10.07.2021, 11:10
Wir sind seit 27 Jahren zusammen. Davon 20 verheiratet. Ich war 24 und mein Mann 21, als wir zusammenkamen. Ich hatte bereits ein kleines Kind aus einer 1. Beziehung. Wir lernten uns im Studium kennen. Sahen uns in der Uni und hin und wieder kam ich zum Frühstücken in die 3er WG, in der er lebte und ein Kommilitone von mir. Nach 8-9 Monaten kamen wir zusammen. Er war sehr interessiert, aber auch sehr unsicher. Ich habe ihm einige Brücken gebaut, aber am Ende kamen wir zusammen und das gleich sehr heftig. Von Anfang an spielte Sex eine große Rolle. Manche Tage verbrachten wir fast nur zwischen Bett und Badewanne. Es fühlte sich wunderbar an und wir beide verspürten schon nach wenigen Monaten den Wunsch, unsere Familie zu vergrößern. 1 Jahr und 5 Monate später kam unser 2. Kind. Und 6 Jahre später unser 3. Alles waren erwünschte Kinder. Irgendwann nach der Geburt des 2. Kindes entdeckte ich im PC geöffnete Softporno-Seiten. Das hat mich sehr irritiert. Ich behielt es für mich. War aber traurig und wütend darüber. Sagte mir, ok Masturbieren ist normal, gehört dazu. Er hatte mir ganz am Anfang unserer Beziehung - in der wir sehr offen miteinander sprachen - mal peinlich berührt erzählt, dass er unter einer chronischen Prostataentzündung leiden würde. War für mich kein besonderes Thema. Und er erzählte auch mal, dass er vor unserer Beziehung sehr viel masturbiert habe, bis 5-6x am Tag. Ok, fand ich jetzt auch nicht so schlimm. Ab und zu fand ich benutzte Handtücher in der Wohnung, manchmal sogar Geschirrtücher. OK. Habs weggeräumt.
Vor 8 Jahren kam es dann zum ersten großen Vertrauensbruch. Nach einem schönen Urlaub in Italien wollten wir uns zum Kaffeetrinken treffen. Ich hatte Dienst an diesem Wochenende in der Klinik und wir wollten mittags um die Ecke von meiner Klinik in ein Cafe. Ich rief ihn an, er reagierte aber ganz eigenartig, sagte mir, er sei jetzt schon Kaffeetrinken. Ich war völlig perplex und fragte mit wem? Er druckste herum, er sage mir das später dann. Er melde sich, wenn er zurück sei in der Klinik, dann könne er mit mir noch Kaffee trinken.... In diesen Minuten zerbrach mein Vertrauen. Mein Magen drehte sich um und ich bekam schreckliches Herzrasen. Er hatte schon öfter mal von einer Kollegin erzählt, die er sehr schätze, weil sie so geschickt sei. Ich hatte furchtbare Angst, dass er sich mit ihr getroffen hat. ER kam dann zum Kaffee noch zu mir, wir saßen in der Cafeteria und natürlich erzählte er mir, er habe eben diese Kollegin auf einen Kaffee eingeladen. ich habe aus meiner Wut keinen Hehl gemacht und ihm gesagt, dass ich das Scheisse finde, was der da macht. Und als Antwort kam von ihm, ich würde ja wohl spinnen, es sei immer noch seine Sache, mit wem er Kaffee trinke. Dieser Moment hat dazu geführt, dass ich ihm seitdem nie wieder von meinen Gefühlen erzählen konnte. Ich habe mich geschämt und für eine blöde Kuh gehalten und erst viel später wurde mir klar, es ging mir überhaupt nicht um den Kaffee, den trank er ja täglich mit seinen Kollegen und Kolleginnen. Was mich unglaublich verletzt hat war, dass er unehrlich zu mir war und zwar so, dass er versucht hat, etwas zu vertuschen, zu verheimlichen. Seine sehr brüske Reaktion führte dazu, dass ich mich für bescheuert hielt, so zu fühlen, hielt mich für krankhaft eifersüchtig und hab mich unvorstellbar für meine Verletzheit geschämt. Wollte doch eine coole gelassene Frau sein und kein Kontrollfreak. Als hätte ich etwas furchtbar schlimmes gemacht. Seitdem kann ich mich ihm nicht mehr öffnen und meine innersten Gedanken und Gefühle mitteilen.
