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Verzweifelte Angehörige
#61
Liebe Crow,

ich möchte eigentlich gar nicht soviel über mich schreiben, weil es hier um Dich geht!
Mein Mann hat meine Reaktion verstanden, genauso wie Heinrich es auch schreibt.
Ich hab das nie als "Waffe" eingesetzt und ihn damit erpresst oder so.
Ich war verletzt und ihm tat es unendlich leid.
Seit inzwischen 3 Jahren lebe ich mit der Sucht meines Mannes und vertraue, durch seine Fortschritte, zwar immer ein Stückchen mehr, aber die Narben werden bleiben.

Ich habe Geduldige geraten, unsere Männer nicht zu vergleichen.
Und Dir möchte ich raten, uns Frauen nicht zu vergleichen.

Ich bin zwar auch sehr verständnisvoll und lieb, jedoch hab ich schon immer einen sehr großen Stolz und einen Dickschädel. 
Meine Schmerzgrenze ist auch viel niedriger als Deine.
Du bist Du - und Du wirst Deinen eigenen Weg gehen.
Du hast keine Störung... so ein Quatsch!!  Rolleyes

Du schreibst nach Eurem Therapietermin:
"Ich versuche halt, nach den Stresssituationen alles nicht unnötig eskalieren zu lassen."
Aber wenn nicht da - wann dann?
Was hilft es Dir denn, wenn Du ihn in Watte packst?
So versteht er doch nie, dass er Dir mit seinem Verhalten wehtut und es endlich ändern muss.

Ich hab Dich ganz am Anfang schonmal gefragt, wo Deine Grenzen sind... Du wusstest es nicht.
Es wäre wichtig, dass Du sie kennst oder Dir neue steckst.
Und dann aber auch wirklich handelst, wenn sie erreicht oder sogar überschritten wurden.
 
Diese Konsequenz ist sehr wichtig, sonst bist Du nicht mehr glaubhaft.
Vergleiche es mit der Kindererziehung...

Viele Grüße
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#62
Hi Crow,

ich lese schon länger deine Beiträge und wollte dir viel Kraft schicken! Es tut mir wirklich weh das alles zu lesen... ich fühle so mit dir! Du bist nicht alleine... ich bin in eigentlich in genau der selben Situation. Ich traue mich nur leider nicht wie du hier so offen darüber zu schreiben.
Hatte auch Hoffnung, dass mein Partner sich hier anmeldet und Hilfe sucht. Habe ihm bestimmt schon 5 mal von dieser Seite hier berichtet, aber leider tut sich nichts.
Können uns ansonsten gerne auch über PMs (falls es hier sowas gibt) austauschen.
Was mich noch interessieren würde... kennst du vielleicht ein gutes Buch, dass für uns betroffene Partnerinnen hilfreich wäre?
Und allgemein was tust du für dich selber um dir zu helfen nicht unter zu gehen?
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#63
Liebe Steffi,
Vielen Dank für deine Nachricht.
Gut dass du hier bist. Sehr gerne können wir über PN schreiben wenn dir das leichter fällt. Ich versteh dich. Ich weiss wie schwer das ist... aber durch die Anonymität im Forum fällt mir vieles leichter.
Ein Buch für angehörige hab ich bisher nicht gefunden oder gelesen. Aber ich hab mir 'porno im kopf' bestellt. Das erscheint aber erst im Mai. Einfach um ihn besser zu verstehen.
Dabei helfen mir aber auch sehr die Beiträge der Männer hier.
Soviel Ehrlichkeit und Offenheit erfahr ich leider zu Hause nicht.

Momentan bin ich noch nicht in der Lage um mich selbst zu kümmern.
Bin zu niedergeschlagen und kraftlos.

Ich freu mich sehr mehr von dir zu hören.
Sei ganz lieb gedrückt Steffi und melde dich bald.

