darüber spricht. Auch bezüglich der Selbstwertprobleme, die du weiter unten noch erwähnst. Denn auch das ist völlig normal und auch logisch. Mir ging und geht es genauso und das macht sicher auch jede betroffene Frau mehr oder weniger durch. Auch das kann besser werden. Hier mal noch ein Link mit Infos für deine Frau:
https://www.tabea-freitag.de/fileadmin/t...-Hilfe.pdf
Und ich biete ihr nach wie vor Kontakt an. Würde ihr sicher gut tun.

Zu der Angst: Kannst du das etwas genauer und ausführlicher beschreiben? Meinst du hier Angst im Bezug auf die Aufdeckung deiner Sucht? Angst auch schon vor der Aufdeckung innerhalb der Beziehung? Oder auch schon vor der Beziehung? Angst, seit dem Zeitpunkt, zu dem du dich als süchtig siehst? Sogar schon seit der Jugend/Kindheit? Da du schreibst, dass du dich erinnerst, schon immer so eine diffuse Angst gehabt zu haben und dann aber von „Scham, Versuch weiterer Verharmlosung oder Vergebung“ sprichst, ist mir nicht so ganz klar, in welchem Zusammenhang genau bzw. seit wann diese Angst da war.
Ich hab da ein paar Ideen bezüglich Ursachenforschung, möchte aber noch die genauere Beschreibung abwarten…
Und so oder so würde ich dir raten, Ängste in der Therapie irgendwann auf die Agenda zu setzen. Generell ist es ja so, dass egal aus welchem (offiziellen) Grund man eine Therapie macht, immer das angesprochen werden darf und soll, was einen gerade am meisten beschäftigt oder runterzieht.

Hahaha! Sorry, aber ich muss gerade richtig doll über diesen Satz im Bezug auf das reale Treffen mit dem Typen lachen: „Ich bekenne mich zu abgrundtiefer Feigheit.“ Ich möchte dir zu dieser Feigheit recht herzlich gratulieren! In diesem Falle kannst du ja echt froh sein, dass du feige warst. Zu dieser Geschichte mit dem Typen habe ich übrigens auch ein paar Sachen im Kopf, falls du sie lesen und dein Verhalten diesbezüglich analysieren möchtest, lass es mich wissen.

Den Teil mit der Aufarbeitung und der Forderung deiner Frau hab ich nicht so ganz verstanden. Was genau hat deine Frau da gefordert? Dass du der PMO-Sucht auf den Grund gehst?
Dass da einiges aufzuarbeiten ist, was nicht direkt mit der PMO-Sucht zu tun hat, liegt auf der Hand. Einiges ist ja passiert, als du schon süchtig warst. Habe ich das richtig verstanden? Das können also nicht die Auslöser sein… So meinst du das, oder? Wahrscheinlich haben sie eher die Sucht noch intensiviert/angefeuert. Ist ja ein dynamischer Prozess, eine Spirale…
Was ich hierzu auf jeden Fall mal sagen kann: Sucht hat eigentlich nie nur eine Ursache, sondern ist in den meisten Fällen multifaktoriell, es kommen also mehrere Sachen zusammen.

Danke für die lieben Worte, es freut mich sehr zu lesen, dass du mir nichts übel nimmst und ich oft richtig liege mit meinen Vermutungen. Auch dafür hat sich die ganze Arbeit mit Bücher lesen und Vorträge hören usw. sehr gelohnt. Ich bin froh, dass ich davon etwas weitergeben und evtl. sogar helfen kann.
Ist schriftlich ja leider schneller mal passiert, dass man jemandem auf den Schlips tritt und Fehlinterpretationen vorgenommen werden, als wenn man jemand vor sich hat und die Reaktion direkt abgleichen kann und ggf. den Mund halten… Daher immer die Hinweise von mir, dass ich natürlich auch falsch liegen kann und dass das nie persönlich oder herabsetzend gemeint ist oder so. Das Thema ist einfach auch wahnsinnig komplex.

Zu dem Teil mit dem angeknacksten Selbstbewusstsein deiner Frau hab ich ja weiter oben schon ein wenig geschrieben… Dass du das Thema nicht vertiefen willst, kann ich gut verstehen. Das ist bei uns Frauen auch ein kleines Minenfeld. Hast du denn dann momentan auch Schiss, ihr Komplimente zu machen? Weil du Angst hast, dass sie diese momentan nicht annehmen oder glauben kann? Zuwendung und Aufmerksamkeit sind immer Trumpf, damit erreichst du schon ganz viel auf verschiedenen Ebenen. Auch bei dir selbst, wie du ja beschrieben hast. Ist das nicht super schön und so wahnsinnig wertvoll?

Heute möchte ich dir auch einmal meinen Dank aussprechen! Deine Beiträge zu lesen hilft mir nämlich auch enorm, das Vertrauen zu meinem Mann weiter aufbauen zu können. Danke dafür! Klar darfst du eine Forumsfreundschaftsanfrage stellen. Ich werde gleich mal schauen, ob ich das evtl sogar hinbekomme.

Bis ganz bald, hab einen guten Start in die Woche und grüß deine Frau lieb von mir.

Ich hab noch was vergessen: Dies ist ja eigentlich dein Tagebuch...
Unsere Konversation soll dich natürlich nicht von den Tagebucheinträgen abhalten... ;-)
Schreibst du die parallel weiter oder gibt es keine mehr?
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#7
(08.03.2021, 09:15)Jana schrieb: Hey Sprengie,
wie war dein bzw. euer Wochenende? Wie geht es dir bzw. euch aktuell? Hoffentlich gut!

Huhu Jana,

das Wochenende war sehr großteils sehr entspannt. Körperlich gehts soweit gut. Meiner Frau gehts auch relativ gut, auf den Samstag Abend komm ich noch, da hab ich mir ein kleines Missgeschick geleistet, was bei uns beiden für temporäre Missstimmung gesorgt hat, aber dazu dann später.


Das mit den direkten Antworten in grün ist echt eine gute Idee, macht es schön übersichtlich für mich... Ich arbeite mich bei meinen Antworten immer chronologisch an deinen ab… Soll ich in Zukunft deine Antworten kopieren und darauf dann wiederum antworten? Wäre das angenehmer für dich?

Bearbeite meine Beiträge gern so wie du möchtest, ich komm mit fast allem zurecht. Für deine Hilfe bin ich jederzeit dankbar ;-)

Klar darfst du das fragen, Du darfst alles fragen… Bei uns ist es viel besser geworden, ja. Zum Glück. Hat allerdings tatsächlich etwas gedauert (es ist jetzt bald ein halbes Jahr her seit der Aufdeckung). Allerdings ist das bei jedem Paar etwas anders, logischerweise. Kommt ja ganz auf die Umstände und persönlichen und partnerschaftlichen Vorgeschichten usw. an… Ich habe immer noch Momente, in denen ich tieftraurig bin oder super wütend, aber es war schon viel, viel schlimmer. Wahrscheinlich wird das auch noch eine ganze Weile dauern, bis ich nicht mehr jeden Tag daran denken muss. Wobei ich das Ganze auch oft schon mit Distanz betrachten kann und sehr oft in der Lage bin, dem ganzen sogar etwas Positives abzugewinnen. Ist halt ein Prozess, da müssen wir durch…

Ja, ich hoffe wirklich, dass wir da beide durchkommen. Dass bei hr kein Tag vergeht, ohne dass soe an diesen Mist denken muss, das weiß ich . Aber selbst bei mir vergeht kein Tag, an dem ich nicht über all das nachdenke, ganz besonders, wie sehr ich ihr eigentlich weh getan habe und unsere Basis beschädigt hab. Da sind halt meinerseits auch die Ängste, dass sich das nicht wieder kitten lässt. Ich mein, ich hab nie fremdgevögelt, allerdings kann man das mit dem Bilderaustausch schon beinahe dahingehend interprtieren und das tut sie zum Teil auch. Dazu kommt halt noch die lange Zeit, die ich sie hab links lieben gelassen und mir lieber die Pornogönnung gegeben hab. Die zeitweise oder temporäre ED war ja eher nur das Tüpfelchen auf dem i, wo ich langsam angefangen hab aufzuwachen, aber nicht mal das bis Januar so richtig.

Das mit dem inneren Frieden und dass das Durchhalten für dich so einfacher ist, ist super! Hast du das deiner Frau auch gesagt? Oder das mit dem neu verlieben? Klar kann das sein! Schließlich werden durch das süchtige Ausagieren nicht nur negative, sondern auch positive Gefühle betäubt. Du siehst deine Frau wahrscheinlich jetzt erst wieder richtig… Oder? Zumindest beschreibt mein Mann das so in der Art.

Nein, das hab ich ihr bis jetzt noch nicht gesagt. Ok, dass ich mich mit den Annäherungen besser fühle, das schon. Meint sie ihrerseits ja auch, aber dass das halt noch lang nicht reicht, ihre negative Erinnerungen und Gedanken runterzufahren - versteh ich aber. Das mit dem Gefühl des "neuverliebens" könnt ich ihr aber wirklich mal erzählen, das ist ne gute Idee. Sie wirft mir eh manchmal vor, dass ich oft alles mit mir selber ausmache. Das war schon immer typisch für mich, das geb ich an der Stelle mal zu. Sollte ich auch langsam mal angehen.

Wie immer gilt: sorry, falls ich irgendwo daneben liege! Nimm es mir dann bitte nicht übel, sondern sieh es als Möglichkeit für einen Abgleich mit deiner Situation/Gefühlslage, die dir helfen kann, diese zu reflektieren und dir klarer darüber zu werden.

Wie schon gesagt: alles gut soweit. Was mir hilft, nehm ich dankend an, wenn was nicht ganz stimmt, geb ich dir einen lieben Stupser, aber das ist noch nicht passiert, also mach dir nicht so viel Gedanken ;-)

Was du beschreibst, sehe ich persönlich als die bestmöglichste „recovery“-Variante. Du willst offensichtlich tatsächlich „raus“ aus der Sucht, das eindeutigste Zeichen dafür ist ja, dass du da aktiv geworden bist (das ist ja leider nicht bei jedem Mann so) und schon einen riesen großen Schritt geschafft hast.
Außerdem bist du bereit, dich der Wut und Trauer deiner Frau zu stellen und wie du ja selbst schreibst, ist das nicht so einfach und erfordert viel Verständnis, Kraft und Geduld.

Das ist in der Tat nicht so ein guter Aspekt, denn gerade für Wut und Trauer immer eine starken Ableiter bieten zu können überfordert ehrlich gesagt manchmal meine Fähigkeiten. Manchmal reden wir, aber meistens höre ich dann schweigend zu. Oft reicht das, aber es wird zuweilen auch so interpretiert, dass mir einiges halt doch egal ist. Aber ich denk mir auch, dass ich es als "Täter" einfach aushalten MUSS.


Man könnte auch sagen, das ist jetzt die Probe aufs Exempel, da du deine vorherigen Mechanismen, mit unguten Situationen/Gefühlen umzugehen, ja nun aufgegeben hast. Wenn du in dieser stürmischen Zeit abstinent bleibst, hast du wahrscheinlich schon den härtesten Teil geschafft. Für dich selbst und für deine Frau.