Es gab danach zwischen uns saure-Gurken-Zeit, er bestrafte mich mit Desinteresse. Sex gab es fast nur noch, wenn ich die Initiative ergriff. Erfüllend war es überhaupt nicht. Ich habe dann alles auf mangelndes Selbstwertgefühl von mir geschoben und beschlossen, etwas daran zu ändern. Ich tanze sehr gern und hab ihn gebeten, einen Tanzkurs mit mir zu besuchen. Auch hier kategorische Ablehnung. Ich übte, mir die Ablehnung nicht mehr zu nahe gehen zu lassen und beschloss, notfalls mit einem anderen Tanzpartner den Kurs zu machen. Hab ihm das auch so gesagt, dass ich notfalls über eine Tanzbörse einen Partner suche. Er wollte trotzdem den Tanzkurs nicht mitmachen. Nun gut, ich habs allein für ca. 1 Jahr durchgezogen. Hab mit verschiedenen Männern Kontakt gehabt, aber ohne jede Anbandelei. Wirklich nur tanzen. Hab gemerkt, dass ich wirklich an meinem Mann hänge, ihn vermisse, diese Erlebnisse lieber mit ihm als mit anderen Männern geteilt hätte.
In der Zwischenzeit hat sich beruflich einiges geändert. Ich bin jetzt selbständig mit meiner eigenen Praxis. In dem Haus, in dem auch unsere Wohnung ist. Zwischendurch hatte ich immer wieder auch Angstepisoden, Angst zu sehr zu klammern, usw usf. Hatte dann mehrere Termine bei einem Coach in Wien, mit dem ich über meine Ehe sprechen wollte, aber wir haben nur über mich gesprochen. Das hat einiges bewegt. Trotzdem vermisse ich dieses unbedingte und ungetrübte Vertrauen, dass ich früher zu meinem Mann hatte.
Zwischendurch gabs mal wieder sexuell aktivere Phasen, aber für mich fühlte es sich oft nicht mehr so intim und verbindend an wie vorher.
Dann vor 4-5 Jahren musste er mir schweren Herzens beichten, dass er auf einer Pornoseite war. Es war ihm extrem peinlich. Der Grund war, dass er komische Emails mit Zahlungsforderungen von Anwälten bekommen hat und offenbar Angst hatte, mir könnte so ein Brief in die Hände fallen! Und weil er sich gerade auf eine neue, wirklich wichtige Stelle beworben hat, hatte er Angst, dass sein AG davon erfährt. Ich habe versucht, verständnisvoll zu sein und gefragt, was er das sucht. Er meinte wieder, er habe Probleme beim Sex zum Höhepunkt zu kommen und wolle sich so „trainieren“. Außerdem sei das gut bei Prostatabeschwerden. In meiner unglaublichen Naivität habe ich das geglaubt. Und ihm das als verständnisvolle Frau auch zugestanden.
Seit 7-8 Jahren hat er immer wieder diffuse Schmerzustände, Schwindelattacken, wenig greifbares. Geht viel zu Ärzten, um sich untersuchen zu lassen. Legt sich manchmal ohne auch nur ein Wort zu sagen oder zu erklären direkt nach der Arbeit schweigend ins Bett. Was er da macht, weiß ich nicht. Ich traue mich nicht hinterher zu gehen. Ein Mal war er extrem mit seinem Handy beschäftigt. Ständig drauf geschaut, rumgetippt und seltsam gelächelt. Und sobald ich in die Nähe kam, sofort weggedrückt. Mich hat das fast verrückt gemacht. Abends kam er nicht mit ins Bett. Spielte am Handy rum. Nach 1h bin ich zum trinken in die Küche gegangen und da stand er hinter der Spüle mit Handy und Handtuch in der Hand und fühlte sich ganz offensichtlich ertappt. Als er dann doch ins Bett kam, hab ich ihn gefragt, was mit ihm los ist. Ob er mir etwas sagen möchte. Warum er sich so eigenartig verhalte? Er holte tief Luft und sagte schließlich, er habe sich Pornos angeschaut. Ich war zwar kurz erleichtert, weil ich Angst hatte, er chattet mit einer anderen Frau. Aber seitdem nagt es fortwährend. Der Sex ist sehr phasenhaft. Mal 2-3x die Woche, mit wechselnder Anteilnahme seinerseits, in letzter Zeit aber auch häufiger 2 Wochen oder länger tote Hose. Manchmal auch nur durch meine Initiative. In den letzte Wochen versuchte er häufiger, Zeit zu Hause zu verbringen. Aber nicht, um mit mir zusammen zu sein, sondern um mehr SB zu betreiben. Die benutzten Tücher liegen dann mal unterm Bett oder in der Wäsche. Und nachts gibts nicht mal mehr ein Gute Nacht zu hören. Einfach umdrehen und wegbeamen.
