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Tagebuch von NoJines
#1
Okay, es geht mit meinem Tagebuch los.
Hier geht's zum Thread in dem ich mich vorstelle und oute.

Erstmal die Ziele definieren:
1. Pornos verschwinden komplett aus meinem Leben. Das hat oberste Priorität.
2. Die ersten vier Wochen SB frei.
3. Danach an maximal 5% aller Tage was ungefähr 1x alle drei Wochen entspricht. Ich will und werde auf SB nicht komplett verzichten, da ich keine Freundin habe.
4. Wenn SB, dann nur mit Kopfkino von eigenen, realen Erlebnissen und keinesfalls im selben Raum, in dem ich meiner Sucht gefrönt habe.

Heute ist Tag vier (verdammt, ich dachte es sei Tag 5) und bis jetzt ist es schon ziemlich heftig. Starker Suchtdruck tagsüber, gepaart mit expliziten "Albträumen" in den Morgenstunden. Angespanntheit, kaum Konzentration, Unruhe
Überall Trigger!!
Heute habe ich zB beim Lesen des Wortes "ohne" die Verbindung zu "oben ohne" hergestellt und ein kurzer Moment der Erregtheit durchfuhr mich. Schon krass, aber auch irgendwie witzig.
All das bestätigt mir jedoch nur, was ich ohnehin schon wusste.

Die Abende sind schwierig, denn ich weiß genau wann die Schicht meines Lieblingsmodels beginnt. Bis jetzt kann ich der Versuchung mit reiner Willenskraft widerstehen, aber langfristig brauche ich eine andere Strategie.
Möglichkeiten: Mit dem Hund raus gehen, zocken, Mathematik, Auto fahren, Musik hören, lesen...

Ich versuche zu abstrahieren und stelle mir mein Gehirn als Maschine vor, die nicht richtig funktioniert. Dadurch kann ich ungewollte Gefühle als "Fehlfunktion" interpretieren und muss mich für den Augenblick nicht weiter damit beschäftigen. Das sollte mich über die Anfangszeit bringen. Langfristige Strategien werden mit professioneller Hilfe ausgearbeitet.

Der Anfang ist gemacht. Es liegt einzig und allein an mir wie es weiter geht.

Tage ohne P. (ToP): 100% (4)
Tage ohne SB (ToSB): 100% (4)
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#2
Das lief nicht gerade nach Plan.
Mitten in der Nacht vom 4. auf den 5. Tag hatte ich einen, wenn auch kleinen, Rückfall.

Eigentlich war ich kurz vorm Einschlafen, aber ich öffnete meine altbekannte Seite und sah mich um. Ich habe weder einen Drang dazu gespürt, noch habe ich früher jemals den Laptop im Schlafzimmer dazu benutzt. Ich habe es einfach gemacht. Merkwürdig.
Es waren keine 10 Minuten und ich habe weder eine Erektion bekommen, noch versucht zu masturbieren. Danach habe ich mich auch nicht schlecht gefühlt. Ich verbuche das als Ausrutscher. Davon geht die Welt nicht unter. Am meisten stört mich ehrlich gesagt, dass ich jetzt den Counter unten anpassen muss.

Tag 5 (gestern) war hingegen wirklich gut. Habe mir "Your Brain On Porn" besorgt und ungefähr zur Hälfte gelesen. Lustig, dass dieses Forum darin auch erwähnt wird. Mein Verlangen war relativ einfach zu unterdrücken und ich fühlte mich auch sonst gut.

Tag 6 fing mit einer Morgenlatte an. Nice! An die letzte kann ich mich nicht mal mehr erinnern. Habe das Buch fertig gelesen und mir das Kapitel über die Vorgänge im Gehirn nochmals angesehen. Wenn ich weiß, wie ich durch mein Gehirn beeinflusst werde, fällt es mir leichter meinen "Zustand" nach zu vollziehen.
Trotzdem war mein Verlangen den ganzen Tag über wieder stärker. Innerhalb der letzten Stunde wurde es besonders schlimm. Ich versuche mich mit dem Tagebuch abzulenken und wenn das nichts hilft, werde ich meine Sachen packen und in den Wald gehen. Ganz sicher werde ich dort Angst haben und eventuell hilft das dabei, mein Verlangen zu verdrängen. Einen Versuch ist es wert, falls es hart auf hart kommt. Hart... hehe Smile

Ich muss zugeben, ich hätte wirklich nicht gedacht, dass mir das alles so schwer fallen würde. Das Wissen darüber, dass sich meine Gesamtsituation verbessern und das Verlangen mit der Zeit abnehmen wird, hilft mir. Genau so wie dieses Tagebuch.

Drückt mir die Daumen, dass ich die Nacht überstehe.

ToP: 83% (5)
ToSB: 100% (6)
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#3
Entschuldige die Frage, die nix mit dem eigentlichen Thema zu tun hat, ich sie aber nicht ungestellt lassen will: Wie genau beschäftigst du dich mit Mathematik? Bloß mal so rein interessehalber. Smile
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#4
@WorkingMan
Ich habs bis jetzt noch nicht gemacht, doch ich möchte die Aufgaben aus meiner Studienzeit durcharbeiten. Das sollte für Ablenkung sorgen wenn es wieder schlimm wird. An der Mathematik mag ich, dass am Schluss immer eine Lösung steht. Egal, wie schwierig der Weg dahin auch war. Bin aber kein Crack.

