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Mein Tagebuch aus der Sucht
#1
Hallo zusammen,
 
ich möchte das Forum hier nutzen, um meinen Weg aus der Pornosucht zu dokumentieren.
 
 
Kurz zu meinem Werdegang:
Es begann wie bei vielen in der Jugend und hält bis heute (38 Jahre) an.
Viel zu oft habe ich mir Filme angeschaut, denn das ist ja normal. Jeder macht das doch. Ich selbst hatte kein Problem gesehen.
 
Bis ich vor ca. einem Jahr eine Frau kennenlernte.
In der ersten gemeinsamen Nacht dann der Schock: Ich kriege keinen hoch.
Sie denkt, es liegt an ihr. Ich fühle mich mies.
Aber vielleicht ist es ja nur die Nervosität.
War es aber nicht. Es funktioniert nur mit ach und krach.
 
Und jetzt beginnt der Teil, für den ich rückblickend mir so dermaßen in den Arsch beißen kann. Der dafür gesorgt hat, dass ich eine unglaublich großartige Frau abgrundtief verletzt habe. Dadurch, dass ich nicht die Eier hatte, ehrlich zu sein. Nicht die Willensstärke hatte, meine Triebe im Griff zu haben. Mir nicht eingestanden habe, dass ich ein richtig großes Problem habe, süchtig nach dem schnellen Kick bin. Das hat eine Frau gebrochen, ihr komplettes Selbstbewusstsein zerstört. Sie dazu gebracht, am Leben zu zweifeln
 
Also, noch hatte ich keine Verbindung zwischen ausgiebigem Pornoschauen und meinen Erektionsproblemen hergestellt. Was zu der dümmsten Idee geführt hat, die alles nur noch schlimmer gemacht hat.
Ich habe mir im Internet Pillen bestellt.
Natürlich, ohne mit ihr zu reden. Den Mumm hatte ich nicht. Wir waren auch erst ein paar Wochen zusammen.
Mit den erwähnten Pillen funktionierte es dann. Zumindest so einigermaßen. Die Erektionsprobleme waren komplett weg. Es ging sogar ins Gegenteil über und ich wollte nicht zum Schluss kommen.
Wer jetzt aufhört zu lesen und denkt: Ja, super, das löst die ganzen Probleme, der soll bitte unbedingt weiterlesen.
 
Denn jetzt begann der ganze Schlamassel eigentlich erst. Und wenn ich daran zurückdenke, was ich für ein Arschloch war, dann könnte ich mir in den Arsch beißen.
 
Filme habe ich mir weiter angeschaut. Auch wenn ich mittlerweile rausgefunden hatte, was es mit übermäßigem Pornokonsum auf sich hat. Aber warum den Dopaminkick weglassen, wenn ich das Problem gelöst hatte.
 
Für unser Miteinander war das natürlich Gift. Frauen haben einen sechsten Sinn. Und meine Partnerin hat gespürt, dass da was nicht stimmt. Das ich sie als Objekt ansehe, dass wir keine richtige Nähe haben.
In den ersten Monaten führten wir eine Fernbeziehung, in die sich meine Partnerin sehr investierte. Wir haben uns oft wegen unsinnigen Kleinigkeiten gestritten. Bei denen mir heute klar ist, warum es dazu kam. Wenn man nicht ehrlich ist, kann man keine Beziehung führen. Recht früh haben wir das Thema Pornos angesprochen, und ihre Meinung dazu war klar. Für sie war es, bzw. ist es in dem Ausmaß, wie ich es getan habe, absolut nicht in Ordnung.
Ich habe alles weiterhin kleingeredet. Denn nachdem das Erektionsproblem behoben war, war ja alles in Ordnung. Aber nichts war in Ordnung.

Ein paar der Dinge, wie ich mich meiner Partnerin gegenüber verhalten habe.
-         Ich habe während unserer Telefonate auf einschlägigen Seiten unterwegs
-         Ich habe sie indirekt als hässlich bezeichnet.
-         Ich habe sie als unfähig hingestellt.
-         Ich habe ihr die Schuld für unsere Streits gegeben.
-         Ich habe sie bezichtigt Depressionen zu haben, obwohl ich sie verletzt habe.
-         Ich habe immer wieder gelogen, was meinen Pornokonsum anging.
 