Ich vermute, dass sein hypersexuelles Verhalten schon vor unserer Beziehung da war. Dann hatte er es ein paar Jahre ganz gut im Griff, mit viel echtem Sex zwischen uns. Und so ganz schleichend hat es mehr und mehr Raum eingenommen. Er geht nicht mehr mit einkaufen oder etwas erledigen, sondern nutzt die Zeit, wenn ich weg bin, um sich Handysex zu gönnen. Er hat jetzt einen freien Tag in der Woche, hängt aber nur schlaff auf dem Sofa zu Hause rum und erledigt nix. Nicht mal Geschirrspüler einräumen oder so. Im Urlaub hab ich ihn unfreiwillig beim Handysex gesehen. Ich wollte einkaufen, hatte mein Geld aber vergessen und musste zurück ins Ferienhaus, hoch ins Schlafzimmer. Er hörte mich nicht, weil er Kopfhörer aufhatte. Saß mit runtergelassener Hose auf dem Bett. Mit einem seltsamen Grinsen schaute er auf sein Handy und versuchte sich in Fahrt zu bringen. Wir beide waren total erschrocken. Ich habe mein Geld gegriffen und schnell geflohen. Darüber gesprochen haben wir nie. Ich habe mir eingeredet, das sei normal. Männer machen mehr Masturbation. Und trotzdem stört mich diese ganze Scheiß Heimlichtuerei. Das ist einer Partnerschaft so unwürdig. Ich bin nicht seine Mutter, ich will ihn nicht kontrollieren, denke aber darüber nach. Ich weiß, wenn ich kontrolliere, bin ich für ein paar Sekunden beruhigt, dann kommt der Zweifel zurück. Ich will erkenne jetzt deutlich, dass mein Verhalten seins begünstigt. Ich habe - wie so oft - gedacht, ich muss nur cooler und lässiger werden. Aber das funktioniert nicht. Eine Paarbeziehung unterscheidet sich von allem durch eine besondere Offenheit untereinander. Es ist das genaue Gegenteil von dem, was diese Pornoglotzerei aus einer Beziehung macht. Meine Gefühle sagen mir, Mädel, pass auf, das läuft schief, da stimmt was nicht. Aber ich lasse mir gern einreden, dass ich das Problem bin und mal meine Eifersucht in den Griff bekommen muss. Dass meine Gefühle falsch sind. Ich möchte meine Freiheit zurück. Und das geht nur, wenn wir es schaffen, offen und ehrlich darüber zu sprechen. Und wenn er sich seiner Verantwortung für unsere Beziehung bewusst wird. Vor diesem Gespräch habe ich furchtbare Angst.
Ich werde noch einen 2. Teil hier schreiben, was ich ihm gern sagen möchte. Das hilft mir, meine Gedanken zu sortieren. Ich muss das vorher sortieren, sonst überfallen mich meine Gefühle und das Gespräch fährt gegen den Baum.
Ich habe hier schon so krasse Geschichten gelesen, dass ich meine eigene nicht dramatisieren will. Ich sehe eine Chance für uns, wenn wir schaffen, wieder offen und ehrlich zueinander zu werden. Und wenn er bereit ist, für seine Pornoglotzerei eine Alternative zu finden.
Liebe Grüße
Nachtfalter
Vor 8 Jahren kam es dann zum ersten großen Vertrauensbruch. Nach einem schönen Urlaub in Italien wollten wir uns zum Kaffeetrinken treffen. Ich hatte Dienst an diesem Wochenende in der Klinik und wir wollten mittags um die Ecke von meiner Klinik in ein Cafe. Ich rief ihn an, er reagierte aber ganz eigenartig, sagte mir, er sei jetzt schon Kaffeetrinken. Ich war völlig perplex und fragte mit wem? Er druckste herum, er sage mir das später dann. Er melde sich, wenn er zurück sei in der Klinik, dann könne er mit mir noch Kaffee trinken.... In diesen Minuten zerbrach mein Vertrauen. Mein Magen drehte sich um und ich bekam schreckliches Herzrasen. Er hatte schon öfter mal von einer Kollegin erzählt, die er sehr schätze, weil sie so geschickt sei. Ich hatte furchtbare Angst, dass er sich mit ihr getroffen hat. ER kam dann zum Kaffee noch zu mir, wir saßen in der Cafeteria und natürlich erzählte er mir, er habe eben diese Kollegin auf einen Kaffee eingeladen. ich habe aus meiner Wut keinen Hehl gemacht und ihm gesagt, dass ich das Scheisse finde, was der da macht. Und als Antwort kam von ihm, ich würde ja wohl spinnen, es sei immer noch seine Sache, mit wem er Kaffee trinke. Dieser Moment hat dazu geführt, dass ich ihm seitdem nie wieder von meinen Gefühlen erzählen konnte. Ich habe mich geschämt und für eine blöde Kuh gehalten und erst viel später wurde mir klar, es ging mir überhaupt nicht um den Kaffee, den trank er ja täglich mit seinen Kollegen und Kolleginnen. Was mich unglaublich verletzt hat war, dass er unehrlich zu mir war und zwar so, dass er versucht hat, etwas zu vertuschen, zu verheimlichen. Seine sehr brüske Reaktion führte dazu, dass ich mich für bescheuert hielt, so zu fühlen, hielt mich für krankhaft eifersüchtig und hab mich unvorstellbar für meine Verletzheit geschämt. Wollte doch eine coole gelassene Frau sein und kein Kontrollfreak. Als hätte ich etwas furchtbar schlimmes gemacht. Seitdem kann ich mich ihm nicht mehr öffnen und meine innersten Gedanken und Gefühle mitteilen.