Crow
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#64
Liebe Susan,

Ich weiss nicht wo meine Grenzen sind...ehrlich gesagt.
Ich weiss, das ist schlecht. Aber ich kann nicht anders. Ich will nicht ohne ihn leben. Das weiss ich.
Ich hab immer noch die Hoffnung dass alles gut werden kann.
Ich war 'früher' vor der Pornogeschichte, vor IHM ein ganz anderer Mensch.
Ich hätte mir sowas nicht gefallen lassen. Ich hätte mich rigoros getrennt.
Hätte dann 3 Wochen liebeskummer gehabt und wär wieder aufgestanden.
Ich weiss nicht was mit mir los ist??
Ist es weil ich ihn liebe?
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#65
Liebe Crow,

ich befürchte, dass Du inzwischen schon co-abhängig bist.  Undecided

Ich habe einen guten Artikel von Dr. Nicole Lauscher gefunden.
Ein Interview mit dem Berliner Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Professor Götz Mundle.

Herr Professor Mundle, was bedeutet Co-Abhängigkeit?
Co-Abhängigkeit beschreibt die Situation, wenn bei einer Abhängigkeit nicht nur die eine Person erkrankt, sondern das ganze "System" krank wird. 
Der Partner ist süchtig.
Die Co-Abhängige zeigt aber ebenfalls ein abhängiges Verhaltensmuster – und zwar vom Partner. 
Sie richtet ihr ganzes Leben auf ihn aus.
Aber genau wie eine Sucht entsteht ja auch eine Co-Abhängigkeit nicht von heute auf morgen …

Es gibt drei typische Phasen. 

Zunächst die Beschützerphase:
Man merkt, dem Partner geht es nicht gut, und will ihm etwas Gutes tun, ihn beschützen. Häufig übernimmt die Frau dann die Verantwortung.
Sie bagatellisiert und verharmlost die Situation in dem Glauben: 
Wenn ich mich nur genügend um meinen Partner kümmere, geht die Krankheit weg. Aber das ist ein Irrglaube.

Und dann?

Die Frau will die Sache selbst in die Hand nehmen und beginnt zu kontrollieren.
Dann geht eine Eskalationsstufe los: 
Der Abhängige wird vorsichtiger. 
Und die Co-Abhängige reagiert enttäuscht und verärgert.

Dann kommt die dritte Phase …
Die Co-Abhängige merkt: 

Ich hab es nicht im Griff. Ich bin hilflos. Ich bin ohnmächtig. 
Hier kippt das Ganze. 
Es folgt die Anklagephase. 

Die Angehörige fühlt sich enorm unter Druck, klagt an, reagiert nicht selten aggressiv. 
Es kommt häufig zu Streit. 

Was wäre also die bessere Strategie, wenn man merkt, dass man nicht helfen kann?

Wichtig wäre es, die Erkrankung offen anzusprechen und zu sagen: 
Ich unterstütze dich, wenn du zu einem Spezialisten gehst und Hilfe annimmst. 
Ich kann die Verantwortung für deine Erkrankung nicht übernehmen.
Vielleicht vertuscht man als Angehöriger die Sucht aber auch, weil man sich schämt.

Erster Ansprechpartner sind der Hausarzt und die Suchtberatungsstellen.
Krankheit ist Privatsache – das geht den Arbeitgeber nichts an.
Anders verhält es sich, wenn eine Person mit Alkohol am Arbeitsplatz auffällt.
Dann gibt es üblicherweise Suchtvereinbarungen: Macht der Betroffene eine Therapie, wird ihm nicht gekündigt.

Was können Angehörige tun, wenn der Erkrankte sich weigert, professionelle Hilfe zu suchen?

Wenn der Suchtkranke es nicht schafft, zum Suchttherapeuten, zur Suchtberatung oder zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen, dann muss die Angehörige selbst es tun.
Sie kann anbieten:
Wir gehen gemeinsam zum Arzt, ich unterstütze dich bei der Behandlung. 
Falls der Abhängige sich weigert, muss sie für sich Hilfe suchen.
Die Angehörige muss raus aus der Isolation, sich informieren. Das ist ganz wichtig.

Welche Unterstützung kann sie erwarten?
Angehörige sind in der Regel überfordert, verzweifelt und erschöpft. 
Sie waren lange gefangen in der Frage:
Was kann ich für den Partner tun? 
Aus dieser Spirale müssen sie ausbrechen und sich fragen:
Was brauche ich, damit es mir gut geht?
Was kann ich für mich tun?
Sie müssen wieder Verantwortung für ihre eigene Gesundheit übernehmen, denn in gewisser Weise sind auch sie krank geworden. Sie müssen loslassen.
Den Partner also doch allein lassen?