Wenn ich daran zurückdenke, kann ich nicht verstehen, warum diese Frau mir immer wieder eine Chance geben hat. Logisch ist das nicht und ich bin ihr unglaublich dankbar.
Das war alles noch vor dem D Day. Bei uns war das der Tag, als sie die Tabletten gefunden hat.
Sie dachte es wären Heuschnupfen Tabletten, und hat danach gegoogelt, um mir neue Heuschnupfen Tabletten aus der Apotheke mitzubringen.
Was folgte, war ein Offenlegen von Allem, was im letzten halben Jahr passiert war.
Sie hat mir gesagt: Wir schaffen das.
Wir haben uns gemeinsam zu dem Thema informiert, ich habe eine Accountability App auf dem Handy. (Was mir nichts ausmacht).
Wir wollen jetzt absolut ehrlich zueinander sein.
Das klappte auch so lange, bis ich wieder rückfällig wurde. Und wieder.
Dazwischen gab es sehr viele traurige und dunkle Stunden.
 
Immer habe ich gedacht, bei mir ist es ja nicht so schlimm, wie bei den Fällen, die mit den kranken Fetischen, die nächtelang nur Filme schauen.
Aber jetzt ist mir klar, ich habe ein großes Problem:
Es reicht nicht, nur abstinent zu bleiben. Ich muss grundlegend an mir arbeiten.
Es reicht nicht, 90 Tage oder ähnliches abzusitzen. Ich muss meine Probleme von Grund auf erkennen.
 
Ich habe dem Menschen, der mir am meisten auf der Welt bedeutet, so unglaublich weh getan.
Und dadurch habe ich erst mein wahres Problem erkannt.
Hier im Forum scheint es oft nur über ED zu gehen. Aber für mich ist das nur die Spitze des Eisberges.
Ich war nicht ehrlich, habe bewusst gelogen, um den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
Dadurch habe ich nicht nur meine Partnerin degradiert, sondern auch mich selbst.
 
Für mich gibt es jetzt nur einen Weg:
-         Brutal ehrlich meiner Partnerin gegenüber zu sein. (Denn das ist die Person, der ich wirklich alles erzählen möchte) Auch wenn es wehtut und ich mal wieder einen Fehler gemacht habe.
-         Regelmäßig (täglich) an mir arbeiten
-         Meine Erfahrungen dokumentieren (hier) und dies als Selbstreflektion zu nutzen.
-         Täglich mit meiner Partnerin über unsere Gefühlslage reden.
 
Ich möchte unbedingt aus diesem Kreislauf raus.
Mehr dazu in den täglichen Berichten.
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#2
Seit ich mir wirklich sicher bin, dass ich mein altes Leben hinter mir lassen möchte, (davor wollte ich das zwar auch, habe aber alles zu sehr auf die leichte Schulter genommen), fühlt sich die Verbindung zu meiner Partnerin tiefer an. Wir haben über vieles reden können, und dieses Mal, ohne dass es in einem Streit eskalierte. Es fühlt sich einfach gut an, wirklich ehrlich über seine tiefsten Empfindungen zu sprechen. Natürlich fällt es mir immer noch schwer z.B. zuzugeben, dass es eine Zeit gab, in der ich fast jedes Mal, als sie zur Tür raus war, ich mein Handy zückte und in den alten Kreislauf verfiel.
Ich beschäftige mich jetzt viel damit, meine Trigger zu identifizieren. Mehr über das Thema zu lernen und mich weiter zu bilden.
Jetzt ist das erste mal das Gefühl da, ich bin nicht abstinent von Pornos (und falle gelegentlich zurück). Jetzt habe ich das Gefühl, ich will aus mir selbst heraus an diesem Problem arbeiten.
Man kann durchaus sagen, dass ich einem klaren Muster gefolgt bin.
- Ich habe ein Problem
- Ich leugne das Problem
- Ich scheitere
- Ich versuche ein Pflaster drauf zu kleben
- Ich scheitere
- Ich übermale das Problem
- Ich scheitere
- Ich verdecke das Problem
- Ich scheitere
- …

So geht es nicht weiter: Ich habe ein echtes Problem.

