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Wieder Vertrauen aufbauen
#1
Hallo ihr Lieben,

ich habe mir nun einige Beträge hier durchgelesen und finde die Möglichkeit toll, sich öffnen zu können. 
Ich weiß leider auch nicht, mit wem ich über das Thema sprechen sollte.
Zu mir und meiner Situation: Ich bin 22 Jahre alt und seit 2 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Wir sind erst kurz vor der Hochzeit zusammengezogen und im Nachhinein würde ich wahrscheinlich nicht mehr so jung heiraten, aber das kann ich nun nicht mehr ändern. Wir waren schon seit Anfang unserer Jugend zusammen, viel on / off aber letztendlich hat es dann funktioniert und ich liebe ihn über alles. Unser Zusammenleben funktioniert auch gut, natürlich gibt es immer mal wieder Streit und gerade Corona hat es uns nicht leicht gemacht aber ich bin / war eigentlich zufrieden. 
Er hat mir auch selbst von seiner Pornosucht erzählt, das war vor einem Jahr. Es hat mich natürlich hart getroffen, da ich sowieso ein sehr verzerrtes Bild von mir und meinem Körper habe, aber er hat versprochen was zu ändern und nicht mehr zu konsumieren. Natürlich habe ich ihm geglaubt und versucht, es auszublenden.
Wenn ich Situationen mitbekommen habe, Taschentücher oder schmutzige Wäsche gefunden habe oder auch seltsame Seiten auf dem Handy, dann habe ich mir selbst eingeredet, ich sei nur paranoid und er hat ja versprochen, nicht mehr zu konsumieren. Unterbewusst wusste ich, es kann nicht sein. Den Sex muss fast immer ich initiieren und weil ich mir manchmal denke, jetzt soll er aber mal zeigen, dass er möchte, haben wir teilweise wochenlang keinen Sex. Und dann gibt es auch Phasen, da fühlt sich der Sex so komisch an, als ob er mit den Gedanken wo anders wäre. Teilweise ist er dann richtig grob und ja....ich kann mir schon vorstellen, was er dabei denkt.
Was die Sache nun aber endgültig schwierig gemacht hat war vor ein paar Wochen. Er war für 10 Tage beruflich verreist und als er wieder nach Hause kam, hat noch ein Freund von ihm übernachtet, um nicht in der Nacht mehrere Stunden nach Hause fahren zu müssen. Da wir nur eine kleine Wohnung haben, war Privatsphäre nicht wirklich gegeben.
Nachdem ich schon früher ins Bett gegangen bin, damit er und sein Freund noch ein bisschen reden konnten, wachte ich irgendwann mal von dem Licht seines Handybildschirms auf und fragte ihn, was er macht. Er meinte, er könnte nicht schlafen und legte das Handy dann auch weg. Ich weiß nicht, was er dachte, ob ich gleich wieder einschlafe oder auch nicht, jedenfalls hat er sich dann "heimlich" neben mir ihm Bett einen runter geholt. Ich war total geschockt, konnte es überhaupt nicht glauben und natürlich die ganze Nacht nicht schlafen. Er ist sehr schnell wieder eingeschlafen und nachdem ich dann in sein Handy geschaut hatte sah ich die Suchanfragen und Bilder. In dem Moment hat es sich einfach angefühlt, als ob jemand mein Herz rausgerissen hätte. Nicht nur, dass er es noch macht, sondern mich auch noch für so naiv oder dumm hält, dass er es direkt neben mir macht. Ich habe ihn nicht wieder erkannt und um ehrlich zu sein, ekel ich mich ein bisschen vor ihm.
In der selben Nacht habe ich ihm noch einen Text geschickt, dass ich Zeit brauche um das zu verarbeiten und nicht weiß, was das für unsere Beziehung bedeutet. 
Er hat es gelesen und ist in Tränen ausgebrochen, letztendlich musste ich ihn trösten weil er sich selbst so sehr dafür schämt. Es hat sehr lange gebraucht bis er verstanden hat, wie ich mich überhaupt dabei fühle.
Anschließend haben wir ausgemacht, ich darf ihm die Fragen stellen, die ich habe und er antwortet ehrlich darauf. Naja, vielleicht hätte ich sie nicht stellen sollen, denn irgendwie hat es mich nur noch mehr verletzt. Zu wissen, dass er das teilweise fast täglich macht, gibt mir ein ganz komisches Gefühl. Er reagiert auch sehr wütend, wenn ich versuche, dass wir ihm zusammen Hilfe suchen. Er sagt zwar, er möchte was ändern und sich Hilfe holen, doch bis jetzt ist nichts passiert und es ist über ein Monat vergangen.
Ich merke, wie ich total misstrauisch werde und ständig an sein Handy möchte um nachzuschauen, welche Art von Frau er sich heute angeschaut hat. Er vergisst nur noch manchmal, seinen Suchverlauf zu löschen und ich bin immer wieder so doof und schaue nach, um mich davon wieder verletzten zu lassen.
Das Problem ist, ich möchte ihm helfen, er lässt es aber nicht zu. Ich glaube auch nicht, dass er versteht, welche Rolle das Ganze für mich spielt. Ich möchte ihm wieder vertrauen können, aber jedes Mal, wenn er allein war und ich nach Hause komme, habe ich so ein bescheuertes Gefühl und möchte mich am liebsten übergeben. 
Ich habe erst Anfang des Jahres eine Therapie abgeschlossen, hatte was mit meiner Familie zu tun, und eigentlich ging es mir wieder besser. Jetzt bekomme ich von diesem Problem Schwindelanfälle und kann nicht schlafen. Ich habe auch das Gefühl, ich müsste jetzt besonders sexy für ihn sein und mir extra Mühe geben. In meiner Jugend habe ich mit einer Essstörung gekämpft und ich merke, wie ich wieder in diese Spirale hineinrutsche. Ich möchte das nicht, aber das Bild von meinem Körper kann bei den Sachen, die er sich anschaut, einfach nicht mithalten.
Ich weiß einfach nicht, was ich tuen soll. Spreche ich das Thema an, endet es im Streit. Mache ich es aber nicht, geht es mir immer schlechter.
Wie geht ihr damit um, eurem Partner nicht mehr vertrauen zu können und vielleicht auch es einfach ihm zu überlassen? 

