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Tochter eines Süchtigen
#1
Hallo ihr,
Ich habe in diesem Forum einige Beiträge gelesen und dabei verschiedene Sichtweisen auf das Thema Pornosucht kennen gelernt, vor allem von Süchtigen und ihren Partner*innen.
Ich würde mich gerne mit betroffenen Kindern, insbesondere Töchtern, austauschen, die die Sucht eines Elternteils erlebt haben. Mit dem Wort "Kind" verbinde ich in diesem Fall NICHT das Alter der/des Betroffenen, denn ich bin selbst eine erwachsene Frau in ihren Zwanzigern, die die Sucht des Vaters vom Kindesalter an bis zur Trennung der Eltern vor einigen Monaten miterlebt hat, vor allem auch weil wir als Familie im selben Haus gewohnt haben. Das hinterlässt natürlich Spuren, an deren Bewältigung ich mich immer noch versuche. Ich denke der Austausch mit anderen Betroffenen würde mir helfen. Gibt es euch?

Liebe Grüße
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#2
Hallo Nordpohl.

Ich frage mich gerade wie man als Kind von der Pornosucht eines Elternteils mitbekommt? Z.B. wissen meine Eltern überhaupt nicht, ob ich Pornos konsumiere oder wie meine Sexualität ausschaut - deshalb wundere ich mich gerade. Auch ich weiß nichts über deren Sexualität.
Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen, da sollte ja eigentlich eine Grenze vorliegen finde ich, Kinder sollten nicht mit der Sexualität der Eltern konfrontiert werden oder in irgendwelchen Konflikten der Eltern mit dem Thema verwickelt werden.

Gruß
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#3
@insuff

Mein Vater hat sich beispielsweise am Wochenende oder während meiner Ferien, Pornos in Wohnzimmer auf dem Laptop angeschaut, als meine Mutter sich nachmittags hingelegt hatte und ich im selben Raum fern geschaut hatte. Das habe ich natürlich gesehen, es sei denn ich starrte stur gerade aus auf den TV.
Später, als ich erwachsen war, habe ich es indirekt dadurch mitbekommen, dass er ständig Frauen, oder wohl eher Mädchen, aufs Unangenehmste und Auffälligste nachgegafft hat, wenn wir zusammen unterwegs waren und dann leider auch irgendwann, dass ich selbst nicht mehr sicher vor seinen Blicken war. Die entstandene Objektifizierung von Frauen durch die Sucht war größer als das Vatergefühl. Grr, au.
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#4
Hallo Nordpohl,
danke das du so offen und erlich hier deinen Beitrag einbringst. Ich habe selbst eine Tochter die bald ins Teenager alter kommt. Sie ist auch einer meiner Beweggründe den Konsum von Pornos einzustellen. Denn auch wenn ich sie selbst nicht als Sexueles Objekt ansehe und bestimmt auch nicht werde, merke ich dass ihre Freundinen die ich vom Kindergarten kenne immer mehr an Weiblichkeit zunehemen und es mir immer schwerer fällt sie als kleine Kinder zu betrachten.
Auch unsere streitereien mit Frau über den Konsum konnten unmöglich an den Kindern vorbei gehen.
Daher bin ich da ganz bei dir und appeliere an alle Väter, die Mädchen in den Videos sind auch Töchter!!!
Ich bin zwar erst kurz dabei, aber meine Gedanken über den Konsum und die Industrie im ganzen habe ich schon sehr lange, deshalb schmerzt es um so mehr das es so lange gedauert hat bis die Erkenntniss über die Dunkle Seite der Pornoindustrie meinen Geist erreicht hat.
Ich wünsche dir dass du keinen bleibenden Traumas aus dieser Erfahrung mit deinem Vater abbekommst. Vielleicht kannst du Ihn mit Therapeutischer begleitung auf das Problem hinweisen und vielleicht wird es Ihm auch die Augen öffnen.
Ich für meinen Teil werde alles versuchen, das meine Kleine Tochter nie ihren Vater als Pornosüchtigen betrachtet

Gruß GEMINI
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#5
@Nordpohl

Tut mir leid das zu hören. Ich finde sein Verhalten rücksichtslos, er hat da deutlich Grenzen überschritten, was dir nicht gutgetan hat.
GEMINI weist darauf hin, dass du es deinem Vater ja mal sagen könntest wie du sein Verhalten empfindest. Aber das ist natürlich problematisch, wenn ihr kein gutes Verhältnis habt oder er sowieso nicht so zugewandt und interessiert ist. Und gerade so ein Thema mag ja sehr unangenehm sein. Ich denke nur, dass es möglich ist, dass es so einem Vater gar nicht bewusst ist wie er sich verhält und was es für das Kind bedeutet hier keine Grenze zu ziehen; kann ja sein, dass es Väter gibt, die erst darauf hingewiesen werden müssen und es ihnen leidtut und künftig besser auf Grenzen achten. Wie gesagt, ich weiß eben nicht wie dein Vater sonst so tickt, vielleicht ist es ihm auch einfach egal wie es dir damit geht.