Es gab danach zwischen uns saure-Gurken-Zeit, er bestrafte mich mit Desinteresse. Sex gab es fast nur noch, wenn ich die Initiative ergriff. Erfüllend war es überhaupt nicht. Ich habe dann alles auf mangelndes Selbstwertgefühl von mir geschoben und beschlossen, etwas daran zu ändern. Ich tanze sehr gern und hab ihn gebeten, einen Tanzkurs mit mir zu besuchen. Auch hier kategorische Ablehnung. Ich übte, mir die Ablehnung nicht mehr zu nahe gehen zu lassen und beschloss, notfalls mit einem anderen Tanzpartner den Kurs zu machen. Hab ihm das auch so gesagt, dass ich notfalls über eine Tanzbörse einen Partner suche. Er wollte trotzdem den Tanzkurs nicht mitmachen. Nun gut, ich habs allein für ca. 1 Jahr durchgezogen. Hab mit verschiedenen Männern Kontakt gehabt, aber ohne jede Anbandelei. Wirklich nur tanzen. Hab gemerkt, dass ich wirklich an meinem Mann hänge, ihn vermisse, diese Erlebnisse lieber mit ihm als mit anderen Männern geteilt hätte.
In der Zwischenzeit hat sich beruflich einiges geändert. Ich bin jetzt selbständig mit meiner eigenen Praxis. In dem Haus, in dem auch unsere Wohnung ist. Zwischendurch hatte ich immer wieder auch Angstepisoden, Angst zu sehr zu klammern, usw usf. Hatte dann mehrere Termine bei einem Coach in Wien, mit dem ich über meine Ehe sprechen wollte, aber wir haben nur über mich gesprochen. Das hat einiges bewegt. Trotzdem vermisse ich dieses unbedingte und ungetrübte Vertrauen, dass ich früher zu meinem Mann hatte.
Zwischendurch gabs mal wieder sexuell aktivere Phasen, aber für mich fühlte es sich oft nicht mehr so intim und verbindend an wie vorher.
Dann vor 4-5 Jahren musste er mir schweren Herzens beichten, dass er auf einer Pornoseite war. Es war ihm extrem peinlich. Der Grund war, dass er komische Emails mit Zahlungsforderungen von Anwälten bekommen hat und offenbar Angst hatte, mir könnte so ein Brief in die Hände fallen! Und weil er sich gerade auf eine neue, wirklich wichtige Stelle beworben hat, hatte er Angst, dass sein AG davon erfährt. Ich habe versucht, verständnisvoll zu sein und gefragt, was er das sucht. Er meinte wieder, er habe Probleme beim Sex zum Höhepunkt zu kommen und wolle sich so „trainieren“. Außerdem sei das gut bei Prostatabeschwerden. In meiner unglaublichen Naivität habe ich das geglaubt. Und ihm das als verständnisvolle Frau auch zugestanden.
