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Das Gefühl als Frau eines Pornosüchtigen
#1
Hallo Zusammen, 
meinen Mann, 42 Jahre alt,  habe ich vor über 4 Jahren kennengelernt. Er ist ein sehr lieber Mensch. Aber unser Sex war nie leidenschaftlich und er ist kein besonderes guter Liebhaber. Wir hatten von Beginn an höchstens ein mal im Monat Sex und ich habe gemerkt das er Probleme hat zum Orgasmus zu kommen. Immer wieder habe ich das Gespräch gesucht, gefragt was er mag...habe versucht Abwechslung in unser Liebesleben zu bringen. Von ihm kam nie ein Feedback...nie Initiative...mein Selbstbewusstsein hat immer mehr gelitten und ich habe mich mehr zurückgezogen. Nach und nach bin ich darauf gekommen, das er sehr viele Pornos schaut. Es gab viel Streit, das er sein Sexleben ohne mich auslebt und ich um Sex bitten muss. Seit 3 Wochen hat er erkannt, das er pornosüchtig ist und hatte letzte Woche einen Termin bei einer Therapeutin. Er hat mit Entzugserscheinungen zu kämpfen. Was ich allerdings merke, die Erkenntnis und die sexuellen Erfahrungen mit ihm lassen mich keine Lust mehr auf ihn haben. Ich bin enttäuscht das er mich so lange angelogen hat, das er mich einfach links liegen lassen hat und ständig Ausreden gesucht hat warum wir keinen Sex haben, das er sich Filme geschaut hat, in denen Frauen gedemütigt werden, das widert mich an. Ich selbst habe noch nie einen Porno gesehen, aber Berichte gelesen und Dokumentation gesehen, wie Frauen gerade für die kostenlosen Pornos gefügig gemacht werden. Obwohl mein Mann sehr liebevoll ist bin ich nicht mehr in der Lage mit ihm zu kuscheln geschweige denn Sex zu haben. Ich schreibe hier, weil ich hoffe, durch den Austausch mit anderen Betroffenen Frauen diese Blockade wieder abzubauen. 

Ich würde mich über Nachrichten sehr freuen.
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#2
@Hallo meine Liebe und willkommen.

Deine Geschichte liest sich wie ein Abbild meiner eigenen: von Anfang an nur 1x/Monat Sex, kein guter Sex, keine Initiative des Mannes...

Es ist kein Wunder, wenn Du diese Blockade hast. Du bist enttäuscht, verletzt, angewidert...

Nimm Dir Zeit. Zuerst muss ER Dir zeigen, dass er die Therapie durchzieht und ehrlich an sich arbeitet, offen mit Dir kommuniziert und irgendwann einen Schritt in Richtung körperlicher Nähe auf Dich zugeht. Du hast genug darum gebettelt in der Vergangenheit.

Aber: Vielleicht hilft es Dir, ein Buch über diese Art von Sucht zu lesen oder in den Tagebüchern unserer tapfer kämpfenden Männer hier, um das Verhalten Deines Mannes besser verstehen und ihn wieder an Dich heranlassen zu können.

Seine Erkenntnis ist ja noch sehr frisch. Er steht noch ganz am Anfang. Wenn Du mit ihm den Weg gemeinsam gehen willst, solltet Ihr beide Euch die nötige Zeit geben. Die Folgen jahrelanger Sucht sind nicht von heute auf morgen verschwunden, genauso wie die Wunden, die dadurch bei Dir entstanden sind. Oft brauchen Angehörige selbst eine Therapie. Aber wenn Ihr ehrlich, offen und respektvoll im regelmäßigen Gespräch bleibt, kann das schon genügen, vorausgesetzt, er zieht den Reboot durch, mit allem, was dazugehört und lässt nicht nur einfach die Pornos weg, wie es mein Mann gemacht hat. Er hat dafür andere Süchte entwickelt und sich weder mit der Sucht, noch mit sich selbst oder unserer Beziehung auseinandergesetzt.

Alles Liebe

Geduldige
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#3
Liebe Geduldige,

deine Worte haben mir sehr gut getan. Vielen Dank dafür. Es ist gut zu wissen, damit nicht allein zu sein.

Mein Mann ist schon mehrfach rückfällig geworden. Wir haben erst im September geheiratet. Und wenige Tage nach der Hochzeit musste ich feststellen das er mich über Monate angelogen hat, und wieder Pornos geschaut hat. Es tut so unglaublich weh. 

