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Wieso machen so wenige eine Therapie?
#1
...oder täuscht das? Ich lese schon eine ganze Weile hier mit und habe den Eindruck, dass sehr wenige von euch betroffenen Männern sich das Thema therapeutisch ansehen, geschweige denn in eine Suchtklinik gehen.
Ich frage, weil mein Mann sich gerade aus genau diesem Grund in einer Klinik befindet und aufarbeitet, wie es zur Sucht gekommen ist, was da selbstwerttechnisch passiert ist und wie er die Sucht überwinden kann. Er ist in einer spezialisierten Klinik für Porno- und Sexsucht. Er berichtet, dass er im Vergleich zu vorher in riesigen Schritten vorankommt und unheimlich viel versteht, Triggermomente besser identifizieren kann und begreift, wie er sich um sich selbst kümmern kann, so dass er sich ohne die Pornos gut fühlt.

Natürlich habe ich keine Langzeiterfahrungen....:/ Gibt es hier Männer, die in einer Klinik waren? Hat es euch langfristig aus der Sucht geholfen? 
Und was hindert andere hier an diesem Schritt? Bei substanzgebundenen, aber auch anderen Verhaltenssüchten ist es doch auch sehr normal, sich Hilfe zu holen.

Ich freue mich sehr über eure Erfahrungen damit!
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#2
Ich denke mal wenn man schon genug abgestumpft ist durch den Porno- und Sexkonsum und Menschen als Objekte der Erfüllung der eigenen Begierde sieht,dann ist es halt schwer sich eben genau an diese Menschen sich zu wenden.

Aber ja,so genau kann man das nicht wirklich sagen,denke mal den einen Grund gibts nicht.
Einerseits befinden sich in einer Phase,wo sie für die Hilfe von Außen nicht zugänglich sind,denke mal als Süchtiger muss man schon ganz ganz unten ankommen,dass man versucht sich aufzurappeln,und geschweige denn überhaupt daran denkt,noch zusätzliche Hilfe zu holen.

Bei mir persönlich hat es,seit ich das erste mal festgestellt habe,dass ich pornosüchtig bin,ganze 3 Jahre gedauert bis ich mir ärztliche Hilfe gesucht habe.
Ich habe halt auch mich selber sehr überschätzt,weil ich eben mit den Substanzbedingten Süchten alleine,ohne Fremdhilfe aufhören konnte,daher dachte ich,dass das bei einer Verhaltenssucht genauso klappen könnte (war natürlich nicht der Fall).

Das Ding ist,ich würde eine Therapie absolut jedem weiterempfehlen,einfach deshalb,weil unsere Lebenszeit das wichtigste ist,was wir haben,und an sich bereue ich es nicht schon viel eher Hilfe von Außen geholt zu haben.
Andererseits weiß ich auch,dass alles,was vorher abgelaufen ist,auch einfach irgendwo notwendig war,damit ich dort stehe wo ich jetzt bin,und einen Versuch überhaupt tuhe.

Und dann ist da natürlich noch das Wesen der Therapie an sich.
Viele erwarten auch glaube ich einfach zu viel von einem Therapeuten,dass man dort einfach hingeht und „geheilt“ wieder rauskommt.
Ist natürlich totaler Quatsch in meinen Augen,also ja klar bringen mir meine Sitzungen und ich möchte auch einfach keine einzige davon missen,aber man braucht dafür schon sehr viel Arbeit,Ausdauer,einen Klaren Kopf,Zeit,seine Probleme anzugehen(!!! eine Sitzung braucht immer Vor- und Nachbereitung,ich kriege zB auch immer Hausaufgaben und soll aufschreiben wie ich mich fühle und was so in meinem Leben vorgeht),und vor allem Ausdauer/Resillenz nicht aufzuhören und ständig weiterzumachen.
Das muss man schon sehr wollen,wie ich finde.
Wenn man aber bereit ist,das alles zu tun,dann kriegt man einfach seine Persönlichkeit wieder und die Freiheit ,überhaupt ein Mensch mit Gefühlen zu sein.

