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Der Kettenhund
#1
Hallo an alle, bin auch wieder mal da.

In meinem letzen Beitrag hab ich geschrieben, dass ich mit ihm das Thema nicht mehr ansprechen werden und warte, bis er es von selbst tut. 
Aber wieder einmal Fehlanzeige. Obwohl das Ganze schwer auf unserer Beziehung lastet, hat er sich leider nicht ein einziges Mal freiwillig gemeldet, auch nicht nur um zu sagen... weisst Du ich hab jetzt xx Tage keine Porno oder Chat oder weiss ich was gemacht. Es geht mir so oder so... ich fühle mich gut/schlecht. Nichts.

Das "tun-als-ob-nix-wäre-und-alles-ist-in-bester-Ordnung"  stresst mich. Ich habe das Bedürfnis darüber zu reden. Und irgendwann frag ich dann halt mal nach... Auf seinem Handy habe ich keine eindeutigen Spuren gefunden... aber etwas stimmt doch nicht. Ich habe ihn direkt danach gefragt er hat alles verneint und er ist überzeugt davon, dass er davon loskommt, wenn er es einfach nur nicht mehr tut.

Das er sich vielleicht ein wenig mit sich selbst konfrontieren sollte... das verdrängt er vehement. Es ist zwar eine Einsicht da, es fehlt aber seinerseits die Akzeptanz seines Problems... und somit auch der klare Wille: "Ich will davon loskommen".
Und das man mit Verdrängen ein Problem nicht loswird, will er nicht einsehen. Er stürzt sich in alle möglichen Ablenkungen, ist grad nicht so gut drauf weil wir einen momentanten finanziellen Engpass haben, da wird er immer besonders nervös und ich lasse ihn lieber in Ruhe. Ich will nicht unnötig Druck machen. 

Was ich mir eigentilich am Meisten von ihm wünschen würde, ist der Körperkontakt. Noch nicht einmal Sex interessiert mich jetzt. 
Eine EHRLICHE Umarmung, eine EHRLICHER Kuss, ein wenig Kuscheln und Streicheln... das wäre bereits Balsam für meine Seele. WEnn er es nur geniessen KÖNNTE. Die Augen schliessen, und die Nähe einer Frau zu geniessen, die ihm ja stets gezeigt hat: "Ich mag dich, auch wenn Du nicht perfekt bist. Ich bin auch nicht Perfekt."
Wir hatten uns doch gegenseitig akzeptiert am Anfang. Was ist dann nur geschehen? 

Aber etwas in ihm lässt es nicht zu. Manchmal habe ich den Eindruck dass er keine Gefühle zulassen WILL. Er ist gefühlskalt, wenn ich ihn berühre dann berühre ich nur eine kalte, starre Scheibe. 

Ich glaube, wenn man sich körperlich so weit entfernt hat, muss man wieder mit den "kleinen" Sachen anfangen bevor man überhaupt an Sex denken kann. 

Aber er hat anscheinend ein riesiges Problem mit Körperkontakt: wenn ich es versuche und ihn nur ganz unschuldig umarme und ihm eien Kuss auf die Wange oder den Hals drücke, wird er stockstarr und bekommt Gänsehaut. Wenn ich mich ihm nähre mit der Absicht ihn zu umarmen dann bekommt er große Augen, als ob er Angst davor hätte und irgendwie an Flucht denkt.  Er erwidert nichts er lässt es höchsten über ihn ergehen... Das quält mich am meisten. Die Sehnsucht nach körperlicher Nähe. Die Ablehnung. 

Wenn ich da mal eine Metapher mir erlauben dürfte würde ich es so beschreiben: Ich fühle mich wie ein Kettenhund, dem ein Knochen vorgeworfen wird, aber die Kette ist zu kurz um an das ersehnte heranzukommen. Und je mehr der Hund an der Kette zieht, desto mehr verletzt er sich selbst... 

Wenn ich daran denkte, dass sein erster wie auch immer gearteter "sexuelle Körperkontakt"  ein Mann war der ihn als 8-jähriger sexuell missbraucht hat, dann habe ich den Eindruck dass der Körperkontakt ein Trigger ist, der dieses Trauma immer wieder hervorruft.  

Irgendwie flüchtet er vor sich selbst. Er sagt Dinge wie "....ich muss mit mir selbst aufräumen.... ich muss meine Vergangenheit hinter mir lasssen..." Was genau er damit meint weiss ich nicht. 
Ich habe auch den Eindruck, dass er auf Frauen eine Art Hass hat. Dass sie Gefühle nicht verdienen. In Pornos oder überzogenen Sexchats gehts ja auch nicht gefühlsmässig her und mit einem Klick sind die "Weiber" alle wieder weg.  

Wenn er alles nur einmal auskotzen würde. All seine kleinen und grossen Geheimnisse... Muss er nichteinmal mit mir tun, wenn er zu einem Psychologen gehen würde oder sich vielleicht hier im Forum mit anderen Leidensgenossen austauschen könnte... Wäre das nicht schon einmal ein kleiner Schritt näher zur Freihiet? 

Liebe Grüsse an alle
Lea76
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#2
Hallo Lea,

schön von dir zu lesen. Also mein Mann wollte damals, wo das mit den Pornos noch aktuell war, auch keinen Körperkontakt. Er hat es damit begründet, dass er angst hatte, ich wolle dann mehr und wegen der ED damals ging ja nichts mehr. Ich weiß noch, ich habe mich damals an ihn gekuschelt und er sagte gleich "Erwarte aber nichts". Das war dann der downer schlecht hin. Vielleicht ist es bei deinem Mann ähnlich?

