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die Frau eines Süchtigen
#1
Ich möchte verstehen!
Hallo an alle,
Vielleicht ist es nicht üblich, dass sich hier auch Frauen von "abhängigen"zu Wort melden. Mir ist es allerdings ein anliegen, meinen Mann und seine Sucht besser zu verstehen. Er selbst weiß womöglich Nichtmal um seine Abhängigkeit Bescheid, wobei ich das bezweifle....ich bin vor ca 4 jahren darauf gekommen dass er sich alleine pornos ansieht (sonst haben wir das auch zusammen getan. Habe damit eigentlich nicht wirklich ein Problem gehabt genauer gesagt hat es mich im ersten moment überhaupt nicht gestört.

Wir sind 14 Jahre zusammen und haben 2 Kinder , bis vor 2 Jahren hat im Schlafzimmer alles sehr gut gepasst (sind sehr experimenttierfreudig) . Seit ca. 1 1\2 Jahren weiß ich von seinem starken konsum . Unser Sohn nahm einmal sein Handy zum spielen (er war damals 10) und es war eine pornosseite offen. Da habe ich ihm nur gesagt er müsse auf solche dinge aufpassen. Jedoch habe ich mir gedacht , dass es eigenartig ist das er soetwas vergisst und habe es natürlich nicht lassen können nachzusehen wie oft er schaut ( ich weiß typisch Frau) . Ich fand einen Verlauf mit täglich bis zu 30/40 Clips. Ich habe ihn gefragt ob er meint dass der Konsum in der Norm ist. Es war ihm sichtlich peinlich und er meinte das wäre eine Phase aus Langeweile....ich wollte ihm nie in eine unangenehme Situation bringen ...aber mir ging es mit dem wissen auch nicht gut....leider konnte ich meinem kontrollzwang nicht nachgeben und kuckte bei Gelegenheit immer in sein handy(er schaut nur am Handy) lange wurde der Verlauf gelöscht...irgendwann vergaß er es und ich fand wieder zig Videos....der inhalt schockierte mich zum Teil, mitlerweile weiß ich dass es sich hierbei nie um seine vorlieben handelt.

Wie auch immer bei uns läuft kaum noch was, er hat ständig eine gedrückte bis leicht depressive Stimmung und ich (wahrscheinlich nur ich ) weiß dass die filmchen schuld sind. Er hat, so denke ich keine Ahnung dass ich weiß dass er täglich schaut. Irgendwann habe ich ihn allerdings gesagt was übermäßiger pornokonaum mit ihm bzw. Seinem gehirn und unserer Beziehung anrichten kann. Doch er meinte er hat alles unter Kontrolle. Ich möchte ihn nicht in Verlegenheit bringen , doch weiß ich nicht ob er gegen diese sucht ankämpft (wahrscheinlich aber schon) aber wenn verliert er tag täglich. Ich erkenne seine sucht voll und ganz an und möchte ihm irgendwie helfen aber wie? (natürlich möchte ich auch mir helfen) es tut leider trotz des Wissens dass es hier nicht um mich geht, sehr weh.

Ich hoffe niemand hier ist böse , dass hier ein "außenseiter" schreibt. Ich möchte noch erwähnen dass ich es toll finde wieviele hier bereits gegen ihre sucht ankämpfen und ich wünsche euch allen viel Glück und geistige kraft ?
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#2
Hallo Coabhängige1 :-)

Ich sehe, ich bin der erste, der hier etwas dazuschreibt. Ich möchte die anderen auch dazu motivieren, hier zu schreiben, da ich denke, dass es für die Frauen, sprich die Personen, die den Entzugspersonen am nächsten stehen, doch auch noch eine Menge durchmachen müssen.

Ich kann deine Lage heute sehr gut verstehen. Meine Freundin musste auch durch diese Zeit durchgehen. Bei mir war die Sucht zwar nie so gross wie bei deinem Mann, doch früher konnte ich nie wirklich gut die Enttäuschung etc. meiner Freundin nachvollziehen. Heute kann ich es wesentlich besser und weiss bewusst, was eine solche Sucht schädigen kann.