Vielen Dank fürs Durchlesen!
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#2
Liebe wife2022,

schön, dass Du uns hier gefunden hast.  Heart
Ich kann gut verstehen, wie Du Dich fühlst...

Dass Dein Mann Dir von sich aus von seiner Sucht erzählt hat, ist ein mutiger erster Schritt von ihm gewesen und empfinde ich als sehr positiv.
Gab es einen Auslöser für ihn, warum er Dir genau zu diesem Zeitpunkt davon erzählt hat?
Hat er sich damals etwas öffnen können und Dir erzählt, wielange er schon Pornos schaut oder was oftmals der Auslöser war?
Stress, Kummer, Langeweile z.B.

Ich kann Dir mit meiner "Erfahrung" inzwischen sagen, dass es verdammt schwer ist, diese Sucht in den Griff zu bekommen.
Sie ist einfach sehr hinterlistig.
Ich dachte anfangs auch, das wäre viel einfacher zu bewältigen.
Mir hat immer sehr geholfen, die Tagebücher der Männer hier mitzulesen um all ihre persönlichen Kämpfe zu verstehen.

Das Wichtigste für Dich ist auf jeden Fall die Tatsache, dass Dein Mann in der alleinigen Verantwortung ist, zu handeln. Und das funktioniert nur, wenn er auch wirklich will... wenn er sich selbst zuliebe von den Pornos weg will.
Du hast an seiner Sucht keine Schuld!!

Ein Schlüsselmoment war doch die Situation vor ein paar Wochen.
Du schreibst, er hat nach Deinem Text lange gebraucht, um zu verstehen, wie Du Dich fühlst.
Versteht er nun, wie Du Dich nach dieser nächtlichen Situation gefühlt hast oder versucht er zu verstehen, wie es Dir allgemein mit der Tatsache seiner Pornosucht geht?

Wie verhaltet ihr Euch momentan im Alltag?
Wie reagiertst Du auf ihn?
Wie schaut Dein "Zeit brauchen" in der Praxis aus?

Viele Grüße
Susan
Blush
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