Abstinent bleib ich immer noch was PMO anbelangt, allerdings bin ich nicht plötzlich ein asexuells Wesen geworden. Die Lust ist immer noch da und der zurückgehende Trieb, wie ihn manche Männer beschrieben haben, ist für mich eher ein Mythos. Ganz im Gegenteil: sobald ich meine Frau leicht bekleidet oder nackt sehe oder beim kuscheln im Bett spüre, regt sich mein kleiner Kollege. Will ich gar nicht, weil ich es im Moment nie auf sexuelle Situationen anlege, selbst wenn wir öfter innig kuscheln und uns auch streicheln (das war früher völlig normal) hat das ja nix mit mehr zu tun. Ich veruch jedes mal, bei ihr die erogenen Zonen (Brüste, Schamgegend usw.) auszulassen, damit der Verdacht nicht aufkommt, dass ich mehr fordere, weil ich wohl nach mehr als 30 Tagen langsam Druck hab. Und da komm ich jetzt zu Samstag Abend. Gekuschelt so wie immer die letzten Abende und bei all den Streicheleinheiten öfter zu den "kritischen" Bereichen gekommen. Hinterher musste ich mir den Vorwurf gefallen lassen, dass sie noch nicht so weit für mehr ist und ich zu forsch vorgegangen wäre. Hab mich kleinlaut entschuldigt, weil es wirklich keinerlei Absicht mit mehr Hintergedanken war und hab schleunigst Besserung gelobt. Hat sich trotzdem angefühlt als ob ich kurz davor war, wieder was zu vergeigen.

Dass das in ihr hochkommt, wenn sie sowieso mal irgendwie nicht so gut drauf ist, ist völlig normal. Und auch dass du nicht immer „gut“ darauf reagieren und sie auffangen kannst, ist klar und darf auch mal sein. Alles menschlich. Dass du bereit bist, das alles auszuhalten und versuchst, auch für sie da zu sein, wenn sie wütend wird und vielleicht auch Sachen sagt, die sie nicht so meint oder die nicht fair sind… darauf kommt es letztendlich an. Denn auch wenn es in den Momenten nicht ersichtlich ist: das kommt bei ihr an und sie spürt es.

Danke, dass du mir diesesn Lichtblick gibst, das hilft grad sehr. 

Das mit den Spitzen und Anspielungen vor den Kids ist natürlich ziemlich kacke. Wie du ja aber selbst schon sagst, das macht sie garantiert nicht absichtlich. Manchmal kann man das echt null kontrollieren und wahrscheinlich ärgert sie sich in solchen Momenten selbst über sich und kann trotzdem nicht anders. So ist es zumindest bei mir. Und du hast ja auch erzählt, dass die Gespräche eher ruhig sind… Sie lässt also wahrscheinlich ihre Wut nicht aktiv raus, sondern eher passiv. So klingt es zumindest für mich. Vielleicht könnt ihr gemeinsam einen Weg oder eine Art finden, wie sie ihrem Ärger aktiver Luft machen kann?

Für Ideen, wie das gehen kann, wäre ich super dankbar, denn mir würde da nix gescheites einfallen, wenn ich an ihrer Stelle wäre. Aber es fällt mir ja schon schwer, mich nur in sie reinzuversetzen. Verstehen kann ich Wut und Enttäuschung, und auch, dass das irgendwie rausmuss, aber das wie bleibt mir schleierhaft.

Ich denke auch nach wie vor, dass es wichtig wäre, dass sie mit irgendjemandem darüber spricht. Auch bezüglich der Selbstwertprobleme, die du weiter unten noch erwähnst. Denn auch das ist völlig normal und auch logisch. Mir ging und geht es genauso und das macht sicher auch jede betroffene Frau mehr oder weniger durch. Auch das kann besser werden. Hier mal noch ein Link mit Infos für deine Frau:
https://www.tabea-freitag.de/fileadmin/t...-Hilfe.pdf
Und ich biete ihr nach wie vor Kontakt an. Würde ihr sicher gut tun.

Die PDF klingt alles in allem ziemlich unmissverständlich und ultimativ. Ich werd sie ihr ausdrucken und hoffe, dass sie da alles in einem gesunden Sinne interpretiert. Auf den Kontakt zwischen euch beiden bin ich sehr gespannt, aber den lasst ihr unter euch, sollte er entstehen, sie darf mir das sagen, was sie daraus weitergeben möchte, alles andere geht mich d dann nix an, auch wenn ich sicher neugierig wäre. ;-)

Zu der Angst: Kannst du das etwas genauer und ausführlicher beschreiben? Meinst du hier Angst im Bezug auf die Aufdeckung deiner Sucht? Angst auch schon vor der Aufdeckung innerhalb der Beziehung? Oder auch schon vor der Beziehung? Angst, seit dem Zeitpunkt, zu dem du dich als süchtig siehst? Sogar schon seit der Jugend/Kindheit? Da du schreibst, dass du dich erinnerst, schon immer so eine diffuse Angst gehabt zu haben und dann aber von „Scham, Versuch weiterer Verharmlosung oder Vergebung“ sprichst, ist mir nicht so ganz klar, in welchem Zusammenhang genau bzw. seit wann diese Angst da war.

Das meinte ich ganz allgemein. Also egal was und wovor. Wenn ich irgendwo Mist gebaut hatte, war ich immer ein ziemlich guter Verschleierungstaktiker. Als Kind, Jugendlicher, junger Erwachsener, älterer Erwachsener in Beziehung und bis heute. Die PMO betriffts natürlich da auch mit. Ich glaub, ich hab schon ein Unrechtsbewusstsein und dann auch ein entsprechend hohes Schuld-Schamgefühl. Warum ich allerdings immer wieder zum Mittel der Lüge und Vertuschung neige, weiß ich bis heut nicht. Da haben sich schon solange ich denken kann, immer wieder teuflische Spiralen aufgebaut, was man wahrscheinlich als Externer kaum nachvollziehen kann. Dich würde ich davon ausnehmen, da du offensichtlich in Psycholgie etwas bewndert bis, wenn ich das zu Beginn hier richtig gedeutet hab?

Ich hab da ein paar Ideen bezüglich Ursachenforschung, möchte aber noch die genauere Beschreibung abwarten…
Und so oder so würde ich dir raten, Ängste in der Therapie irgendwann auf die Agenda zu setzen. Generell ist es ja so, dass egal aus welchem (offiziellen) Grund man eine Therapie macht, immer das angesprochen werden darf und soll, was einen gerade am meisten beschäftigt oder runterzieht.

Genau deswegen hab ich mir bereits eine gewisse Stichpunktliste auf dem PC angelgt, falls es mal zu einem therapeutischen Prozess kommt. Denn aus dem Stehgreif heraus vergess ich immer so viel. Aber meine Familie kennt mich schon als Listenkönig  Big Grin

Hahaha! Sorry, aber ich muss gerade richtig doll über diesen Satz im Bezug auf das reale Treffen mit dem Typen lachen: „Ich bekenne mich zu abgrundtiefer Feigheit.“ Ich möchte dir zu dieser Feigheit recht herzlich gratulieren! In diesem Falle kannst du ja echt froh sein, dass du feige warst. Zu dieser Geschichte mit dem Typen habe ich übrigens auch ein paar Sachen im Kopf, falls du sie lesen und dein Verhalten diesbezüglich analysieren möchtest, lass es mich wissen.

Ja, das interessiert mich. Wie gesagt, ich behaupte von mir, dass ich keine homosexuellen Neigungen verspüre, Nicht mal bi-sexuelle. Ich weiß, dass es nicht verwerflich wäre, aber in dem speziellen Gall waren die Wünsche, einen Mann mal oral zu befriedigen bzw. in mir zu spüren, ein Wunsch, den ich schon viele Jahre mit mir rumgetragen hab. Und als ich mich in dieser extrem open-minded-Community rumgetrieben hab, und einen bisexuellen Chatpartner gefunden hatte, brach schlagartig dieser Wunsch wieder durch und der Tusch unserer Nacktbilder war so eine Art Annäherung; hab da wie gesagt nie drauf masturbiert oder sowas. Diese ganze Sache ist im Grunde einfach nur beschämend und bescheuert im Nachhinein; das alles will ich so sehr hinter mir lassen, aber um es aufzuarbeiten, muss eben auch das auf die Agenda, das weiß ich.
Also wenn du da Geschichten, Ideen oder dergleichen weißt, nur zu. Jede Hilfe ist von Interesse ;-)


Den Teil mit der Aufarbeitung und der Forderung deiner Frau hab ich nicht so ganz verstanden. Was genau hat deine Frau da gefordert? Dass du der PMO-Sucht auf den Grund gehst?
Dass da einiges aufzuarbeiten ist, was nicht direkt mit der PMO-Sucht zu tun hat, liegt auf der Hand. Einiges ist ja passiert, als du schon süchtig warst. Habe ich das richtig verstanden? Das können also nicht die Auslöser sein… So meinst du das, oder? Wahrscheinlich haben sie eher die Sucht noch intensiviert/angefeuert. Ist ja ein dynamischer Prozess, eine Spirale…
Was ich hierzu auf jeden Fall mal sagen kann: Sucht hat eigentlich nie nur eine Ursache, sondern ist in den meisten Fällen multifaktoriell, es kommen also mehrere Sachen zusammen.

Nein, ihre konkete Forderung war, dass ich mich einem Therapeuten anvertraue, um ALLE uns beiden einfallenden inneren Probleme Stück für Stück aufzuarbeiten. Die PMO hat sie da nur noch als Spitze des Eisberges gesehen. Nicht als Kernproblem. Nur ich sehe das aktuell als mein größtes Prob. Aber auch du bist der Meinung, dass die Wurzeln tiefer liegen bzw. komplexer sind. Ist sicher richtig

Danke für die lieben Worte, es freut mich sehr zu lesen, dass du mir nichts übel nimmst und ich oft richtig liege mit meinen Vermutungen. Auch dafür hat sich die ganze Arbeit mit Bücher lesen und Vorträge hören usw. sehr gelohnt. Ich bin froh, dass ich davon etwas weitergeben  und evtl. sogar helfen kann.
Ist schriftlich ja leider schneller mal passiert, dass man jemandem auf den Schlips tritt und Fehlinterpretationen vorgenommen werden, als wenn man jemand vor sich hat und die Reaktion direkt abgleichen kann und ggf. den Mund halten… Daher immer die Hinweise von mir, dass ich natürlich auch falsch liegen kann und dass das nie persönlich oder herabsetzend gemeint ist oder so. Das Thema ist einfach auch wahnsinnig komplex.

Ich finds super, dass du das so siehst. Ich find, allein in Kommunikation hast du mehr Fähigkeiten als ich. Mir persönlich würden Gespräche auch mehr zusagen, durch Social Media und Foren oder WhatsApp kommt es erfahrungsgemäß wirklich sehr oft zu Misstimmung. Dabei ist es fast egal, ob man Emojies verwedent oder nicht. Aber trotzdem ist die Kommunikation hier wirklich hilfreich. Mir jedenfals hilft es und es macht auch Spaß.