Meine Freundin muss vor mir aus dem Haus. Wenn sie geht, habe ich ihr in letzter Zeit jeden morgen versichert: Natürlich schaue ich mir nichts an!
Und das habe ich auch zu 100% so gemeint.
Ich konnte immer noch etwas liegen bleiben und habe am Handy Nachrichten gelesen. Instagram, TikTok, Facebook habe ich schon lange verbannt. Aber beim nachschauen im Kindle, wurde ich von den Covern schlechter Fantasy Bücher getriggert. Das Dilemma nahm seinen Lauf. (Wenn ich das hier schreibe, wird mir nochmal klar, wie erbärmlich das ist.) Vor einer Stunde habe ich noch fest behauptet, dass mir unsere Beziehung viel zu wichtig ist. Ich problemlos allen Versuchungen widerstehe. Und jetzt habe ich mir zu klitzekleinen Bildern, gezeichneter Frauen einen runtergeholt.
Das war vor ein paar Tagen die Situation, die das Fass zum überlaufen gebracht hat. Denn ich hatte nicht mal die Eier, zu meinem Fehler zu stehen. Nein. Die Accountability App hat angeschlagen.
Ich fasse es kurz. Wir waren ganz kurz davor uns zu trennen. Haben uns ca. 36 Stunden gestritten. Und mir ist klar geworden, das ich echt ein Problem habe.
Heute habe ich einen interessanten Podcast gehört (PBSE), es ging darum, dass man, sobald man getriggert wird, unbewusst in einen Automatismus verfällt, der dafür sorgt, dass das rationale Gehirn die Kontrolle aufgibt (zusammengefasst). Das macht wirklich Sinn. Schließlich kann ich jetzt in diesem Moment, absolut nicht nachvollziehen, warum ich diesem verdammtem Drang nachgegangen bin.

Es ist jetzt fast drei Monate her, dass ich mir das letzte Mal Pornos in Videoform angeschaut habe. Was nicht heißt, dass ich mich nicht selbst verarscht hätte, und Loopholes gefunden habe, um rückfällig zu werden. (Das verdammte Fantasy Buchcover - in nicht mal einem Zentimeter Größe).
Aber ich merke Veränderungen in mir. Die Gedanken an alte Szenen der Filme, die ich mir angeschaut habe verblassen immer mehr. Fast wie Fotokopien von Fotokopien von Fotokopien. Wenn Bilder in meinem Kopf auftauchen, dann sind die fast immer von meiner realen Freundin. Und nicht von unrealistischen Porno Darstellerinnen.
Es liegt noch ein weiter Weg vor mir. Und ob es wirklich ein Ziel gibt, oder eine unendliche Reise vor mir liegt, das ist jetzt noch nicht absehbar.
Vorgestern hatte wir sexuelle Interaktion, in der ich mich ganz auf den Moment konzentrieren konnte und überhaupt keine Probleme mit ED hatte. Die Empfindungen waren viel, viel intensiver, als ich sie jemals beim Schauen von Filmen hatte.
Gestern ging das Kopfkino wieder los. Während des Aktes ging mir durch den Kopf: Hoffentlich stehe ich meinen Mann.
Das hat dann dazu geführt, dass gerade das nicht eingetreten ist. Der Große Unterschied zu früher ist aber, wie wir gemeinsam damit umgehen.

Es gibt also noch viel zu tun. Der richtige Weg ist aber eingeschlagen.

Dankeschön fürs Lesen.

Klaus
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#3
Hey, mein Freund,

stark, dass du dieses Tagebuch machst und toll, wie reflektiert du bist. Du wirst es schaffen. Ganz bestimmt.

Habe ich das richtig gelesen: du bist seit 3 Monaten ohne Pornokonsum? Das ist doch schon toll.