Seit 7-8 Jahren hat er immer wieder diffuse Schmerzustände, Schwindelattacken, wenig greifbares. Geht viel zu Ärzten, um sich untersuchen zu lassen. Legt sich manchmal ohne auch nur ein Wort zu sagen oder zu erklären direkt nach der Arbeit schweigend ins Bett. Was er da macht, weiß ich nicht. Ich traue mich nicht hinterher zu gehen. Ein Mal war er extrem mit seinem Handy beschäftigt. Ständig drauf geschaut, rumgetippt und seltsam gelächelt. Und sobald ich in die Nähe kam, sofort weggedrückt. Mich hat das fast verrückt gemacht. Abends kam er nicht mit ins Bett. Spielte am Handy rum. Nach 1h bin ich zum trinken in die Küche gegangen und da stand er hinter der Spüle mit Handy und Handtuch in der Hand und fühlte sich ganz offensichtlich ertappt. Als er dann doch ins Bett kam, hab ich ihn gefragt, was mit ihm los ist. Ob er mir etwas sagen möchte. Warum er sich so eigenartig verhalte? Er holte tief Luft und sagte schließlich, er habe sich Pornos angeschaut. Ich war zwar kurz erleichtert, weil ich Angst hatte, er chattet mit einer anderen Frau. Aber seitdem nagt es fortwährend. Der Sex ist sehr phasenhaft. Mal 2-3x die Woche, mit wechselnder Anteilnahme seinerseits, in letzter Zeit aber auch häufiger 2 Wochen oder länger tote Hose. Manchmal auch nur durch meine Initiative. In den letzte Wochen versuchte er häufiger, Zeit zu Hause zu verbringen. Aber nicht, um mit mir zusammen zu sein, sondern um mehr SB zu betreiben. Die benutzten Tücher liegen dann mal unterm Bett oder in der Wäsche. Und nachts gibts nicht mal mehr ein Gute Nacht zu hören. Einfach umdrehen und wegbeamen.
Ich vermute, dass sein hypersexuelles Verhalten schon vor unserer Beziehung da war. Dann hatte er es ein paar Jahre ganz gut im Griff, mit viel echtem Sex zwischen uns. Und so ganz schleichend hat es mehr und mehr Raum eingenommen. Er geht nicht mehr mit einkaufen oder etwas erledigen, sondern nutzt die Zeit, wenn ich weg bin, um sich Handysex zu gönnen. Er hat jetzt einen freien Tag in der Woche, hängt aber nur schlaff auf dem Sofa zu Hause rum und erledigt nix. Nicht mal Geschirrspüler einräumen oder so. Im Urlaub hab ich ihn unfreiwillig beim Handysex gesehen. Ich wollte einkaufen, hatte mein Geld aber vergessen und musste zurück ins Ferienhaus, hoch ins Schlafzimmer. Er hörte mich nicht, weil er Kopfhörer aufhatte. Saß mit runtergelassener Hose auf dem Bett. Mit einem seltsamen Grinsen schaute er auf sein Handy und versuchte sich in Fahrt zu bringen. Wir beide waren total erschrocken. Ich habe mein Geld gegriffen und schnell geflohen. Darüber gesprochen haben wir nie. Ich habe mir eingeredet, das sei normal. Männer machen mehr Masturbation. Und trotzdem stört mich diese ganze Scheiß Heimlichtuerei. Das ist einer Partnerschaft so unwürdig. Ich bin nicht seine Mutter, ich will ihn nicht kontrollieren, denke aber darüber nach. Ich weiß, wenn ich kontrolliere, bin ich für ein paar Sekunden beruhigt, dann kommt der Zweifel zurück. Ich will erkenne jetzt deutlich, dass mein Verhalten seins begünstigt. Ich habe - wie so oft - gedacht, ich muss nur cooler und lässiger werden. Aber das funktioniert nicht. Eine Paarbeziehung unterscheidet sich von allem durch eine besondere Offenheit untereinander. Es ist das genaue Gegenteil von dem, was diese Pornoglotzerei aus einer Beziehung macht. Meine Gefühle sagen mir, Mädel, pass auf, das läuft schief, da stimmt was nicht. Aber ich lasse mir gern einreden, dass ich das Problem bin und mal meine Eifersucht in den Griff bekommen muss. Dass meine Gefühle falsch sind. Ich möchte meine Freiheit zurück. Und das geht nur, wenn wir es schaffen, offen und ehrlich darüber zu sprechen. Und wenn er sich seiner Verantwortung für unsere Beziehung bewusst wird. Vor diesem Gespräch habe ich furchtbare Angst.
Ich werde noch einen 2. Teil hier schreiben, was ich ihm gern sagen möchte. Das hilft mir, meine Gedanken zu sortieren. Ich muss das vorher sortieren, sonst überfallen mich meine Gefühle und das Gespräch fährt gegen den Baum.
Ich habe hier schon so krasse Geschichten gelesen, dass ich meine eigene nicht dramatisieren will. Ich sehe eine Chance für uns, wenn wir schaffen, wieder offen und ehrlich zueinander zu werden. Und wenn er bereit ist, für seine Pornoglotzerei eine Alternative zu finden.
Liebe Grüße
Nachtfalter