Zu dem Teil mit dem angeknacksten Selbstbewusstsein deiner Frau hab ich ja weiter oben schon ein wenig geschrieben… Dass du das Thema nicht vertiefen willst, kann ich gut verstehen. Das ist bei uns Frauen auch ein kleines Minenfeld. Hast du denn dann momentan auch Schiss, ihr Komplimente zu machen? Weil du Angst hast, dass sie diese momentan nicht annehmen oder glauben kann?

Ja. Oder zumindest fehlinterpretieren. Sie ist da in einer gefährlichen Spirale von Selbstmitleid bzw. wenig Selbstachtung und Eigenliebe und das ganze gepaart eben mit dem Verhalten, was ich nun zu lange an den Tag gelegt hab bzw. was ich mir reingezogen hab und mit dem sie sich nun vergleicht. So eine Aussage die ich zur Zeit oft höre, geht nach dem Muster: "Ich seh doch jeden Tag im Spiegel, wie ich aussehe. Ich kann verstehen, dass du da was anderes suchst." - Na oder so ähnlich gehen die Sprüche. Und wenn ich da auch nur versuche, etwas gegenteiliges zu sagen, oder dass es mir egal ist, oder dass es gerade darum bei meinem Hirn-Reset geht, die falschen optischen Werte wieder gegen reale Dinge zu tauschen - das zieht überhaupt nicht. Das hab ich mit allem total verbockt und der Gedanke tut wirklich weh: Ich (und nur Ich!) schuld an dieser Misere.

Zuwendung und Aufmerksamkeit sind immer Trumpf, damit erreichst du schon ganz viel auf verschiedenen Ebenen. Auch bei dir selbst, wie du ja beschrieben hast. Ist das nicht super schön und so wahnsinnig wertvoll?

Ich hab mein Mindset dahingehend schon versucht zu überarbeiten. Grundlagen dafür zu schaffen, aber mein Hirn weigert sich aktuell noch, irgendwas freizugeben, was unglaubwürdig rüberkommen könnte. Da blockier ich total obwohl ich weiß, dass es richtig ist.  Huh

Heute möchte ich dir auch einmal meinen Dank aussprechen! Deine Beiträge zu lesen hilft mir nämlich auch enorm, das Vertrauen zu meinem Mann weiter aufbauen zu können. Danke dafür! Klar darfst du eine Forumsfreundschaftsanfrage stellen. Ich werde gleich mal schauen, ob ich das evtl sogar hinbekomme.

Nix zu danken. Deine Hilfe ist so wertvoll und so gesehen schon Dank genug. Ich mag unser Zwiegespräche schon allein deshalb weil es uns beiden was bringt, wie ich grad lese.

Bis ganz bald, hab einen guten Start in die Woche und grüß deine Frau lieb von mir.

Ich hoffe, deine Woche hatte auch einen entspannten Beginn. Grüße werd ich ausrichten. Grüß deinen Mann (wir werden stark bleiben, denn ihr Frauen seid auch so unglaubllich stark für uns!) Bis hoffentlich bald, ich wünsch dir eine erfolgreiche Woche.

Ich hab noch was vergessen: Dies ist ja eigentlich dein Tagebuch...
Unsere Konversation soll dich natürlich nicht von den Tagebucheinträgen abhalten... ;-)
Schreibst du die parallel weiter oder gibt es keine mehr?

Auch für alle anderen die hier mitlesen: Das hier ist eigentlich mein Tagebuch, und das geht auch weiter. Ich dachte, dass ich zum Ende der Woche wieder einen zusammengefassten Beitrag der letzten Tage bringe. Der Starteintrag war ja auch schon gesammelt. Ich hoffe aber, es stört euch nicht, dass hier ansonsten ein gutes Zwiegespräch mit Lara entstanden ist. Ich hwollte das jetzt nicht noch zu einem Extra-Thema machen, da es nahtlos aus dem Tagebuch entstanden ist und es auf eine PM-Konversation auslagern wollt ich auch nicht, weil es den ein oder anderen doch auch interessieren könnte und geheim isses nicht. Und es kann auch jeder andere hier kommentieren oder Fragen stellen, da hab ich nix dagegen. Das Forum hier soll ja uns allen helfen, Männlein wie Weiblein. Danke für euere Aufmerksamkeit :-)
Es geht nicht um Verzicht, es geht um ein erfüllendes Leben!  Smile
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#8
Hey Sprengie,
schön, dass ihr größtenteils ein entspanntes Wochenende hattet :-)

Deine Ängste, dass es sich nicht mehr kitten lässt, kann ich sehr gut verstehen. Deine Frau hat die wahrscheinlich auch und dass sie das mit dem Chat in Richtung Fremdgehen interpretiert, ist klar. Sehe ich auch so, absolut. Hatte dir ja geschrieben, dass das bei meinem Mann auch so war bzw. ja viel krasser und das tut super weh. Im Prinzip würde ich persönlich allerdings auch den ausschweifenden Pornokonsum schon als Betrug sehen, wenn dadurch die eigene Frau nicht mehr wahrgenommen oder sogar herabgesetzt wird. Was Betrug ist, sieht ja auch jeder etwas anders und worauf es ankommt ist da meiner Meinung nach schlicht und einfach, wie sich die Partnerin dadurch fühlt.
Bei uns war es auch so, dass wir beide diese Ängste hatten und zwar ganz massiv. Manchmal kommen die auch jetzt noch etwas hoch, aber lange nicht mehr so heftig. Insgesamt würde ich daher auf jeden Fall sagen: Es wird besser!
Wie schon gesagt, das braucht viel Geduld. Und ich kann von mir selbst sagen, dass ich leider nicht gerade eine geduldige Person bin… Hinzu kommt: Hätte ich mich nicht so intensiv mit dem psychologischen Aspekt beschäftigt, wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr bei meinem Mann oder an einem ganz anderen Punkt unserer gemeinsamen Reise.

Ich hab jetzt auch nochmal nachgelesen und nirgendwo so richtig die Story zu der Aufdeckung durch deine Frau gefunden… Wie kam das alles denn raus bei euch? Hab da nur Andeutungen ("Crash" und "GAU") gefunden und eben die Teile, bei denen sie dann immer mehr rausgefunden hat, nirgends jedoch den "Startpunkt"…? Ich hoffe, ich hab nichts übersehen!

Den Punkt mit dem „alles mit sich selbst ausmachen“ finde ich sehr wichtig. Deine Frau hat dir das gesagt und du siehst es selbst so, schreibst sogar, dass das typisch für dich ist und schon immer so war. Hast du eine Idee, woran das liegen könnte? Meinst du damit Gefühle im Allgemeinen? Schließlich scheint es dir auch schwer zu fallen, ihr positives zu sagen? Das ist mMn auch ein (wahrscheinlich sogar in nicht gerade geringem Anteil) Auslöser der Sucht.
Was könnte denn passieren, wenn du daran etwas versuchst zu ändern? Ich hatte in einem anderen Thread schon mal angesprochen, dass das leider oft ein typisches Männderding ist, da das durch Erziehung und Sozialisation so vermittelt wird. So nach dem Motto der Mann ist der Starke, darf keine Gefühle haben und muss immer die Kontrolle wahren usw. Diese gesellschaftlichen Anteile spielen glaube ich eine sehr große Rolle. Also auch bei uns Frauen… Zum Kotzen (sorry)!
„Langsam mal angehen“ klingt gut!

Wie wäre es denn, wenn du deiner Frau einen Brief schreibst? Lass mal alles raus, lass es einfach ehrlich fließen (ein bisschen so wie hier), was so in dir vorgeht oder zumindest mal, was du ihr mitteilen möchtest, aber dich nicht zu sagen traust oder kannst. Und versuch dabei nicht an ihre Reaktion zu denken, denn sonst hätte es evtl. einen manipulativen Charakter und wäre außerdem (wieder) nicht ehrlich. Ich weiß, momentan ist das sicher nicht einfach, da sie evtl. auch dazu neigt, dir aus allem einen Strick zu ziehen oder bestimmte Dinge eben nicht glauben zu können. Dennoch hättet ihr beide was davon, das verspreche ich dir! Vielleicht nicht unmittelbar, aber ganz sicher schon sehr bald.

Oh das kenne ich nur zu gut! Ich habe mir den Mund fusselig geredet und er saß einfach da und hat NICHTS gesagt. Auch ich hab das oft als „mir-egal-Haltung“ interpretiert. Auch noch, nachdem ich schon über ‚fight‘, ‚flight‘ und ‚freeze‘ (kämpfen, flüchten und einfrieren sind die drei evolutionsbedingten menschlichen Schutzmechanismen für gefährliche Situationen) Bescheid wusste. Bei uns hatte auch der Paartherapeut gesagt, dass wir da in einer unguten Paardynamik feststecken in solchen Szenarien. Ich wurde durch sein Schweigen immer noch wütender und habe noch mehr „gekämpft“ und je mehr ich „gekämpft“ habe, desto mehr ist er „eingefroren“. Was ich hier im Forum so lese, ist das wohl auch ein recht typisches Szenario bei Paaren mit dieser Thematik und das Einfrieren liegt wahrscheinlich an der empfundenen Scham/Schuld…? -> Dazu später auch noch ein wenig Theorie.
Bei uns wurde das auch viel besser, als mein Mann angefangen hat, immer mehr zu erzählen und sich zu öffnen und mich auch öfter mal darauf hingewiesen hat, was er alles schon verändert und geleistet hat in der ganzen Zeit…
Ich glaube dir sofort, dass du manchmal das Gefühl hast, dass das Aushalten deine Fähigkeiten überfordert. Dennoch schaffst du es ja offensichtlich und hey, das zeig doch jetzt, wie stark du tatsächlich bist und darauf kannst du stolz sein!
Wie war das denn vor der Aufdeckung, wenn ihr Streit hattet oder auch mal nur eine Diskussion oder so?
Bei uns war es oft so, dass mein Mann dann einfach das Zimmer gewechselt hat, so nach dem Motto „beruhige dich erst mal, dann reden wir weiter“ und im Grunde wohl gehofft hat, dass wir es einfach unter den Teppich kehren. Leider war es dann auch oft so, weil ich oft keine Lust mehr hatte, immer die „Böse“ zu sein, die das Thema dann nochmal anspricht und so sind im Laufe der Zeit wohl viele Dinge untergegangen und dann leider immer wieder hochgekommen im Streit, weil sie ja schließlich nie geklärt wurden…
Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Schon allein die Tatsache, dass mein Mann ab der Aufdeckung immer da geblieben ist und sich zumindest nicht physisch verkrümelt hat, hat mir schon gezeigt, dass er etwas ändern und vor allem für mich da sein will. Er hat da hin und wieder auch mal gesagt, dass er das nicht mehr aushält… es aber aushalten will, nach allem, was er gemacht hat.
So beschreibst du es ja auch. Auch das wird besser, versprochen!