Am Anfang sollte immer das Angebot stehen: Ich unterstütze dich bei der Therapie.
Nimmt der Abhängige dieses Angebot an, können beide den Weg gemeinsam gehen.

Lehnt er das Angebot ab, ist es wichtig, dass die Angehörige ihren eigenen Weg geht, unabhängig vom Partner – eben nicht co-abhängig.

Wichtig ist, dass die Co-Abhängige aus ihrer Isolation herauskommt und ihre sozialen Netzwerke reaktiviert.
Sinngemäß bedeutet dies: 
Ich kümmere mich nicht mehr darum, ob du süchtig bist, das ist deine Verantwortung 
- ich lebe mein eigenes Leben.
Ich habe soziale Kontakte, Freizeitaktivitäten und kümmere mich um mich selbst.

Was bedeutet das für den Suchtkranken?
Wenn der Süchtige sieht, mein Partner steigt aus dem System aus, dann ist das auch für ihn ein ganz wichtiger Schritt. 
Zum einen, weil er merkt: 
Ich habe nicht mehr die Hilfe, nicht mehr die Unterstützung. Ich bin allein. 
Zum anderen, weil er sieht: 
Veränderung ist möglich – meine Partnerin schafft es schließlich auch!!


Du kannst es auch schaffen, Crow!!  Heart

Du bist auf dem richtigen Weg...

Dein Löwe als Profilbild ist der Anfang.
Sinnbild für naturgegebene Stärke und Tapferkeit!!



@ Steffi87:  Herzlich Willkommen!!  Angel
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#66
Liebe Crow,
Was du schreibst hört sich sehr nach co -Abhängigkeit an. @Susan sehr guter Artikel.Die Phasen beschreiben exakt das was ich erlebt, wie ich mich verhalten habe. Auch in  der co-Abhängigkeit habe ich immer wieder Rückfällig erlebt. Es wird leichter mit der Zeit.......
@Steffi87 hilfreiche Bücher waren für mich: Kornelius Roth Sexsucht, Gabriele Farke Onlinesucht. Das Lesen hat mir am Anfang sehr geholfen besser zu verstehen........
Steffi du hast hier die Chance alles loszuwerden was du mit niemandem sonst besprechen kannst. Das ist sehr schwer aber es hilft ungemein .
Liebe Crow es ist so schade das du dich so ausnutzen lässt. Vielleicht hilft es dir wenn du daran denkst das es ein grosser Liebesbeweis ist immer wieder darauf zu bestehen das auch dein Partner an sich arbeitet.  Leider ist es ein Merkmal der Sucht das der Abhängige bei jedem  Entgegenkommen deinerseits denkt er kann weitermachen wie bisher weil er sich sicher fühlt. Sucht ist eine schwere Krankheit die sich nicht so leicht heilen lässt. Denk an dich und bleibe stark.
Liebe Grüße
Mira62
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#67
Liebe Susan, liebe Mira,

Vielen Dank für eure Worte.
Der Artikel, Susan, ist wirklich sehr gut. Ich erkenne mich darin wieder. Ich befinde mich in Phase 3.

Im Moment fehlt mir die Kraft für Veränderungen. Ich hatte am Freitag ne Panikattacke in der Arbeit. Bin seitdem zu Hause und lass mich jetzt erstmal krankschreiben. Ich hab keine Kraft mehr.
Ich hoffe dass ich es die nächste Zeit schaffe eine Kur bewilligt zu bekommen. Ich brauch dringend Hilfe. Und Strategien die nur helfen gewisse Situationen besser meistern zu können.

Ganz liebe Grüße an euch alle.
Crow
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#68
Liebe Crow,

es tut mir sehr leid, wie Dein Körper auf diese ganze Stressituation reagiert.  Sad
Aber Du hast es ja schon geahnt, dass sowas wieder eintreten könnte. 

Ist irgendwas besonderes vorgefallen, gab's einen Auslöser?