Mach weiter.
[Bild: nfc.php?nfc=10101]
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#4
Hallo Klaus,

danke für die sehr leidenschaftliche Darstellung deines Problems. Da hast du sicher noch einen langen Weg vor dir. Aber jeder Weg besteht aus einzelnen Schritten. Ich muss aus beruflichen Gründen viel im Internet recherchieren und stoße ständig auf Trigger. Manchmal zufällig, und manchmal helfe ich ein bisschen nach (das bin aber nicht ich). Es ist eine Kopfsache. Ich denke, Meditation könnte auch ein zielführender Weg sein, um mehr Willensstärke zu erlangen. Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber viele hier im Forum berichten darüber positiv.

Alles Gute,

Rudi
Bad habits are easy to develop and hard to live with. Good habits are hard to develop and easy to live with.
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#5
Hallo Klaus, ich mag das wie du mit dir arbeitest, denkst... Angesprochen gefühlt habe ich mich sehr bei den Worten "erbärmlich" und "dunkle Stunden".... Gedacht habe ich mir auch dass du auch sehr streng mit dir bist/umgehst.... Ich wünsche dir dass es bald mal leicht, leichter wird... toll wie du und deine Partnerin miteinander umgehen... bei mir war der benäh märk 200 Tage raus aus dem P Scheiß, ab dann fühlte ich echte Entscheidungsgewalt....
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#6
Vielen Dank für eure Antworten
 
@Sven
Drei Monate habe ich zwar keine Filme mehr geschaut, aber leider trotzdem Bilder angeschaut. Auf jeden Fall habe ich pornografische Stimulation genutzt.
Mittlerweile merke ich aber schon, wie sehr ich mich verändert habe. Von dem mehrmals täglich Schauen bin ich zum Glück schon lange weg.
 
@Rudi58
Ich kann gut nachvollziehen, wie es dir gehen muss, wenn du schreibst. Dass es nicht du bist, der beim Recherchieren auf die Trigger reagiert. Unser logischer Verstand, dem ist klar, dass wir ja eigentlich stark bleiben wollen. Aber durch den Dopamin Mangel, den wir durch den Verzicht auf künstliche Stimulation haben, lenkt uns unser Unterbewusstsein auf einen Weg, den wir eigentlich gar nicht einschlagen wollen. Mal kurz was angucken schadet ja eigentlich nicht. Vielleicht noch ein bisschen mehr… Und schon ist unser Gehirn auf Auto Modus.
 
Zur Zeit versuche ich mir allen Triggern bewusst zu werden, bevor es zu spät ist. Meditation ist da für mich eine  gute Übung. Wenn ich still sitze und mich auf meinen Atem konzentriere, kommen irgendwann normale Gedanken. Das muss jetzt nichts pornografisches sein. Vielleicht denke ich an die Emails die ich beantworten möchte, oder den Müll den ich noch runterbringen muss. Abgelenkt sein ist hier kein Problem, man muss sich dem Abschweifen nur bewusst werden und zu dem Beobachten des Atems zurückkommen.
Genauso möchte ich mir bewusst werden, wenn mich Trigger in den Kaninchenbau ziehen. Noch bin ich am Anfang, aber ich merke schon, dass es einfacher wird.
 
It gets easier. Every day it gets a little easier. But you gotta do it every day —that’s the hard part. But it does get easier
Bojack Horseman
 
@Alobar77
Gratulation zu deinen 200 Tagen. Ich hoffe, du bleibst weiterhin dabei.
Zu Beginn war ich leider nicht so „streng“ mit mir. Habe mir gedacht, das macht doch jeder. Und leider hat das nur dazu geführt, dass ich zwar versucht habe abstinent zu sein, aber nicht wirklich daran gearbeitet habe, die Sucht von der Wurzel an zu bekämpfen.
Ohne meine Partnerin wäre es für mich deutlich schwerer. Jemanden an der Seite zu haben, mit dem man ehrlich ist, hilft mir enorm. Gleichzeitig gehen wir manchmal auch durch schwere Zeiten. Auf Pornos zu verzichten ist nur die Hälfte des Weges. Das Vertrauen wieder herzustellen, das ich mit meinen Handlungen und Lügen (natürlich schaue ich mir nichts mehr an…) zerstört habe, wieder aufzubauen, ist fast eine größere Aufgabe.
 
