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Wie reagieren?
#1
Hallo liebe mitbetroffene Partnerinnen,

Ich schreibe heute meinen ersten Beitrag hier und habe das Forum auch erst gestern gefunden. Ich bin mir sicher, dass Internetsex zu einem erheblichen Problem in meiner Ehe geführt hat. Inzwischen spüre ich die Auswirkungen unmittelbar. Und damit muss jetzt Schluss sein. 
Das Thema ist für mich sehr schambesetzt, wie sicher für viele von Euch hier. Seit langem stört mich, dass Heimlichtuerei nicht nur in Sexfragen dazu geführt hat, dass ich meinem Mann immer weniger vertrauen kann. Ich habe Persönlichkeitsveränderungen bei ihm festgestellt und lange nach den Gründen dafür gesucht. Ich habe an mir gezweifelt, habe mir externe Profi-Hilfe organisiert, die mir auch in einigen Punkten weitergeholfen hat. Ich habe versucht, für die zunehmende emotionale Kühle oder die abrupten Stimmungsschwankungen bis hin zur völligen Kommunikationsverweigerung meines Mannes Gründe in Arbeit etc oder bei mir zu suchen. 
Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass mein Mann mehr und mehr SB (ich habe ihn vor 1 Jahr aus Versehen überrascht, wie er sich vor einem Handy Video mit Kopfhörern auf einen runter geholt hat und werde den seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht nicht vergessen) betreibt. Inzwischen kommt er früher von der Arbeit heim, aber nicht, um Zeit mit mir zu verbringen (ich habe meinen Arbeitsplatz in dem Haus, in dem wir auch wohnen), sondern um sich im Schlafzimmer einzuigeln und SB zu betreiben. Ich bin mir sehr sicher, dass er immer ins Internet geht, weil er ständig, mind. 6-8h täglich am Handy rumhängt. In den letzten Wochen hat er mehr und mehr darauf geachtet, erst nach mir zur Arbeit zu gehen oder er blieb mit unklaren Beschwerden gleich ganz zu Hause (Kopfschmerzen, Erschöpfungszustände, Schwindelattacken....), aber oft habe ich dann bemerkt, dass er SB betrieben hat. Gestern war er überraschend viel früher als erwartet zu Hause und als ich kurz in die Wohnung rein bin (nichts ahnend, dass er schon daheim ist) hörte ich heftiges Rascheln oben im Schlafzimmer und er kam dann schnell und verschwitzt aus dem Bad die Treppe runter. Ich habe sofort gespürt, wobei ich ihn offenbar gestört habe! Ich bin dann nochmal in mein Büro und habe fertig gearbeitet und hatte aber echt ein Scheiß GEfühl, dann wieder in die Wohnung zu gehen. 
Gestern kam mir plötzlich zum ersten Mal der Gedanke, dass er ein Problem mit Internetsex haben könnte. 

Vor 4-5 Jahren hat er mir mal anvertraut, „großen großen Unsinn“ gemacht zu haben. Er habe sich mal auf einer Pornoseite angemeldet und bekam plötzlich Emails von Anwälten mit unklaren Forderungen. Das muss ihm einen großen Schreck ausgelöst haben, er hatte Angst um seinen Ruf und dass sein AG davon erfahren könnte. Ich wollte die verständnisvolle Frau sein und habe ihm gesagt, dass sicher nichts passieren wird. Er hat mir gesagt, es ginge um Sky Blue movie. Ich muss sagen, ich kenne mich da überhaupt nicht aus. Er war zunächst erleichtert über meine Reaktion, hat auch gesagt, wir könnten doch mal zusammen Filme schauen etc, aber als ich dann einen Film sehen wollte, hat er es natürlich nicht gemacht. Und ich habe nicht mehr nachgehakt. Ich habe das bisher für gelegentliches Stmulieren gehalten. So als Appetizer. Als Grund fürs Pornogucken gab er an, manchmal nicht mehr so leicht zum Höhepunkt zu kommen, wenn wir miteinander schlafen. Oder er erzählte mir von Prostata-Beschwerden, weswegen häufige SB gut sei..... 

Gestern habe ich also zum ersten Mal über Internetsexsucht gelesen und mir fiel es wie Schuppen von den Augen! Selbst seine häufigen schlechte Laune Attacken, sein zunehmend widerliches Verhalten seinen Kindern und mir gegenüber machten plötzlich Sinn. Ich war so perplex, dass ich erstmal ganz ruhig war. Heute dann aber lässt mich das nicht mehr los. Ich bin sehr angespannt und kann und WILL das jetzt nicht mehr mitmachen. 

Ich versuche noch eine Beratung bei einer Spezialistin zu bekommen, aber ich verspüre einen großen Druck, in den nächsten Tagen mit ihm zu sprechen. Gestern haben wir 20. Hochzeitstag gefeiert und ich war sicher anders drauf, als er mich sonst kennt. Ich vermute, er spürt auch, dass was im Busch ist.

