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Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt
#1
Hallo liebe Community,

ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen. Ich bin 26 Jahre alt und bin seit ca. 12 Jahren Pornosüchtig. Diese Erkenntnis ist jedoch erst wenige Tage alt. Doch Einsicht ist bekanntlich der Erste Weg der Besserung. Und ich glaube hier mit Gleichgesinnten meine Geschichte zu teilen tut gut. Ich habe einen langen Weg hinter mir, die Sucht hat bei mir extreme Ausmaße angenommen. Doch angefangen hat es wohl so, wie bei vielen anderen auch. Aber am besten ich fange von vorne an:

Meine ersten Pornografischen Inhalte waren noch Bilder, besser gesagt die "schmutzigen" Heftchen die ich aus dem Supermarkt geklaut habe. Damals war ich 12 oder 13 Jahre alt. Es wäre wohl besser gewesen, wenn mich bereits damals jemand erwischt hätte. Aber dem war nicht so und als auch unser Zuhause mit der "Welt" verbunden war, dauerte es nicht lang bis ich durch Freunde die ersten Pornobilder im Internet anschaute. Dann kam noch die ein oder andere CD mit Pornografischen Inhalten, Bilder, Videos von Freunden dazu. Und schnell waren die Bilder nicht mehr genug. Aus Bildern wurden die ersten Kurzfilme oder "Trailer". Einen solchen 30-Sekündigen Film herunterzuladen hat wohl zwischen 5 und 10 Minuten gedauert. Aber das war die Mühe wert, dachte ich. Die Faszination war einfach zu groß. Als Kind/Jugendlicher ist man schlichtweg überfördert mit dieser Situation und mit dieser extremen Reizüberflutung durch Pornografische Inhalte. Gerade wenn sich das Gehirn noch in der Entwicklung befindet. Und die Filme wurden länger, aus 30 Sekunden wurde eine Minute. Die Inhalte wurden schnell extremer und die Qualität der Filme besser. Alles hat dazu beigetragen, dass die Sucht schlimmer wurde. Die Spirale die mich nach unten zog wuchs unaufhörlich und zog mich immer weiter in den Abgrund und in die Sucht. Das Problem ist nur, dass man es nicht erkennt. Denn warum sollte etwas unnormal, krankhaft oder suchtartig sein, wenn es doch jeder andere auch macht? In welchem Maße das weiß natürlich niemand. Und so vergingen die Jahre. Es ist so als würde über dieser Zeit ein grauer Schleier liegen. Mehr kann ich davon nämlich nicht berichten. Auf jeden Fall wurden die Inhalte extremer und auch sehr schnell hat sich ein Fetisch für Ärsche und Analsex ausgebildet.

Doch das Problem ist, dass man irgendetwas irgendwann nicht mehr steigern kann. Wenn man erst einmal oben auf dem Gipfel steht, wo soll man dann noch hingehen? Gipfel trifft es jedoch nicht. Abgrund wäre passender. Also war ich sehr empfänglich für neue Reize. So kam es dann, dass ich mit 18 (während meiner Ausbildung) mit meinen Arbeitskollegen das erste Mal in den Puff gegangen bin. Dort hatte ich mein erstes Mal. Mit einer Prostituierten. Aber natürlich wusste niemand davon. Damals war alles ganz "geil". Seinen eigenen Porno leben. Aber es hört sich besser an als es war. Es ist wie ein Alptraum, rückblickend. Es war besonders der schlechte Einfluss eines Kollegen, der mich weiter in den Abgrund zog. Die Schuld jedoch einfach von sich zu weisen, das ist zu einfach. Ich war jung und dumm. Mein damaliges Alter hat wohl meinen IQ widergespiegelt. Und so kam es, dass ich mit besagtem Kollegen öfters in den Puff fuhr. Bald auch allein. Der Pornokonsum hat während dieser Zeit zugenommen. Der Geschlechtsverkehr mit Prostituierten (Gott sei Dank immer mit Schutz) und der Konsum von immer extremeren Pornos haben sich auf abartige Weise gegenseitig hochgeschukelt. Ich dachte wohl, ich muss das Ausprobieren, was ich da im Internet zu sehen bekomme. Das ging so über 3 Jahre. Ich war unregelmäßig im Puff. Niemand wusste davon. Aber über die Jahre war ich wahrscheinlich bei 30 verschiedenen Frauen. Einmal hatte ich auch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem deutschen Pornostar. Sagt nichts. Ich bete heute noch zu Gott, dass ich Gesund bin. Jedoch gab es in diesem Jahr den begründeten Verdacht auf eine chronische Geschlechtskrankheit. Jahre später. Entweder man arbeitet seine Vergangenheit auf oder sie holt einen ein. Ich hatte Todesangst. Gott sei Dank hat sich der Verdacht nicht bestätigt. Ich war ganz unten, die Spirale hat mich verschlungen. Doch dazu später mehr.