Reden ist bei Männern immer schwierig. Meiner will ja bis heute nicht über das ganze, was vorgefallen ist, reden. Die wollen das immer mit sich selbst ausmachen. Dabei tut Reden aber gut. Man will ja verstehen, was los war/ist und was man tun kann, um zu helfen oder um zu vermeiden, das der Mann rückfällig wird. Aber oft bekommt man von Mann keine Antworten.

Mein Mann wollte auch sich in Foren etc...nicht austauschen. Er war nur stiller Mitleser. Es ist so schwierig für uns Frauen zu erahnen, was bei ihnen los ist.
Da dein Mann missbraucht wurde als Kind, wäre eine Therapie gar nicht so schlecht. Von damals kann noch eine Menge hochkommen.
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#3
@Liebe Lea,

es könnte vieles sein, warum er dem Körperkontakt ausweicht. Du schreibst ja, dass er sich viel ablenkt...

Vielleicht kommt in ihm durch den Pornoverzicht die Vergangenheit mit dem sexuellen Missbrauch wieder hoch und er kann Nähe deshalb nicht zulassen.

Es kann auch sein, dass er Angst hat, getriggert zu werden wenn er mit Dir über den Pornoentzug spricht.

Oder er befürchtet diese Trigger wenn er mit Dir kuschelt oder ähnliches?!

Und es könnte auch durchaus so sein, wie Milene schreibt, dass er denkt, Du möchtest Sex, und es könnte nicht klappen wegen einer ED...

Eine Therapie finde ich grundsätzlich nicht verkehrt, und wenn er mit Dir nicht darüber reden kann, sogar zwingend notwendig.

Geduldige
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#4
Liebe Milene, Liebe Geduldige,

ja, ich mach mir auch jede Menge Kopfzerbrechen von wegen Trigger und so.

Milene, Du schreibst, dein Mann konnte die Sucht überwinden? Oder? Wie hat er das geschafft?

Mein Partner ist bereits in seinen frühen Jugendalter den Pornos verfallen, ist jetzt 45, hatte vor mir nie eine Freundin und auch keinen Sex, die ersten 5 Jahre lang hat es mal besser mal schlechter geklappt... Erektile Disfunktionen damit hatte er immer schon ein wenig zu kämpfen...und in den letzten 5 Jahren ging überhaupt nix mehr. Aufgeflogen ist er vor 1 1/2 Jahren...

Und wenn ich mal kuscheln will oder streicheln, erwidert er nur wirsch "...das Herumgeschmuse geht mir auf den Keks..." Es ist doch so schön, einfach nur Körperkontakt zu haben... ohne irgendwelche Supernummern zu schieben oder gleich schon erregt zu werden.

Manchmal, als Frau wünscht man sich einfach nur die starke Schulter des Mannes, an die man sich lehnen kann, der Dich festhält, tröstet oder auch einmal ein nettes Wort oder eine Aufmerksamkeit schenkt.

Seine Theorie "einfach nicht mehr tun, dann vergeht es von alleine" finde ich utopisch. Nach 35 Jahren wird man eine Angewohnheit oder Sucht nicht so mit fingerschnippen los und so lange er nicht versteht dass seine Potenzprobleme genau damit zusammenhängen dann dreht er sich im Teufelskreis. Dass er mal von Selbstbefriedigung versucht die Hände zu lassen, das war nie ein Thema für Ihr. Nur halt keine Pornos und chats den ganzen Dreck weglassen. Aber mal wirklich von allem abstinent zu bleiben... Kommt glaub ich nicht in Frage für Ihn...



Ich will momentan eigentlich gar keinen Sex mit ihm...
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#5
Liebe Lea!

Meine Frau mag auch lieber kuscheln und wir machen das auch regelmäßig, obwohl ich auch nicht der Kuschelbär schlechthin bin. Wenn ich Pornos konsumiere oder mich selbst befriedige, dann ist es bei mir ähnlich wie bei deinem Mann. Ich mag gar nicht mehr kuscheln und versage beim Sex.
Er müsste sich eurer Partnerschaft bewusst werden und wirklich selber etwas dafür tun. Du hast ganz recht, wenn er weiterhin onaniert, bekommt er sofort die lange Zeit in sein Gehirn hineinkopierten Bilder vor seine Augen und dann läuft sicher nichts mit dir.

Ich stehe jetzt bei Tag 15 Abstinenz. Das ist nicht viel, aber ich merke schone eine Besserung und 2x hatten wir *triggertrigger* (öfter mag sie einfach nicht) und es hat gut geklappt.

Dein Mann müsste das wirklich mal versuchen - dir und sich selber zuliebe! Aber leider muss er das selbst richtig wollen.

Alles Gute euch beiden!

Heinrich
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#6
@Liebe Lea,

Eure Situation klingt sehr festgefahren. Du musst Dich schrecklich hilflos und allein fühlen. Das tut mir richtig weh, zu lesen, auch wenn ich das selbst kenne, dieses, nicht über das Thema reden wollen, keine körperliche Nähe etc.

Bei meinem Mann hat es erst klick gemacht, als ich nicht mehr locker ließ und ihn immer wieder aufforderte, offen mit mir zu sprechen, mich aber auch mehr um mich kümmerte, was ihn verunsicherte. Erst dann suchte er selbst das Gespräch.

Aber da nunmal jeder Mensch anders tickt, kann ich Dir nicht sagen, wie Du an ihn rankommst.

Vorschlag:
Schreib ihm einen Brief. Allein, das mal alles rauszulassen, so wie Du es ihm gern sagen würdest, ohne unterbrochen zu werden oder oder oder, wird Dir gut tun.

Gern kannst Du ihn hier veröffentlichen, damit wir Dir noch etwas dazu schreiben können. Dann gib ihm den Brief und lass ihn wirken.

GLG Gdduldige
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