Hmmm die Situation am Samstagabend… Dazu was zu sagen fällt mir super schwer. Ich kann deine Frau gut verstehen, dass sie noch nicht so weit ist… Gleichzeitig finde ich es aber auch sehr wichtig, dass sie weiß, dass du sie anziehend findest. Es klingt ja ganz so, als hätte sich durch deine Abstinenz deine Erregungsfähigkeit wieder komplett auf deine Frau verlagert: „sobald ich meine Frau leicht bekleidet oder nackt sehe oder beim kuscheln im Bett spüre, regt sich mein kleiner Kollege“. Hast du ihr das auch gesagt?
Da sie selbst sagt, dass sie noch nicht bereit ist, wäre das Artikulieren vielleicht sinnvoller als die körperliche Annäherung, da diese nicht so direkt missverstanden werden kann…? Vielleicht wäre das auch was für den Brief? ;-)

Zum Thema Wut rauslassen: Ich hab ganz klassisch oder klischeemäßig ziemlich viele Teller zertrümmert. Auch Fotorahmen von der Wand, Bierflaschen und noch jede Menge anderes Zeug. Also ich hab wirklich aktiv meinem Ärger Luft gemacht. Das war natürlich auch keine besonders gute Variante. Und bei euch mit Kindern im Haus wäre das ja sowieso schon gleich gar nichts. Meine Psychologin hat uns zu einem Boxsack geraten. Der hängt jetzt. Und zu einer Kiste mit Sachen, die man kaputt machen darf. Falls ihr nen Keller habt oder irgendeinen Raum, in dem man mal was zertrümmern kann… Und natürlich ganz klassisch natürlich einfach Sport. In nem Interview zu dem Thema Sexsucht hat eine Frau mal gesagt, dass sie ganz oft in ihr Kissen gekreischt hat. Das hätte mir persönlich nicht gereicht, klingt aber auch nach nem guten Ventil, finde ich.

Das mit der Angst ist (wie ja so vieles bei der menschlichen Psyche) wahnsinnig komplex und ich werde da jetzt ziemlich ausholen und mal alles dazu schreiben, was ich so weiß. Da du schreibst, dass das schon seit der Kindheit so ist, kann ich mir gut vorstellen, dass das was mit dem sogenannten „Urvertrauen“ zu tun hat.
Urvertrauen wird im Säuglingsalter so in den ersten anderthalb bis zwei Jahren ausgebildet. Fühlt sich ein Säugling in der Welt willkommen und werden seine Grundbedürfnisse beachtet, kann es dieses Urvertrauen ausbilden. Dafür ist viel Körper- und Blickkontakt nötig (sog. „Bonding“); dass es gehört und darauf eingegangen wird, wenn es weint („schreit“ – ich mag das Wort nicht so, kling so negativ); gestillt wird, wenn es Hunger hat; gewickelt wird, wenn die Windel voll ist usw. In dieser Zeit sieht ein Säugling nur sich selbst und nimmt auch die Mutter oder Bezugsperson als Teil seiner selbst wahr und durch eine positive Kommunikation mit dieser erfährt es Nähe, Wärme und Geborgenheit. Werden diese Bedürfnisse nicht ausreichend gestillt, kann es zu gegenteiligen Erfahrungen wie Verlassenheits-, Einsamkeits- und eben dadurch auch Angstgefühlen kommen. Diese Gefühle werden im Säuglingsalter ganzheitlich empfunden (also auch körperlich, da es gefühlt ums Überleben geht) und werden im Körper/Gehirn abgespeichert. Keiner von uns hat Erinnerungen an diese Zeit und daher bleibt dieses Gefühl im Unterbewusstsein und läuft (diffus) nachfolgend immer mit und kann zu einer Beeinträchtigung der Beziehung zu sich selbst und anderen kommen.
In der Zeit danach kann einiges davon theoretisch „repariert“ bzw. „aufgefangen“ werden, wenn als Kleinkind dann doch noch eine überwiegend positive Spiegelung durch seine Bezugsperson(en) stattfindet. Meist wurde in früheren Generationen Erziehung leider als schwarz/weiß betrachtet und ein „Fehlverhalten“ von Kindern wurde hauptsächlich durch Bestrafung "reguliert" oder (und das wird leider oft auch unterschätzt) es wurden kindliche Gefühle nicht ernst genommen.
Auch Schamgefühle können daraus resultieren: Wenn ein Kind das Gefühl hat, dass es nicht erwünscht oder „nicht richtig“ ist, wird es den Grund dafür immer bei sich selbst suchen. Verhält es sich nicht so, wie die Eltern es fordern und wird es dann dafür ignoriert (Liebesentzug), beschimpft, geschlagen oder sonstwie gedemütigt, wird dieses unterbewusste negative Selbstbild noch bestätigt. Es empfindet sich dann als verkehrt, schlecht oder sogar böse, was über die Zeit zu einem tiefen verinnerlichten Schamgefühl führen kann.
Dies könnte auch eine mögliche Erklärung (oder zumindest ein Teil davon) für wiederholtes Lügen sein: Das Kind lernt quasi, dass es eher angenommen wird, wenn es lügt. Das kann so weit führen, dass irgendwann ganz automatisch gelogen wird. Dadurch wird aber die Scham wiederum verstärkt, weil es selbst ja weiß, dass es lügt (oft allerdings auch unterbewusst).
Ein wahrer Teufelskreis.
Das Beschriebende (Urvertrauen, Angst, Scham und die Eltern-Kind-Beziehung) wird übrigens auch als ursächlich für die Entwicklung einer Sucht gesehen, dieser im Speziellen.
Was ich an dieser Stelle betonen möchte: Es geht hier nicht darum, einen "Schuldigen" zu finden oder die Erziehungsansätze der Eltern schlecht zu machen! Eine perfekt verlaufende Erziehung (auch das ist ein Wort, das mich stört) gibt es nicht, da spielen so viele Faktoren mit rein... Außerdem waren/sind die meisten Ansätze grundsätzlich gut gemeint, auch wenn vieles veraltet und echt kontraproduktiv war/ist und heute weiß man ja auch viel mehr darüber als noch vor ein paar Jahren.
Ein hierzu passendes Beispiel: lange Zeit dachte man, es wäre sinnvoll, Babys schreiben zu lassen, weil das die Lungen stärken würde und/oder man dem Säugling so beibringen würde, sich selbst zu beruhigen. Heute weiß man, dass das Quatsch ist.

Du hast auch irgendwann mal was über ein schwieriges Verhältnis zu deinem Vater in Kindheit/Jugend geschrieben… Vielleicht wäre das ja auch noch was, was wir uns genauer anschauen können und analysieren, falls du magst. Falls dir das zu persönlich ist, kann ich auch allgemein ein paar Gedanken zu dem Thema rauslassen.
Was ich da jetzt geschrieben habe, ist ja auch sehr allgemein gehalten und hat sicherlich viele Abstufungen und Varianten.
So gibt es zu mehreren Entwicklungsstufen Theorien, was da so passiert und wie diese Stufen „idealerweise“ (das gibt es nicht wirklich) verlaufen würden und wie sie gestört werden können…
Ja, ein wenig bewandert bin ich in Psychologie... Hauptsächlich in Entwicklungspsychologie, wie man hier wieder sieht und durch diese ganze Geschichte mit meinem Mann durfte ich vieles wiederholen, was ich schon mal gelernt hatte und musste mir vieles zusätzlich aneignen. Darauf hätte ich gerne verzichtet, aber jetzt ist es nun mal so und die ganze Lernerei zu dem Thema war auch wirklich wichtig für mich. Es hilft ungemein, das Ganze nicht (allzu) persönlich zu nehmen und Distanz zu bekommen. Und was das ganze Psychologische angeht lernt man wahrscheinlich nie aus…

Das mit der Liste finde ich eine super Idee! Das sollte ich auch viel öfter machen, so hat man auch den Kopf für anderes eher frei…

Soooo, kommen wir zu der Story mit dem Typen. Du weißt ja selbst sicher schon, dass Sucht immer eine Dosissteigerung verlangt und die PMO-Sucht immer mal nach was Neuem verlangt. In deiner Vorgeschichte ist dies ja auch ersichtlich und auch durch die verschiedenen Kategorien. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Neugier/der Wunsch (wie auch immer wir es nennen wollen) dadurch entstanden ist. Das ist ja etwas, was du in der Realität nicht wirklich anziehend findest und was dir im Nachhinein und durch die Aufdeckung super peinlich ist…? Bei manch einem führt die Dosissteigerung zum Schauen von Gewaltpornos oder sogar zum Schauen von Pornos mit Tieren oder zu sonst irgendwelchen Paraphilien… vielleicht war das deine „Eskalation“?
Und/oder vorstellbar wäre vielleicht auch, dass es sich mit einem Mann vielleicht nicht so sehr wie betrügen/fremdgehen angefühlt hätte (selbst nur in der Phantasie bzw. im Chat) wie mit einer Frau? Was natürlich quatsch ist, aber das Gehirn sucht sich eben Schlupflöcher und bei einer Sucht ja erst recht.
Was denkst du darüber?

Ah ok, jetzt verstehe ich das mit der Forderung. Sehe ich auch so wie deine Frau: Die Sucht ist ein Symptom, darunter liegen andere Probleme. Wobei das ähnlich ist wie das was ich weiter oben mit Angst, Scham und Lügen erklärt habe: es entsteht eine Art Wechselwirkung im Suchtkreislauf…
Wieso siehst du selbst das aktuell als dein größtes Problem?

Mir macht unsere Konversation auch Spaß und ich habe hier eigentlich schon sehr das Gefühl, dass das mit dem Kommunizieren deinerseits super funktioniert. Auf mich wirkst du sehr offen und ehrlich und reflektiert. Wahrscheinlich ist das aber beim Schreiben mit einer anonymen Person auch einfacher für dich als ein Face-To-Face-Gespräch?