Aus diesem Erfahrungen möchte ich nun meine Aussagen tun: Es wäre nicht gut, wenn du deinen Mann auf die Sucht ansprichst, da er sich dann, so vermute ich es, immer wie stärker in die Sucht reingezogen würde und sich auch automatisch von dir abschotten würde. Besser wäre es, wenn männliche Freunde mit ihm über das Thema reden würden. Hat sich dein Mann schon mal im Internet über die Sucht spezifisch erkundigt? Oder sich in diesem Forum mal umgesehen? Du könntest dies ihm mal vorschlagen (oder besser einer seiner männlichen Kollegen). Als Frau, bzw. als SEINE Frau wird es schwierig da aktiv zu agieren. Was du tun kannst ist warten und hoffen. Das wäre die eine Variante. Die andere wäre ev. dass du ihm zeigst, was er verlieren kann, wenn er die Sucht nicht einsieht und sie weiter konsumiert. Vielleicht setzt er sogar eure ganze Familie aufs Spiel? Dass es dich sehr sehr verletzen würde. Ich zum Beispiel habe es in dem Moment bemerkt, wo meine Freundin kurz darauf war, mit mir Schluss zu machen; sie war psychisch so am Ende wegen meiner jahrelangen Lügen und Heimlichtuerei über meinen Pornokonsum, dass sie sogar das Leben beenden wollte. Klar meinte sie es in dem Moment nicht so, doch mir hatte es so eine Angst ausgelöst: die Angst, sie zu verlieren. Und da war bei mir der Wendepunkt.

Als Porno-Süchtiger kommt man praktisch selten selbst auf die Idee, einen Entzug zu machen, geschweige den die Sucht zuzugeben. Aber das ist ja bei jeder Art von Sucht: Ein Alkoholiker gibt oft nicht zu, dass er süchtig ist. Und wenn er/sie sagt, dass er/sie es unter Kontrolle hat oder den Entzug macht, wird es nicht geschehen. Das geht nicht einfach so. Da muss zuerst ein bewusstes Bild im Kopf vorhanden sein, bevor dies in die Tat umgesetzt werden kann. Verstehst du was ich meine?

Es ist zwar schwierig, aber ich bitte dich von ganzem Herzen: Nimm niemals, wirklich niemals die Sucht persönlich. Vergleiche dich auch NIE mit diesem Frauen oder sonstigen Sachen daraus. Das ist das schlimmste dass du dir antun kannst. Versuch die Porno-Sucht IMMER als eine Sucht wie jede andere zu betrachten. Denk dir, dass dein Mann Alkoholsüchtig wäre, das kann dir ev. helfen. Vielleicht muss ich dir dies sogar gar nicht sagen, da du es gar nicht tust. Aber einfach damit du es weisst. :-)

Die Depression kommt klar von der Sucht. Du kannst ja hier das A-Z Wissen durchlesen, da stehen alle wichtige Infos zur Sucht. Ich denke, am Besten ist es, dass du dir selbst Abstand zur Sucht gewinnst und wenn du dies hast, dann vorgehst. Falls es in deiner Nähe (ich weiss nicht ob du in der Schweiz oder Deutschland wohnst, falls Schweiz, kann ich dir da besser helfen) Selbsthilfegruppen gibt, die auf Pornosucht spezialisiert sind, kannst du dich auch dort mal erkundigen, wie man als Partnerin/Partner darauf reagieren soll und vor allem wie damit umgegangen werden soll.

Ich hoffe ich kann dir helfen. Da ich an meiner Freundin gesehen habe, was die Sucht einer Frau alles anrichten kann, hoffe ich, dass ich dir helfen konnte. Es tut mir leid, wenn mein Deutsch nicht so gut ist (bin gerade ziemlich müde :-D), ev. habe ich noch einige Sachen vergessen. Die kann ich dir noch in einem weiteren Eintrag dann schreiben.

Ah da fällt mir gerade eins ein: Meine Freundin hat daraufhin radikal gehandelt, zu dem ich auch einverstanden war: Sie kontrolliert anhand Überwachungsprogramme meinen Laptop sowie Handy. Ausserdem haben wir einen Blogger, der sämtliche (und zwar wirklich praktisch alle) Pornoseiten blockiert. Somit ist die Hemmungsschwelle höher, dass man nach einem Ausweg sucht, die Videos zu konsumieren. Bei mir hat es sehr geholfen. Wir hatten zwar zu hause noch einen Familien-PC, doch ich hatte im Kopf aufgrund der überwachungsprogramme auf dem Laptop wie ein Schloss im Kopf, dass ich mir mit einem eigenen Schlüssel nicht aufbrechen wollte.

Ich hoffe, ich kann dir helfen. Bei Fragen, schreib einfach los :-)
snow&winter

[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=2990]

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#3
Danke für deinen Eintrag snowandwinter :-)

Ich freue mich sehr, dass du geschrieben hast, hatte sogar schon ein schlechtes gewissen weil ich als nichtabhängige hier geschrieben habe....dachte mir vielleicht finden es einige unangenehm ihre Erfahrungen einer Frau mitzuteilen.