Wie geht's Dir jetzt? Wie fühlst Du Dich, wenn Du zuhause bist?
...wenn Du jetzt auch unter der Woche Deinen Mann öfters siehst?
Wie hat er eigentlich nach der Panikattacke reagiert?

Super, dass Du eine Kur für Dich beantragen möchtest!!
Die Aussagen, die Du machst sind für mich nämlich große Alarmzeichen... und so gern wie wir Dir alle hier helfen wollen, solltest Du besonders im realen Leben gerade aufgefangen und unterstützt werden.

Deshalb finde ich es unglaublich mutig von Dir, selbst nach Hilfe zu suchen!!

Angel

"Oft sprechen die Menschen über eine Depression, als ob es eine Schwäche wäre.
Aber diejenigen, die es durchleben, wissen, wie viel Stärke man braucht, um damit zu leben."

Liebe Grüße
Blush
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#69
Vielen herzlichen Dank für Eure Tipps! Insbesondere die Buchtipps. Ich bin schon länger auf der Suche und schaue mir Eure Empfehlungen definitiv an!

Ich bin leider nicht so oft hier im Forum, da ich von dem Thema immer wieder ein paar Tage Abstand brauche... Ich versuche mich dann mit meinen Hobbys und Freunden abzulenken (was während Corona wirklich eine Herausforderung ist!)
Ich teile meinem Partner dann offen mit "Jetzt/heute/dieses Wochenende möchte Zeit für mich alleine" und dann bin ich auch froh, wenn ich ihn ein paar Stunden oder Tage nicht sehe.
Ich renne meinem Partner nicht mehr hinterher... Das habe ich mittlerweile aufgegeben. Die zahllosen Lügen und das immer wieder erneute Hintergehen über Jahre haben fast alles zerstört.
Er geht nun endlich zur Therapie und muss das irgendwie alleine schaffen, um wieder zu dem Mann werden, den er selber liebt und in den ich mich verliebt hatte.
Das kann er nur alleine.
Crow, versuche bitte dich mehr auf dich zu konzentrieren! Auch wenn es sehr schwer ist... besonders in den ersten Tagen, aber dir wird es dann besser gehen.
Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Partner Zeit für sich alleine braucht um überhaupt nachzudenken. Um sich mit sich selber auseinander zu setzen. Wenn wir gemeinsam Zeit verbringen habe ich das Gefühl er möchte einfach wieder normalen Alltag simulieren, aber es passiert nichts produktives gegen die Sucht.
Deswegen gebe ich mir und ihm immer wieder die Zeit um uns selber zu "pflegen".

Ich kann nur von mir sprechen, da es bei jedem Menschen unterschiedlich ist, aber zum Thema Sex Crow: Ich verstehe dass, dass du noch mit ihm in die Kiste gestiegen bist. Weil es einfach deinem völlig zerstörten Selbstwertgefühl verdammt gut tut. Dass er DICH begehrt und will und nicht wie sonst die anderen Schlam*en.
Leider lasse ich mich auch noch zu oft darauf ein... ich bin kein Mann, aber ich denke, dass der Mann sich erst wirklich bei seiner Frau nicht mehr seiner sicher ist, wenn sie ihn nicht mehr begehrt und einfach aktuell keine Lust verspürt mit ihm Sex zu haben. Das bringt ihn wirklich zum nachdenken.
Probieren wir es doch gemeinsam aus? Ich versuche ab nun darauf zu verzichten. Gemeinsam ist es leichter Smile

Wünsche dir ganz viel Kraft und ich hoffe du versinkst nicht, da du nun krankgeschrieben bist, in depressiven Gedankenkreisen. Geh raus spazieren oder telefoniere mit Menschen die dir gut tun. Lenke dich irgendwie ab.
Viele liebe Grüße

Steffi <3
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#70
Kurze Frage meine lieben,
Mein Partner hat morgen den Termin bei der suchtberatung. Kann bzw. soll ich so dreist sein und ihn dazu begleiten?
Oder soll ich ihn lieber zwecks Privatsphäre alleine gehen lassen?
Über antworten wär ich sehr dankbar
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