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Bitte um Rat
#1
Guten Abend zusammen. 
Bisher war ich nur stille Mitleserin, doch mittlerweile kann ich die Last nicht mehr allein tragen. 
Auch mein Partner ist pornografiesüchtig und das seit mehr als der Hälfte seines Lebens. 

Diese Sucht schränkt unsere Beziehung enorm ein..
Zusätzlich zu ihr gibt es auch noch stoffgebundene Süchte, die in diese ganze verzwickte Thematik mit hereinspielen.
Dementsprechend oft werde ich belogen und hintergangen und ebenso für dumm verkauft.
Eine Paarsexualität gibt es quasi garnicht mehr. Ich bin körperlich und sexuell völlig uninteressant und verkümmere emotional. 

Aber meine eigentliche Frage oder mein eigentliches Anliegen ist:
Wann ist es Zeit, aus der Traumwelt auszusteigen, in der ich gefühlt lebe und meine Beziehung künstlich versuche zu erhalten? 
Was ist genug? Was muss ich ertragen, weil mein Partner so krank ist? 
Wenn ich ein Gespräch suche und um Therapie bitte, wenn ich versuche zu erklären, dass Wir mir wichtig sind und ich kämpfen mag, aber eben auch eine Person mit Bedürfnissen und Wünschen bin, dann hört er kaum zu. Er wird wütend, er blockt, er schmeißt mich aus der Wohnung, wird emotional verletzend und sagt, ich müsse damit leben solang er süchtig ist. Therapie möchte er machen, wenn er sich bereit fühlt..

Kann mit hier irgendjemand sagen, ob dieses respektlose, gemeine und selbstsüchtige Verhalten typisch ist? 
Manchmal denke ich, alles liegt an mir. Ich müsse einfach noch weiter durchhalten.. 
Aber es tut so weh, wenn ich Kritik an meinem Körper erfahre. Wenn ich abgelehnt werde.. 

Und diese allgemeine Gefühlskälte, ich verhungere. 
Seine Sucht dominiert sein ganzes Leben, schon immer. 
Schon regelmäßiges Kontakt halten ist für ihn oft zu viel.. Ich nerve, ich möchte zu viel Anteil an seinem Leben, frage zu viel nach. 
Zu Beginn unserer Beziehung hatte er mehrere Sexualpartnerinnen, das hat er mir nach knapp einem Jahr „gestanden“.
Aber auch jetzt sehe ich, dass er ständig neuen Frauen auf diversen Plattformen folgt. 

Ich weiß, und ja das klingt wirklich so naiv, dass er ein liebevoller und empathische Mensch sein kann, wenn er die Kapazität und den Wunsch nach Nähe hat. Aber durch die Sucht kommt das eben kaum vor und so langsam gaslighte ich mich selbst, indem ich glaube, ständig zu sensibel und naiv zu sein. 
Denn das bin ich immer laut ihm, aber ich fühle mich emotional einfach unglaublich wund und traurig. 

Stumpft diese Sucht ab? 
Wie kann ein Mensch, der sagt, dass er mich liebt, so ruhig einschlafen während ich weine und mich als das Problem benennen? Sind soziale Kontakte nur noch nachrangig? Und kann ein Mensch mit multiplen Suchterkrankungen lieben? 
Ich würde mich über die ein oder andere Antwort sehr freuen. 

Danke fürs Lesen.
Delulu
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#2
Hallo Delulu,

wann es Zeit ist... Das ist eine Frage, die du dir nur selbst beantworten kannst. Für mich klingt das alles fast schon ein wenig so, als seist du schon eine Weile mitgefangen in den Strudel - wie einige andere von uns Betroffenen - und das du den richtigen Moment schon längst verpasst hast...

Wie lange seid ihr schon ein Paar? Wenn ich es richtig interpretiere, dann lebt ihr nicht gemeinsam?! (Wegen: "Regelmäßig Kontakt halten ist ihm schon zu viel")

Eigentlich sagst du schon selbst, dass du deine Beziehung künstlich am Leben erhälst. Trotz dieser innerlichen Erkenntnis, bist du noch an seiner Seite. Die Frage ist nicht, was musst du ertragen, sondern wie viel bist du bereit zu ertragen?! Ich denke, wir ertragen viel mehr, als uns gut tut... Ich denke, du hast bereits schon viel mehr ertragen, als dir gut tut. 