Mhmmm...ich habe wie gesagt meinen mann schon einmal näher erläutert was der Konsum anrichten kann, auch dass es zur sucht führen kann....ich weiß nicht ob er auf die Idee kommt sich in einem Forum einzulesen , selbst wenn man ihn den Vorschlag machen würde. Mit einem seiner Kollegen darüber zu sprechen wäre sowohl für mich, als auch für ihn sehr schwehr....niemand unserer bekannten würde diese Sache vertraulich und distanziert betrachten können, zumal unser bekanntenkreis primär aus Familie besteht. Weiters ist so ein Thema in seiner Kultur eher tabu ....

Ich weiß, dass ich die abhängigkeit nicht persönlich nehmen sollte, was ich generell auch nicht mache....leider klappt es nicht immer mich davon abzugrenzen, da ja der kosum auch schuld an meinem nichtvorhandenen liebesleben ist (1. Weil er nicht mehr so häufig möchte bzw. Kaum 2. Wenn er möchte hab ich ständig im Kopf ob er nicht vielleicht an diese oder jene szene denkt oder er vielleicht sogar aufgrund eines bestimmten clips Lust bekommen hat ).

Ich sehe diese abhängigkeit voll und ganz als sucht an und ja ich vergleiche sie mit einer drogensucht und trotzdem ist es manchmal nicht so leicht. Ich bin davon überzeugt, dass es ihm sehr schlecht geht , dass ihm ein schlechtes gewissen plagt , das möchte ich ihm gerne nehmen. Als ich es damals angesprochen habe, habe ich ihm auch keine szenen gemacht. Ich weiß, dass es ihm unangenehm war und wollte das nicht verstärken im Gegenteil ich habe ihn gesagt dass er ein recht auf Privatsphäre hat, das dies viele Männer machen und das es mich nicht stört. Er sollte nur aufpassen dass er keine spuren hinterlässt damit die Kinder soetwas nicht sehen und das er auf die konsumhäufigkeit aufpassen sollte da es zu einer sucht führen kann ( bin damals schnell auf das Thema pornosucht gestoßen)

Ich komme aus Österreich :-) und selbst wenn es hier solche anlaufstellen gäbe , weiß ich zu 100% dass mein mann so eine Hilfe nicht in Anspruch nehmen würde. Er ist der Typ mann der alles alleine schafft :-)

Es hat mir dennoch geholfen dass du geschrieben hast, da ich nun weiß, dass es Hoffnung gibt und ich ihn nun doch besser verstehe. Außerdem war es trotz des Wissens ich soll es nicht persönlich nehmen, gut das auch noch einmal zu hören.

Danke und lg
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#4
Hallo,

ich bin selber schon viele Jahre Online-Porno süchtig. Meine Freundin weiß nichts von meiner Sucht. Ich habe schon oft überlegt es ihr zu sagen und habe auch schon mehrmals mit meinen besten Freunden die von meiner Sucht wissen darüber geredet. Bisher bin ich immer zu dem Entschluss gekommen ihr nichts darüber zu sagen. Weil sie sie Sache ganz anders sieht als du und auch ganz anders darauf reagieren würde.
Ich glaube du solltest deinem Mann deine Einschätzung mitteilen das er süchtig ist. Das du gern bereit bist in dabei zu unterstützen davon los zu kommen. Als erste Maßnahme sollte er ein Filter für sein Smartphone einrichten.
Wie dein Acountname coabhängige 1 schon beschreibt bist du auch betroffen. Vielleicht kannst du deinem Mann hier die Seite mal zeigen.
Ich wünsche dir alles gute und viel Mut und Kraft für den hoffentlich gemeinsamen Weg von dir und deinem Mann.
LG maera
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=728]
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#5
Hallo Coabhängige1
Maera hat Recht: Auch wenn du ihn schon oft darauf angesprochen hast; mach ihm wirklich wirklich bewusst, dass er süchtig ist. Er wird es sicher verneinen und nicht weiter darauf eingehen, doch das ist ja in jeglicher Sucht so. Das beginnt bei den Internetsüchtigen und geht bis zu den Cristal Meath-Abhängigen.
Ich denke eben schon, dass es wichtig wäre, wenn er auch mal von aussen von anderen Menschen, die süchtig nach Pornos sind, Meinungen erhalten würde. Oder wenigstens mit anderen Menschen darüber reden könnte. So wie ich das aus deinem Text herauslese, ist er voll und ganz in der Sucht drinnen (schottet sich von dir ab, will weniger Sex etc.). Man muss wirklich jetzt handeln, denke ich...

Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft und Mut. :-)
snow&winter

[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=2990]

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