Wie geht es dir? Wie gehst du mit der Situation um?
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#4
@Hallo liebe JHM,

das ist wirklich übel und tut mir sehr leid für Dich. Keiner hat sowas verdient. Aber glaub mir, dass Dein Mann das weder wegen Dir tut noch Dich absichtlich verletzen wollte. Die Sucht hat nichts mit Dir zu tun, und Du bist nicht Schuld daran. Und Du bist auch nicht dazu verpflichtet, das mit ihm auszubaden. Wenn Du bereit dazu bist, setze Grenzen und sei konsequent, so schwer es auch ist.

Mich hat die jahrelange Hinhalterei meines Mannes krank gemacht: Depression und Zwangserkrankung, Panikattacken...

Die Pornosucht (es müssen vor mir ca. 8 Jahre gewesen sein) und in der Beziehung 3 Jahre, in denen ich davon wusste, er 1 Jahr bis zur Einsicht brauchte und 2 Jahre mit Rückfällen, die er mir monatelang verschwiegen hat, bis ich ihn ertappte, habe ich noch gut weggesteckt. Darauf folgte Jahr 4 mit Unsicherheit und Kontrolle, was mein Mann auch so wollte. Ich bin ihm quasi nicht von der Seite gewichen, war selbst wie im Gefängnis. Dann kamen 1,5 Jahre, in denen er noch immer kein Interesse an Sex hatte, spiele-, Serien- und Arbeitssüchtig (ja, das gibt es auch) wurde und ich ihn in diesen 1,5 Jahren (die Jahre davor auch schon) davon zu überzeugen versuchte, dass der Mann doch auch mal sagen oder zeigen könne, dass er Sex will und auch nicht nur auf dem Rücken liegt, die Frau alles machen lässt. Nach der Einsicht (endlich) kam Jahr 6, welches er komplett brauchte, bis er es 1x bei mir versuchte und dann Jahr 7, in dem es nicht klappte.

Ich habe aufgehört, die Initiative zu ergreifen. Er hat mich in über 7 Jahren 2x angefasst/verwöhnt. Es war mehr anstrengend als schön für mich, weil er absolut keine Ahnung hatte. Zum Sex kam es nicht. Ich habe es jahrelang bei ihm gemacht, mit Ganzkörpermassage und allem drum und dran. Der eigentliche Akt dauerte Max. 30 Sekunden. Und nun sind 1 Jahr und fast 10 Monate ohne Sex vergangen weil ich nicht mehr die Initiative ergriffen habe, da ich mich über die Jahre immer schlechter dabei fühlte: ausgenutzt. Ich bin eine Frau, die weiß, was guter Sex ist und auch, was einem Mann gefällt. Aber ich weiß auch, was mir gefällt, und ihn interessiert das nicht. Er scheint auch keine Ahnung von Sex zu haben, war immer nur auf sich fixiert. Ein Zusammenspiel, ein Geben und Nehmen, Leidenschaft, Extase...Fehlanzeige.

Ich hatte vor ihm mal Sex mit einem Mann, dessen 1. Mal es war, und der war um Längen besser. So eine Lieblosigkeit, Unbeholfenheit und Kälte wie bei meinem Mann habe ich zuvor noch nie erlebt, einfach nur Egosex! Anders kann ich das nicht nennen. Er selbst merkte nicht mal, ob er zum Orgasmus kam. Das fragte er immer MICH! Er empfand also nahezu nichts. Autsch. Stattdessen musste ich mir anhören, wie toll der Sex für ihn früher war, vor den Pornos. Mit mir dahin zurück will er aber offensichtlich nicht.

Mir geht es schlecht. Wir streiten oft. Er verlangt nur, gibt nichts zurück. Die Beziehung ist oberflächlich. Wir reden immer mal wieder. Er hört zu, sagt aber kaum etwas, und das war es dann wieder.

Ich gehe erneut auf Abstand, konzentriere mich auf meine Kinder, die Arbeit und Kämpfe gegen meinen Zwang. Dann werde ich das Thema Trennung angehen müssen, denn ich sehe so keine Zukunft, wenn er weiter so vor sich hindümpelt. Er hat so viele Baustellen, geht aber nichts davon an. Und selbst, wenn er das jetzt tun würde, habe ich nicht mehr die Kraft, das durchzustehen. Er hatte 7 Jahre Zeit dafür und hat nichts umgesetzt, trotz unzähliger Gespräche meinerseits, auch wenn er es immer wieder versprach. Therapie lehnt er nach wie vor ab. Ich warte keine weiteren 7 Jahre.

Pass auf Dich auf!