Du bist verunsichert, suchst die "Schuld" bei dir, nimmst Attribute an, die vielleicht nicht wirklich zutreffen (wir sind nicht zu sensibel, nur weil wir ganz normale und verständliche Gefühle haben!) fühlst dich zu recht vernachlässigt, lässt dich verletzen, rausschmeissen und musst nebenbei damit klar kommen, dass er am Anfang eurer Beziehung mehrere Sexualpartnerinnen hatte. 
Das belastet.

Was ich heraus lese ist, dir ist das Wir wichtig. 
Du bist diejenige, die gerne kämpfen möchte!

Er aber nicht, er sagt, wenn es dir nicht passt, dann geh. 
Wenn ich lese dass er absolut kalt sagt, du müsstest damit leben solange er halt süchtig ist, dann macht mich das wütend... (Dich nicht?) Musst du das? Musst du wirklich? Wie lange soll das dauern? 
"Wenn er sich bereit fühlt, möchte er Therapie machen"... Auch das, wann soll das sein? Wann fühlt er sich denn bereit, was braucht es dazu? Tut er irgendwas, um diese Bereitschaft anzutreiben? 
Was bedeutet es ganz genau, wenn er behauptet, du würdest zu viel Anteil an seinem Leben haben wollen? 

Dass auch noch andere, stoffgebundene Süchte mit hinein spielen, macht das Ganze vermutlich nochmal viel schwieriger.

Du wirst nicht alleine für ihn kämpfen können, du kannst ihn vielleicht unterstützen, aber momentan hat er ja überhaupt gar kein Interesse irgendwas zu ändern, nicht mal einen Funken... Und er kommuniziert das ziemlich offen. Dir sind die Hände gebunden, wenn er nichts ändern möchte!

Ich denke schon, dass die Sucht ziemlich abstumpft. Aber das ist, das darf dennoch keine Rechtfertigung für sein Verhalten sein.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man sich eher verschließt wenn man Sätze hört bzw. liest die einem zum Verlassen des Partners anregen sollen. In der Regel will man das Problem ja lösen, die Beziehung am Laufen halten... Trotz allem sollte man auf sich Acht geben und es in Betracht ziehen. 
Keine Ahnung, wie es dir psychisch geht, welche Kapazitäten du selbst hast, ob du auch unter einem Suchtproblem leidest, aber wenn du kannst, dann such dir bitte eventuell eine Beratungsstelle. 

Es ist zwar ein trauriger Anlass, aber es ist gut, dass du hier bist. Es ist ein erster Schritt.
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#3
Liebe Delulu,

Erst einmal tut es mir leid, was Du erfahren musst.

Du stellst viele Fragen, von denen Du die meisten Dir wahrscheinlich selbst beantworten kannst.

Aber Du möchtest eine Einschätzung von aussen, die ich Dir gerne aus meiner Sicht, als ehemalig Pornosüchtiger gebe.

Ja die Sucht , wie wahrscheinlich alle Süchte, unempathisch. Man freut isch über nichts mehr richtig, nimmt seine Umwelt nur eingeschränkt war und hat eine allgemeine depressive Stimmung. Das hängt mit den Dopaminausschüttungen zusammen. Normale Menschen schütten im Gehirn Dopamin aus, wenn sie schöne Dinge sehen, ihre Lieblingsbeschäftigung nachgehen etc. Das ist auch beim Sex so. Der Pornosüchtige kommt beim Schauen und masturbieren in einen Dopaminrausch und das vergrössert die Lust. Er sucht nach mehr und mehr und braucht eine Dauerbefeuerung seines Gehirns mit immer neuen Reizen, um die Sucht zu befeuern.

Das is für das Gehirn anstrengend und deshalb bleibt kein Dopamin mehr um anderen Dingen im Leben nachzugehen. Das betrifft die Arbeit als auch die Partnerschaft.

Musst Du dafür Verständnis haben und wann ist es Zeit zu gehen?