Wie habt ihr Eure Partner darauf angesprochen? 
ich will gar nicht lange um den heißen Brei reden und will ihm direkt sagen, dass ich der Meinung bin, dass wir ein ausgewachsenes Beziehungsproblem haben. Dass ich der Meinung bin, er hat seinen Internetkonsum und insbesondere seinen Sexkonsum nicht unter Kontrolle. Er geht später zur Arbeit oder kommt früher heim, um Zeit für Sex am Handy zu haben. Oder er meldet sich gleich ganz krank.
Er betreibt extreme Heimlichtuerei. Warum wohl? Weil er selbst spürt, dass da offenbar was gewaltig schief läuft.

Ich erwarte, dass er erstmal geschockt sein wird. Diesen Moment muss ich nutzen. 
Dann rechne ich mit intensiver Abwehr: dass ich spinne, dass ich übertreibe, dass ich mir das einbilde, dass ich krankhaft eifersüchtig wäre, dass mich das überhaupt nichts angehe, ob ich ihm hinterher schnüffle.... 

Wie verhalte ich mich am besten? Wie war das bei Euch? 
Ich will diesen Scheiß nicht mehr länger mittragen. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich früher hätte reagieren können und müssen. 
Ich bin dankbar für Eure Tipps und in ein paar Tagen würde ich gern meine/unsere Geschichte mit Euch teilen. Aber das wäre jetzt zu viel. Wir sind 27 Jahre zusammen, davon 20 verheiratet und haben 3 inzwischen erwachsene Kinder. Aber dazu später mehr.
Danke für Eure Unterstützung!
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#2
Hallo Nachtfalter,
Ich bin ebenfalls erst seit kurzem hier und versuche noch alles zu sortieren, obwohl das bei uns inzwischen schon seit 3 Jahren läuft. Hier gibt es viele mit mehr Feingefühl und Erfahrung als ich. All das was du von deinem Mann als Reaktion erwartest hat mir meiner auch entgegengebracht. Kein Verständnis dafür, wie sehr mich das alles verletzt. Dass er nach mir aus dem Haus geht, vor mir nach Hause kommt, auch das kenne ich. Allerdings liest es sich, als ob bei ihm auch der Job bald gefährdet ist, wenn er so weiter macht. Das war bei uns bisher nicht der Fall.

Bei uns war das kein Ansprechen in dem Sinn, hey, was machst du da? Das ist echt ein Problem! So weit waren wir am Anfang beide nicht. Ich habe versucht meine Verletzung in Worte zu fassen. Ich habe versucht mich gegen die Vorwürfe von mangelndem Vertrauen und das herunterspielen nach dem Motto ich bin eifersüchtig auf Bildchen, zu wehren. Er meinte im Verlauf, er kann nicht mal mit einem seiner Freunde darüber reden, weil er nicht will, dass die schlecht über mich denken. Aus seiner Sicht bin noch immer ich diejenige die ihn nicht nimmt wie er ist und seine Art nicht akzeptieren kann wie er mit seinen Angelegenheiten umgeht. Du hast hier einen Vorteil mir gegenüber, du rechnest bereits mit dieser Gegenwehr. Ich war davon völlig überrascht, dass er sich so gegen das offensichtliche wehrt und dann in die Offensive geht und mich immer mehr in die Ecke drängt, bis ich mit meinem Selbstvertrauen völlig am Ende war (und bis heute bin)

Ich denke, dass du das Problem erkannt hast, bevor du emotional zu sehr betroffen bist, so macht es zumindest aktuell für mich den Eindruck. Gibt dir einen enormen Vorteil! Wenn du die Sache distanziert betrachten kannst und noch nicht zu persönlich nimmst, kannst du ihn sicher ruhiger darauf ansprechen, als das bei mir dann nach und nach möglich war. Mit jedem Gespräch und jedem Vorwurf der mir entgegengebracht wurde hatte ich mehr und mehr emotional reagiert und dann natürlich nichts mehr erreichen können…

Leider kann ich dir keine gute Hilfestellung geben, aber nach so einer langen Zeit zusammen kennst du deinen Mann wohl in und auswendig und kannst das sicher ganz gut einschätzen wie du am Besten mit ihm reden kannst. Ich finde deinen Plan des direkten Ansprechens ohne viel Pla-Pla ziemlich gut. Nach dem Motto Augen zu und durch!

Ich drücke dir die Daumen und bin gespannt was die anderen dir Raten können.

Fühle dich ganz lieb umarmt!