Das mit dem Selbstbewusstsein ist halt echt fies. Also was diese Sucht mit einem als Partnerin machen kann. Ich denke mal, die meisten Menschen (also egal welches Geschlecht) haben irgendwelche Baustellen, was ihr Selbstbewusstsein betrifft. Was das Aussehen angeht werden wir zusätzlich alle mega durch die Medien beeinflusst und leider wird das auch alles immer mehr sexualisiert. „Sex sells“. Wenn jemand dann sowieso schon nicht so zufrieden ist mit seinem Äußeren, wird man durch so was noch richtig reinkatapultiert und du hattest ja auch in deinen Beiträgen vor unserer Konversation schon beschrieben, dass deine Frau schon unter deiner Sucht gelitten hat, noch bevor sie davon wusste. Die Aufdeckung hat dann wahrscheinlich wie eine Bestätigung dessen gewirkt. Je besser sie also die Sucht und den Mechanismus versteht, desto eher kann sie sich selbst da raus nehmen, das ganze weniger auf sich selbst beziehen. Und natürlich kannst du auch enorm helfen, indem du ihr das erklärst und ihr wiederholt sagst, dass du sie schön, hübsch, anziehend usw. findest. Ich hatte ja weiter oben das mit dem Brief vorgeschlagen. Falls du das in Erwägung ziehst, könntest du ihr da auch Komplimente machen. In einem anderen Thread hast du geschrieben, wir Frauen hätten einen Orden verdient. Sag ihr doch bitte so was auch! Ich musste da an eine Aussage aus einem Podcast von Dr. Robert Weiss denken, der die Partnerinnen als Heldinnen bezeichnete. So etwas zu hören oder zu lesen tut wahnsinnig gut, denn so wird uns klar, dass unser Schmerz und unsere Trauer ernst genommen, gesehen und vor allem honoriert wird, was wir alles durchmachen und aushalten und dabei trotz allem auch die Schmerzen und Probleme unserer Männer sehen.
Zu der Aussage mit der Überarbeitung deines Mindsets und der Blockade: auch hier könnte ich mir vorstellen, dass deine Angst davor, was Falsches zu sagen, super groß ist (vergleichbar mit dem oben beschriebenen Teil zu Angst, Scham, Lügen) und du deshalb blockiert bist…? Ich komme nochmal auf den Vorschlag mit dem Brief zurück – in der Hoffnung, dich damit noch nicht völlig zu nerven.
Wenn dir die Vorstellung Sorgen bereitet, kannst du ihn mir auch gerne mal schicken und ich les ihn auf mögliche „Fallstricke“ durch?
Generell gehört der Teil aber glaube ich auch zu dem oben schon besprochenen Teil mit dem „mit sich selbst ausmachen“ und dem „sich öffnen“. Jeder Mensch sagt mal was Falsches oder was Blödes oder Verletzendes. Daraufhin aus Angst gar nichts mehr zu sagen, löst jedoch keine Probleme. Es ist ein bisschen wie das was ich dir geschrieben hatte mit meinen Interpretationen und dem Abgleichen derer. Auch in der Kommunikation gleicht man ständig seine Aussagen mit der Reaktion des anderen ab. Dabei kann man seine eigenen Aussagen für sich selbst immer auf gefühlte Wahrheit/Richtigkeit abprüfen. Also auch das Gegenüber muss mal was aushalten. Verstehst du, was ich sagen will?
Und gerade so was wie Komplimente zurückhalten, weil sie fehlinterpretiert werden könnten, ist doch eigentlich super schade! Wenn liebe, guttuende Worte ernst gemeint sind, wie können sie dann falsch sein? UND wenn sie nicht angenommen werden können und du dich dafür sogar verantwortlich fühlst, dann sollten sie vielleicht umso eher raus und außerdem sind sie deswegen doch trotzdem wahr. Hau sie raus! Manches musst du vielleicht auch öfter sagen, bis es geglaubt werden kann (was ja auch kein Wunder ist, wenn frau davor viele Lügen aufgetischt bekommen hat). Du kannst das!

Uff, das war jetzt glaub richtig viel und irgendwie kommt es mir so vor, als wäre einiges vielleicht ein wenig wirsch geschrieben… Hoffentlich ist es verständlicher als es sich für mich gerade anfühlt…!

Ich bin gespannt auf deine Rückmeldung und freue mich wie immer darauf!
Bis hoffentlich ganz bald.
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#9
(10.03.2021, 11:22)Jana schrieb: Hey Sprengie,
schön, dass ihr größtenteils ein entspanntes Wochenende hattet :-)

Deine Ängste, dass es sich nicht mehr kitten lässt, kann ich sehr gut verstehen. Deine Frau hat die wahrscheinlich auch und dass sie das mit dem Chat in Richtung Fremdgehen interpretiert, ist klar. Sehe ich auch so, absolut. Hatte dir ja geschrieben, dass das bei meinem Mann auch so war bzw. ja viel krasser und das tut super weh. Im Prinzip würde ich persönlich allerdings auch den ausschweifenden Pornokonsum schon als Betrug sehen, wenn dadurch die eigene Frau nicht mehr wahrgenommen oder sogar herabgesetzt wird. Was Betrug ist, sieht ja auch jeder etwas anders und worauf es ankommt ist da meiner Meinung nach schlicht und einfach, wie sich die Partnerin dadurch fühlt.
Bei uns war es auch so, dass wir beide diese Ängste hatten und zwar ganz massiv. Manchmal kommen die auch jetzt noch etwas hoch, aber lange nicht mehr so heftig. Insgesamt würde ich daher auf jeden Fall sagen: Es wird besser!
Wie schon gesagt, das braucht viel Geduld. Und ich kann von mir selbst sagen, dass ich leider nicht gerade eine geduldige Person bin… Hinzu kommt: Hätte ich mich nicht so intensiv mit dem psychologischen Aspekt beschäftigt, wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr bei meinem Mann oder an einem ganz anderen Punkt unserer gemeinsamen Reise.

Das ist natürlich eine gute Definition von Betrug in einer Partnerschaft. "Wenn der Partner verletzt wurde ..."  ... das hatte ich bislang noch gar nicht so betrachtet. Für mich war Fremdgehen eigentlich immer nur klassisch Kontakt zum Gegenüber aus sexualerotischen Motiven, Fremdvögeln war da dann halt die Krönung. Aber ich geb dir recht. Was ich gemacht hab, war in mehrerlei Hinsicht mies.

Ich hab jetzt auch nochmal nachgelesen und nirgendwo so richtig die Story zu der Aufdeckung durch deine Frau gefunden… Wie kam das alles denn raus bei euch? Hab da nur Andeutungen ("Crash" und "GAU") gefunden und eben die Teile, bei denen sie dann immer mehr rausgefunden hat, nirgends jedoch den "Startpunkt"…? Ich hoffe, ich hab nichts übersehen!

Aufdeckungen gab es einige, und ich weiß gerade nicht, wie deutlich ich in der Vorgeschichte bzw. im Tagebuch geworden bin. Ich hab ja auch für mich pribat noch eine Datei, wo ich für mich meinen Verlauf von Partnerschaften, Sexualität und PMO allgemein rekapituliert hab, um gegebenenfalls später nix auszulassen. Kann sein, dass ich dadurch nur meine, gewisse Sachen bereits erzählt zu haben.

1. Im Sommer: Sie hat in meinem Browser einen Link zu einer Seite mit verschiedenen Pornos gefunden mit Direktverlinkung zu sogenannten Teen-Porn-Filmen. Sie kennt die Pornowelt nicht und hatte Pädo-Seiten vermutet, das konnte ich hoffentlich entkräften, geblieben ist aber der Eindruck, dass ich auf junge, schlanke Girls steh, was sie ja nun nicht ist. Dass ich auch ganz viel anderes Zeug konsumiert hab, viel absolut nicht mehr ins Gewicht und wird auch nach wie vor nicht geglaubt.
2. Die Sache mit dem Typen: Auf das warum und wieso geh ich an dieser Stelle nicht ein. Ich hatte dem seine Bilder und die die ich von mir geschossen hatte, in einem Ordner "Männerkontakt abgespeichert, die hatte sie gefunden, da der PC das als letzten Speicherort registriert hatte, und sie was gesucht hat, was sie selbst gespeichert, aber nicht wiedergefunden hat, und deswegen nach dem Namen ihrer Datei gesucht hat.  Beim Begriff "Männerkontakt" siegte die weibliche Neugier. Als dann der Vorwurf kamn, hab ich ihr die Situation schließlich gestanden.
3. Die Videolieferantin: Die Sachlage kennst du und meine Frau hat bei mir eine Email mit dem Paypalnachweis für die Zahlung an diese Frau mit dem Zahlungszweck "Danke Mäuschen :-*" gefunden und dann durch nachschauen auch ihre Email mit den Dropbox-Links zu den Videodateien. Ob sie mir die Frage, ob ich je für solche Dienste bezahlt hätte, vor den Funden oder danach gestellt hat, weiß ich nicht. Ist aber auch unerheblich.

Ich muss wirklich noch mal all mein Geschriebenes durchgehen, hoffe aber, alles Wesentliche geschrieben zu haben. Falls was unklar ist, frag bitte einfach nach. Es macht nix, wenn ich Dinge mehrmals erläutere,  damit reflektiere ich eine Sache halt auch für mich noch mal.


Den Punkt mit dem „alles mit sich selbst ausmachen“ finde ich sehr wichtig. Deine Frau hat dir das gesagt und du siehst es selbst so, schreibst sogar, dass das typisch für dich ist und schon immer so war. Hast du eine Idee, woran das liegen könnte? Meinst du damit Gefühle im Allgemeinen? Schließlich scheint es dir auch schwer zu fallen, ihr positives zu sagen? Das ist mMn auch ein (wahrscheinlich sogar in nicht gerade geringem Anteil) Auslöser der Sucht.
Was könnte denn passieren, wenn du daran etwas versuchst zu ändern? Ich hatte in einem anderen Thread schon mal angesprochen, dass das leider oft ein typisches Männderding ist, da das durch Erziehung und Sozialisation so vermittelt wird. So nach dem Motto der Mann ist der Starke, darf keine Gefühle haben und muss immer die Kontrolle wahren usw. Diese gesellschaftlichen Anteile spielen glaube ich eine sehr große Rolle. Also auch bei uns Frauen… Zum Kotzen (sorry)!
„Langsam mal angehen“ klingt gut!

Das ist dann das, was ich mit diffusen Ängsten meine. Ich sage oder verschweige etwas, von dem ein unbestimmtes inneres Gefühl mir sagt, dass es unangenehme Konsequenzen haben könnte. Lüge dann teilweise (bewusst oder unbewusst) sogar und dann ist Drama, sobald es ans Licht kommt. Woher das alles kommt, weiß ich nicht. Da hab ich mir schon seit Jahren den Kopf drüber zerbrochen, komme aber zu keinem sinnvollen Ergebnis. Das die Gründe dafür irgendwo in jahrelangem Sozialisierungsprozessen liegen, ist da sehr sicher, aber in welchen Punkten genau? Ich weiß es nicht, und Lösungsansätze sind aktuell nicht greifbar.

Wie wäre es denn, wenn du deiner Frau einen Brief schreibst? Lass mal alles raus, lass es einfach ehrlich fließen (ein bisschen so wie hier), was so in dir vorgeht oder zumindest mal, was du ihr mitteilen möchtest, aber dich nicht zu sagen traust oder kannst. Und versuch dabei nicht an ihre Reaktion zu denken, denn sonst hätte es evtl. einen manipulativen Charakter und wäre außerdem (wieder) nicht ehrlich. Ich weiß, momentan ist das sicher nicht einfach, da sie evtl. auch dazu neigt, dir aus allem einen Strick zu ziehen oder bestimmte Dinge eben nicht glauben zu können. Dennoch hättet ihr beide was davon, das verspreche ich dir! Vielleicht nicht unmittelbar, aber ganz sicher schon sehr bald.

Dein Vorschlag ist nicht übel. Ich denk da auf jeden Fall drüber nach, denn nichts find ich schlimmer, als mich inhaltlich zu verhaspeln. Das macht Gespräche halt auch so schwierig, weil ich innerhalb kürzester Zeit nicht mehr so klar denken kann und Fehler mach. Das war früher nicht so schlimm, deswegen glaub ich, dass das einer der kognitiven Fehler ist, die meine Schläge verursacht haben. Rein physisch bin ich völlig fit. Aber Schreiben ist okay, da ich da genügend Zeit zum nachdenken hab. Aber das wird dauern. Ich lass es dich wissen, wenn ich es geschafft hab, und wie meine Frau drauf reagiert hat. Die Ängste löscht das erst mal nicht aus, denn auch das wäre ja wieder sowas Ungewisses.