LG Geduldige
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#5
7 Jahre ist leider schon eine echt lange Zeit, in der Zeit könnte man es
eigentlich schaffen und naja, die ganzen Baustellen kommen ja auch mehr
oder weniger durch die Sucht oder werden durch die Sucht begünstigt.
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#6
Guten Morgen Geduldige,

danke für deine Offenheit. Es ist unglaublich bei wie vielen Worten von dir, ich mich wiedergefunden habe. Du bist eine starke Frau. Und du wirst es schaffen, wieder glücklich zu werden und deine Probleme zu bewältigen. Du bist reflektiert und kennst die Ursache. Ich werde bald 50 Jahre alt. Mein Exmann war Alkoholiker und depressiv. Auch da gab es keinen Sex, 12 Jahre lang. Ich habe nach der Ehe wieder zurück ins Leben gefunden. Hatte zwei tolle Affären über einen relativ langen Zeitraum, Beziehung wollte ich nicht. Diese beiden Männer haben mich sexuell so wertgeschätzt und verwöhnt. Ich konnte mich wieder nach Jahren als attraktive Frau fühlen. Irgendwann war ich dann soweit für eine Beziehung. Da habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt. Seine sexuelle Zurückhaltung habe ich mit Schüchternheit in Verbindung gebracht. Aber es ist wie bei dir. Er lässt sich verwöhnen aber es kommt nicht zurück. Nicht weil er nicht kann sondern weil er nicht weiß was man mit einer echten Frau tut. Man fühlt sich dann so abgearbeitet. Ich hatte nie Orgasmusprobleme...mittlerweile habe ich sie, weil ich das Gefühl habe er erwartet ihn von mir. Seine Vorgehensweise beim Sex ist sehr zielstrebig...möglichst schnell soll man erregt werden und dann kommt sein ewiges Rein Raus. Er hat Probleme zum Orgasmus zu kommen bei einer Frau weil er sich quasi taub gewichst hat. Ich habe ihm x fach gesagt das mir dieses Rein Raus nichts bringt. Aber ihm fällt nichts anderes ein. Seine Pornokarriere begann mit 13Jahren. Er hat sich da schon diese Hardcorehefte besorgt. Eigentlich hatte er noch nie Sexualität mit Frauen richtig gelebt. Er hat immer nach dem gleichen Schema Sex gehabt und seine Abwechslung in den Pornos ausgelebt. Seine Frauen haben ihm schon zu verstehen gegeben, dass er kein guter Liebhaber ist. 

Aber es ist das gleiche wie bei dir...ich rede er hört zu. Sex kommt nur zu Stande wenn ich ihn verführen...oder wenn er es tut fühlt es sich nicht echt an. So als zweite Wahl weil es ja mal wieder sein muss.

Weist du was mich auch so blockiert...der Gedanke das die sich Szenen anschauen an denen Frauen gedemütigt werden. Ich habe ihn gesagt er soll doch mal nachdenken das diese Frauen gerade bei den kostenlosen Pornos das nicht freiwillig machen. Die werden mit Drogen gefügig gemacht und unsere Männer befriedigen sich dazu. Ich finde das ekelhaft. Eigentlich ist das eine Straftat. Sie schauen beim Missbrauch zu. 

Ach meine liebe Geduldige, nimm dir Zeit für dich. Und vor allem denke an dich. Du hast nur das eine Leben und ein Recht darauf glücklich zu sein. Hol dir dein Glück. Ich drück dich ganz fest. 

Liebe Grüße JHM72
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#7
@Lieber marlonkretjer,

genauso ist es. Er hatte Zeit, um zumindest etwas zu tun. Und dann hätte ich auch heute noch Geduld dafür. Aber es ging nie vorwärts, eher rückwärts.

Die Zeit nach den Pornos fühlt sich für mich schlimmer an als die Zeit, in der er noch konsumierte. Da hat er wenigstens etwas Interesse auch an mir gezeigt. Danach kam nichts mehr, nur weitere negative Seiten zum Vorschein. Ich bin Luft für ihn, ausser, wenn er was zu meckern hat. Dann existiere ich wieder.

Bei ihm steckt so viel mehr dahinter, als nur die Pornosucht. Die war nur das sichtbare Problem, das Symptom. Heute sind es Handyspiele, Filme, Serien, Facebook, Arbeit... Er hat nie reflektiert, nach wie vor nichts an sich herangelassen. Aber laut seiner Aussage ist er geheilt und alles Vergangenheit...

Meine liebe JHM,

da hast Du ja auch schon einiges durch in Deinem Leben. Und nun das! Danke für Deine lieben Worte.