Nun, Pornosucht wird immer häufiger und ist eine Erkrankung die uns das Internet mit jederzeit zugänglichen Pornoseiten beschert. Gerade junge Menschen werden damit groß und erhalten eine völlig falsches Bild von Sexualität. Das führt dann dazu, dass sie dieses Bild auch mit in Ihre Beziehungen nehmen und dort auf Frauen treffen, die normal sind. Was dann passiert, siehst Du in Deiner Beziehung.

Musst Du das ertragen, was gerade bei Dir passiert?

Nein, musst Du nicht! Du hast alles unternommen, um ihm zu helfen. Du hast Verständnis gezeigt und er macht so weiter. Er suggeriert Dir, dass Du das Problem bist. Das bist Du aber nicht. Du bist nicht naiv und zu sensibel. Er hat Dich zur Co-Abhängigen gemacht. Auch dein Leben dreht sich nur noch um seine Sucht,oder?

Ich glaube das Du Deine Lebenszeit, die wertvoll und begrenzt ist, gerade verschwendest. Du musst Dich fragen, was Du von Deinem Leben erwartest. Jedenfalls kann ich Dir sagen, dass es sie wirklich gibt, die liebevollen Beziehungen mit Wertschätzung und Liebe. Beziehungen in denen man jeden Tag froh ist, das der Andere da ist und sich dies auch sagt,.

Du hast Dir nichts vorzuwerfen, aber er hat Dir deutlich gesagt und gezeigt, dass Du ihm nicht mehr wichtig bist und Deine Gefühle für ihn keine Rolle spielen.

Jemanden weinen zu sehen und kein Mitgefühl zu haben, ihm zu helfen zeigt das Stadium und den Grad seiner Sucht. Ich glaube er wird von sich aus nie zu einer Therapie gehen. Da benötigt es schon ein einschneidendes Ereignis, wie z.B. den Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund der Sucht oder vielleicht auch, das Du endlich gehst.

Diese Beziehung macht Dich krank und wenn Du die Geschichten der betroffenen Frauen hier liest, weisst Du was Dich erwartet. Oftmals harren sie Jahre aus und sind dann emotional so ausgelaugt, dass sie zwar endlich einen Schlussstrich ziehen, aber keine Kraft für eine neue liebevolle Beziehung mehr haben. Auch weil sie wie Du gar nicht mehr daran glauben, dass es sie überhaupt noch gibt.
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#4
Hallo und vielen Dank für die Rückmeldungen. Sie bedeuten mir wirklich viel, da ich mit diesem Thema sonst kaum mehr Ansprechpartner habe. Mein Umfeld ist es nach der Zeit nun gefühlt leid und versteht nicht, wieso ich bleibe.

Mein Partner konsumiert seit frühester Jugend Pornos und kennt eine richtige, partnerschaftliche Sexualität also garnicht, die sucht ist quasi zuvor da gewesen. 
Das macht es nochmals schwerer, denn was man nicht kennt, kann man offensichtlich garnicht vermissen und jede Ansprache meinerseits, dass ich mir mehr Nähe wünsche, endet mit Geschrei und Vorwürfen, ich müsse einfach noch ein paar Jahre mehr Rücksicht nehmen und einfach den Mund halten.
Was wiederum in Tränen bei mir endet.. und in noch mehr Verzweiflung und noch mehr Rückzug.

Yve: Nein, ich habe keine Sucht- und Drogenerfahrung und bin sehr gegen den Konsum der Drogen, was er weiß. Dennoch konsumiert er weiter und sieht dahinter wenig Problematik. 
Wenn er jedoch von einem Trip kommt und total am
Boden ist, weiß er rational, dass diese Sucht die allgemeine Lage nur noch mehr zuspitzt. 
Aber ich kann ihn nicht zum clean bleiben bewegen..

Er sagt dann immer, dass er bis 2025 noch so weiter machen mag, dann aber definitiv an sich arbeiten mag. Auch um dann einem Beruf nachzugehen, denn das kann er in dieser verzwickten Situation gerade nicht. Er geht also den ganzen Tag seinen Süchten nach. 
Für mich ist da wenig Raum.. 
wir wohnen nicht zusammen, das ginge garnicht und würde ihn enorm einschränken.