Oh das kenne ich nur zu gut! Ich habe mir den Mund fusselig geredet und er saß einfach da und hat NICHTS gesagt. Auch ich hab das oft als „mir-egal-Haltung“ interpretiert. Auch noch, nachdem ich schon über ‚fight‘, ‚flight‘ und ‚freeze‘ (kämpfen, flüchten und einfrieren sind die drei evolutionsbedingten menschlichen Schutzmechanismen für gefährliche Situationen) Bescheid wusste. Bei uns hatte auch der Paartherapeut gesagt, dass wir da in einer unguten Paardynamik feststecken in solchen Szenarien. Ich wurde durch sein Schweigen immer noch wütender und habe noch mehr „gekämpft“ und je mehr ich „gekämpft“ habe, desto mehr ist er „eingefroren“. Was ich hier im Forum so lese, ist das wohl auch ein recht typisches Szenario bei Paaren mit dieser Thematik und das Einfrieren liegt wahrscheinlich an der empfundenen Scham/Schuld…? -> Dazu später auch noch ein wenig Theorie.

Das liest sich wahnsinnig interessant. Ich wusste, ich hätte eher was psychologisches im Studium wählen sollen, stattdessen wähl ich BWL, ich blöder Hund  Smile
Naja, Paartherapie wäre auch sicher was gutes, aber O-Ton meine Frau, nachdem das mit dem Typen hochkochte: "Vor all dem hätte ich einer Paartherapie zugestimmt. Jetzt definitiv nicht mehr." ... Ich glaub, dafür kenn ich meine Frau mittlerweile zu gut, um zu wissen, dass diese Tür zu ist. Hatte ich schon erwähnt, dass wir bereits zu Schulzeiten mal für 9 Monate ein Paar waren? Abdere Geschichte ...


Bei uns wurde das auch viel besser, als mein Mann angefangen hat, immer mehr zu erzählen und sich zu öffnen und mich auch öfter mal darauf hingewiesen hat, was er alles schon verändert und geleistet hat in der ganzen Zeit…
Ich glaube dir sofort, dass du manchmal das Gefühl hast, dass das Aushalten deine Fähigkeiten überfordert. Dennoch schaffst du es ja offensichtlich und hey, das zeig doch jetzt, wie stark du tatsächlich bist und darauf kannst du stolz sein!

Das würde mihr wirklich extrem schwer fallen, irgendwo Stolz zu demonstrieren nachdem ich so unglaublich viel verbockt hab. Hab ehrlich gesagt, gerade wieder einen fetten Kloß im Hals wärend ich das hier schreib und draüber nachdenk. Heulen kann ich aber nicht drüber, obwohl ich allein bin. Ich konnte das vor Jahren mal, aber nun nicht mehr. Wenn es ganz hart wird, sind da eher regelrechte physische Erstickungsgefühle (weiß nicht wie ichs sonst beschreiben sollte) aber das da die Schleusen aufbrechen, passiert nie.

Wie war das denn vor der Aufdeckung, wenn ihr Streit hattet oder auch mal nur eine Diskussion oder so?
Bei uns war es oft so, dass mein Mann dann einfach das Zimmer gewechselt hat, so nach dem Motto „beruhige dich erst mal, dann reden wir weiter“ und im Grunde wohl gehofft hat, dass wir es einfach unter den Teppich kehren. Leider war es dann auch oft so, weil ich oft keine Lust mehr hatte, immer die „Böse“ zu sein, die das Thema dann nochmal anspricht und so sind im Laufe der Zeit wohl viele Dinge untergegangen und dann leider immer wieder hochgekommen im Streit, weil sie ja schließlich nie geklärt wurden…

Ja, das kommt mir irgendwie bakannt vor. Mal war ich derjenige, der gegangen ist, mal sie. Aber selten wurde das Thema dann doch wieder rausgeholt. Übrigens egal, on es um das oder um völlig anderes gegangen ist

Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Schon allein die Tatsache, dass mein Mann ab der Aufdeckung immer da geblieben ist und sich zumindest nicht physisch verkrümelt hat, hat mir schon gezeigt, dass er etwas ändern und vor allem für mich da sein will. Er hat da hin und wieder auch mal gesagt, dass er das nicht mehr aushält… es aber aushalten will, nach allem, was er gemacht hat.
So beschreibst du es ja auch. Auch das wird besser, versprochen!

Ich werd das im Auge behalten, denn noch sind wir beide nicht stark genug, um dieses und andere Probleme dauerhaft vis-a-vis in Angriff zu nehmen, aber ich hoffe sehr, dass das zumindest meinerseits in absehbarer Zeit besser wird.

Hmmm die Situation am Samstagabend… Dazu was zu sagen fällt mir super schwer. Ich kann deine Frau gut verstehen, dass sie noch nicht so weit ist… Gleichzeitig finde ich es aber auch sehr wichtig, dass sie weiß, dass du sie anziehend findest. Es klingt ja ganz so, als hätte sich durch deine Abstinenz deine Erregungsfähigkeit wieder komplett auf deine Frau verlagert: „sobald ich meine Frau leicht bekleidet oder nackt sehe oder beim kuscheln im Bett spüre, regt sich mein kleiner Kollege“. Hast du ihr das auch gesagt?
Da sie selbst sagt, dass sie noch nicht bereit ist, wäre das Artikulieren vielleicht sinnvoller als die körperliche Annäherung, da diese nicht so direkt missverstanden werden kann…? Vielleicht wäre das auch was für den Brief? ;-)

Das ist definitiv so. Weil "käftige Frauen" ja eh zu dem mit bevorzugten Frauentyp gehörten (meine Ex war eher massiv gebaut, ne andere frühe Affaire gehörte auch, eein oft genuzter Pornotyp waren dann auch die chubby girls - ich find meine Frau ganz sicher nicht unatraktiv und fühl mich von ihr auch total angetörnt. Doof nur, dass sie mir das aufgrund der Umstände nicht wirklich glaubt, deswegen hatte ich auf Körperkontakt gesetzt und es halt offensichtlich ein Stück zu forsch angegangen. Dahingehend ist mein Sensor noch auf dem Neuentwicklungsweg.

Und wieder eine gute Idee: genau so was in den Brief. Sag mal, könnte sie das falsch auffassen, wenn ich das mit dem Brief machen, anstatt zu reden, was sie sich ja eigentlich wünscht? Sieht das nicht wieder ziemlich feige aus? Du merkst, mein Kopf arbeitet schon wieder. Hammer.


Zum Thema Wut rauslassen: Ich hab ganz klassisch oder klischeemäßig ziemlich viele Teller zertrümmert. Auch Fotorahmen von der Wand, Bierflaschen und noch jede Menge anderes Zeug. Also ich hab wirklich aktiv meinem Ärger Luft gemacht. Das war natürlich auch keine besonders gute Variante. Und bei euch mit Kindern im Haus wäre das ja sowieso schon gleich gar nichts. Meine Psychologin hat uns zu einem Boxsack geraten. Der hängt jetzt. Und zu einer Kiste mit Sachen, die man kaputt machen darf. Falls ihr nen Keller habt oder irgendeinen Raum, in dem man mal was zertrümmern kann… Und natürlich ganz klassisch natürlich einfach Sport. In nem Interview zu dem Thema Sexsucht hat eine Frau mal gesagt, dass sie ganz oft in ihr Kissen gekreischt hat. Das hätte mir persönlich nicht gereicht, klingt aber auch nach nem guten Ventil, finde ich.

Wow, das klingt ziemlich heftig. Falls du mit meiner Frau eine Kommunikation aufbauen kannst, erzähl ihr das ruhig, aber bislang hat sie noch nie was aktiv gemacht. Ich selbst übrigens auch noch nie. Ok, vor Jahren war ich noch Schlagzeuger und hab dann oft Frust hinterm Drumset im Proberaum rausgelassen Und es hat auch Zeiten von exzessiven alkoholischen Frustbewältigungen gegeben, aber das ist ebenfalls schon recht lang Geschichte und in dieser Beziehung nie vorgekommen.

Das mit der Angst ist (wie ja so vieles bei der menschlichen Psyche) wahnsinnig komplex und ich werde da jetzt ziemlich ausholen und mal alles dazu schreiben, was ich so weiß. Da du schreibst, dass das schon seit der Kindheit so ist, kann ich mir gut vorstellen, dass das was mit dem sogenannten „Urvertrauen“ zu tun hat.
Urvertrauen wird im Säuglingsalter so in den ersten anderthalb bis zwei Jahren ausgebildet. Fühlt sich ein Säugling in der Welt willkommen und werden seine Grundbedürfnisse beachtet, kann es dieses Urvertrauen ausbilden. Dafür ist viel Körper- und Blickkontakt nötig (sog. „Bonding“); dass es gehört und darauf eingegangen wird, wenn es weint („schreit“ – ich mag das Wort nicht so, kling so negativ); gestillt wird, wenn es Hunger hat; gewickelt wird, wenn die Windel voll ist usw. In dieser Zeit sieht ein Säugling nur sich selbst und nimmt auch die Mutter oder Bezugsperson als Teil seiner selbst wahr und durch eine positive Kommunikation mit dieser erfährt es Nähe, Wärme und Geborgenheit. Werden diese Bedürfnisse nicht ausreichend gestillt, kann es zu gegenteiligen Erfahrungen wie Verlassenheits-, Einsamkeits- und eben dadurch auch Angstgefühlen kommen. Diese Gefühle werden im Säuglingsalter ganzheitlich empfunden (also auch körperlich, da es gefühlt ums Überleben geht) und werden im Körper/Gehirn abgespeichert. Keiner von uns hat Erinnerungen an diese Zeit und daher bleibt dieses Gefühl im Unterbewusstsein und läuft (diffus) nachfolgend immer mit und kann zu einer Beeinträchtigung der Beziehung zu sich selbst und anderen kommen.

Ups, hier weiß ich sicher, dass ich als Säugling nachts im Bett schreien gelassen wurde, und nicht grundsätzlich jemand reagiert hat, und sehr schnell hab ich das schreien wohl gelassen. Angeblich war das aber Anfang der 80er eine der üblichen Methoden. Meine Eltern sind trotzdem sehr liebe Menschen, versteh das bitte nicht völlig falsch. Es gab in meiner Kindheit zwar noch die ein oder andere Sache, die ich im Nachhinein nicht so toll finde, aber nichtsdestotrotz glaube ich, dass ich in behütetem Umfeld großgeworden bin. Ich war im übrigen der Erstgeborene, das erklärt zumindest mir, dass meine Eltern an mir noch "Kinderhaben geübt haben" - meine beiden Schwestern sind schon deutlich anders groß geworden, aber nicht minder behütet. Ich glaube übrigens nicht, dass jemals unsere Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wickeln und körperliche Nähe bewusst ignoriert oder unterdrückt worden sind.