 
Jetzt zum eigentlichem Tagebuch.
 
Die letzten Tage waren Höhen und Tiefen.
Ich fühle mich meiner Partnerin gegenüber mehr verbunden. Für mich ist ein Knoten gelöst, indem ich jetzt ehrlich bin, auch wenn es weh tut. Es ist nichts mehr im Hintergrund, das ich verstecken müsste. Die vielfach angesprochene Neuverdrahtung im Gehirn lässt erste Früchte sprießen. In intimen Momenten mit meiner Freundin kann ich mich endlich ganz auf die Situation einlassen. Es ploppen keine Bilder alter Szenen mehr in meinem Kopf auf. Und ich muss mir nicht immer Sorgen machen, dass ich meinen Mann nicht stehe. Das ist sehr befreiend. Und tut unserer Beziehung sehr gut.
Dass ich damals die dumme Idee hatte, mein Unvermögen durch Pillen auszugleichen, da führte das zwar zum Erfolg, hatte aber den Nachteil, dass ich den Akt nicht zum Ende brachte. Es dauerte einfach ewig, zum Abschluss zu kommen.
(nochmal den Hinweis an die, die hier die falschen Schlüsse ziehen. Die ganze Nummer mit den Hilfsmitteln hat beim Rausfinden meiner Partnerin dazu geführt, dass sie sich absolut minderwertig gefühlt hat und das zum Teil immer noch fühlt. Sie ist die, bei der es nur mit Pillen klappt. Während ich es mir zu Filmen selber mache. Wenn euch also nur ein bisschen etwas an eurer Partnerschaft liegt, dann rate ich dazu, lieber ehrlich zu sein. Die ganze Nummer hat alles nur extrem verschlimmert).
Auch wenn das Problem der Standhaftigkeit meistens (aber nicht immer) überwunden ist. Haben wir jetzt das Problem, dass ich viel zu früh fertig bin. Es fühlt sich jetzt einfach zu gut an.
Das kriegen wir aber auch noch in den Griff.
 
Zwischendurch gibt es immer mal dunkle Momente zwischen uns. Die ganzen Lügen meinerseits kommen bei meiner Partnerin wieder hoch. Es zieht sie tief runter. Die Schwankungen können von einen auf den anderen Augenblick geschehen. Erst nimmt sie mich in den Arm, dann sagt ihr Gesichtsausdruck : Verpiss dich.
Früher hat das schnell in einen Streit eskalieren können. Zum Glück haben wir es jetzt etwas besser im Griff. Wir verstehen uns gegenseitig etwas besser (es ist trotzdem manchmal nicht einfach).
Gestern waren wir in einem intimen Moment und es gab eine Situation, die sie triggerte und die Gedanken an Pornos in ihr aufkamen. Tief dunkle Wolken zogen auf. Die gute Stimmung war dahin.
Es gab eine Zeit, da wäre das der Auslöser für eine Streit Eskalation. Ihr geht es gerade schlecht. Ich verstehe nicht, was ich in der Situation falsch gemacht habe. Sie möchte sich alles von der Seele reden. Ich fasse das als Angriff gegen mich auf. Sie wird sauer, warum ich sie nicht verstehe, ich will nur noch meine Ruhe haben…
Es klappt mittlerweile besser. Deutlich besser. Aber wir sind noch auf einem langen Weg.
Wie kann ich jemandem klar machen, dass ich es jetzt ernst meine, obwohl ich schon mehrmals genau zu diesem Thema gelogen habe. (Ich schaue mir nichts mehr an)
Wie kann ich wieder ein Vertrauen aufbauen.
Wie kann ich der Mann für meine Partnerin sein, zu der Sie aufschauen kann.
 
Es gibt noch viel zu tun, der Weg ist das Ziel.
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#7
Die letzten Tage waren ein auf und ab.
 