Was mich beschäftigt ist: Er stellt die sucht immer so dar, als ließ sie sich innerhalb von wenigen Monaten therapieren und anschließend steigt er in ein „normales“ Leben ein. 
Je länger (bisher zwei Jahre) ich aber bei ihm bin, desto mehr komme ich zur Vermutung, dass die diverse problemlage bei ihm so gravierend ist und der Wille so gering, als dass es sicher nicht ein „normales“ Leben nach einer einzigen Therapie gibt. 
Als ob er die Festplatte löscht und danach alles auf Anfang geht..

Und das macht mir Sorgen.
Bei einer Beratungsstelle war ich bereits, welche mir zur Trennung und Therapie geraten hat, um herauszufinden, wieso ich überhaupt noch da bin..

Eine Therapie habe ich 2023 bereits gemacht und sie hat mir bedingt geholfen. 
Ich fühle mich immer so klein und wertlos, so schwer zu lieben neben ihm. 
Als sei ich ein sehr unwichtiger Mensch, denn jemanden, den man in seinem Leben haben möchte, den schätzt man ja und pflegt die Bindung. 
Aber gefühlt braucht er wenig Bindung, er hat ja die Pornos. 
Bei ihm sind es oft Tage, die er abtaucht und im Rausch ist. 

Schokoprinz: wie hast du es geschafft? Und gibt es dieses „normale“ Leben danach? 
Kann er sich zurückentwickeln zu einem empathischen, weniger egoistischen Menschen

Es ist so ein entwertendes Gefühl, keine Aufmerksamkeit zu bekommen und für den Konsum rausgeschickt zu werden. Mein Selbstwert ist im Keller, ich finde mich mittlerweile einfach nur noch unattraktiv. 
Und ich stumpfe immer mehr ab, Bemerkungen über meinen Körper (Iss mal mehr, du musst mal mehr Rundungen bekommen…) schocken mich so garnicht mehr. Sie sind Alltag.. 

Für diesen wirren Text mag ich mich entschuldigen, aber es einmal herubterzuschreiben tut gut. 
Danke!
Delulu
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#5
Hallo Delulu!

Hm, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Man isoliert sich und zieht sich zurück, man hat das Gefühl, das Umfeld zu nerven. Und man fühlt sich schuldig... Weil da immer diese unterschwellige Botschaft da ist: "Du bist doch eigentlich selber Schuld, warum bleibst du denn in der Beziehung? Warum lässt du dir das gefallen?"
Und ja, die Frage stellt sich. Ich glaube, eine einfache Antwort darauf gibt es nicht.

Teilweise ist es vergleichbar, wie wenn man dem Depressiven sagt: "Ja warum lächelst du denn nicht einfach Mal?".

Vermutlich spielt auch bei dir Hoffnung mit rein. Hast du Hoffnung? Was macht dir Hoffnung?
Habt ihr eigentlich noch irgendwas, was euch miteinander verbindet, schöne Momente?
Welche positiven Seiten hat er?

Das hier fällt auf:
(06.09.2024, 13:17)Delulu schrieb: ..., ich müsse einfach noch ein paar Jahre mehr Rücksicht nehmen und einfach den Mund halten.

Er sagt dann immer, dass er bis 2025 noch so weiter machen mag, dann aber definitiv an sich arbeiten mag.

Klingt für mich irgendwie widersprüchlich.
Ich verstehe auch nicht, warum er nicht sofort an sich arbeiten mag und das auf 2025 verschiebt. Was ist seine Motivation? (Nur Beruf?)
Was soll da anders sein als jetzt? Oder ist das eher so ein Ding, dass er sich die Paar Monate zweifelhaften Spaß (Oder Jahre, je nachdem, welche Aussage man nimmt) noch "gönnen" möchte?!
Ist ihm bewusst, wie lange es dauern kann, bis er einen Therapieplatz findet? An ein Erstgespräch kommt man ja relativ gut ran, aber die Wartezeit für einen Platz kann dann schon Mal 1 bis 1½ Jahre dauern...