In der Zeit danach kann einiges davon theoretisch „repariert“ bzw. „aufgefangen“ werden, wenn als Kleinkind dann doch noch eine überwiegend positive Spiegelung durch seine Bezugsperson(en) stattfindet. Meist wurde in früheren Generationen Erziehung leider als schwarz/weiß betrachtet und ein „Fehlverhalten“ von Kindern wurde hauptsächlich durch Bestrafung "reguliert" oder (und das wird leider oft auch unterschätzt) es wurden kindliche Gefühle nicht ernst genommen.

Schwierig einzuschätzen. Bin Jahrgang 1982 made in GDR, da war sicher noch vieles ganz anders, obwohl ich meine Eltern als sehr liberal einschätze.

Auch Schamgefühle können daraus resultieren: Wenn ein Kind das Gefühl hat, dass es nicht erwünscht oder „nicht richtig“ ist, wird es den Grund dafür immer bei sich selbst suchen. Verhält es sich nicht so, wie die Eltern es fordern und wird es dann dafür ignoriert (Liebesentzug), beschimpft, geschlagen oder sonstwie gedemütigt, wird dieses unterbewusste negative Selbstbild noch bestätigt. Es empfindet sich dann als verkehrt, schlecht oder sogar böse, was über die Zeit zu einem tiefen verinnerlichten Schamgefühl führen kann.
Dies könnte auch eine mögliche Erklärung (oder zumindest ein Teil davon) für wiederholtes Lügen sein: Das Kind lernt quasi, dass es eher angenommen wird, wenn es lügt. Das kann so weit führen, dass irgendwann ganz automatisch gelogen wird. Dadurch wird aber die Scham wiederum verstärkt, weil es selbst ja weiß, dass es lügt (oft allerdings auch unterbewusst).
Ein wahrer Teufelskreis.
Das Beschriebende (Urvertrauen, Angst, Scham und die Eltern-Kind-Beziehung) wird übrigens auch als ursächlich für die Entwicklung einer Sucht gesehen, dieser im Speziellen.
Was ich an dieser Stelle betonen möchte: Es geht hier nicht darum, einen "Schuldigen" zu finden oder die Erziehungsansätze der Eltern schlecht zu machen! Eine perfekt verlaufende Erziehung (auch das ist ein Wort, das mich stört) gibt es nicht, da spielen so viele Faktoren mit rein... Außerdem waren/sind die meisten Ansätze grundsätzlich gut gemeint, auch wenn vieles veraltet und echt kontraproduktiv war/ist und heute weiß man ja auch viel mehr darüber als noch vor ein paar Jahren.
Ein hierzu passendes Beispiel: lange Zeit dachte man, es wäre sinnvoll, Babys schreiben zu lassen, weil das die Lungen stärken würde und/oder man dem Säugling so beibringen würde, sich selbst zu beruhigen. Heute weiß man, dass das Quatsch ist.

Du hast auch irgendwann mal was über ein schwieriges Verhältnis zu deinem Vater in Kindheit/Jugend geschrieben… Vielleicht wäre das ja auch noch was, was wir uns genauer anschauen können und analysieren, falls du magst. Falls dir das zu persönlich ist, kann ich auch allgemein ein paar Gedanken zu dem Thema rauslassen.
Was ich da jetzt geschrieben habe, ist ja auch sehr allgemein gehalten und hat sicherlich viele Abstufungen und Varianten.
So gibt es zu mehreren Entwicklungsstufen Theorien, was da so passiert und wie diese Stufen „idealerweise“ (das gibt es nicht wirklich) verlaufen würden und wie sie gestört werden können…
Ja, ein wenig bewandert bin ich in Psychologie... Hauptsächlich in Entwicklungspsychologie, wie man hier wieder sieht und durch diese ganze Geschichte mit meinem Mann durfte ich vieles wiederholen, was ich schon mal gelernt hatte und musste mir vieles zusätzlich aneignen. Darauf hätte ich gerne verzichtet, aber jetzt ist es nun mal so und die ganze Lernerei zu dem Thema war auch wirklich wichtig für mich. Es hilft ungemein, das Ganze nicht (allzu) persönlich zu nehmen und Distanz zu bekommen. Und was das ganze Psychologische angeht lernt man wahrscheinlich nie aus…

Ok, siehe weiter oben, jetzt hab ich doch glatt vorgegriffen. Was die Sache mit meinem Vater anbelangt: ja, das geht bestimmt ok. Auch wenn da bei mir im Hinterkopf mitschwingt, dass ich anfange, andere Personen irgendwie mitverantwortlich zu machen, aber gerade der Vaterfigur wird oft hohe Bedeutung beigemessen, also fühl dich frei, Fragen zu stellen. Vielleicht ist das noch nicht jetzt dran, aber ich bin auch in diese Richtung offen.

Das mit der Liste finde ich eine super Idee! Das sollte ich auch viel öfter machen, so hat man auch den Kopf für anderes eher frei…

Listen begleiten mein Leben, also fühl dich eingeladen, es auch zu versuchen. Egal, bei was. Man wird zwar gern etwas belächelt, aber Einkaufslisten sind für jeden normal, warum nicht auch ungewöhnlichere Merkprozesse in Listen gießen?

Soooo, kommen wir zu der Story mit dem Typen. Du weißt ja selbst sicher schon, dass Sucht immer eine Dosissteigerung verlangt und die PMO-Sucht immer mal nach was Neuem verlangt. In deiner Vorgeschichte ist dies ja auch ersichtlich und auch durch die verschiedenen Kategorien. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Neugier/der Wunsch (wie auch immer wir es nennen wollen) dadurch entstanden ist. Das ist ja etwas, was du in der Realität nicht wirklich anziehend findest und was dir im Nachhinein und durch die Aufdeckung super peinlich ist…? Bei manch einem führt die Dosissteigerung zum Schauen von Gewaltpornos oder sogar zum Schauen von Pornos mit Tieren oder zu sonst irgendwelchen Paraphilien… vielleicht war das deine „Eskalation“?
Und/oder vorstellbar wäre vielleicht auch, dass es sich mit einem Mann vielleicht nicht so sehr wie betrügen/fremdgehen angefühlt hätte (selbst nur in der Phantasie bzw. im Chat) wie mit einer Frau? Was natürlich quatsch ist, aber das Gehirn sucht sich eben Schlupflöcher und bei einer Sucht ja erst recht.
Was denkst du darüber?

Ich hab das bis jetzt noch gar nicht als mögliche "Dosissteigerung" gesehen. Diese Phantasie begleitet mich schon seit einer sehr frühen Jugend, und ist jetzt wieder durchgebrochen, als sich mir diese Option aufgetan hat. Zum aktiv werden beispielsweise in der Gayszene hatte ich nie Ambitionen, wo ich die Chance sicherlich bereits gefunden hätte. Und Gay-Ambitionen hab ich ja wie gesagt eigentlich überhaupt nicht. Aber es ist tatsächlich möglich, was du schreibst. Aber diese Anbahnung fühlte sich nicht wie betrügen an, ein Vollzug wäre es aber auch in meinem vormaligen Mindset sicher gewesen, wohl deswegen hat meine Feigheit es noch verhindert, aber ich frag mich echt, wie lang das noch so geblieben wäre? Irrsinnig beschämend.

Ah ok, jetzt verstehe ich das mit der Forderung. Sehe ich auch so wie deine Frau: Die Sucht ist ein Symptom, darunter liegen andere Probleme. Wobei das ähnlich ist wie das was ich weiter oben mit Angst, Scham und Lügen erklärt habe: es entsteht eine Art Wechselwirkung im Suchtkreislauf…

Die Forderung bezog sich in der Hauptsache auf die ganzen anderen Problempunkte, da sie die schon einzeln jeweils über die Jahre "angemahnt" hatte. Und jetzt nur untergeordnet die PMO dazu. Weiß gar nicht, ob sie bereits so viele Zusammenhänge wie du jetzt sieht.

Wieso siehst du selbst das aktuell als dein größtes Problem?

Weil ich die direkten Folgen der ganzen PMO-Sache in unserer Beziehung am belastendsten finde und es mir einfach wahnsinnig leid zut. Ich möcht wieder der Mann sein, den meine Frau geheiratet hat und der ich vorm Standesbeamten geschworen habe zu sein.

Mir macht unsere Konversation auch Spaß und ich habe hier eigentlich schon sehr das Gefühl, dass das mit dem Kommunizieren deinerseits super funktioniert. Auf mich wirkst du sehr offen und ehrlich und reflektiert. Wahrscheinlich ist das aber beim Schreiben mit einer anonymen Person auch einfacher für dich als ein Face-To-Face-Gespräch?

Na klar, ist es anonym einfacher. Bei einem offiziellen Therapeuten wird das sicher etwas schwerer sein. Aber ich hab das Gefühl, dass ich dich als Therapeutin mögen würde. Und meine Intuition betrügt mich eigentlich sehr selten.

Das mit dem Selbstbewusstsein ist halt echt fies. Also was diese Sucht mit einem als Partnerin machen kann. Ich denke mal, die meisten Menschen (also egal welches Geschlecht) haben irgendwelche Baustellen, was ihr Selbstbewusstsein betrifft. Was das Aussehen angeht werden wir zusätzlich alle mega durch die Medien beeinflusst und leider wird das auch alles immer mehr sexualisiert. „Sex sells“. Wenn jemand dann sowieso schon nicht so zufrieden ist mit seinem Äußeren, wird man durch so was noch richtig reinkatapultiert und du hattest ja auch in deinen Beiträgen vor unserer Konversation schon beschrieben, dass deine Frau schon unter deiner Sucht gelitten hat, noch bevor sie davon wusste. Die Aufdeckung hat dann wahrscheinlich wie eine Bestätigung dessen gewirkt.

Das stimmt sicher. Und ich hab es anfänglich auf eine beginnende ED geschoben und selbst nicht gerafft, dass ich das großteils selbst mit meiner Sucht verursache.

Je besser sie also die Sucht und den Mechanismus versteht, desto eher kann sie sich selbst da raus nehmen, das ganze weniger auf sich selbst beziehen. Und natürlich kannst du auch enorm helfen, indem du ihr das erklärst und ihr wiederholt sagst, dass du sie schön, hübsch, anziehend usw. findest. Ich hatte ja weiter oben das mit dem Brief vorgeschlagen. Falls du das in Erwägung ziehst, könntest du ihr da auch Komplimente machen. In einem anderen Thread hast du geschrieben, wir Frauen hätten einen Orden verdient. Sag ihr doch bitte so was auch! Ich musste da an eine Aussage aus einem Podcast von Dr. Robert Weiss denken, der die Partnerinnen als Heldinnen bezeichnete. So etwas zu hören oder zu lesen tut wahnsinnig gut, denn so wird uns klar, dass unser Schmerz und unsere Trauer ernst genommen, gesehen und vor allem honoriert wird, was wir alles durchmachen und aushalten und dabei trotz allem auch die Schmerzen und Probleme unserer Männer sehen.
Zu der Aussage mit der Überarbeitung deines Mindsets und der Blockade: auch hier könnte ich mir vorstellen, dass deine Angst davor, was Falsches zu sagen, super groß ist (vergleichbar mit dem oben beschriebenen Teil zu Angst, Scham, Lügen) und du deshalb blockiert bist…? Ich komme nochmal auf den Vorschlag mit dem Brief zurück – in der Hoffnung, dich damit noch nicht völlig zu nerven.
Wenn dir die Vorstellung Sorgen bereitet, kannst du ihn mir auch gerne mal schicken und ich les ihn auf mögliche „Fallstricke“ durch?