Mir geht es weiterhin sehr gut was den Drang nach Pornos angeht. Ich habe mich nicht Triggern lassen und habe auch keine Bilder im Kopf, die zwischenzeitlich aufblitzen.
Wir sind jetzt beide Vollzeit zuhause und mir würde es im Traum nicht einfallen, mal eben ins Badezimmer zu gehen und dort Hand anzulegen. Wenn ich für mich alleine bin, dann ist die Gefahr deutlich grösser wieder rückfällig zu werden. Jeder Tag, den ich mich nicht von Pornos beeinflussen lasse, bringt mich hoffentlich wieder zurück zu einer normalen Sexualität, zu einem normalen Umgang. Und ich merke große Fortschritte. Ich nehme Intimität ganz anders wahr. Ich kann endlich ganz im Moment sein. Früher hätten sich mir Bilder in den Kopf gesetzt.
Wir hatten mehrere Momente in denen ich ganz normal funktioniert habe. Ohne Erektionsstörungen. Ein gutes Gefühl. Zumindest bis heute Morgen. Manchmal wird mein ganzes Bewusstsein von dem Gedanken „Scheiße, es funktioniert jetzt nicht. Ich werde wieder schlapp“ überschrieben. Es fängt ganz leise und klein an, schwillt immer mehr an, bis ich vollständig von diesem Gedanken ausgefüllt werde. Das geht so weit, dass ich beinahe zu Zittern anfange. Meine Partnerin denkt immer, es liegt an ihr. Obwohl ich davor mehrmals dieses Problem nicht hatte. Es ist einfach nur eine Unsicherheit meinerseits, zu versagen. Noch vor ein paar Wochen hätte das schnell zu einer Eskalationsspirale führen können. Ich bin froh, dass wir jetzt darüber reden können. Einfach ist es trotzdem nicht.
Nachdem ich viele Berichte der betroffenen Partnerinnen hier und anderswo gelesen habe, bekomme ich immer mehr ein Gefühl dafür, wie es meiner Freundin gehen muss. Was sie alles aushalten musste. Natürlich kann ich es nur erahnen. Schließlich war ich nicht in einer Situation, in der sich meine Freundin immer wieder durchtrainierte Typen angeschaut hat und gleichzeitig keine Lust auf mich hatte.
 
Ich könnte meinem altem Ich so sehr in den Arsch treten. Was war ich doch für ein Egoist. Und vor allem war ich nicht ehrlich. Hätte ich von Anfang an zu meinen Problemen gestanden, dann hätte ich den einzigen Menschen, der mir je wirklich etwas bedeutet, nicht so verletzt.
 
Ich bin kein großer Freund davon, die Tage zu zählen, wie lange ich schon abstinent bin. Nein. Ich will mich ändern. Dauerhaft. Ich möchte wieder ein normaler Mensch werden. Jemand, der ein erfülltes Leben führt, der eine Partnerin an der Seite hat, die nicht mit der Angst aus dem Haus gehen muss, ich werde wieder rückfällig, Angst haben muss, ich ziehe einen digitalen Harem vor.
 
Es war mir noch niemals so ernst in meinem Leben, wie der letzte Strohhalm, den ich gereicht bekommen habe. In der Vergangenheit habe ich es nicht ernst genommen. Aber jetzt. Die letzten zwei Wochen waren ein Augenöffner für mich. Ich habe ein ernstes Problem. Und jetzt kann ich noch daran arbeiten, noch ist nicht alles zu spät. Aber ich habe leider schon sehr, sehr viel kaputt gemacht. (Dinge die nicht mich betreffen und die ich deshalb nicht ins Internet bringen möchte)
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#8
Gute Zeiten, schlechte Zeiten.
 