Das mit dem schnell zur Sache kommen, kenne ich auch. Wenn ich meinen Mann aber verwöhnt habe, was ja quasi zu 99% der Fall war, durfte es ruhig länger dauern, oft bis zum Sch(l)USS. Er sagte immer, dass er Wert auf ein ausgiebiges Vorspiel legt. Damit meinte er aber nur ein Vorspiel bei sich. Ich durfte ja immer ackern und mir zu Pornozeiten Sachen anhören wie: Warum unterbrichst Du jetzt und lässt die Erregung abklingen (nachdem ich mich schon 1 Stunde abmühte) ODER Du musst abwechselnde Handbewegungen machen, nicht so eintönig ODER Ich hatte mal eine Affäre, die hat mich fast immer oral befriedigt und war überglücklich, wenn ich sie ab und zu mal für einen Quickie genommen habe. Das hat ihr gereicht...

Was erwartet er? Dass ich laut danke sage, wenn er mir sein Teil für 15 - 30 Sekunden reinrammt und ich noch schnell mit Spucke nachhelfen muss, weil ich sonst 1 Tag mit Schmerzen umher laufe?

Danach ist er aufgestanden und hat mich einfach liegen lassen.

Die ersten Jahre machte es mich noch an, wenn ich an ihm rumgespielt habe. Inzwischen regt sich da nichts mehr bei mir. Wie auch, nach der jahrelangen Erniedrigung und Kälte?

Dass Dich solche Videos abtörnen, ist normal. Du bist schockiert darüber, dass ihn sowas anmacht. Und dass Du inzwischen Orgasmusprobleme hast, ist auch kein Wunder. ER muss was ändern, was tun, und dann kann Gras über die Sache wachsen und der Sex gut werden. Vom Nichtstun kommt nichts. Da helfen auch 1000 Gespräche nichts. Unser Gehirn lernt durch Handeln, nicht durch Worte.

Ich drück' Dich.

Geduldige
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#8
Liebe Geduldige, wenn ich deine Erlebnisse lese, finde ich meine schon gar nicht mehr so schlimm. Das ist ja schrecklich. Mein Mann ist immer fair zu mir. Außer eben ein denkbar schlechter Liebhaber wegen den Porons. Er hat es nie anders gemacht oder gelernt. Ich würde weg gehen an deiner Stelle. Es ist einfacher allein zu sein als sich jeden Tag zu ärgern. Wir haben nur das eine Leben.
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#9
Hey liebe JHM,

das war meiner eigentlich auch weitestgehend. Aber seit ca. 2 Monaten ist er ganz anders. Ich bin an allem Schuld und mache alles falsch, verstehe alles falsch. Ich habe nicht mal mehr im Alltag Lust, mit ihm kurze Sätze auszutauschen, weil selbst das oft in Streit ausartet.

Er ist extrem vergesslich und wirkt unkonzentriert, irgendwie verwirrt. Ich kann das gar nicht beschreiben. Er versteht dann die einfachsten Sätze von mir nicht oder streitet ab, was er selbst wortwörtlich gesagt hat. Mich macht das echt fertig. Er schreit dann herum und sagt neuerdings Schlampe zu mir. Das hat er dieses Jahr zum 1. Mal zu mir gesagt und seitdem immer mal wieder. Zuvor hat er nie Schimpfwörter benutzt.

So, wie es jetzt ist, halte ich es nicht mehr lange aus. Dieser tägliche Stress nährt meinen Zwang, und mir geht es noch schlechter.

Er hat um Gespräche gebeten. Gestern haben wir begonnen. Ich höre ihm zu, kotze mich aber auch aus. Er liest jetzt Artikel über diese und andere Süchte und auch, was das mit dem Partner macht. Soll er. Es müsste ein Wunder geschehen, damit er mich nochmal umstimmen kann. Ich will mich ihm auch gar nicht mehr nähern. Aktuell fühle ich nichts außer Wut für ihn.

Ich drücke die Daumen, dass bei Euch wieder alles ins Lot kommt.
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#10
Hallo meine liebe Geduldige,

unglaublich was du durch machst. Das hat kein Mensch verdient. Ich verstehe deine Wut. Aber nutze diese Wut als Kraft für dich und dein Leben. Du bist ein wertvoller Mensch und hast es verdient auch so behandelt zu werden. Und trotz deines eigenen Leidens hörst du mir zu und hilfst. 

Woher nimmst du jeden Tag die Kraft das auszuhalten? Fühl dich gedrückt
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