Ich komme hier zu dem Schluss, dass das mit dem Brief wirklich eine gute Idee ist, egal in welche Richtung da meine Bedenken gehen. Ich machs und lass dich vielleicht auch mal prüfend drpberlsen, wenn das okay für dich ist. Das dann aber via PM.

Generell gehört der Teil aber glaube ich auch zu dem oben schon besprochenen Teil mit dem „mit sich selbst ausmachen“ und dem „sich öffnen“. Jeder Mensch sagt mal was Falsches oder was Blödes oder Verletzendes. Daraufhin aus Angst gar nichts mehr zu sagen, löst jedoch keine Probleme. Es ist ein bisschen wie das was ich dir geschrieben hatte mit meinen Interpretationen und dem Abgleichen derer. Auch in der Kommunikation gleicht man ständig seine Aussagen mit der Reaktion des anderen ab. Dabei kann man seine eigenen Aussagen für sich selbst immer auf gefühlte Wahrheit/Richtigkeit abprüfen. Also auch das Gegenüber muss mal was aushalten. Verstehst du, was ich sagen will?
Und gerade so was wie Komplimente zurückhalten, weil sie fehlinterpretiert werden könnten, ist doch eigentlich super schade! Wenn liebe, guttuende Worte ernst gemeint sind, wie können sie dann falsch sein? UND wenn sie nicht angenommen werden können und du dich dafür sogar verantwortlich fühlst, dann sollten sie vielleicht umso eher raus und außerdem sind sie deswegen doch trotzdem wahr. Hau sie raus! Manches musst du vielleicht auch öfter sagen, bis es geglaubt werden kann (was ja auch kein Wunder ist, wenn frau davor viele Lügen aufgetischt bekommen hat). Du kannst das!

Okay, der Fahrplan ist sinnvoll. Das mit dem Brief mach ich. Am Wochenende ist genug Zeit, denn da gehört ja auch ganz schön viel rein. Vielleicht trau ich mich auch mit dem ein oder anderen Versuch, sie mit ehrlichen Komplimenten zu überraschen. Egal ob sie mir danach versichert, dass sie das nicht glaubt oder mir meine guten Absichten wieder nicht ganz abkauft. Ich muss halt auch mal aus meiner feigen Deckung raus.

Uff, das war jetzt glaub richtig viel und irgendwie kommt es mir so vor, als wäre einiges vielleicht ein wenig wirsch geschrieben… Hoffentlich ist es verständlicher als es sich für mich gerade anfühlt…!

Alles gut, liebe Jana, das war sogar sehr verständlich, selbst der fachlich-theoretische Part erschien mir logisch. Riesen Dank für deine Mühe, du hast bei mir mittlerweile echt was gut.

Ich bin gespannt auf deine Rückmeldung und freue mich wie immer darauf!
Bis hoffentlich ganz bald.

Bis hoffentlich ganz bald
Es geht nicht um Verzicht, es geht um ein erfüllendes Leben!  Smile
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#10
Sammelposting: Tagebuch vom 03.-10. März


3. - 6. März
Suchtdruck ist nach wie vor flach, aber ich muss aufpassen, dass nicht wieder Pornoszenarien mein Denken fluten. Erotische/sexuellle Fantasien mit meiner eigenen Frau, die vom Handlungsablauf den Rahmen des Wahrscheinlichen nicht sprengen, nehm ich da aber expliziet aus. Ich will, wie gesagt, weder Eunuch noch ein asexuelles Wesen werden und hoffe auf ein Comeback eines gesunden Sexuallebens mit meiner Frau.
Mittlerweile habe ich relativ unspektakulär die 303er-Grenze überschritten. Hätte gar nicht gedacht, dass ich so weit komme. Nun steht die 90 auf der Zielliste. Sollte ein O durch partnerschaftliche Interaktionen entstehen, sehe ich das nach wie vor nicht als Relapse, da es beim BrainReset ja darum gehen soll, sein sexuelles Denken vom Porn loszubekommen und auf normalen liebevollen Sex zu lenken. Angeblich wäre sogar Masturbation mit dem eigenen Partner als gedankliche Fantasie ok, aber im Moment kommt das für mich absolut nicht in Frage. Den ersten Orgasmus in der neunen Zeitrechnung möchte ich zusammen mit meiner Frau genießen.
Bin übrigens seit ein paar Tagen auf dem Board von porno-sucht.com angemeldet. Hab dort meine Vorgeschichte und mit Tagebuch hinterlegt und bereits den ein oder anderen hilfreichen Kontakt bekommen. Interessanterweise jeweils von einer Frau. Es ist wirklich beschämend, wenn man erfährt, wieviel Leid wir Wixer unseren Ladys zufügen. Aber das ist eigentlich gut zu erfahren, denn das hilft zumindest mir, meinen Blick auf das jetzige Ziel zu richten.

7. März
Gestern Abend ist etwas eher negatives vorgefallen. Nein, NoFab hab ich nicht verloren, da bin ich immer noch dran. Aber wir haben gestern wieder intensiv gekuschelt, wer mein Tagebuch verfolgt hat, weiß, dass wir nackig schlafen und so auch kuscheln. Es war wie immer entspannend und erregend zugleich und mein kleiner Mann war auch wieder gut hart. Nun bin ich leider doch den kritischen Bereichen bei meiner Süßen oft zu nahe gekommen. Sie hatte in letzter Zeit bereits erwähnt, dass sie für mehr als Kuscheln noch nicht bereit ist und das hatte ich auch akzeptiert. Nun sind ihre Aussagen wie folgt gewesen: Ich habe ihre aktuelle Intimgrenze verletzt, sie hätte sich bedrängt gefühlt, ob ich mir mehr vorgestellt hätte weil ich mit NoFab so weit gekommen bin - als Belohnung gewissermaßen. Ich hatte vor ein paar Tagen tatsächlich solche Gedanken, aber diese Idee hab ich dann doch von mir geschoben, weil das echt total abwegig ist wenn man nachdenkt. Sex als Belohnung für mal ein paarTage Abstinenz - das klingt fast nach Pornosetting und das soll ganz sicher nicht passieren. Mein Aufhörprozess soll nie was mit „Sex als Belohnung oder Ansporn“ zu zun haben. Obwohl, auch ein gutes gesundes Sexleben mit meiner Guten steht bestimm als Ziel am Ende meines Weges, aber das hatte ich ja bereits geschrieben. Allerdings möchte ich dazusagen, dass es nicht mein Hauptgrund ist.
Ich hatte mich echt aus den Lumpen geschüttelt gefühlt und hab bereits die zarte Pflanze unserer aufkeimenden guten Beziehung in Gefahr gesehen. Hab ich ihr hoch und heilig versprochen, von ihr die Finger zu lassen, so wie ich von mir selber die Finger lass. Kuscheln tun wir noch, allerdings nehm ich da komplett die Fahrt raus, Sicher ist sicher,

8. März
Heute gab es nix besonderes, ich bleib anständig und freu mich morgens immer beim Blick auf die Counter-Abb.

9. März
Hab heute wieder ein paar Dinge im Forum mitnehmen können. Wenn man auch in einer richtigen Selbsthilfegruppe solche Ideen mitnehmen kann, dann beginnt diese Vorstellung wirklich interessant zu werden. Hat jemand Erfahrung mit sowas und kann da Kontakte aufzeigen? Ich hab heut beschlossen, alles zu tun, um in stabile Fahrwasser zu kommen. Im Moment fühl ich mich leidlich save, aber der Teufel lauert bestimmt im Moment.

10. März
Heute Abend gab es wieder vermehrt Diskussionen. Meine Frau wirft mir mehr oder weniger direkt vor, dass ich immer noch zu stark Dinge mit mir selber ausmache und mich mehr dem anonymen Forum anvertraue als ihr. Na klar ist das für sie doof, aber ich versuch doch nur, sie nicht unnötig mit Details zu triggern, da ich ihr das Leben so schon zur Hölle gemacht hab. Hab ihr Kontakt zu der Frau hier gegeben, damit sich zwei Betroffene Partnerinnen austauschen können, weil ich dachte, dass ihr das gut tut. Im Moment siegt es eher danach aus, als ob sie zwar sieht, dass sie da mit einer Leidensgenossin austauschen kann, aber durch das Forum kommuniziere ich mit der selben Frau und sie findet es zumindest fragwürdig, ob zwie Patner in der Krisensituation denselben Ansprechpartner haben sollten. Und aktuell triggert sie auch, dass das Forum gefühlt mehr von mir weiß als sie selbst, was aber subjektiv sein dürfte. Das Forum liest es halt nur in gestraffter Form, zu Hause hatten wir es zum Teil über einen längeren Zeitraum.
Ich werd mich wohl noch stärker dran gewöhnen müssen, dass meine Frau das alles deutlich schwerer wegsteckt bzw. verarbeitet als gedacht. Versuch von Komplimenten und Ehrlichkeit schlagen nach wie vor noch fehl, aber damit rechne ich mittlerweile von vornherein. Die Sache mit dem Brief vom letzten März, als ich aus dem KH kam und ihr die Wahrheit über meine vermutete ED offenbart hab, kam auch wieder zur Sprache. Und dass das damals zwar nicht unbedingt Lügen waren da drin, aber doch strategisch geschönt war, diese Wahrheit kam gar nicht gut an. Ich mach mir jetzt schon Gedanken, was Ehrlichkeit und Offenheit bringt. Das sind bestimmt riskante Gedanken, die sehr hinderlich sind. Da bin ich noch gespannt, was da draus wird. Den Plan mit einem weiteren ausgiebigen Brief lass ich deswegen trotzdem noch nicht fallen, aber ich werd mir deutlich mehr Überlegungen über den Inhalt machen.
Nachts haben wir trotzdem gekuschelt. Ich fand das sehr entspannend und ihr hat es auch gut gefallen, sagt mir mein Gefühl., es ging diesmal auch wieder von ihr aus.
Hab heute aber gemerkt, dass ich eine Art gedanklichen Rettungsanker brauche. Wenn ich in solchen intimen Momenten ohne Hintergedanken eine Erektion bekomme, soll ihr das nicht signalisieren, dass ich Druck loswerden muss, weil meine Suchht mit nem Schuss befriedigt werden will, sondern nur ein Zeichen ist, dass ich sie mehr und mehr wieder als attraktive erregende Frau seh. Also das was normal sein soll. Aber ich will und werde ihre vorläufige Grenze respektieren, das bin ich uns zusätzlich schuldig.

Heute Mittag um 12 endete übrigens Tag 37, ein klein wenig stolz bin ich schon, aber durch das Lesen hier seh ich, dass es noch jede Menge Fallstricke gibt.
Es geht nicht um Verzicht, es geht um ein erfüllendes Leben!  Smile
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