Es gibt viele positive Momente. Mir selber geht es oftmals sehr gut. Ich merke die Auswirkungen der täglichen Meditation. Durch 30 bis 40 Minuten Achtsamkeit ist es im Kopf viel aufgeräumter. Fast als ob ich den Dachboden entrümpelt habe. Der Verzicht auf externe künstliche Stimulation macht sich auch bemerkbar. Ich hatte in den letzten Wochen öfter fast schon depressive Phasen. Jetzt bin ich viel glücklicher. Im Moment bin ich sehr zuversichtlich, dass ich nicht rückfällig werde, mir Pornos anzuschauen. Die Aufgabe besteht jetzt darin, dieses Momentum langfristig mitzunehmen. Wie sieht es in zwei Wochen, zwei Monaten oder zwei Jahren aus. Jetzt habe ich die Gelegenheit, meine Gewohnheiten langfristig zu ändern, meinen Dopaminhaushalt wieder auf Normalität zu bringen.
Das ist jetzt auch der nächste Schritt, den ich angehen werden:
Viel zu oft lasse ich mich von Podcasts berieseln, schaue auf dem Handy unsinnige Nachrichten (beeinflusst es wirklich mein Leben, wenn ich weiß, das Elon Musk Twitter doch kauft?)
In meinem Leben gibt es einen ständigen Fluss an kleinen Belohnungssystemen (Dopamin).
Wenn man, laut vielen Quellen, davon ausgeht, dass Pornokonsum für einen erhöhten Dopaminspiegel sorgt, dann ist jetzt, in einer sicheren Umgebung, eine super Möglichkeit, mein Gehirn dahin zu bekommen, auch schon mit einfachen  Glücksmomenten zufrieden zu sein.
Deshalb versuche ich jetzt einen größtmöglichen Dopamin Verzicht. Das Handy nur noch für notwendige Dinge. (Emails checken, Nachrichten beantworten. Kein Social Media, Youtube, Nachrichten oder Spiele.) Bewusster Medien konsumieren.
Ich merke jetzt schon, dass ich immer wieder denke: Ach, nur mal kurz XY am Handy nachschauen.
 
Mit meiner Partnerin habe ich einige ausgesprochen schöne und intensive Momente. Aber leider kommt es oft zu Missverständnissen. Wir wollen beide eigentlich nur das Gute, aber dann kommt es jedem von uns so vor, als ob wir uns gegenseitig nicht verstehen. Oftmals werde ich dann unnötig emotional. Diese Streits lassen die Kluft, die wir gerade noch geschlossen haben wieder aufreißen. Ich hoffe, wir finden irgendwann dauerhaft zueinander.
Rückblickend ist es einfach nur verrückt, aus welchen Situationen diese Streits entstehen. So haben wir gestern gemeinsam einen Podcast gehört, in dem es darum ging, dass man Trigger viel einfacher verarbeiten kann, wenn man sie mit seinem Partner teilt.
Daraus entwickelte sich durch beiderseitige Missverständnisse eine Situation, in der mir meine Partnerin gesagt hat, was sie fühlt, ich es als Angriff aufgefasst habe, und es nahm wieder seinen Lauf.
Mir liegt so viel an ihr. Und trotzdem stehe ich nicht über so einer Situation. Immer wieder baut es sich ähnlich auf. Wir haben schon so viele Fortschritte gemacht. Und ich bin so froh, jemanden zu haben, mit dem ich mein innerstes teilen kann.
Aber noch haben wir erst angefangen unser Fundament wieder aufzubauen. Zu oft fällt die Mauer wieder um. Und der Boden, den ich durch mein Verhalten vergiftet habe (In einem späteren Bericht schreibe ich auf, wie arschig ich mich verhalten habe), der lässt sich nicht mehr abtragen. Der faulige Gestank zieht noch viel zu oft nach oben.
 
Es gibt also gute und schlechte Zeiten.
Mir hilft es sehr, meine Gedanken aufzuschreiben.
Danke fürs Lesen.
Klaus
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#9
Gestern war ein ausnahmslos guter Tag.
 
Ich hatte keinerlei Bedürfnis mir etwas anzuschauen. Die Gedanken an alte Szenen verblassen immer mehr.
Natürlich ist das unter der Voraussetzung, dass ich mich weiterhin unter idealen Bedingungen befinde.
Vor denen, die es ganz alleine schaffen, habe ich großen Respekt. Hoffentlich schaffe ich es dann auch.
 
Habe doch nochmal nachgeschaut: Bin jetzt bei Tag 19 ohne externe Stimulation.  Der Tag an dem ich von: ich möchte abstinent bleiben, zu, ich ändere mein Verhalten aus innerer Überzeugung, umgeswitcht bin.
Pornos haben keinen Platz mehr in meinem Leben! Nicht mal kurz gucken. Nicht alte Szenen in meinen Gedanken abspielen lassen. Rückfällig werden ist nicht zulässig.
 