Du hast allen Grund dir Sorgen zu machen, es ist nicht einfach mal so eben mit einer Therapie erledigt.
Sie löst auch sicher keine Probleme, sie zeigt nur mögliche Wege - den Mut und den Willen ihn auch zu gehen kann nur der Süchtige selbst aufbringen. Und es ist hart. Auch, wenn man will. Schließlich hat man sich jahrelang konditioniert, das macht man nicht mit einem Fingerschnipps rückgängig.
Es ist aber nicht unmöglich.

Keine Ahnung, ob ich mir ein wirkliches Bild von deinem Partner machen kann, mir steht das auch nicht wirklich zu, aber laut deinen Schilderungen kann ich mir zumindest vorstellen dass er vielleicht generell weniger der Mensch ist der sich richtig binden möchte. Bindungsangst? Er wird auch irgendwo eine Geschichte haben. Irgendwas, wo vor er in seinen Süchten flüchtet. Immerhin merkt er, wenn er am Boden ist, dass das die Lage nur noch mehr zuspitzt. Probleme sind nicht weg, nur weil man davonläuft. Meist holen sie einen ein, und sie haben sogar noch ein Paar Problemkumpels mitgebracht.

Deine Gefühle sind auch mir nicht fremd. Sich klein fühlen, teilweise wirklich sehr wertlos, nicht begehrenswert, unwichtig, nicht gehört, nicht ("richtig") geliebt, mangelhafte Wertschätzung...
Wenn deine beste Freundin oder eine dir nah stehende Person dir das alles erzählen würde, wie sie sich fühlt, was sie aushält, das was du alles hier beschreibst... Was würdest du zu ihr sagen?

Den Link habe ich in einem anderen Thread hier entdeckt, vielleicht hilft er dir ein bisschen:
https://acrobat.adobe.com/link/track?uri...p-discover
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#6
Hallo Yve.
Danke für deine Antwort. 
Du hast absolut recht, es ist widersprüchlich. 
Und er ist definitiv ein bindungsängstlicher, depressiver Mensch.
Er ist lieber für sich, seine soziale Batterie schnell leer. 

Zu den Dingen, die uns verbinden, kann ich sagen, dass es sie gibt. 
Wir teilen Humor und Interessen, unternehmen, insofern ich es plane und auch ein wenig darauf beharre viel und verstehen uns dann meist sogar sehr gut.

Aber um da auch ehrlich zu sein, ich kann auch in den guten Momenten nicht mehr vergessen, wie er in den schrecklichen ist. 
Wir ausfallend und hart er sein kann. 
Und im Hinterkopf sitzt auch immer, dass er mich oft belügt. 
Die Drogen verändern sein Wesen dann so und ich bin ständig auf der Lauer. Gefühlt bin ich ständig in Alarmbereitschaft: was nimmt er? Wie viele Tage verschwindet er wieder im Drogen-porno-Rausch? Wie schwer wird die depressive Krise nach dem Drogen-Hoch? Wie schwer wird der Streit, wenn ich anspreche, was ich dabei fühle? 

Einmal waren wir ein paar Wochen getrennt und die erste Zeit war es unglaublich hart.
Aber nach ca 2 Wochen konnte ich wieder ruhiger schlafen, habe mein Handy weniger kontrolliert, war wieder präsenter in meinem Alltag. 
Ich wusste, dass von mir nichts mehr übrig bleibt, wenn ich weiter bleibe. 

Und dennoch bin ich zurückgegangen, als er so elend vor mir stand und erzählt hat. Denn wie du sagst, er hat eine Geschichte und viel Ballast. Und davor fliegt er seit mehr als der Hälfte seines Lebens.. 
und wenn ich gehe, was passiert dann mit ihm? 
Und was passiert mit meinem Gewissen?
Habe ich überhaupt genug getan, schließlich sind Suchterkrankungen Krankheiten und einen kranken Menschen lässt man doch kaum im Stich?!