Tatsächlich ist bei mir dieses Sexualisieren von Frauen einer der wichtigsten Gründe für mich (neben der Tatsache, dass ich jede Form von Sexarbeit ablehne) mit dem Pornokonsum aufzuhören. In der Realität bemühe ich mich natürlich sowieso Frauen nicht anzuglotzen oder im normalen Kontakt dauernd "nur an das eine zu denken" - was manchmal schwierig wird, weil man als Pornosüchtiger sehr viel störende sexuelle Gedanken hat. Jedenfalls aus meiner Perspektive habe ich das vollkommen unter Kontrolle und gehe ganz normal mit Frauen um - ich hoffe, dass niemand etwas Unhöfliches an meinem Verhalten entdeckt. Hoffentlich ist das Problem bei mir in einigen Monaten - vielleicht sogar Wochen - bereits behoben, ich habe vor knapp zwei Wochen mit dem "Rebooting" angefangen (glücklicherweise bis jetzt ohne Rückfall).

Gruß
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#6
@insuff
@GEMINI

Tatsächlich habe ich meinen Vater darauf angesprochen, wenn auch (zu) spät. Also erst als ich erwachsen war und mir klar wurde, dass er niemals von sich aus seine Sucht bekämpfen würde und er immer wieder rückfällig würde. Das merkte ich jedes mal daran, das seine alten Verhaltensstrukturen wieder auftauchten, ergo er leicht bekleideten Mädchen hinterher schaute und er mir morgens beim Frühstück in den Ausschnitt glotzte, wenn ich keinen BH trug (das ließ ich dann fix wieder sein). Mit zunehmenden Alter war das ganze jedes Mal schmerzhafter, weil man als Frau in den Mit-20ern natürlich nur absoluten Ekel empfindet, wenn der Vater 14Jährige lüstern betrachtet und man selbst als Tochter nicht mehr gefeit ist, obwohl man sich vor dem Vater immer als unantastbar empfindet.

Meine Intervention hat gar nichts gebracht, weil er seit jeher sein Verhalten und seine Sucht negiert, weil er (außer in meinem genannten Beispiel) nie aktiv dabei erwischt wurde, Pornos zu schauen. 

Mittlerweile ist er von meiner Mutter getrennt und pflegt zu mir keinerlei Kontakt mehr. Ich denke, er hat mir gegenüber heftige Schuldgefühle, falls er überhaupt noch in der Lage dazu ist, zu fühlen.

Das Alles und die "Eskalation" der Ereignisse ist sehr frisch und trotzdem bin ich aus der ganzen Situation noch halbwegs unversehrt heraus gekommen. Was ich wahrscheinlich aber nie mehr erreichen werde, ist, dass ich auf das Thema "Porno" in einer Beziehung natürlich reagiere. Ich fühle mich in meiner Sexualität völlig frei, sicher und selbstbewusst, aber dieses Thema löst bei mir immer Ängste und Unsicherheiten aus und ich bin mir unsicher, wie lange es dauern wird, bis ich das überwinden werde.

Was viele vergessen ist, dass die Angehörigen wahrscheinlich, bevor sie überhaupt eine Porno-sucht in Betracht ziehen, erstmal deren Symptome bemerken. Wahrscheinlich denkt man zuerst durch den emotionalen Abstand und die Gefühlskälte des Gegenübers, dass der Partner eine Affäre führt o.ä., dass ein Betrug in andere Weise statt findet.
Aus meiner Sicht war die charakterliche Änderung meines Vaters, damit meine ich seine Gefühllosigkeit, sein Desinteresse, sämtliches Fehlen von Empathie, seine Faulheit und Reizbarkeit wirklich das schlimmste. Und das obwohl wir uns davor außerordentlich gut verstanden habe.

Ich denke, wenn man dazu in der Lage ist, diese Sucht zu überwinden, wird das ein fantastisches Gefühl sein. Es muss überwältigend sein, dann wieder mit voller Kraft fühlen zu können und auch wieder das Gefühl zu erleben, andere (reale) Menschen nah an sich heran zu lassen.
Ich kann jedem nur raten, sich vor Augen zu halten, welches Glücksgefühl es auch ist, wenn man wieder voller Empathie fühlen und mitfühlen kann und man überhaupt wieder frei dafür ist, ein Hochgefühl ohne das folgende schlechte Gewissen und den Ekel spüren zu können. Das wünsche ich Euch allen. Smile

Ahhh, und an alle Väter.
Ihr habt natürlich die beste Chance offen und ehrlich mit euren Kindern zu kommunizieren und sie an das Thema Porno und dessen Risiken heran zu führen. Sie werden wahrscheinlich nämlich noch viel früher damit konfrontiert. Aber mit der richtigen Erziehung könnt ihr ihnen wirklich den Rücken stärken und sie darauf vorbereiten!
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#7
Liebe Nordpohl,

es tut mir sehr leid was Du verarbeiten musst.
Kannst Du mit irgendjemanden darüber reden?
Weiß Deine Mama davon?
War die Sucht auch ein Grund für die Trennung?

Vielleicht ist der Abstand zu Deinem Vater jetzt erstmal gut, um Dich zu distanzieren - auch wenn es weh tut.
Sei Dir immer bewusst, dass Du nichts dafür kannst.
Du kannst ihn leider auch nicht ändern.
Er muss es ganz alleine wollen. 
Deine Mama hat ja schon Konsequenzen gezogen und es hat ihn nicht wachgerüttelt.

Schau jetzt einfach auf Dich... Heart 
Rede oder schreibe es Dir von der Seele. 
Vielleicht hat auch ein/e Therapeut/in gute Lösungswege mit Deiner Vergangenheit ins Reine zu kommen und loszulassen?

Vergessen wirst Du es wahrscheinlich nie ganz und es wird ein Triggerthema bleiben, aber Du lernst mit der Zeit bestimmt besser damit umzugehen und Deine Grenzen auszuloten.

Ich wünsch Dir alles Gute!
Liebe Grüße
Susan
Blush
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