Je mehr ich von allem verstehe, umso mehr bin ich vorbereitet, damit ich mich nicht selbst verarsche.
Ich horche viel in mich hinein. Beschäftige mich damit, wann und wo ich früher rückfällig wurde.
Was mir rückblickend auch immer mehr auffällt, ist dass ich in der Vergangenheit sehr anfällig war, für alles, dass das kleine Glücksgefühl ausgelöst hat.
Computerspiele, Marihuana, Social Media Death Scrolling.
Ich kann mich daran erinnern, dass es eine kurze Zeit gab, in der ich viel Stress auf der Arbeit hatte. Abends habe ich mich aufs Sofa gesetzt und habe den ganzen Abend auf 9Gag gescrollt. Über Stunden. Bewegungslos ein schlechter Witz nach dem nächsten. Wie ein Zombie. Immer neuer Input.
 
Vielleicht war mein Dopamin dauerhaft auf einem zu hohen Level. Wie ein Alkoholiker musste ich meinen Spiegel halten. Ich brauchte immer neuen Input.
Deshalb gehe ich jetzt auf Entzug. Ich nutze mein Handy nur noch so weit wie nötig. Habe sogar alle Browser gelöscht, um nicht andauernd diesen unnötigen Scheiß nachzuschlagen.
Heute Morgen, direkt nach dem Aufwachen, hatte ich das Bedürfnis, zu meinem Handy zu greifen und irgendwas nachzusehen. Egal was, Hauptsache Infos. Hauptsache Stimulation.
Meine Theorie ist jetzt, dass ich durch gezieltes Dopaminfasten mein natürliches Dopaminlevel auf eine niedrigere Stufe bringe und mein Gehirn nicht so früh nach mehr Dopamin schreit.
Keine Ahnung, ob das wirklich funktioniert. Aber schaden wird es sicher nicht.
 
Forward ever,
backwards never.
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#10
Pornos treten immer mehr in den Hintergrund. Bilder alter Szenen verblassen weiter.
Ich versuche mich weiter über das Thema zu bilden. Je mehr man über Verhaltenssüchte versteht, umso klarer und reflektierter wird mein damaliges Verhalten.
 
Ich merke einen anderen Umgang zwischen mir und meiner Freundin. In Situationen, in denen wir früher schnell in eine Streiteskalationsspirale gerutscht wären, kommen wir jetzt immer öfter als Team zusammen und lösen die Probleme gemeinsam. Das fühlt sich sehr gut an.
 
Wir haben vorgestern noch einmal alles knallhart durchgesprochen. Mit vielen Tränen. Mir ist nochmal bewusst geworden, wie scheiße ich mich verhalten habe.
Am Anfang hatte wir eine Fernbeziehung. Und ich habe mir als wir miteinander telefoniert haben, gleichzeitig Bilder anderer Frauen angeschaut. Und nicht nur einmal. Kaum hat sie mich besucht, habe ich mir Filme angeschaut, sobald sie wieder weg war. Und man kann in keiner Art und Weise davon sprechen, dass ich es nötig gehabt hätte, mir Filme anzuschauen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, könnte ich wirklich kotzen. Wie scheiße kann man sich verhalten? Hätten wir jetzt keinen Sex gehabt, dann gäbe es ja zumindest eine Erklärung. Und wenn sie mich danach fragt: Warum hast du das gemacht? Dann habe ich nicht mal eine Antwort.
Ich habe ein ernsthaftes Problem. Und viel zu lange habe ich es mir nicht eingestanden.
 
Wenn ich jetzt überlege, dass mir jetzt, wo ich keine Filme und Videos anschaue, mir genau GARNICHTS fehlt. Ich verstehe es rational noch viel weniger.
Wenn ich daran denke, dass es eine Zeit gab, in der ich zwar gesagt habe, ich will aufhören, aber als meine Freundin aus dem Haus war, sofort das Handy in der Hand war.
 
Mir ist umso mehr klar: Für Pornos ist in meinem Leben kein Platz mehr.
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