Beste Grüße
Schmetterling
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#3
Hallo Schmetterling,
danke für deine liebe Antwort. Hat mir sehr gut getan. ZB die Sache mit dem Später gehen und früher kommen war so ein Punkt, wo ich mir dachte, bild ich mir wieder etwas ein? 
Aber das ist Teil der Suchtproblematik. Es macht halt etwas mit uns. Es frisst sich - wie halt andere Sucht auch - ins Leben der anderen rein. Und unsere Partner wollen genau das nicht wahrhaben.
Ich werde heute Abend mal versuchen, unsere Geschichte kurz aufzuschreiben. Ich bin echt froh, dieses Forum gefunden zu haben. Es hilft ungemein, sich mit Euch auszutauschen. Und: liebe mitlesende Männer: Hut ab, dass ihr hier seid. Hut ab, dass manche wirklich gut verstehen, was mit uns Partnern so passiert. Ich bin sehr auf Eure Meinungen gespannt. 
Bis später!
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#4
Hallo Nachtfalter,

als ebenfalls langjährig Verheiratete finde ich mich in Deinen Schilderungen wieder und kann gut nachvollziehen, dass es irgendwann reicht. Glücklicherweise bist Du anders als ich damals mit Hintergrundwissen gesegnet und von daher vorbereitet auf die möglichen Reaktionen Deines Mannes, wenn Du ihn mit einem offenen Gespräch konfrontierst. Das ermöglicht Dir, sehr viel gefasster in ein solches Gespräch zu gehen. Denn ohne ein klärendes Gespräch wirst Du nicht weiterkommen.

Du wirst für Dich beantworten müssen, inwieweit und unter welchen Umständen Du in einer solchen Beziehung bleiben willst – ich gehe davon aus, dass Du die langjährige Ehe erhalten willst. Das hängt aber sicherlich auch davon ab, ob Dein Mann nach Deiner Konfrontation erkennt, dass er ein Suchtproblem hat, und inwieweit er bereit ist, an Eurer Beziehung und an seinen Problemen zu arbeiten. Durchdenke einmal alle Möglichkeiten und Wege, dann weißt Du auch, wie Du in das Gespräch gehen kannst. Nichts ist schlimmer als Ungewissheit, und von daher wird es auch für Dich wichtig sein, zu wissen, „was Sache ist“.

Wünsche Dir viel Kraft!
VG Lobivia
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#5
Hallo Lobivia,
ja, mir liegt viel an dieser Beziehung. Wie so oft im Leben hat auch mein Mann neben all den Schwierigkeiten auch gute Seiten. Ich sehe sein Verhalten in erster Linie als eine Störung an. Ich glaube fest, ohne diese Suchtproblematik wäre er ein wirklich lieber Mensch. Diese jahrelange Kacke hat ihn auch verändert. Die Frage ist: kann er erkennen, dass er Hilfe braucht? Dass wir etwas anders machen müssen? Ist da Wille da zu akzeptieren, welche Belastung das alles für mich bedeutet? Ich werde heute Abend mehr schreiben, was unsere Beziehung angeht. Ich fühle mich jedenfalls wohl hier bei Euch und das gibt mir Mut für das Gespräch, was sicher schon längst fällig ist. Vielleicht erleichtert es ihn? Weil er es nicht von sich aus sagen kann?
An welchem Punkt der Aufarbeitung steht ihr gerade? Was hilft dir weiterzumachen?
LG
Anke
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#6
Liebe Nachtfalter,

jetzte hatte ich endlich Zeit mir deine Geschichte in Ruhe durchzulesen.
Ja, er hat ein großes Problem und es beeinflusst auch dich sehr offensichtlich.
Ich habe meinen baldigen Exmann damals bewusst darauf angesprochen, ruhig und ohne Vorwürfe zu machen. Ich habe ihm aufgezählt was sich alles verändert hat, und habe versucht ihm klar zu machen, dass es NICHT normal ist was er da tut. Im gleichen Atemzug habe ich ihm erzählt, dass es viele gibt, die dasselbe Problem haben wie er und habe ihm das erste mal von Pornosucht erzählt.
Das erste Gespräch lief wie erwartet sehr schlecht, er wies alles ab, wurde wütend, meinte ich mache ja nur Drama und rede ihm eine dumme Angewohnheit schlecht. Dass es ja komplett normal sei was er macht. Dass ich froh sein soll, dass er nichts schlimmeres macht wie Fremdgehen etc. Alles typische Ausreden und Abwehrverhalten weil da jemand ist der plötzlich seinen Zugriff auf seine Suchtmittel gefährdet. Aber wie hätte man das besser machen sollen? Ich glaube man kann es nur so machen. Es ruhig ansprechen, Antworten parat haben, Wissen über die Sucht.
Wenn du es ansprechen möchtest, sei also nicht entmutigt, wenn du erst einmal auf Gegenwehr triffst. Lass dir nicht einreden, du würdest überreagieren oder Drama machen. Deine Intuition ist richtig, dein Empfinden ist richtig. Viele Süchtige betreiben bewusst oder unbewusst emotionale Manipulation, was man auch Gaslighting nennt. Das hat mein Ex auch gemacht, bis zu dem Punkt an dem ich nicht mehr wusste ob meine eigene Realität echt ist und ich mich gefühlt habe, als würde ich wahnsinnig werden.
Sei da bitte gewappnet. Ich wünsch dir ganz viel Stärke und vergiss nicht, dich trotz alledem an erste Stelle zu setzen.

LG, rabitten
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