Meine erste Freundin hatte ich mit 22 Jahren. Eine attraktive Frau die 4 Jahre älter war als ich, mit viel Erfahrung. Ihr aufgespritzter Busen hat wohl meinen damaligen Frauengeschmack widergespiegelt. Aber war das MEIN Frauengeschmack oder nur ein Projektion aus den vielen Pornos? Jedenfalls war ich zu Beginn recht glücklich und der Konsum von Pornos war einfach weg. Doch hatte ich Probleme mit meiner damaligen Freundin im Bett. Ich hatte eine Erektile Dysfunktion (ED). Ganz klar von was das kam. Der Jahre lange Konsum von Pornos. Ich war über die Jahre einfach abgestumpft und desensibilisiert. Zudem war die Situation einfach neu. Ich war nur die eigene Hand gewohnt. Alles andere hat sich seltsam angefühlt. Da konnte auch Viagra nicht viel helfen, denn das Problem war nicht der Körper, sondern der Kopf. Auch habe ich nie mit ihr über meine Vergangenheit gesprochen. Aus Scham natürlich. Wer spricht schon gerne über so etwas? So ging die "Beziehung" nach 4 Monaten kaputt. Auf Lügen kann man auch keine Beziehung aufbauen. Und danach? Danach war wie davor. Pornos. Prostituierte. Jedoch habe ich kurz darauf meine jetzige Freundin kennengelernt.

Das beste was mir je passiert ist. Anfangs war ich wieder glücklich, die Pornos waren weg. Doch spätestens im Bett hat mich die Realität eingeholt. Die ED war nach wie vor ein präsentes Thema. Doch ich hatte Angst, dass es genauso wie zuvor enden würde. Aber meine Freundin war sehr verständnisvoll und geduldig. Ich habe ihr zwar nicht gesagt, woher das kam, aber mit der Zeit und mit unserer beider Geduld wurde es besser. Ich war sogar bei einem Sexualtherapeuten. Das tat gut. Und kurz danach konnte ich auch das erste Mal in Ihr kommen. Zuvor war das nicht möglich. Meine Standkraft war nach wie vor ein Problem, aber auch das besserte sich. Alles war scheinbar in Ordnung, doch als die Routine kam, kamen die Pornos. Alles wieder von vorn? Schlimmer. Ich war knapp ein Jahr mit meiner Freundin zusammen, da habe ich sie mit zwei Prostituierten betrogen. Ich habe mir gesagt "Einmal noch, dann ist Schluss damit", "Einmal noch meinen Fetisch ausleben". Meine Freundin wollte nämlich keinen Analverkehr. Das habe ich auch gemacht. Es war Schluss damit. Doch mein Gewissen hätte mich beinahe erdrückt. Es war als würde ich Tag ein Tag aus einen Rucksack auf meinen Schultern tragen, der 100 Kilo wiegt. Ich liebte sie. Heute immer noch und mehr denn je. 1 Jahr habe ich mit der Lüge gelebt. Rückblickend erscheint mir alles wie ein Alptraum. Als ich es ihr gestanden habe, wollte ich mir fast das Leben nehmen. Denn ich war sicher, sie würde mich verlassen. Aber ich liebte sie doch. Es war eine sehr schwere Zeit für uns beide. Aber wir haben sie überwunden. Ja schwer zu glauben, nicht? Betrogen mit einer Prostituierten. Ich habe ihr nicht nur das Herz gebrochen, sondern es mit einem Vorschlaghammer in 1000 Stücke zerfetzt.  Es tat mir unendlich Leid und wollte mich ehrlich ändern. Also habe ich ihr alles gebeichtet und ihr von meiner Vergangenheit erzählt. Es dauerte. Es dauerte sehr lange aber wir haben die Scherben Stück für Stück wieder zusammengeklebt. Meine Pornosucht war weg. Sozusagen vom Saulus zum Paulus.

Irgendwann kamen die Pornos zurück. Nur ein bisschen dort, ein bisschen hier. Selbstbefriedigung ist doch normal oder? Schnell war ich wieder im gewohnten Rhythmus gefangen.  Jedoch nicht ganz so pervertiert wie zuvor. Doch nach wie vor war ich anfällig für Reize. So kamen bald die Live-Cams hinzu. Hier befinde ich mich nun seit 2 Jahren.  Was ich noch nicht erwähnt habe, sind die "Persönlichkeitsstörungen". Ich bin unsicher, ängstlich, zurückgezogen, habe eine soziale Phobie. Ich denke die "klassischen" Symptome. Ich hoffe das wird sich nun alles bessern.