Wie hast du in deiner Situation für dich entschieden Yve?
Viele Grüße, 
Delulu
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#7
Liebe Delulu,

zunächst zu deiner Frage, wie ich es geschafft habe. Ich kann nur sagen, dass das wichtigste der Wille ist gepaart mit Durchhaltevermögen. Es sit sehr anstrengend gewesen, weil man ein hohes Bewusstsein braucht und sich nicht wieder in einen asog hineinziehen lassen darf.

Gerade wenn schlechte Dinge im Leben passieren ist die Rückfallgefahr groß, weil man dann die Sucht als Belohnung sieht oder zur Einstellung, dass es alles egal ist , kommen kann.

Des Weiteren habe ich zusätzliche Dinge in meinem Leben verändert. Ich lebe gesünder, achte auf meine Ernährung, versuche mit Stress besser umzugehen etc.

Es sit wie beim Abnehmen. Eine Diät zu machen und nur weniger zu essen, bringt keinen dauerhaften Erfolg. Erst wenn man sein Leben verändert , sich mehr bewegt etc. wird der Erfolg sich dauerhaft einstellen.

Nun aber zu dir und deiner Situation. Du bist in einer absolut toxischen Bezoehung, die dich auf Dauer krank machen wird. Du hast ja selbst die positiven Veränderungen registriert, als du dich von ihm getrennt hast.

Meines Erachtens wird er nichts ändern solange er Dich hat. Er hat doch alles was er will. Tagelang im Pornosumpf versacken und wenn er ruft bist du da.

DU HAST KEINE VERANTWORTUNG FÜR IHN!

Egal wie Scheisse es ihm geht, er ist dafür verantwortlich.

Du bist noch nicht lange bei ihm und deshalb rate ich dir unbedingt zur Trennung. Wenn er aufgrund der Sucht noch nicht einmal einer Sucht nachgehen kann, gehen bei mir alle Alarmglocken an.

Weisst du wann der beste Tag ist, um einen Schlussstrich unter eine Sucht zu setzen? Morgen!
Das ist die Antwort von Süchtigen, die gar nicht aufhören wollen.

Er sagt Dir er will 2025 aufhören! Wenn du ihn am 01.01.2025 fragst wird er dir sagen, das Jahr hat 365 Tage und ich habe dir ja nicht gesagt, dass ich am01.01. aufhöre.

Wie du sagst, konsumiert er seit seiner Jugend Pornos. Das bedeutet, das sowohl seine Bezihungsfähigkeit als auch sein Frauenbild total daneben sind.

In Pornos sind Frauen zu 90% (Domina-Videos ausgenommen) immer willig, unterwürfig und Lustobjekte ohne eigenen Willen. Das ist seine Realität.

Um aus seiner Sucht rauszukommen, braucht es Zeit und vor allem ein ganz starker Wille. Natürlich wird es auch nicht ohne professionelle Unterstützung gehen. Ich behaupte sogar, dass einer starionären Therapie bedarf, um davon loszukommen. Er wird ein Leben lang mit der Gefahr des Rückfalls leben müssen und er kann es nur schaffen, wenn er wirklich den Willen hat nie mehr Pornos anzuschauen und mit nie mehr meine ich nie mehr.

Ich hatte den Vorteil, dass es in meiner Jugend noch kein Internet gab und meine Sucht begann als ich 30 war. Ich wusste also was normal ist. Er weiß es nicht.

Ich habe hier schon viele Berichte von Frauen gelesen und Ratschläge gegeben, aber ich kann mich an keinen Fall erinnern, wo mein Ratschlag so eindeutig ist.

Trenne dich! Ertrage den Schmerz der Trennung und brich jeden Kontakt zu ihm ab. Auch wenn er ankommt und bettelt, bleibe hart.

Wie kannst du seine Respektlosigkeit ertragen! Du bist auf dem besten Weg oder wahrscheinlich bist du es sogar schon: ein Objekt für ihn, wie die immer geilen Frauen in seinen Pornos, den man zeigen muss , wo es lang geht?
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#8
Hey Delulu!

Ich glaube, es ist ganz sinnvoll, wenn man auch in den guten Momenten nicht so ganz vergessen kann, wie der Partner in den schrecklichen ist. Man verdrängt es nicht.