Ich musste an Tag 6 tatsächlich noch das Haus verlassen. Bin fast 8km durch die Nacht gestreift. Wann ich das letze Mal so lange ohne Ablenkung durch Medien mit mir selbst alleine war, weiß ich nicht mehr. Lustig war das nicht.
Was würde passieren, wenn ich einfach in den Fluss, an dem ich entlang spaziert bin, gehen würde. Wie lange würde es dauern, bis es vorbei ist? Soll ich meinen Hund mitnehmen, oder ihn vorher frei lassen? Wo würde man mich finden? Würde sich überhaupt etwas ändern, wenn ich nicht mehr da wäre?
Ich dachte an die ganze Zeit, die ich mit diesen scheiß Pornos verschwendet habe. Wo würde ich heute stehen, wenn ich diese Zeit in etwas Sinnvolles investiert hätte? Warum habe ich das Problem erst jetzt erkannt, wenn doch schon so lange alles glasklar vor mir lag? Ich hatte doch alle Chancen für ein gutes Leben! Warum hab ich sie nicht genutzt? Ich fühlte mich wie der größte Loser und versank in Selbstmitleid. Wieder zuhause angekommen konnte ich mich zwar beruhigen, aber ich war noch bis weit in den Vormittag hinein wach.

Tag 7 war ganz ok. Mir sind wegen banaler Dinge die Tränen gekommen. Das kenn ich von mir jetzt nicht unbedingt. Ist das echte Empathie oder nur die Nachwehen der Nacht?
Ich habe meinem besten Freund erzählt, dass ich ein Suchtproblem habe und seit einer Woche auf Entzug bin. Details habe ich nicht genannt. Allerdings habe ich ihm gesagt, dass ich mich ihm anvertrauen werde, sobald wir uns in 2,5 Wochen das nächste Mal treffen werden.

Jetzt, am Morgen von Tag 8 bin niedergeschlagen und irgendwie möchte ich weinen. Es funktioniert aber nicht. Ich bin erst sehr spät eingeschlafen.
Eigentlich gibt es einen Grund zu feiern. So lange habe ich bis jetzt noch nie durchgehalten! Ich habe vor Jahren einmal 7 Tage ohne SB geschafft, aber nur aus dem Grund weil ich mich wieder etwas sensibilisieren wollte. Von Freude oder Stolz bin ich dennoch weit entfernt.

ToP: 86% (6)
ToSB: 100% (7)
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#5
@Lieber @NoJines,

uff, bei Deinem vorigen Post hatte ich mir schon ein wenig Sorgen um Dich gemacht. Du klangst extrem traurig und verzweifelt. Durch die Abstinenz kommt nun einiges zum Vorschein, was durch die Pornos verdrängt und betäubt wurde. Es ist sicher unfassbar schwer, damit umzugehen, aber versuche, es dennoch positiv zu sehen, dass sich was tut und in Dir bewegt.

Und Du bist stark geblieben, nicht eingeknickt, egal, wie schrecklich diese Nacht war. Darauf kannst Du wirklich stolz sein, auch auf die bereits geschaffte abstinente Zeit.

Ärgere Dich nicht über die Vergangenheit. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen. Aber Du hast die Chance, jetzt etwas zu tun und nach vorn zu schauen.

Ich wünsche Dir alle Kraft, die es für Deinen Weg braucht.

GLG Geduldige
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#6
Vielen lieben Dank für deine Worte @Geduldige !
Du hast vollkommen recht. Es gibt nur den Weg nach vorne und der muss konsequent fortgesetzt werden. Es bleibt nichts anderes übrig! Zum Glück habe ich kein Gedankenkreisen mehr und es geht mir alles in allem sogar ziemlich gut.

Die letzten Tage sind wie gesagt recht gut verlaufen und mein Verlangen konnte ich in Zaum halten. Auch die Trigger werden von Tag zu Tag weniger. Entweder wird es leichter, oder es ist die Ruhe vor dem nächsten Sturm. Das wird sich noch raus stellen.

Ich habe wieder mehr Kontakt zu meinen Freunden. Beantworte ihre Nachrichten schneller und es entstehen wieder richtige Gespräche. Es ist also doch möglich, sich außerhalb von Webcam Seiten mit jemandem zu unterhalten! Wer hätte das gedacht...

Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr verliere ich die Scham davor. Ich habe einer sehr guten Freundin einen Teil meiner Geschichte erzählt. Sie weiß nur von den Pornos, aber nicht von den Unsummen, die ich dafür ausgegeben habe. Das spar ich mir für ein persönliches Gespräch auf. Auf alle Fälle hat sie mir ihre volle Unterstützung zugesichert!

Heute hatte ich den ersten Termin bei meiner Psychologin nach fast einem Jahr. Es ging erstmal hauptsächlich um eine Bestandsaufnahme und sie hat natürlich viele auch teils wirklich unangenehme Fragen gestellt. Aber ich vertraue ihr zu 100%, denn sie hat mir auch schon früher durch schwierige Situationen geholfen und mich niemals verurteilt oder belächelt. Ich weiß, das sollte für einen Psychologen selbstverständlich sein, aber trotzdem!

Tag 11 geht jetzt zu Ende. Werde noch American Horror Story fertig schauen (die letzte Staffel auf Netflix ist wirklich sehr schwach) und dann schlafen gehen.

ToP: 91% (10)
ToSB: 100% (11)
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#7
NoJines.... ich habe bei dem letzten posting hier lächeln müssen... das klingt so wunderbar, alles so richtig... Ich wünsche dir alles Gute diese Tage!
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