Vor 1 1/2 Jahren bin ich an den Augen erkrankt. Ein Zufall? Rückblickend nicht. Ein Zeichen meiner Seele, die sich vor den Pornos schützen wollte. Im ersten Moment schwer zu glauben, wenn man nicht an so etwas glaubt. Das tat ich früher auch nicht. "So ein Esoterik Schwachsinn". Ja, das hätte ich damals auch gesagt. Letztes Jahr bin ich erneut erkrankt. Am Enddarm. Ein Zufall? Rückblickend nicht, denn immerhin war doch mein Fetisch Analsex. Ein Porno ohne Analsex war langweilig. Je extremer desto "geiler". Ich wurde dieses Jahr 3 Mal operiert. Nun ist wieder alles gut. Die Kosten dafür musste ich selbst tragen. Ca. 15.000 €. Augenprobleme habe ich nach wie vor. Es war ein Geschenk Gottes, dass ich auf Bücher von dem Heilpraktiker und Arzt "Rüdiger Dalhke" gestoßen bin, denn diese haben mir die Augen geöffnet. Ich kann jedem nur seine Bücher empfehlen. Besonders das Buch "Das Schatten Prinzip" und "Krankheit als Symbol". Ich weiß nun, dass ich meine Seele mit den Pornos vergiftet habe. Ein Körper kann jedoch nur Gesund sein, wenn auch die Seele gesund ist. Alle meine Erkrankungen waren Zeichen meiner Seele. Aber endlich habe ich das begriffen. Ich arbeite z.Z stark an mir, jedoch habe ich Angst einen Rückfall zu erleiden. "Clean" bin ich seit 2 Tagen. Ich hoffe auch mit Hilfe dieser Seite endlich einen Ausweg aus der Sucht zu finden. Halbherzige Versuche mit den Pornos aufzuhören gab es schon viele. Aber diesmal ist meine Motivation groß. Sehr groß. Und ich werde es schaffen.


Wünsche allen hier weiterhin viel Kraft, Entschlossenheit und Erfolg! Bleibt strak!
Noch ein kleines Zitat: "Es ist der Geist, der die Materie beherrscht". Alles ist möglich.

Ein etwas langer Text, aber an jeden ein kleines Dankeschön, der sich die Mühe macht es zu lesen.

LG Mali


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#2
Hallo und herzlich willkommen bei uns. Deinen Leidensweg kann ich gut nachvollziehen. Vielen von uns hier erging es wohl so aehnlich. Du hast aber nun den ersten Schritt getan um ein neues Leben zu beginnen. Ich wuensche Dir viel Erfolg dabei und die Staerke, um deinen Weg bis zum Ziel zu gehen, egal wie steinig er auch sein mag.

Schoenes Zitat uebrigens. Dazu faellt mir folgendes ein:

Zitat:Schon der große Max Planck erkannte: „Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung versetzt und sie zusammenhält. Da es aber keine ewige Kraft an sich gibt, müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten, intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Ursprung aller Materie.“
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#3
Hallo Christian, danke für deine Worte.
"Dieser Geist ist der Ursprung aller Materie". Ja das kann gut sein und mit einem starken Willen ist nichts unmöglich.
Heute bin ich bei Tag 3 und mir geht es super damit. Aber rückblickend hat die Sucht schon zu viel "Schaden" angerichtet.
Das ist mein erster ernstzunehmender Versuch die Sucht zu besiegen, aber ich bin sehr guter Dinge, dass ich es auch schaffe!

Ich finde es übrigens schon fast erschreckend, wie ähnlich sich doch der Leidensweg und die Symptome vieler User hier sind. Noch erschreckender ist, dass das Thema einfach unter den Teppich gekehrt wird.

"Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König"
Ist zwar aus einem Kinderlied, aber doch sehr passend.

Allen weiterhin viel Kraft!
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#4
Pornos und Sexualität sind in vielen Kulturen und Gesellschaftskreisen noch immer ein Tabuthema, über das man nicht redet. Daher sind wir alle die perfekten Opfer und Zielgruppe der mächtigen Pornoindustrie. Wir werden gelockt und verführt, um uns das Geld aus den Taschen zu ziehen und zu willenlosen Konsumenten zu machen. Alles ohne Rücksicht auf Verluste der Person. Nicht nur die Pornoindustrie macht dieses, sondern auch die Konsumindustrie, allen voran die Nahrungsmittelindustrie, Pharmaindustrie und die Unterhaltungselektronikindustrie. Das ist aber ein anderes Thema, über das ich mich hier nicht wieder "aufregen" möchte. ;-) Wir sind schon so weit im Sumpf drin, dass wir uns aus eigener Kraft kaum daraus befreien können.

Von daher bin ich hier stolz auf alle, die mutig den Schritt wagen und ihr Leben ändern wollen. Also auf in den Kampf. :-)

EDIT: Das eigentliche Problem ist auch, dass Pornos freu zugänglich sind. Alkohol bekommet man nur mit Personalausweis und steht auch nicht überall rum, sodass man sich einfach bedienen könnte. Man muss ihn in der Öffentlichkeit kaufen und das hält schon den einen oder anderen ab, um das eigene Gesicht zu wahren. Wenn man Pornos in der Öffentlichkeit kaufen müsste, würde der Konsum wohl auch nicht so hoch ausfallen.
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