Und zu guter Letzt,gibts schon auch viele Menschen,die einfach negative Erfahrungen mit Therapeuten gemacht haben,ich meine da gibts auch viele gute und schlechte Menschen,wie überall sonst auch.
Viele kommen auch einfach mit der Art der Arbeitsweise der Therapeuten nicht zurecht.
Ich zB habe die Erfahrung gemacht,dass ein guter Therapeut in dem Sinne nicht selber als Person eingreift,sondern während der Therapie sein Gegenüber spiegelt,also dass der Therapeut mir vor Augen führt,was ich für ein Mensch bin.
Und das hat schon desöfteren gesesseen,es ist halt auch einfach krass wie viele Zusammenhänge mit dem Verhalten es im Leben gibt,wo man auch selber von alleine überhaupt nicht draufkommt,sondern erst wenn ein geschultes Auge darauf einen Blick wirft.
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#3
Danke dir für die ausführliche Antwort!
Ja, das sind gute Gedanken. Ich habe selber sehr positive Erfahrungen mit Therapie gemacht (aus anderen Gründen) und finde immer, so wie man ja auch zur Hautkrebsvorsorge geht oder zum Chirurgen, wenn man sich das Bein gebrochen hat, schadet es ganz generell nicht, sich auch psychische Themen hin und wieder mal mit einem Profi anzuschauen.
Zumindest einen Versuch starten würde sich hier vielleicht für viele mehr lohnen als gedacht.

Aber naja. Ich berichte mal, wenn mein Mann aus der Klinik raus ist und wieder ein paar Monate oder Jahre zu Hause war. Wink
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#4
Zum einen liegt es im Falle der P.Sucht daran, das es einige Therapeuten nicht ansehen bzw. deren Hilfe dazu anbieten. Zum anderen ist die Beteiligung der Krankenkasse sehr schwer und den wenigsten ist es Wert ihr eigenes Geld dafür auszugeben.
Falls mich wer erkennt.
Ich bin auf dem Weg der Besserung
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#5
Hi, ich mache auch eine Therapie. Eigentlich sogar zwei, wenn ich ehrlich bin. Das eine ist eine Verhaltenstherapie wegen meiner depressiven Verstimmung und das andere ist eine Sexualtherapie. Ich habe das Thema Pornosucht in beiden Therapien angesprochen und nur wenig bis gar keine Hilfe dafür bekommen. Das Thema scheint bei beiden Therapeuten kein Therapiegebiet zu sein.

Kämpfe also weiterhin alleine dagegen an, was sich sehr oft als äußerst schwierig erweist. Nächstes Jahr werde ich das nochmals in der Sexualtherapie ansprechen und hoffe das meine Therapeut mir wenigstens eine Hilfestellung oder Anlaufstelle nennen kann um hier etwas Unterstützung zu bekommen.
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#6
Das scheint dann wirklich sehr unterschiedlich zu sein. Die Therapeutin meines Mannes (vor dem Klinikaufenthalt) hat das auch nicht als Spezialgebiet, hat sich aber ziemlich gut eingelesen und mehrmals mit einem Kollegen telefoniert, der sich gut auskennt. Das hat zumindest den Weg zur Klinik geebnet.

Das mit den Krankenkassen ist krass - verstehe ich null. Letztlich steht dich die Arbeitsfähigkeit auf dem Spiel... das wird dann deutlich teurer für die Kassen. Ist aber auch die Frage, ob man da nicht ggf. was drehen kann. Eine Sucht hat ja immer eine Ursache und meistens Begleiterscheinungen. Daraus lässt sich ja ebenfalls eine Therapieindikation ableiten.
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#7
Zitat:Er ist in einer spezialisierten Klinik für Porno- und Sexsucht.


Hallo Marie,

mich würde interessieren welche Klinik das ist.
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#8
Ich denke nicht nur bei Pornosucht sträubt man sich oft gegen eine Behandlung. Würde schon sagen, bei vielen psychischen Problemen ist das der Fall. Bis man sich bei Depressionen o.ä. behandeln lässt, dauert es mitunter auch sehr lange. Die Probleme werden von der Gesellschaft schnell mal heruntergespielt ("Stell dich nicht so an") und dann kommt auch noch das nicht sonderlich hohe Ansehen von Pornos bzw. dessen Konsum mit dazu. Also im Grunde ein doppeltes Hindernis sich Hilfe zu suchen.
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