Vermutlich kennst du auch dieses Gefühl, vor einen Menschen zu sitzen, der zwei oder gar mehr Gesichter hat... Es ist halt auch nochmal was ganz anderes, wenn er auch noch andere Substanzen zu sich nimmt, die ebenfalls in sein Wesen eingreifen.

Das, was du da beschreibst, die Alarmbereitschaft... Das gehört wohl mit zu dem, was man Co-Abhängig nennt. In mir zieht sich ja bei diesem Begriff alles zusammen und ich weiger mich oft, das für mich so anzunehmen, aber wenn ich ganz ehrlich zu mir bin dann muss ich wohl zugeben, dass mich das eben auch betrifft. Es ist auf jeden Fall eine unheimliche Menge an Stress, viele Sorgen, viele Gedanken, die sich nur noch um das Thema drehen; seinen Konsum.

Du hast es ja zeitweise geschafft dich zu trennen und trotz dem schwierigen Anfang, hast du sogar positive Dinge an dir und deinem Verhalten feststellen können. Du warst endlich wieder mehr du! Ich kann mir vorstellen, dass du zumindest auch ein Gefühl von zurückgewonnener Freiheit empfunden hast. Mehr Leichtigkeit.

Er hat sich dir offenbahrt, sich ebenfalls verletzlich gezeigt. (Hat er dich darum gebeten, die Beziehung nicht zu beenden?) Man leidet mit. Das macht viel mit einem. Ich kann das so gut verstehen... Aber sind wir nicht alle Menschen mit einer Geschichte und viel Ballast? Jetzt, in diesem Moment, bist du auch einer dieser Menschen mit einer Geschichte und viel Ballast - in deiner Partnerschaft.
Die individuelle Geschichte eines Menschens ist halt eben auch keine Rechtfertigung für ein mieses Verhalten.

Ich weiß, wie schwierig es ist, aber du stellst dir die "falschen" Fragen.
Und wenn ich nicht gehe, was passiert dann mit mir? Dir ist ja schon irgendwo bewusst, dass von dir eventuell nichts übrig bleibt. Das ist so, als würde man sich selbst aufgeben. Man opfert sich... Aber wofür? Was macht dir denn Hoffnung, dass er sich wieder in den Griff bekommt?
Was ist mit deinem Gewissen, dir selbst gegenüber?
Kannst du überhaupt noch etwas tun? Sucht ist zwar eine Krankheit, aber eine, in die man sich selbst hineinmanövriert hat und aus der man sich nur selbst herausholen kann. Ein Partner kann da höchtens begleiten, aber dafür muss der Erkrankte sich ja auch erst mal auf die Socken machen, Hilfe wollen, annehmen.

Wie ich für mich in der Situation entschieden habe...
Ich habe Hoffnung. Aber ich habe auch eine Grenze.
Oft ist es so, dass mir mein Leben nicht sonderlich viel Wert ist, ganz nüchtern betrachtet. Ich glaube für mich nicht, dass ich außerhalb meiner Partnerschaft glücklich sein könnte, aber, so wie sie die vergangenen Jahre war, bin ich eben auch nicht glücklich. Es gibt einen Unterschied: wenn ich gehe, bin ich ganz alleine dafür verantwortlich, was weiter in meinem Leben passiert. Alles was ich tun würde, würde ich mir selbst antun, ob ich am Boden liegen bleibe oder aufstehe und laufe - Meine Entscheidung!
Bleibe ich, unter den gleichen Umständen, dann wird mir etwas angetan. Das möchte ich nicht mehr.

Dazu muss ich sagen, dass ich auch andere Voraussetzungen habe als du.
Ich dachte beim lesen deiner Beiträge oft, wenn mein Mann so zu mir wäre... Dann wüsste ich nicht, was mich halten sollte. Mir ist dabei aufgefallen, dass mein Mann sich zwar nicht so verhalten hat, aber dennoch empfindliche Grenzen überschritten hat. Vielleicht ist ein sehr großer Unterschied, dass er mir zumindest nicht weh tun möchte. Dein Partner macht das ganz offen.
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#9
Hallo Zusammen,

Danke für eure Antworten.

