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Erfahrung mit Psychologen und Selbsthilfegruppen
#1
Hallo liebe Männer und Frauen,

ich habe bisher manchmal in einem internationalen Forum mitgelesen und bin erst heute auf dieses deutsche Forum gestoßen. Daher würde mich interessieren, ob es Leute hier gibt die Erfahrung mit professioneller Hilfe oder Selbsthilfegruppen haben. Vielleicht gibt es ja schon einen Beitrag dazu, bin aber in der Suche nicht so richtig auf etwas gestoßen. 

Ich habe schon mehrfach überlegt einen Psychologen zu kontaktieren, da ich das Gefühl habe, dass ich alleine nicht weiter komme. Jedoch komme ich nie über eine kurze Suche hinaus, weil ich das Gefühl habe, dass das ganze einfach so kompliziert ist. 
Wie finde ich einen Psychologen, der überhaupt solche Themen behandelt? Gibt es die Möglichkeit so etwas von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen (ich glaube nicht, aber wieso? ist das bei anderen Süchten auch so? ). Und muss man dann einfach eine lange Liste durchtelefonieren bis man jemanden findet? Zahlt man überall das gleiche oder muss man das auch noch herausfinden? 
Daher wäre für mich interessant, wenn ihr oder eure Partner Erfahrungen haben, die ihr teilen könnt. Auch zu Selbsthilfegruppen wäre es interessant.

Danke!
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#2
Hallo @littlejohn und Herzlich Willkommen.

Bei Pornosucht hat sich vor allem die Verhaltenstherapie als besonders wirksam erwiesen, idealerweise in Verbindung mit Psychotherapie oder sogar Tiefenpsychologie. Die Kosten werden wahrscheinlich von Deiner Krankenkasse übernommen. Schau mal auf Therapie.de Dort findest Du Psychologen in Deiner Nähe und auch, welche Therapien diese anbieten sowie, ob es freie Termine gibt. Die Kosten variieren.

Selbsthilfegruppen zum Thema kannst Du googeln. Vielleicht gibt es die passende Gruppe in Deiner Nähe. Bei ProFamilia z. B. erhältst Du kostenlose Beratungsgespräche. Dort ist man ebenfalls mit dieser Suchtthematik vertraut.

LG Geduldige
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#3
Hallo littlejohn,

ich habe Erfahrung mit Psychologen und würde dir gerne davon berichten. Kurz zu meiner Person:

- 35 Jahre, seit ca. 20 Jahren Pornokonsument, dass ich süchtig bin habe ich mir ca. 2018 eingestanden. 2020 habe ich (aus eigenem Antrieb, aber auch auf Drängen meiner damaligen Freundin) einen Sexualtherapeuten aufgesucht.

- ich hatte sonst noch keine Probleme mit Abhängigkeiten, bin Akademiker, hatte eine gesunde Kindheit und habe sehr guten sozialen Kontakt.

Zu deinen Fragen:

- ich musste es selber bezahlen, da die KK sowas nicht bezahlt.
- per Mail habe ich 3-4 Therapeuten angeschrieben, von allen Antworten bekommen und habe mich bei zwei für Erstgespräche angemeldet, wobei ich bei einen davon schnell gemerkt habe dass es passt. Vom Anschreiben bis zu festen Terminen für Sitzungen vergingen vielleicht 3 Wochen, danach 2-3x pro Monat für ca. 2 Monate.
- Kostentechnisch nimmt sich das glaube ich nicht viel, da die nach Leistungskatalog abrechnen, aber plan ca. 80-90€ pro Sitzung.
- Mit Selbsthilfegruppen habe ich keine Erfahrung, aber aus unten stehenden Gründen könnte dies auch sehr gut helfen und ist auch günstiger.

Zu meinen Erfahrungen:

Die Zusammefassung vorweg: Es hat mir sehr geholfen und ich kann es nur empfehlen, allerdings ist es keine Garantie dass du sofort wie durch ein Wunder pornofrei bist. Vielmehr war es für mich der erste und wichtigste Schritt in diesem Prozess und somit die Basis aber man muss selbst diszipliniert und willensstark bleiben. Trotzdem hätte ich es schon Jahre vorher machen müssen, das Geld war eine der besten Investitionen meines Lebens, da ich es in mich und in meine Lebensqualität investiert habe.

Am meisten hat mir geholfen, es mir überhaupt einzugestehen. Darüber mit jemandem zu sprechen, der zuhört und wo man auch merkt dass man mit Pornosucht nicht allein ist, war der zweite wichtige Schritt. Es ist zwar traurig aber es tut irgendwo gut zu hören dass der Therapeut regelmäßig mit solchen oder ähnlichen Süchten zu tun hat und man somit nicht allein ist.

Die Therapie umfasste Gesprächstherapie und einen Teil Hypnose (man ist dann nicht völlig willenlos und völlig weg, sondern vielmehr in einer entspannten Phase durch die man die Worte des Therapeuten tiefer wahrnehmen soll). Die Gespräche haben mir enorm geholfen da ich mir einfach alle Erlebnisse von der Seele reden konnte und mich richtig auf die Termine gefreut habe. Nach Ende der Sitzungen war ich stets wie befreit.

Wichtig war für mich auch zu begreifen, warum ich überhaupt so oft Pornos konsumiere: Zum Einen weil es es schon seit Jahren mache, aber auch viel aus Gewohnheit und in Zeiten wo ich Stress habe (um Druck abzubauen), aber mein Gehirn war natürlich auch schon sehr drauf getriggert. Durch die Therapie habe ich meinen Konsum um ca. 70-80% einschränken können, war aber nie komplett davon weg. Wenn ich aber wieder das Verlangen hatte oder schon fast wieder im Tunnel war konnte ich mich auf die Therapie besinnen, habe tief durchgeatmet, das Zimmer für 5min verlassen und dann war der Drang auch wieder weg. Ich konnte meinen Drang also (meistens) kontrollieren was vorher überhaupt nicht der Fall war. 7 Tage ohne war schon eine fast unmögliche Zeit.

Die Therapie war der Grundstein für meine jetzige Situation: Seit fast 50 Tage bin ich pornofrei, habe sehr gute Erfahrungen bisher machen können und mein Ziel ist es, gar nicht mehr zu konsumieren. Nach 90-100 Tagen hoffe ich, dass das Verlangen gen Null tendieren wird.

Hoffe ich konnte dir ein wenig helfen. Mach eine Therapie, es wird dir sicherlich helfen.

LG, Tobi
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