In den letzten Tagen habe ich viel „sacken“ lassen.
Am Wochenende war es wieder sehr hart, es gab wieder einen tagelangen Drogen- und Pornosumpf. 
Als er sich daraus einigermaßen erholt hat, habe ich das Gespräch gesucht und erklärt, wie schrecklich gerade die Situation für mich ist, zu sehen wie er den Drogen immer mehr verfällt und ich Angst um ihn habe (dazu ist zu sagen, dass er erst seit 1,5 Jahren diese Drogen konsumiert und es einfach nicht mehr in den Griff bekommt ohne).

Ich habe ihm wieder angeboten, gemeinsam nach Hilfe und Therapien zu suchen, was aber wiederum in einem Streit endete, er ist sehr laut und wütend geworden und letztendlich gefahren. 

Ich danke euch sehr für eure Ratschläge und Sichtweisen, auch wenn sie natürlich ernüchternd und schwer zu realisieren sind für mich. Aber ihr habt recht, ich ziehe aus dieser Beziehung nur tageweise mal ein „hoch“ mit sporadischem Gefühl von Nähe, denn so richtige Nähe, wie ich sie aus vorherigen Beziehungen kenne, ist es dann dennoch nie. 

Ich bin noch „relativ jung“ mit Ende 20/ Anfang 30. Deshalb dachte ich immer, wir kriegen es hin. Ich dachte, wenn ich lange genug bleibe und einstecke, wird er irgendwann erkennen, dass es sich lohnt aufzuhören. Und ich dachte, ich mache diese Durststrecke nun einfach mit, bis er es schafft.
Aber ich möchte und kann mich nicht mehr anbrüllen, beschimpfen, erniedrigen lassen. 
Ich merke ja immer mehr, wie ich abstumpfe und das alles einfach runterschlucke. Und Yve, du hast recht. Man kann das alles nicht mehr vergessen, auch nicht in den schönen Momenten.
Da schwebt immer diese Wolke mit. Ich weiß, es gibt ein böses Ende, auch an harmonischen Tagen.

Und ich möchte eine auch für mich gesunde Zukunft, ich bin definitiv aktuell Co-Abhängig. Ich leugne seinen Konsum, räume seine Wohnung auf, ich tätige Telefonate.. und weiß dennoch, dass ich demnächst wieder weinen und verzweifeln werde. 
Ich bin da einfach nicht mehr stark genug zu. 
Ich schaffe das nicht mehr. 

Ich trauere eigentlich nur einer Fantasie-Version meines Partners hinterher. 
Das ist eine sehr harte Erkenntnis. 

Er sagte zuletzt selbst, an einem Tag, an dem er wieder sehr auf Drogen war und mich wieder hintergangen hat, dass er mir das, was ich suche und verdiene, nie geben können wird. Und dass er vermutet, nie eine „normale“ Sexualität haben zu können, einfach weil er diese nie kennengelernt hat und sein Gehirn zu sehr „geschädigt“ hat. 

Ich möchte, wenn wir dann einmal Sex haben, was kaum vorkommt, nicht ständig geschlagen, gewürgt und an den Haaren gerissen werden. 
Das bin nicht ich, und ich glaube ich bin auch nicht mehr bereit, so zu tun als sei ich das. 
Mit ihm zusammen sein ist wie auf Eierschalen laufen. 
Ein ständiges „Auf der Lauer liegen“, wann er wieder ausfallend, böse wird. 
Wann er wieder im Drogenrausch verschwindet und mich Tage nicht braucht.. und am Ende wieder weinend dasteht. 
Das alles ist eine ganz kräftezehrende Dynamik. 

Meine Angst, dass er noch depressiver und süchtiger wird, wenn ich gehe bleibt. 
Aber so oft habe ich mir schon gesagt: noch eine Respektlosigkeit und dann bist du weg.. 
und letztendlich bin ich immernoch da, und ja Schokoprinz, du hast auch recht denn: Er weiß, dass ich immer da bin und bleibe, egal wie heftig er ausflippt.
Ich muss mich selbst hinterfragen. Wieso mache ich das überhaupt zwei Jahre so mit? Wieso liebe ich mich nicht mehr als ihn? 
Danke für eure Hilfe. 
Delulu
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